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32 | BOB

Die Nacht kann nicht einmal mit viel Fantasie als erholsam bezeichnet werden. Alpträume halten mich wach und sorgen dafür, dass ich mich kaum getraut habe, die Augen zu schließen. Dafür geht es mir am nächsten Morgen dennoch erstaunlich gut. Was vermutlich aber eher an der hohen Dosis Schmerzmittel liegt. Die Kopfschmerzen sind erträglich und solange ich nicht tief einatmen oder eine komische Bewegung mache, spüre ich meine Rippen gar nicht.

Nach einigen weiteren Untersuchungen und dem Besuch meiner Eltern am Vormittag bin ich dann allerdings so fertig, dass ich tatsächlich doch nochmal einschlafe und mehrere Stunden weg bin.

Als ich wieder aufwache, bin ich allein. Ich bin der einzige Patient in dem Mehrbettzimmer. Eigentlich etwas, über das man sich glücklich schätzen kann. Aber mir wäre es aktuell lieber, Gesellschaft zu haben. So habe ich keinerlei Ablenkung von den bedrückenden Bildern, die sich sofort wieder in den Vordergrund drängen. Ich atme tief durch und versuche sie auszublenden.

Um irgendetwas zu tun, greife ich nach der Fernbedienung und das Kopfteil meines Bettes fährt gemächlich hoch. Meine Hand streckt sich automatisch nach dem kleinen Schränkchen neben meinem Bett aus. Ein Blick auf die Wanduhr zeigt mir, dass es schon Nachmittag ist. Eigentlich sollten Peter und Justus schon längst hier sein. Mit der Intention, einem der beiden zu schreiben, will ich nach meinem Handy greifen. Halte dann jedoch inne und fluche, als die Erinnerung wiederkommt.

Mein Handy ist nicht da. Keine Ahnung, was Raynor damit gemacht hat, aber ich kann es vermutlich abschreiben.

Frustriert lasse ich den Kopf auf das Kissen sinken. Und nun? Ich könnte den Fernseher anschalten, aber ich habe Angst, auf irgendeinem Nachrichtensender zu landen, der über die gestrigen Ereignisse berichtet. Das würde ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht ertragen können.

Ein leises Klopfen an meiner Tür reißt mich aus meinen trüben Gedanken. Peters Kopf schiebt sich durch den Türspalt. Als er mich sieht, erhellt ein Lächeln sein Gesicht und er schiebt die Tür ganz auf. Ich höre, wie er ein ›Er ist wach‹ über seine Schultern murmelt, dann tritt er ein, gefolgt von Justus.

Erleichterung durchflutet mich. »Hallo, Kollegen! Na, ihr habt euch aber Zeit gelassen? Ich dachte schon, ihr kommt gar nicht mehr.«

»Sorry!« Justus zieht sich einen der Besucherstühle heran und lässt sich schwer darauf fallen. »Wir mussten nochmal ins Präsidium.«

»Wir haben dir was mitgebracht.« Peter zieht seinen Rucksack aus und legt ihn mir auf den Schoß.

Neugierig krame ich darin herum und mit wachsender Begeisterung ziehe ich eine Flasche Cola, eine Tüte Chips, etwas in Papier Eingewickeltes, dass verdächtig nach Sandwiches aussieht und riecht, und eine Frischhaltedose hervor.

»Was ist da drin?«, frage ich, bin aber sofort damit beschäftigt, die Dose zu öffnen. Was ich sehe, lässt mich ungläubig auflachen. »Kirschkuchen? Nicht ernsthaft? Wo habt ihr den denn jetzt hergezaubert?«

Justus grinst. »Nachdem Tante Mathilda gehört hat, was passiert ist, hat sie heute morgen gleich gebacken und Titus hat ihn uns auf seiner Tour vorbeigebracht.«

Ich runzel die Stirn. »Woher wusste sie, was passiert ist?«

»Der Buschfunk funktioniert einwandfrei«, erklärt Peter und ich verstehe. Irgendwann gestern nach meiner Einlieferung hat Justus meine Eltern informiert. Und von dort aus ging es dann wohl gleich weiter an Peters Eltern und Justus' Tante und Onkel. Nachdem wir uns in der Vergangenheit einmal zu häufig mit Informationen bedeckt gehalten haben, haben sich unsere Erziehungsberechtigten zusammengetan und informieren sich seit dem gegenseitig.

Ich lege alles Essbare vorerst wieder in den Rucksack zurück und sehe meine beiden Freunde nacheinander an. »Danke! Ihr seid die Besten!« Dass ich damit nicht nur die Verpflegung meine, verstehen beide.

Peter lässt sich am Fußende meines Bettes nieder und blickt mich ernst an.

»Jag uns nie wieder so einen Schrecken ein! Hörst du?«

Ich schnaube. Aber gegen das Grinsen kann ich trotzdem nichts tun, nachdem Justus gestern etwas sehr ähnliches gefordert hat. »Ich geb mir zukünftig Mühe.«

»Was sagen die Ärzte?«

»Eine gebrochene Rippe, eine angeknackste«, beginne ich aufzuzählen. »Mehrere Prellungen, eine leichte Gehirnerschütterung. Der Kopf ist ansonsten in Ordnung. Schwindel und Gleichgewichtsstörungen habe ich keine mehr. Das war vermutlich auch durch die Dehydrierung und Unterzuckerung verstärkt. Wird trotzdem ne Weile dauern, bis ich wieder einsatzbereit bin.«

Peter schüttelt missbilligend den Kopf. »Scheiß drauf! Deine Gesundheit geht vor!«

»Wirst du psychologische Hilfe in Anspruch nehmen?«, fragt Justus mit zusammengekniffenen Augen.

Er weiß genau um mein ambivalentes Verhältnis zu Psychologen. Aber in diesem Fall habe ich die Notwendigkeit sehr schnell eingesehen.

Als ich nicke, wirken meine beiden Freunde sehr erleichtert. »Mom hat sich bereits darum gekümmert und mir einen Termin bei einem Bekannten besorgt. Aber könnt ihr mich jetzt auf den neuesten Stand bringen? Ich hab ja gestern nicht mal ansatzweise die Hälfte mitbekommen. Und wisst ihr, wo Ivete ist?«

Meine beiden Freunde wechselten einen Blick, der mich misstrauisch macht.

»Ivete haben wir gestern im Präsidium das letzte Mal gesehen.«

Ein Gedanke schießt mir durch den Kopf und ich spüre, wie mir das Blut aus dem Gesicht weicht. »Ist sie verhaftet worden?«

Justus' entschiedenes Kopfschütteln beruhigt mich ein wenig. »Nein, gegen sie besteht keinerlei Verdacht. Auch wenn Raynor nichts unversucht lassen dürfte.«

Ich runzel die Stirn. »Raynor?«

Abwechselnd berichten mir Justus und Peter, was alles seit meiner Abwesenheit vorgefallen ist. Endlich gibt es auch mehr Details, als die paar Stichworte, die Justus mir gestern Abend hingeworfen hatte. Und ich staune nicht schlecht, was so alles im Hintergrund passiert ist.

»Okay«, murmele ich nachdem sie geendet haben. »Das heißt offiziell hat Raynor Ivete auf der Party erkannt, das Amulett gestohlen und ihr beziehungsweise dem Urutau den Diebstahl in die Schuhe schieben wollen?«

Peter nickt. »Korrekt. Außerdem hatte er vor zweimal abzukassieren, indem er Ivete mit seinem Verdacht konfrontierte und Schweigegeld erpressen wollte. Und nach dem Treffen mit Ivete wollte er das Amulett aus dem Versteck holen und damit abtauchen.«

»Und das hat die Polizei euch abgekauft?«

Justus zuckt mit den Schultern. »Alle Indizien sprechen gegen Raynor. Und bei den offenen Fragen steht Aussage gegen Aussage.«

»Abgesehen davon hat Raynor keine Chance gegen die Armada von Spitzenanwälten, die Ivetes Vater auf den Plan rufen wird«, sagt Peter.

Die Information erleichtert mich ungemein. Gleichwohl entgeht mir nicht der sarkastische Unterton in Peters Stimme.

»Und alle Fäden laufen bei diesem Seay zusammen? Wer ist der Typ?«

»Ein Geschäftsmann aus San Diego«, berichtet Justus, »der seine Finger in diversen dubiosen Geschäften im Spiel hat. Ivete und ihr Vater sind bereits seit Jahren dabei, Beweise gegen ihn zu sammeln.«

»Und Raynor wurde ausgerechnet von ihm beauftragt? Was für ein Zufall.«

Dass Justus in diesem Fall nickt, wundert mich ein wenig. Normalerweise behauptet er immer großspurig, nicht an Zufälle zu glauben. Aber welche Erklärung sollte es hier statt dessen geben?

»Und du hast wirklich Cotta rausgeklingelt, damit der alles klärt?«

Justus zuckt unbekümmert mit den Achseln. »Es erschien mir die effizienteste Lösung, um schnell alle zu mobilisieren. Cotta kennt uns, er stellt keine Fragen, sondern ist sofort zur Stelle, wenn wir Hilfe brauchen. Und ich hab mit meiner Einschätzung richtig gelegen.«

Ich muss schmunzeln bei der Vorstellung. Schade, dass ich da nicht dabei war. »Übertreib's lieber nicht, Just. Irgendwann kommt er mal nicht.«

Er winkt ab. »Das würde er nie machen.«

»Eher macht er seine Drohung mit der Berghütte doch noch wahr«, lacht Peter. Ich verstehe erst nicht, aber nachdem er mich aufgeklärt hat, kann ich das Lachen auch nicht mehr zurückhalten.

Ein leises Klopfen lässt uns alle verstummen und zur Tür umdrehen. Als ich sie erblicke, schlägt mir mein Herz bis zum Hals. So lange habe ich diesen Moment herbeigesehnt und jetzt ist sie endlich da. Kurz bin ich irritiert, weil das Zögern so gar nicht zu ihrem sonstigen selbstbewussten Auftreten passt. Aber es überwiegt die Freude, sie endlich zu sehen. Auf den ersten Blick gesund und wohlbehalten.

»Hey!«, begrüßt sie uns mit einem winzigen Lächeln auf den Lippen.

Peter und Justus wechseln einen Blick und stehen dann auf.

Peter deutet mit dem Daumen nach draußen. »Wir lassen euch mal allein.«

Als die beiden das Zimmer verlassen, entgeht mir nicht der Blick, mit dem Peter Ivete fixiert. Er ist nicht freundlich, sondern enthält eine deutliche Warnung. Jetzt bin ich mir ziemlich sicher, dass da was vorgefallen sein muss. Ivete begegnet dem Blick völlig unbeeindruckt, wirkt aber, nachdem sich die Tür hinter meinen beiden Freunden schließt, nachdenklich und irgendwie erleichtert.

»Was ist das zwischen euch beiden?«, frage ich sie direkt.

Sie schaut mich an, öffnet den Mund, schließt ihn aber sofort wieder. Dann zuckt sie mit den Schultern. »Nichts. Er hat mir nur sehr deutlich klargemacht, in welchem Team er spielt. Und das ist nicht meins.«

Das ist nicht unbedingt eine befriedigende Antwort, aber ich will das nicht weiter vertiefen. Dafür ist später noch Zeit. Jetzt will ich sie erst einmal hier bei mir haben.

Sie sieht müde aus. Vermutlich hat sie genauso wenig geschlafen, wie wir alle. Aber da ist auch noch irgendetwas anderes. In ihren schönen braunen Augen fehlt der Glanz. Die Partie um ihren Mund herum ist angespannt und verkrampft. Sie wirkt bedrückt, als wäre ihr dieser Besuch unangenehm.

Ich strecke die Hand nach ihr aus. »Komm her«, bitte ich sie leise.

Sie zögert, tritt aber dann an mein Bett heran und lässt sich von mir in eine Umarmung ziehen. Ich vergrabe meinen Gesicht in ihrer Halsbeuge. Ihre Locken kitzeln mich, ihr Duft steigt mir in die Nase und erinnert mich sofort an die vielen schönen Stunden, die wir miteinander verbracht haben. Und irgendwie gibt das hier auch den allerletzten Ausschlag, dass mein Kopf endlich vollends eine Sache begreift: Es ist vorbei! Wir sind beide hier und können uns in die Arme schließen. Und es ist einigermaßen gut ausgegangen. Ich ziehe sie noch fester an mich, soweit es meine Rippen zulassen, während mich die Erleichterung durchflutet und mein Herz kurz stolpert. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich sie ewig so halten können. Um ehrlich zu sein, hätte ich sie am liebsten nie wieder losgelassen.

Aber irgendwann löst sich Ivete sanft von mir und setzt sich auf die Bettkante. Viel zu weit weg für meinen Geschmack. Immerhin bleiben unsere Hände ineinander verschränkt.

»Wie geht es dir?«, fragt sie mich.

Ich versuche ein schiefes Lächeln, dass angesichts meiner Schwellungen im Gesicht vermutlich wenig glückt. Bei meinen Freunden war mir die Tatsache gerade egal, aber ausgerechnet bei ihr mache ich mir darüber Gedanken.

»Es wird schon wieder«, antworte ich beruhigend. »Ich bin nicht so leicht unterzukriegen.« Wobei ich zugeben muss, dass ich diese Erfahrung ungern wiederholen würde.

Auch Ivete scheint nicht wirklich überzeugt, nickt aber.

»Wie geht es dir?«, frage ich sie zurück.

Sie zögert und seufzt dann tief. »Es tut mir so leid«, flüstert sie, statt mir zu antworten.

»Du weißt, dass dich keine Schuld trifft.«

Jetzt schnaubt sie und endlich sehe ich etwas in ihren Augen aufblitzen, dass mich an die alte Ivete erinnert. Nicht diese eingeschüchterte Version, das gerade hier bei mir sitzt, sondern die selbstbewusste, willensstarke Frau, die sie eigentlich ist.

»Ich hätte besser aufpassen müssen«, sagt sie mit energischer Stimme. »Das hätte niemals soweit kommen dürfen.«

»Raynor ist derjenige gewesen, der es zu verantworten hat. Nicht du. Du kannst nicht alles kontrollieren, Ivete.«

Sie schüttelt den Kopf, sagt aber nichts mehr dazu.

Ich streiche ihr mit dem Daumen über den Handrücken. Gerne hätte ich ihr Gesicht berührt, aber sie ist zu weit entfernt. Warum eigentlich? Hat sie sich absichtlich dorthin gesetzt?

»Du siehst aus, als hättest du heute schon zu viel erlebt. Hast du überhaupt mal Zeit zum Durchatmen gehabt?«

Sie schüttelt wieder den Kopf, reibt sich über die Stirn und wirkt dabei unendlich müde. »Die Nacht war kurz. Ich hatte einiges zu erledigen, dass nicht aufgeschoben werden konnte.«

»Bei der Polizei?«

»Auch.«

»Wie ist es dort gelaufen?« Ihr Verhalten gibt mir Rätsel auf. Vielleicht ist im Präsidium irgendetwas vorgefallen, dass sie jetzt noch so sehr beschäftigt. Oder es ist einfach bedingt durch die Anspannung der letzten Tage? Ich habe jedenfalls das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt.

Sie seufzt tief. Ihr Blick wandert von mir weg an einen Punkt, der irgendwo in weiter Ferne außerhalb dieses Krankenzimmers zu sein scheint. »Hat Justus dir gesagt, auf welche Story wir uns verständigt haben?«

Ich nicke.

»Die Anschuldigungen von Raynor mussten natürlich überprüft werden, weswegen ich ziemlich lange im Verhörraum gesessen habe.«

»Aber du konntest sie überzeugen?«

»Säße ich sonst hier?«, fragt sie und verzieht das Gesicht zu etwas, dass ein Grinsen sein soll.

Ich mustere sie. Ja, vielleicht ist es das, was sie so bedrückt. Ich weiß, wie anstrengend das ganze Prozedere sein kann. Ich war zwar bisher nur als Zeuge oder als Geschädigter geladen, aber es war trotzdem ätzend.

»War die Polizei schon bei dir?«

Ich schüttel den Kopf. »Sergeant Williams hat sich aber für morgen angekündigt. Vielleicht sollten wir vorher unsere Geschichten abstimmen.«

Sie legt den Kopf schief. »Ich hab erzählt, dass wir ein Date hatten und die Nacht miteinander verbracht haben. Unsern Streit habe ich nicht erwähnt.«

Ich nickte zustimmend. Also würde auch ich diesen Teil auslassen. Es tat sowieso nichts zur Sache und würde unweigerlich die Frage aufwerfen, aus welchem Grund wir uns gestritten hatten.

»Erzählst du mir nun, warum du das alles machst? Wofür sind die Informationen, die du sammelst?«

Sie runzelt die Stirn. »Das haben dir deine Freunde nicht erzählt?«

Ich schüttel den Kopf. »Nur dass es dir um Informationen zu einem amerikanischen Geschäftsmann geht. Justus hat sich da sehr bedeckt gehalten. Vermutlich wollt er es dir überlassen.«

Sie wirkt überrascht. »Der Mann heißt Seay und ich versuche Beweise zu sammeln, die ihn mit dem Tod meiner Mutter in Verbindung bringen.«

Ich horche auf. »Er ist daran Schuld? Ich dachte, es geht um unsaubere Geschäfte?«

»Auch.« Während sie berichtet, fällt bei mir ein Puzzlestück nach dem anderen an die richtige Stelle und ergibt plötzlich ein absolut schlüssiges Gesamtbild. So sehr ich auch anfangs verurteilt habe, was sie macht, so sehr kann ich nun ihre Beweggründe nachvollziehen. Die Methoden sind immer noch fragwürdig, aber - Himmel! - was würde ich an ihrer Stelle tun? Würde ich nicht auch alles unternehmen, um der Wahrheit einen Schritt näher zu kommen? Um denjenigen, der meine Familie zerstört hat, hinter Gittern zu bringen?

Nachdem sie geendet hat, sehen wir uns beide eine ganze Weile schweigend an.

»Es tut mir so leid, was dir widerfahren ist!«, sage ich leise und ich hoffe sie versteht, dass es keine leere Floskel ist. Die Bürde, die sie trägt, muss gewaltig sein und mich wundert, dass alles nicht schon viel eher zusammengebrochen ist. Dass sie nicht schon längst zusammengebrochen ist.

Ein kleines Lächeln zupft an ihren Mundwinkeln und vertreibt für einen winzigen Augenblick den dunklen Schatten.

»Was hast du jetzt vor? Weiter gegen Seay ermitteln?«

Sie schüttelt den Kopf. »Nein, das wird warten müssen. Ich muss erst einmal einige Dinge Zuhause regeln«, sie zögert und verzieht das Gesicht, »und vermutlich ist es nicht schlecht, wenn ich erstmal ein wenig von der Bildfläche verschwinde. Vermutlich habe ich ziemlich viel Staub aufgewirbelt.«

»Zuhause?«

Ein trauriger Ausdruck huscht über ihr Gesicht. »Mein Flieger geht schon heute Nacht, ich muss bald los.«

Ich nicke, auch wenn mir eher nach Kopfschütteln und festklammern ist. Aber ich verstehe ihre Beweggründe.

»Wie lange bist du weg? Und wie machst du das mit deinem Studium? Das Semester ist in vollem Gange.«

Eigentlich will ich eine ganz andere Frage stellen. ›Wann sehen wir uns wieder?‹ Aber ich behalte sie für mich.

Ivete beantwortet mir keine meiner Fragen, sondern weicht meinem Blick aus, während sie mir langsam ihre Hand entzieht.

Es dauert eine ganze Weile, bis mein Hirn die richtigen Schlüsse aus ihrer Reaktion zieht. Und dass ist der Augenblick, an dem ich das Gefühl habe, mir hätte jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Weil jetzt plötzlich ihr Verhalten einen ganz anderen Sinn ergibt. Gut, dass ich bereits in einem Bett liege.

Langsam beginne ich mit dem Kopf zu schütteln. Nein, das kann nicht sein! Das darf nicht sein!

»Was wird aus uns?«, platzt Frage aus mir heraus und meine Stimme hört sich plötzlich verdammt brüchig an.

Sie seufzte schwer und ich ahne, dass mir ihre nächsten Worte nicht gefallen werden. »Bob ... es gibt kein ›uns‹. Es hat nie eines gegeben. Es war ein Fehler, dass ich das zwischen uns überhaupt zugelassen habe. Es tut mir unendlich leid.«

Die Worte fühlen sich an, als hätte sie mir ein Messer ins Herz gerammt. Ungläubig starre ich sie an, während sich eine unangenehme Kälte in meinen Adern ausbreitet.

»Hat es dir überhaupt etwas bedeutet?«

Erneut weicht sie meinem Blick aus, diesmal nur kurz. Dann liegt ein bedauernder Ausdruck in ihren Augen. »Dass es nichts für die Zukunft hatte sein können, weißt du doch genauso gut, wie ich. Selbst, wenn ich hier geblieben wäre.«

Nein! Mein Verstand weigert sich, ihr auch nur ein Wort zu glauben. Ich habe mir nicht eingebildet, dass sie auch etwas für mich empfindet. Dass das zwischen uns mehr ist, als eine einmalige, wundervolle Nacht.

Aber sie lässt mir keine Gelegenheit, um dagegen zu argumentieren. Sie beugt sich nach vorne und haucht mir einen sanften, kaum spürbaren Kuss auf die Stirn.

»Adeos, meu querido. Eu gostaria de ter outra opção. Sentirei sua falta!«

Mit den Worten steht sie auf und verlässt mein Zimmer, ohne noch einmal zurückzublicken.

Sprachlos starre ich die Tür an, die sich hinter ihr schließt und kann nicht glauben, was da gerade passiert ist. Ich habe nicht verstanden, was sie zu mir gesagt hat. Es könnte alles gewesen sein. Aber vermutlich kein ›Bis Bald‹.

***

Wie sehr würdet ihr mich hassen, wenn ich jetzt das Wörtchen ›Ende‹ hierhin schreibe?

Ich habe lange überlegt, wie ich diese Geschichte abschließen kann. Und ich finde, nicht immer muss es ein Happy End sein. Diese Geschichte hat das Potential für ein Unhappy End. Eine Diebin und ein Detektiv. Eine Fernbeziehung über tausende von Meilen. Eine junge Frau, die sich entscheiden muss zwischen der Verpflichtung ihrer Familie gegenüber und ihrem eigenen Glück.

Obs ›happy‹ wird, verrate ich nicht, aber die Geschichte ist noch nicht fertig erzählt.

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