1. Kapitel
Der Wind heulte und Schneeflocken stoben ihr ins Gesicht. Vor Kälte konnte sie ihre Hände und Füße nicht mehr spüren. Extra für diese Reise hatte sie sich Stiefel angefertigt, aber dennoch drangen der Schnee und die Kälte einfach hindurch. Immerhin musste sie nicht laufen, sondern konnte mit ihren weiß gefiederten Flügeln über der Schneeoberfläche fliegen.
Ihr waldgrüner Umhang erfüllte seinen Zweck deutlich besser als ihre Stiefel und schirmte sie von dem kalten Nass ab.
Aber nun war sie angekommen. Vor ihr, mitten in den Fels des Berges gehauen, befand sich ein gigantisches Tor. Vorsichtig streckte sie eine Hand aus und legte sie auf den Stein. Er war kalt, aber deutlich wärmer als er bei diesem Schneesturm eigentlich sein dürfte. Es schien als würde sich der Schnee einfach auflösen, bevor er das Tor treffen konnte...
Etwas ratlos drückte sie gegen einen der steinernen Flügel.
Sofort schwang das Tor geräuschlos auf. Als hätte es durch ihre Geste verstanden, dass sie eintreten wollte.
Im Inneren des Berges herrschte absolute Finsternis. Auch das Tageslicht schien es nicht zu wagen, die Schwelle zu übertreten.
Die junge Frau zögerte einen Moment, dann trat sie ein. Augenblicklich wurde es wärmer und sie seufzte erleichtert.
Glücklicherweise schloss sich das Tor hinter ihr nicht und nachdem sie ein paar weitere Schritte gemacht hatte, flammten Lampen auf.
Der Anblick war atemberaubend. Rechts und links führten meterhohe Bücherregale in die Ferne. Es war zu dunkel um zu erkennen, wo sie endeten.
Staunend blickte sich die Besucherin um. Am liebsten hätte sie jedes einzelne Regal erkundet und alles gelesen, was sie finden konnte. Aber dazu fehlte ihr leider die Zeit...
Sie brauchte die Schriftrolle. Schnell.
Also beeilte sie sich und lief den breiten Mittelgang entlang. Bei jedem Schritt hinterließ sie einen nassen Fußabdruck und von ihren Federn tropfte es unaufhörlich geschmolzenen Schnee.
Ihre Kapuze hatte sie nach wenigen Schritten abgenommen, denn auch sie tropfte nun. Glücklicherweise war der Stoff aber dick genug, dass ihre hellen, wilden Locken nicht nass geworden waren.
Es gab nur einen einzigen Grund, warum sie seit zwei Wochen unterwegs war: die Schriftrolle.
Dem jungen Mann zufolge, den sie zufällig getroffen hatte, sollte die Schriftrolle Informationen enthalten, wie man bestimmte Magie ausübte. Genauer gesagt, wie man Illusionen wahr werden lassen konnte.
Acelias Fähigkeiten, Illusionen zu erschaffen, beschränkten sich zwar leider auf tote Gegenstände, weder Pflanzen noch Tiere oder andere Lebewesen, aber dennoch, wenn sie alle Gegenstände, die sie darstellen auch verwirklichen konnte... Die Möglichkeiten wären unglaublich!
Von der Vorstellung bestärkt, was sie alles tun könnte, lief sie noch schneller, bis sie schließlich am Ende der Halle ankam.
Die letzten Regale wurden von riesigen, steinernen Statuen dekoriert. Keine glich der anderen, aber alle hatten scharfe Krallen, lange Zähne und zornig verzogene Mäuler. Sie passten kein bisschen an diesen ruhigen Ort.
Nachdenklich widmete sie ihre Aufmerksamkeit dem massiven, steinernen Tisch, der vor ihr stand. Wenn das eine Bibliothek war, vielleicht befand sich dort normalerweise der Bibliothekar? Allerdings war sie das einzige Lebewesen weit und breit.
Aufmerksam lief sie um den Tisch herum und untersuchte ihn genau. Wenn die Schriftrolle irgendwo versteckt war, dann hier, da war sie sich ziemlich sicher. Oder sie hoffte es eher, denn ansonsten blieb ihr nichts anderes übrig, als sämtliche Regale zu durchsuchen. Und dafür würden ein paar Tage nicht reichen...
Glücklicherweise fand sie auf der Rückseite des Tisches einen winzigen Knopf. Als sie darauf drückte, öffnete sich in einem der Beine ein schmales Loch, in welchem sich eine zylinderförmige Schachtel befand.
Vorsichtig nahm die junge Frau sie heraus. Und im selben Moment bebte der Boden. Erschrocken blickte sie sich um, aber es schien sich nichts verändert zu haben. Dann hörte sie das Geräusch von fallenden Steinen, als würde etwas zerbröckeln.
Wieder warf sie einen Blick zur Decke, allerdings war diese zu weit weg, um etwas zu erkennen.
Noch während sie überlegte, ob sie hinauffliegen und nachsehen sollte, woher das Geräusch kam, nahm sie eine Bewegung wahr. Und erstarrte einen Moment.
Die Statuen... Sie erwachten! Die Steinschicht, die sie bedeckt hatte, bröckelte von ihnen ab und schwarze Schuppen kamen zum Vorschein. Als das erste Monster mit seinem Schwanz peitschte und ein anderes mit den Flügeln zuckte, zögerte die junge Frau nicht länger und stürzte zum Tor.
Ihre Flügel erwiesen ihr einen guten Dienst und sie kam an, als die Monster noch mit ihrer Steinschicht zu kämpfen hatten.
Aber bevor sie die Bibliothek verlassen konnte, erschien eine Gestalt vor ihr im Schnee.
"Es scheint, als wäre jemand vor mir hier." Der junge Mann klang amüsiert.
Erst als er langsam auf sie zukam, konnte sie seine Gestalt erkennen, denn der Schneesturm tobte noch immer heftig.
Der Fremde hatte zwei lange, golden schimmernde Hörner und sein grüner Umhang peitschte durch die Luft. Trotz seiner eher dünnen Stoffkleidung schien er überhaupt nicht zu frieren... Die Diebin der Schriftrolle starrte ihn nur verwirrt an und vergaß für einen kurzen Moment die Monster hinter ihr.
"Wer bist du?"
"Ich bin der Gott der Lügen und des Schabernacks, Herrscher über Asgard, mein Name ist Loki. Und wer bist du, dass du es wagst, dir die Schriftrolle zu holen?"
"Ich bin Acelia. Und ich hole die Schriftrolle, weil ich genau wie du ihren Inhalt erfahren will."
Loki trat nun ebenfalls durch das Tor und Acelia erkannte, dass er gar keine Hörner hatte sondern einen goldenen Kopfschmuck trug.
In genau diesem Moment erklang lautes Gebrüll und Acelia musste sich nicht umdrehen um zu wissen, dass die Monster nun frei waren.
"Ich fürchte, wir haben ein kleines Problem, wenn du vorhast, die Rolle zu behalten. Aber ich mache dir einen Vorschlag, gib sie mir und ich werde mich um diese...Monster kümmern, die offensichtlich hinter dir her sind."
Loki lächelte sie an, aber Acelia schüttelte sofort den Kopf.
"Anderer Vorschlag: Wir lesen die Schriftrolle beide, nachdem du uns hier rausholst. Du siehst nicht aus, als wärst du hier hochgewandert und ein Transportmittel hast du auch nicht. Entweder du kannst fliegen oder dich teleportieren, habe ich recht?"
Acelia sah ihn fragend an und Loki schnaubte.
"Was sollte mich daran hindern, dich einfach auszulöschen und mir die Rolle zu nehmen? Ich bin ein Gott, was willst du mir entgegensetzen?"
Acelia antwortete nicht, sondern hielt die Schriftrolle hoch und ballte ihre Hand zu einer Faust. Und ihre Finger schlossen sich, denn die Rolle war weg. Sie tauchte auch nicht wieder auf, als sie die Hand öffnete.
"Wenn du mich tötest, stirbt auch meine Seele und damit ist die Schriftrolle verloren, denn alles was sich in meiner Seele befindet, wird für immer dort eingeschlossen bleiben. Also würde ich dir davon abraten, ob Gott hin oder her."
Loki blieben nur wenige Sekunden zum Überlegen, denn zwei der Monster, hatten sie erreicht und stürzten sich auf ihn und Acelia.
Gerade noch rechtzeitig packte er sie am Handgelenk, holte einen blauen Stein hervor und sie verschwanden in einer blau-grauen Wolke.
Acelia hatte das Gefühl als würde sie in ein kleines Loch gesogen und dann mit Schwung wieder ausgespuckt werden.
Sobald sie wieder festen Boden unter sich spürte, brachte sie ein paar Meter Abstand zwischen sich und Loki. Er hatte sie zwar vor den Monstern gerettet, aber sie hatte noch keine Garantie, dass er ihr nicht doch feindlich gesinnt war.
Hastig spannte sie eine Schildkuppel über sich. Es war vermutlich einfacher Loki aus- als einzusperren.
"Danke für die Hilfe. Also was sagst du? Lassen wir das Kämpfen und schauen beide in die Schriftrolle?"
Acelia sah Loki fragend an. Er grinste nur und im selben Moment erschien ein Doppelgänger von ihm neben ihr im Inneren des Schildes.
Acelia schloss sofort die Augen und die Kuppel löste sich auf. Stattdessen war nun sie selbst in einen silbrigen Schimmer gehüllt. Diese Art von Ganzkörperschild kostete unglaublich viel Energie, da er sich immer an ihre Bewegungen anpassen musste, aber immerhin hatte Loki so keine Chance, einen Doppelgänger zu ihr zu schicken.
"Dann nochmal: Bist du einverstanden oder willst du dich auf einen unnötigen Kampf einlassen?"
Acelia war sich nicht sicher, ob sie gewinnen konnte. Sie kannte über Loki lediglich ein paar Märchen aus einem ihrer Bücher. Er war eben der Gott der Lügen und des Schabernacks, log viel, spielte gemeine Streiche und die oberste Regel war, ihm nicht zu vertrauen. Welche Kräfte er in Wirklichkeit besaß, falls er tatsächlich der echte Loki war, wusste sie nicht.
Zwei Vorteile hatte sie allerdings und auf diese baute sie auch: Sie hatte die Schriftrolle und es war nicht gelogen, dass sie für immer vernichtet wäre, falls Loki sie töten sollte. Und sie kannte sich hier aus, es war ihr Heimatplanet und sie konnte fliegen. Falls sie entkommen musste, standen ihre Chancen relativ gut.
Loki überlegte einen Moment und deutete dann eine spöttische Verbeugung an.
"Wie du möchtest. Ich habe ohnehin nie verstanden, warum es in jeder Legende einen Kampf um Wissen gibt."
Acelia lächelte. "Sehr schön, dann sind wir ja einer Meinung."
Trotzdem blieb sie in ihrem Schild, auch wenn sie spürte, dass es langsam anstrengend wurde, es zu halten. Loki wäre wohl kaum Loki, wenn er so leicht zustimmen und vor allem die Wahrheit sagen würde.
Sie streckte eine Hand aus und griff nach etwas, das nicht da war. Und sobald sich ihre Hand schloss, hatte sie wieder die Schriftrolle, oder besser gesagt die Schatulle, in der Hand.
Loki trat näher, denn er wollte nichts verpassen.
Vorsichtig öffnete Acelia den Verschluss und zog die lange Rolle hervor. Das Papier fühlte sich vertrocknet und brüchig an, aber es ging nicht kaputt, als sie es langsam auseinander rollte.
Fassungslos starrte sie darauf. Loki tat es ihr gleich, auch wenn er sich bemühte, es zu verbergen.
Die Schriftrolle war leer.
Es war nichts darauf geschrieben.
Kein Wort, kein Tintenfleck, einfach nichts.
"Das kann nicht sein", murmelte Acelia verwirrt. Es musste etwas geben! Es konnte doch nicht sein, dass diese Monster in der Bibliothek einfach nur ein leeres Papier bewacht hatten.
Hastig untersuchte sie die Schatulle. Irgendetwas musste hier sein. Ein Hinweis, vielleicht konnte man die Rolle nur unter bestimmten Bedingungen lesen. Irgendwas musste es geben.
Im Inneren der Schatulle befand sich nichts weiter. Außen offensichtlich auch nichts...
Acelia wollte schon aufgeben, als sie entdeckte, dass sich die Schatulle auch von der anderen Seite öffnen ließ. Dort war nur ein kleiner Zettel versteckt, für mehr war kein Platz.
Kaum hatte sie ihn aufgefaltet, begann er, zu Staub zu zerfallen. So schnell sie konnte überflog Acelia das Geschriebene und war gerade fertig, als auch die letzte Ecke mit dem letzten Wort verschwand.
»Wenn der dritte Mond als Vollmond und die anderen als Neumonde am Himmel stehen. Nachts.«
Ihr Verstand raste. Mondphasen... Damit hatte sie sich eine Zeit lang beschäftigt...
Wenn sie daheim war, dürfte es etwa noch...
"Was genau stand darauf?", fragte Loki, der den Zettel scheinbar nicht mehr komplett hatte lesen können.
Acelia zögerte nicht lange. "Wenn der dritte Mond als Neumond..."
"Denkst du wirklich, du kannst mich so einfach anlügen? Ich habe den Großteil noch gelesen, also sag mir die Wahrheit."
"Na schön. Der dritte Mond muss ein Vollmond sein und die anderen beiden Neumonde. Und die Rolle muss bei Nacht gelesen werden."
Loki nickte langsam und schwieg. Acelia packte die Schriftrolle wieder ein und ließ sie in ihrer wahren Seele verschwinden.
Nach ein paar Sekunden wurde ihr klar, dass Loki keine Ahnung hatte, wann diese Bedingungen erfüllt waren. Er lebte in Asgard und war nur wegen der Schriftrolle hier, wie auch immer er das geschafft hatte. Als Gott und Herrscher Asgards hatte man wohl seine Mittel, obwohl sie immer gedacht hatte, dass Odin über Asgard regieren würde... Oder wenigstens sein Sohn Thor...
Jedenfalls war es unwahrscheinlich, dass er sich irgendwie mit den Mondphasen dieses Planeten beschäftigt hatte.
"In zwei Monaten müsste man den dritten Mond allein sehen", erklärte sie ihm nach kurzem Zögern.
Loki blickte sie misstrauisch an.
"Und an welchem Ort muss man sein, damit es auch nachts ist?"
"Bei mir daheim und in der näheren Umgebung."
Wieder musterte Loki sie genau, aber er nickte.
"Und wo das ist wirst du mir selbstverständlich nicht verraten, weil du sonst keine Versicherung hast, dass ich dir die Schriftrolle nicht einfach abnehme und dich umbringe."
Acelia lächelte. "Ganz genau. Da du mich anders herum aber ebenfalls nicht gehen lässt, wie wäre es, wenn wir die nächsten zwei Monate irgendwie sinnvoll verbringen? Du scheinst recht gut zaubern zu können, vielleicht kannst du mir etwas beibringen. Ich kann dir bestimmt auch noch etwas zeigen."
Der Vorschlag war komplett ernst gemeint, keine Lügen und keine Halbwahrheiten. Um das zu beweisen, und um sich nicht vollkommen auszulaugen, ließ sie ihr Schutzschild fallen.
Loki blickte sie einen Moment an und ein spöttisches Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
"Meinst du wirklich, dass ein Gott von...einem Kind wie dir etwas lernen könnte? Du bist doch nicht mehr als ein Mensch mit Flügeln, ein Insekt, das sich wegen seiner sogenannten Freiheit für mächtig hält."
Acelia starrte ihn ein wenig fassungslos an.
"Bitte was?"
"Oh, ich bitte um Entschuldigung, ich wollte damit natürlich deine Gefühle nicht verletzen."
Lokis Stimme triefte vor Sarkasmus und Acelia schüttelte mit einem ungläubigen Lachen den Kopf.
"Du nennst mich ein Kind? Wie alt bist du denn bitte, wenn 1052 Jahre für dich als Kind gelten?"
Nun war es Loki, der sie verdutzt ansah. "Du... Was bist du? Wie bist du 1052 Jahre..."
Acelia hörte nicht länger zu, sondern drehte sich zu einem merkwürdigen Portal um, welches ein paar Meter neben ihnen erschien.
Es leuchtete orangefarben und sah aus wie ein schwebender Quader. Acelia hatte noch nie etwas Derartiges gesehen, Loki ging es wohl ähnlich, denn er starrte nun auch irritiert darauf.
Eine kleine Gruppe von Menschen, vielleicht Soldaten, kam heraus und sah sich um. Sie trugen alle schwarze Uniformen und Helme und in den Händen hatten sie Stäbe mit einem leuchtenden Ende. Vermutlich Waffen, auch wenn Acelia keine Ahnung hatte, wie sie funktionierten.
Eine Frau mit dunkler Haut blickte auf ein kleines Gerät in ihrer Hand, dann auf Loki und Acelia und nickte.
"Das sind die beiden Varianten. Loki Laufeyson und Acelia. Ergreift sie."
Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, als Acelia schon ihre Flügel ausgebreitet und mehrere Meter zwischen sich und die Fremden gebracht hatte.
Ein paar Sekunden später hüllte sie Loki mit einem leichten Kuppelschild ein, sie wusste nicht wie stark die Soldaten waren. Und auch nicht, wie gut der Gott sich selbst verteidigen konnte.
"Wer seid ihr?", verlangte Loki mit gebieterischer Stimme zu wissen.
"Die Time Variance Authority. Ihr habt gegen den wahren Zeitstrahl verstoßen und werdet dafür vor Gericht geführt", bekamen sie eine knappe Antwort.
"Was für ein wahrer Zeitstrahl?", erkundigte sich Acelia weitaus friedlicher, eher neugierig. "Was wäre denn unser...wahres Schicksal gewesen?"
Vielleicht war alles ein kleines Missverständnis, das sie schnell lösen könnten? Vorausgesetzt, dass diese Time Var... TVA nicht ein kompletter Witz war, sondern die Wahrheit sagte.
Die Frau, wohl die Anführerin der Truppe, zögerte, aber nachdem sie ihren Leuten befohlen hatte, das Schild zu umstellen, damit wenigstens Loki nicht entkommen konnte, antwortete sie: "Laufeyson sollte dich umbringen, damit die Schriftrolle vernichten und wieder nach Asgard zurückkehren."
Das war... Offensichtlich war es nichts, was sie mal eben kurz ändern könnte...
Als sie Loki einen Blick zuwarf, erkannte sie, dass er ebenfalls nicht sehr begeistert von diesem wahren Zeitstrahl war. Vermutlich machte er sich weniger Gedanken um ihr Leben als um die Schriftrolle, aber das war gerade unwichtig. Immerhin würde er nicht versuchen, sie zu töten.
Die Anführerin gab ihren Leuten ein Handzeichen und sie stachen prüfend mit den Leuchtstäben auf das Schild ein. Es gab ein wenig nach als wäre es dehnbar, aber nichts drang hindurch.
Leider beließen sie es nicht dabei, sondern formierten sich zu kleinen Gruppen, die nun gemeinsam an einem Stelle stachen. Das Schild bekam Löcher und löste sich nach ein paar Sekunden auf, was nicht weiter verwunderlich war. Acelia hatte nur ein schwaches Schild verwendet.
Immerhin wusste sie jetzt, dass diese TVA Soldaten stark genug waren, es zu zerstören. Das nächste Mal müsste sie wohl mehr aufbringen.
Allerdings hatten diese paar Sekunden Loki gereicht, um seinen blauen Stein herauszuholen und sich zu teleportieren. Acelia nahm das als Zeichen, kräftig mit den Flügeln zu schlagen und über die Baumwipfel zu verschwinden.
Aufmerksam suchte sie den Waldboden ab und achtete auf Signale, wie aufgeschreckte Vögel, um Loki zu finden. Sie hatte Glück, er hatte sich nicht sehr weit wegbewegt und war in der Nähe des Gebirges geblieben.
Sie flog tiefer und landete ein paar Meter von ihm entfernt auf dem Waldboden.
Er warf ihr nur einen kurzen Blick zu und sah sich dann weiter um, allerdings schien er zu dem Schluss zu kommen, dass die TVA nicht in der Nähe war. Sie konnten eben nicht fliegen, zumindest ging Acelia davon aus.
Einen Moment schwiegen sie beide, während sie darüber nachdachten, was sie mit den neuen Informationen am besten tun sollten.
"Ich glaube das Magie-Training verschieben wir, Überleben steht erstmal an erster Stelle", schlug Acelia vor und schaffte es tatsächlich zu schmunzeln.
Loki warf ihr einen nachdenklichen Blick zu, nickte aber.
"Denkst du, sie haben die Wahrheit gesagt? Als Gott der Lügen solltest du das am besten einschätzen können."
"Sie haben es zumindest selbst geglaubt. Wahrer Zeitstrahl, so ein Unsinn! Ich werde die Schriftrolle lesen, mächtiger werden und dann nach Asgard zurückkehren, nicht dann, wenn irgendwelche Möchtegern-Soldaten mit einem ausgedachten Schicksal es erlauben!"
Acelia nickte nur langsam.
Sie war auch nicht sicher, ob sie der TVA glaubte oder nicht. Ihr Gerede klang absurd, es war absolut verrückt. Andererseits... Wer waren diese Leute denn? Warum sollten sie sich das ausdenken? Und wenn Loki recht hatte und sie daran glaubten, warum taten sie das? Vielleicht sagten sie ja wirklich die Wahrheit...
"Dann einigen wir uns immerhin darauf, dass wir nicht auf ihren wahren Zeitstrahl hören werden, egal ob ich jetzt noch ein "Kind" bin oder nicht, ich hätte gerne noch ein bisschen etwas von meinem Leben."
Loki grinste. "Du willst mir also erzählen, dass du, ein Mensch mit Flügeln, 1052 Jahre alt bist? Obwohl du aussiehst wie die Menschen mit..."
Er musterte sie kurz. "Als Mensch wärst du wohl 20 Jahre alt."
"Mag sein, aber ich bin kein Mensch. Und auch kein "Mensch mit Flügeln" wie du mein ganzes Volk gerade bezeichnest, um nicht zu sagen, beleidigst."
"Und was bist du dann?"
Acelia stockte kurz. "Wir...wir haben keinen Namen für uns. Wir reden eigentlich nicht mit Fremden und untereinander sagen wir einfach "wir"."
Lokis Grinsen wurde breiter. Aber bevor er etwas sagen konnte, öffneten sich erneut Portale direkt neben ihnen und Soldaten der TVA kamen herausgestürmt.
Sie verschwendeten keine Worte und umstellten die beiden sofort, lediglich das Schild, das Acelia wieder schnell genug um sie und Loki gelegt hatte, hielt sie davon ab, zu ihnen zu gelangen und anzugreifen.
So einfach war es wohl doch nicht, der TVA zu entkommen...
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