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„Im Schein der Halloween-Lichter verschwimmen die Grenzen zwischen Fantasie und Realität, und manchmal begegnet man Dämonen, von denen man dachte, sie längst hinter sich gelassen zu haben.“
Die Blätter rascheln sanft im Wind, während ich auf der Veranda sitze und meine Liste für die Halloween-Party abarbeite. Der Herbst ist da und mit ihm die Vorfreude auf mein jährliches Event. Ich kann kaum glauben, dass schon wieder Zeit für Kürbisse, Geister und gruselige Snacks gekommen ist.
„Hast du die Geisterlichter bestellt?", ruft meine Mum aus dem Küchenfenster, während sie die Kürbissuppe rührt. Der köstliche Duft erfüllt die gesamte Umgebung und lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
„Ja, die sind schon unterwegs!", antworte ich. „Ich hab auch die gruselige Girlande mit den Augen in der Garage gefunden, die im Dunkeln leuchten!" Ein breites Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus. Diese Details machen meine Partys unvergesslich.
Tamani, meine zwei Jahre jüngere Schwester, kommt zu mir, ihre braunen Haare wehen leicht im Wind. „Kann ich mithelfen? Ich habe ein paar Ideen für Snacks", sagt sie und setzt sich neben mich.
„Klar, ich nehme jede Hilfe, die ich kriegen kann!", erkläre ich und klappe meinen Laptop zu. „Wie wäre es mit blutigen Finger-Würstchen?"
„Eww, das klingt eklig!", antwortet sie kichernd. „Aber ich bin dabei! Ich habe auch ein paar Süßigkeitenideen! Was hältst du von schaurigen Geister-Muffins?"
„Auf jeden Fall! Und vielleicht sollten wir auch eine 'Potion-Bar' einrichten? Mit verschiedenen Limonaden und gruseligen Namen?" Ich gestikuliere übertrieben, als würde ich einen magischen Trank anrühren.
„Wie wäre es mit ... 'Blutige Beerenbowle'?", schlägt Tamani vor. „Klingt cringe, ist aber nur Himbeerlimonade."
„Oder 'Hexengebräu'," überlege ich laut. „Grüne Apfel-Limo mit ein bisschen Minze. Schmeckt magisch und sieht aus, als wäre es direkt aus dem Kessel der bösen Hexe."
„Was ist mit 'Schleimschorle'?", ruft Tamani begeistert. „Kiwi-Saft, aber so richtig grün und schleimig."
„Und für die, die gern Risiken eingehen, 'Vampirtränen'", füge ich enthusiastisch hinzu. „Kirschlimonade mit einem Spritzer Johannisbeersaft. So dunkel, dass man denkt, es ist echt."
Tamani schnappt nach Luft vor Lachen. „Oh, und wir sagen, es sind echte Vampirtränen - frisch gepresst aus dem Blutsauger von nebenan!"
Grinsend schüttle ich den Kopf. „Ja, genau. Und wenn jemand fragt, was in den Tränken wirklich drin ist, antworten wir einfach, dass es ein uraltes Familienrezept ist, über Generationen weitergegeben ... und natürlich streng geheim. Wer es trotzdem wissen will, muss erst mal den Mut haben, davon zu trinken!"
„Das wird genial!", ruft sie und hüpft vor Freude. Ich liebe es, dass sie so begeistert ist.
Das Geräusch von Kies unter Rädern unterbricht unser Lachen, als das Auto meines Vaters vor der Garage zum Stehen kommt. Er steigt aus und wirbelt dabei die bunten Blätter auf, die den Boden bedecken. „Na, was heckt ihr zwei Hexen aus?", fragt er und nimmt seine Jacke und Aktentasche vom Rücksitz.
„Halloween-Vorbereitungen!", rufen Tamani und ich im Chor.
„Ich hoffe, ihr habt mir eine gute Rolle zugeteilt", sagt mein Vater mit einem schiefen Grinsen. „Ich war schon lange nicht mehr auf einer Halloween-Party!"
„Du kannst aber nicht kommen!", erwidere ich lachend. „Das ist nur für mich und meine Freunde!"
„Genau, keine Erwachsenen!", ergänzt Tamani und schüttelt entschieden den Kopf.
„Das ist aber echt gemein! Und wenn ich mich verkleide? Dann würde doch niemand wissen, dass ein Erwachsener anwesend ist", kontert er und grinst listig. Seine dunklen Augen blitzen schelmisch, und sein schulterlanges schwarzes Haar sieht leicht zerzaust aus, als hätte der Wind damit gespielt. „Ich könnte als geheimnisvoller Unbekannter kommen. Mit Maske!"
„Und was genau sollst du sein? Ein gruseliger Versicherungsvertreter?", frage ich kichernd.
„Oder ein bürokratischer Geist, der endlos Papierkram an die Partygäste verteilt!", schlägt Tamani lachend vor.
„Wie wäre es mit einem Cherokee-Dämon, der nur im Schatten auftaucht und kryptische Botschaften murmelt?", schlägt mein Dad vor. „Ich könnte 'der Hüter der verdammten Süßigkeiten' sein."
„Klingt gruselig, aber auch irgendwie ... auffällig", sagt Tamani schmunzelnd. „Ich meine, wenn du unbedingt kommen willst, dann vielleicht besser als unsichtbarer Gast."
„Genau, Dad", füge ich hinzu und ziehe gespielt ernst die Augenbrauen zusammen. „Das ist dein Stichwort! Unsichtbare Erwachsene sind genau die Art von Gästen, die wir auf der Party erlauben."
„Hmm, na gut. Solltet ihr euch umentscheiden, wisst ihr ja, wo ihr mich findet." Er zieht eine theatralische Schnute und stapft ins Haus, während Tamani und ich kichernd wieder unsere Planung aufnehmen.
„Okay, zurück zum Plan! Wir brauchen definitiv noch mehr gruselige Deko", überlege ich.
„Und vielleicht das ein oder andere Party-Spiel!"
„Wie wäre es mit einer Mutprobe? Wir könnten eine Gruselkiste machen, wo man nicht sieht, was man anfasst. Vielleicht schleimige Nudeln als 'Darm des Werwolfs' oder Trauben als 'Augen des Zombies'."
Tamani schaudert und lacht gleichzeitig. „Mega Idee! Das wird richtig eklig!"
„Genau das ist der Plan." Ich reibe mir die Hände. „Je gruseliger, desto besser. Und für diejenigen, die sich wirklich trauen, gibt's am Ende eine kleine Belohnung ... natürlich nur, wenn sie es heil überstehen!"
„Das wird die beste Halloween-Party aller Zeiten!"
***
Der kalte Wind schneidet durch meine Jacke, als ich über den Parkplatz eile, mein Herz klopft vor Aufregung. Halloween ist fast da, und ich kann die schaurigen Details in meinem Kopf kaum ordnen. Die Einkaufsliste in meiner Tasche raschelt leise, doch plötzlich übertönt ein ohrenbetäubendes Quietschen die herbstliche Stille.
Ein blauer Jeep schießt um die Ecke, Reifen kreischen auf dem Asphalt. Reflexartig springe ich zur Seite. Meine Knie schürfen über den rauen Steinboden, und mein Rucksack rutscht von der Schulter. Ich lande hart, der Aufprall fährt mir durch die Knochen. Kies gräbt sich in meine Handflächen.
„Hey, pass doch auf!“, ruft der Fahrer. Seine Stimme klingt genervt, als hätte ich gerade sein Recht gestört, mich zu überfahren. „Du kannst doch nicht einfach vor Autos springen!“
„Ich habe aufgepasst!“, rufe ich ihm nach, während ich mich aufrappele und den Dreck von meiner Jeans klopfe. Mein Hintern pocht, doch ich schüttle den Schmerz ab. „Das war dein Fehler, du Idiot!“ Meine Stimme ist fester, als ich mich fühle, aber der Ärger sprudelt wie heißer Dampf aus mir heraus.
Ich werfe einen Blick zum Beifahrersitz – und mein Magen verkrampft sich. Luca Moretti. Als er die Tür öffnet und sich aus dem Jeep schwingt, zwinge ich mich, anderswohin zu schauen.
„Alles okay bei dir, Pocahontas?", fragt er, als er aus dem blauen Jeep steigt. Seinen besorgten Gesichtsausdruck kann er sich sonst wohin stecken.
Ich ignoriere ihn und gehe an dem Auto vorbei, versuche, meine Gedanken an seine Augen und seinen Blick beiseite zu schieben.
„Namida!", ruft er mich, und benutzt doch tatsächlich mal meinen richtigen Namen. Wundert mich ja, dass er ihn kennt.
Ich bleibe stehen, den Rucksack geschultert, und drehe mich zu ihm um. „Lass es einfach, Moretti", sage ich und hebe meine Hand in einer Abwehrgeste. „Reicht mir für heute!"
„Komm schon, ihr habt beide nicht aufgepasst!", ruft er hinter mir her, doch ich gehe einfach weiter, die aufkeimende Wut in mir unterdrückend.
Das Klopfen meines Herzens hallt in meinen Ohren. So viele Gedanken schwirren in meinem Kopf umher. Von wegen nicht aufgepasst. Der Typ fährt mich fast zu Brei, und ich habe nicht aufgepasst. Natürlich.
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