Erkenntnis
Am ganzen Körper zitternd wache ich auf. Feuer kann ich keines machen, denn ich habe kein Material mehr dafür zur Hand. Auch der nächste Tag hat noch nicht begonnen, und dem stand der Sterne am Himmel und auch des Mondes zeigen mir, dass es wohl noch eine Weile dauern wird, bis die wärmende Sonne aufgeht. Doch bis dahin werde ich weiter unter der nächtlichen Kälte leiden. Warum kann es nicht so warm sein wie letzte Nacht?
Es regnet wenigstens nicht, versuche ich mich selbst zu trösten. Weil auch wenn ich einen Regenmantel habe, es wäre um Mengen kälter. Daher, Regen brauche ich keinen. Denn dann würde es nur noch kälter und ungemütlicher werden als es eh schon ist.
Und obwohl mir meine Müdigkeit tief in den Knochen sitzt, hier sitzen zu bleiben ist definitiv nicht sehr schlau. Denn ich muss mich selbst warm halten, was mir in meiner momentanen Situation nur durch Laufen möglich ist. Langsam rapple ich mich auf, mit zitternden Händen schultere ich meinen Rucksack und laufe los. Ein Ast, der am Boden lag, dient mir nun als Wanderstock. Oder als Blindenstock, den sehen kann ich nur begrenzt, wenn das Licht des Mondes es durch das dichte Blätterdach schafft.
Stetig dem Bach, der nun eher ein kleiner Fluss ist, folgend den Himmel und so auch ein wenig die Zeit im Blick haltend laufe ich in die Dunkelheit. Geplagt von Müdigkeit, Kälte und Hunger. Genervt von der ganzen Situation, und mit den Nerven am Ende.
Und weil die Stille so laut ist, summe ich leise vor mich hin. Das Summen und leise singen halten meine Gedanken in Schach, und lassen die Schatten um mich herum weniger finster wirken, und lassen mich weniger einsam fühlen. Denn langsam, aber sicher fehlt mir der Kontakt zu anderen. Langsam, aber sicher wünsche ich mir sogar nervende Lehrer her. Denn dann müsste ich, dass alles nicht alleine durchstehen. Aber all mein Wünschen und Hoffen bringt mir im Endeffekt auch nichts. Alles, was mir bleibt ist, ich selbst und wissen das mir helfen kann. In dieser trostlosen Nacht.
Obwohl ich den Lauf der Sterne und des Mondes verfolge, so habe ich doch kein Gefühl für die vergangene Zeit. Und obwohl ich sicher schon die halbe Nacht am Laufen bin, so ist mir nicht wirklich wärmer geworden. Eher im Gegenteil. Hunger und Müdigkeit lassen mich die Kälte um mich herum noch intensiver spüren. Alles lässt mich erschöpft gegen einen Baumstamm sinken. Obwohl ich weiß, dass schlafen nicht das richtige ist im Moment, so kann ich mich gegen die Bedürfnisse meines Körpers nicht mehr wehren, und langsam fallen mir meine bleischweren Augenlider zu.
~°~
Bei allen guten Geistern und was es sonst noch so gibt, lasst mich bitte in Ruhe schlafen. Ich hab schon genug Probleme da brauche ich nicht noch jemanden der mich weckt. Und trotzdem, ich werde erneut geschüttelt. Sanft zwar, aber das ist mir herzlich egal. Brummend drehe ich mich um und kuschle mich tiefer in meine warme Decke. Warte mal. Warme Decke??
Ich hab doch keine Decke. Demnach kann ich mich doch unter keine kuscheln. Mit einem Mal ist mein Puls auf 180 und mir wird ganz mulmig. Unter welcher Decke liege ich, und wo zum Kuckuck bin ich überhaupt?
Vorsichtig öffne ich meine Augen, und spähe umher. Was nicht sehr einfach ist, denn alles ist hell und weiß. Verkniffen blinzle ich, um meine Augen an das helle grelle Licht zu gewöhnen. Langsam kristallisieren sich Umrisse eines Fensters und weiterer Möbel heraus. Ich kann ein kleines Nachtkästchen neben mir erkennen. Genauso einen Schrank an der Wand gegenüber. Und ein Schlauch der an einem Beutel hängt. Langsam verfolge ich den Schlauch und sehe, wie das andere Ende unter meiner Bettdecke verschwindet.
Das Teil sieht aus wie eine Infusion oder so. Und beim Abtasten meiner Arme merke ich auch dass die Infusion an mir ist. Ich bin in einem Krankenhaus. Das heißt zurück in der Zivilisation. Jemand hat mich gefunden. Und auch gerettet.
Ich war in meine ganzen Leben sicher noch nie so glücklich wie in diesem Moment. Und auch wenn ich Krankenhäuser absolut gar nicht mag, so bin ich doch sehr froh in einem zu sein.
Langsam drehe ich mich um und blicke in das freundliche Gesicht einer jungen Frau. Ihre dunkelbraunen Haare sind ordentlich in einem Zopf zurück gebunden, und ihre warmen braunen Augen blicken mich beruhigend an. Meine Erleichterung scheint mir ins Gesicht geschrieben zu sein. Als die gerade ansetzten, will, mir was mitzuteilen kommt ein Arzt in Zimmer. Leise beginnt er mit der Krankenschwester zu sprechen. Und obwohl ich nicht wirklich höre, was sie sagen, so kann ich dennoch ausmachen, dass die beiden, eine mir fremde Sprache sprechen.
Zum x-ten Mal, seit ich in diesem Fiasko aufgewacht bin frage ich mich, ''wo bin ich überhaupt?'' Ich bin nicht mehr in einem Wald, was gut ist. Aber ich bin allen Anschein nach in einem Land dessen Sprache ich nicht verstehe.
Naja egal. Nach den letzten Tagen ist, dass das kleinste Übel. Muss ich eben Englisch sprechen. Schließlich und endlich ist Europa nicht sehr groß und hat dennoch eine hohe Sprachenvielfalt. Da kann das schon passieren. Immer noch komisch, denn ich bin in einem so deutsch sprachigem Eck, eigentlich.
Leise aufächzend, denn drei Nächte im Wald haben sehr wohl Spuren hinterlassen, versuche ich mich im Bett aufzusetzen. Meine Schmerzenslaute hörend kommt die junge Frau zurück. Der Arzt blickt mich nur kurz an, sein Blick nicht wirklich zu deuten und verlässt den Raum genauso schnell wieder, wie er gekommen ist. Komisch. Sollte der nicht mit mir reden oder so. Fragen wie ich in den Wald gekommen bin? Nicht dass ich eine Antwort darauf habe aber trotzdem, dass der einfach so geht?
Als ich versuche zu sprechen kommt nur ein leises Murmeln aus mir heraus. Und mein Hals kratzt verdächtig. Hab ich mich tatsächlich verkühlt. Wundert mich aber auch nicht wirklich. War doch zu erwarten. Scheiß kalte Nächte und der ganze Stress und der Mangel an Nahrung.
Die Krankenschwester gibt mir etwas zum Trinken. Wie sich heraus stellt ein warmer Tee. Welcher meine Kehle jedenfalls sehr gut tut. Weshalb ich auch den ganzen Tee trinke. Ich versuche nicht allzu gierig zu wirken aber nach nur Wasser ist Tee schon geil. Die Krankenschwester wartet geduldig, bis ich fertig ausgetrunken habe. Die Tasse auf dem Nachtkästchen abstellend Blicke ich die Frau an. Hauptziel nun ist es herauszufinden, wo ich mich befinde. Und das geht nur, indem ich nachfrage. Also räuspere ich mich kurz und frage, meine Stimme immer noch recht leise, nach: "Excuse me, can you tell me please where I am? And how I ended up here?"
Doch als Antwort bekomme ich nur ein verwirrtes Stirnrunzeln. Was mich an einen erneuten Rand der Verzweiflung bringt. Mir ist bewusst, dass nicht jeder englisch spricht. Doch sollte sie es als Krankenschwester nicht können? Aber gut wahrscheinlich nicht als Arzt aber sicher. Der Arzt hätte bleiben sollen. Und weil ich ungeduldig bin, bleiben mir nur andere Wege übrig, um mich mit ihr zu verständigen. Mit einer Schreibbewegung frage ich sie, ob ich etwas zum Schreiben und ein Blatt Papier haben kann. Verstehend nickt sie und bringt mir rasch das gefragte. Gut, dass sie wenigstens ein Klemmbrett mit Papier und einen Stift an sich trägt. Nun, nur wie stelle ich es an, dass sie mich dennoch versteht?
Einen Versuch startend male ich ein kleines Figürlein. Und deute anschließend auf mich. Ich soll nämlich die Person auf dem Papier sein. Verstehend blickt sie mich an.
Ich male weiter Bäume um mich herum. Sie zeigen die Zeit im Wald.
Die Müdigkeit, den Hunger und die Kälte zeige ich hier durch Gesten selbst. Durch gähnen und zittern. Auch die Frage wie ich ins Krankenhaus gekommen bin, frage ich die durch Gesten.
Nur die Frage nach dem "wo ich bin" die kann ich beim besten Willen, weder Zeichen noch durch Gesten veranschaulichen. Doch die Krankenschwester hat es dennoch verstanden. Oder wohl eher geahnt. Sie sagt es schnell, oder doch normal, doch in meinen Ohren klingt es schnell. Verstehen kann ich nichts.
Außer einem Word.
Und dieses eine wirft meine gesamte Welt auf den Kopf. Lässt mich an meinem Verstand zweifeln. Lässt mich fühlen wie als wäre ich in einem Film. In einer Komödie, wo man sich über mich lustig macht.
Und dieses eine, was ich verstehen kann, ist:
Ich bin in Konohagakure no Sato.
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