Kapitel 47
Ich unterhielt mich mit Archie, bis Kevin und Veronica zurückkamen, mein Freund offensichtlich ruhiger als zuvor. Es war wie ich gedacht hatte: Die ganze Sache war kein Problem, dass sich nicht mit einem Gespräch lösen liess. So war die erste Disharmonie des Jahres schnell aus dem Wege geräumt.
Auch die erste Überraschung des Jahres folgte noch am selben Tag: Ein Anruf von Fangs hatte Kevin und mich kurz vor Mittag aus dem Schlaf gerissen und ich war erst ein paar hundert Meter weg vom Keller Haus in Richtung des Busbahnhofes gegangen, als ich vor mir eine weitere Serpentjacke entdeckte. Sweet Pea. Auf der Northside. Das konnte wohl nur Eines bedeuten. Grinsend schloss ich zu ihm auf und boxte ihn mit meinem Ellbogen in die Seite. "Gut das Tom nicht länger Sheriff ist, der würde ja direkt einen Anfall bekommen, wenn er wüsste, dass gleich zwei Serpents unter seinem Dach übernachtet haben." Der Schwarzhaarige grinste und schubste mich von sich weg: "Tom? Sag bloss du hast dich schon so bei Kevins altem Herr eingeschleimt, dass du ihn bei seinem Vornamen nennen darfst." Ich zuckte mit den Schultern und hielt meine Hände abwehrend: "Nicht jeder kann so charmelos sein wie du."
Wir zankten noch ein wenig hin und her auf dem Weg zum Busbahnhof, doch als Fangs dann ausstieg, hatten wir urplötzlich ein ganz anderes Thema.
Fangs war alleine zurück nach Riverdale gekommen. Miri hatte entschieden direkt in Pittsburgh zu bleiben, um das Schuljahr dort zu beenden. Damit war nun ein Zimmer ihn Fangs Wohnung frei, dass ich zu Kevins Freude noch in derselben Woche bezog. Sweet Pea bekam die Couch, zumindest so lange bis sein Wohnwagen repariert und es wieder warm genug war, um zurück in den Trailerpark zu ziehen.
Der Rest des Monats verging schnell und als der Schnee Anfangs Februar zu schmelzen begann, erhielt Kevin schon seine ersten Einladungen für Vorstellungsgespräche an den Unis. Auch Fangs war nach Pittsburgh eingeladen worden und er freute sich enorm darauf. Während sein Interview jedoch noch zwei Wochen aus war, hatte Kevin sein erstes Vorsprechen bereits in der zweiten Februarwoche. Und er war ziemlich nervös gewesen, bevor er zu seinem Vater in den Truck stieg. Ich dagegen war zuversichtlich, dass er es gut machen würde.
Sie würden am Samstag gegen den Abend zurückkommen und Sierra hatte mich zum Abendessen eingeladen. Ich hatte eigentlich vorgehabt, den Tag auf dem Schrottplatz zu verbringen und dann direkt von dort zu den Kellers hinüber zu fahren. Doch als ich in der Mittagspause einen verpassten Anruf von meiner Mutter auf dem Handy hatte, wurden meine Pläne für den ganzen Tag über den Haufen geworfen. Ich hatte seit Weihnachten bestimmt zwei duzend Mal bei ihr angerufen, um mit den Kids zu sprechen, doch sie hatte meine Anrufe ignoriert. Nur um dann wie aus dem nichts anzurufen. Nicht, um sich zu entschuldigen. Sondern weil sie etwas von mir wollte. Typisch.
Ich war immer noch etwas unsicher, als ich bei Kevins Familie an der Tür klingelte. Aber jetzt war es bereits zu spät einen Rückzieher zu machen. Nervös spielte ich mit dem Schlüssel in meiner Hosentasche, bis ich Schritte näherkommen hörte und mir schliesslich Sierra gegenüberstand. "Oh Joaquin, du bist etwas früh dran. Tom und Kevin werden erst um sechs hier sein", erklärte sie sofort und ich nickte leicht.
"Ich weiss... Ich bin eigentlich hier um mit Ih-dir zu sprechen, falls das in Ordnung ist?" Ich hatte mich eigentlich bereits daran gewöhnt, die Ex-Bürgermeisterin zu duzen und auch bei Kevins Vater fiel es mir immer einfacher, doch das ganze Thema hatte mich ziemlich durch den Wind gebracht. Die schwarzhaarige Frau sah mich überrascht an, fasste sich aber schnell wieder und trat lächelnd zur Seite.
"Natürlich, komm nur rein."
Ich folgte ihr ins Haus und stellte meinen Motorradhelm hinter der Tür auf den Boden, bevor ich Kevins Stiefmutter in die Küche folgte und mich an den Esstisch setzte. Immer noch relativ nervös, beobachtete ich wie die Schwarzhaarige erst mir und dann auch sich selbst ein Glas Saft einschenkte. "Worum geht es denn?" Sie stellte den Krug wieder in den Kühlschrank und brachte die Gläser zum Tisch hinüber.
"Ich brauche einen Rat... Einen rechtlichen Rat."
"Hast du Probleme, Joaquin?", fragte sie und ich bildete mir ein einen besorgten Unterton zu hören.
"Nein, nein. Es geht um meine Mutter... Sie lässt sich von ihrem neuen Mann scheiden", erklärte ich und das Lächeln kehrte auf die Lippen der Schwarzhaarigen zurück.
"Ach so. Ich kann gerne versuchen dir weiter zu helfen, aber ich muss dich vorwarnen: Ich bin nicht in Familienrecht spezialisiert."
Ich nahm einen Schluck von meinem Saft, unsicher wie ich beginnen sollte. Sierra tat es mir nach und wartete geduldig, bis ich mit meinem Anliegen herausrückte.
"Wie gesagt, sie lassen sich scheiden und anscheinend wird es einen ziemlich üblen Rechtsstreit um meine Halbgeschwister geben. Ihr Mann will das alleinige Sorgerecht... Meine Mutter will, dass ich als Zeuge aussage, damit sie die Kids bekommt", begann ich. "Ich möchte mich da eigentlich lieber nicht einmischen... Vor allem kann ich mir nicht vorstellen, dass es ihr irgendetwas bringt. Macht ja nicht gerade einen guten Eindruck, wenn plötzlich der Sohn auftaucht, den sie vor dreizehn Jahren einfach sitzengelassen hat. Aber ich will auch nicht, dass er die Kids kriegt", erzählte ich und fuhr mir mit einer Hand durch die Haare. "Ich weiss nicht, was ich tun soll."
Sierra lächelte mich aufmunternd an und legte mir eine Hand auf den Arm. "Das Ganze klingt ziemlich komplex und ich würde dir wirklich gerne weiterhelfen Joaquin, aber ohne den Fall zu kennen ist das ziemlich schwierig. Vielleicht wäre es besser, wenn du mit ihrem Anwalt sprechen würdest?"
Ich schüttelte meinen Kopf. "Nein. Der sagt sowieso, dass ich kommen soll."
"Das kann ich verstehen... Weisst du was, ich hole schnell etwas zum Schreiben und dann erzählst du mir alles über die Situation, was du weisst. Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam eine Antwort finden können. Das ist, falls du das immer noch möchtest?"
Ich nickte stumm und sah zu wie sie sich erhob und kurz darauf mit einem Block und einem Stift aus dem Büro zurückkam. Sie stellte mir erst ein paar allgemeine Fragen, zum Beispiel wie meine Mutter, ihr Mann und die Kinder hiessen, wie alt die Kinder waren und wie lange die Beiden schon verheiratet waren. Ich beantwortete ihr alles so gut es ging, obwohl ich auf die letzte Frage keine Antwort wusste.
"Und hat deine Mutter gesagt, weshalb sie will, dass du aussagen kommst? Es ist nicht unüblich, dass man Halbgeschwister in so einen Prozess mit einbezieht, da solche Personen Auskunft über die Beziehung der Kinder zu den Elternteilen und auch über die häuslichen Zustände geben können. Aber soweit ich weiss, hast du ja nur sehr kurze Zeit mit ihnen zusammengelebt, oder?"
"Etwa vier Monate...", erwiderte ich und biss auf meiner Unterlippe herum. Doch so ungern ich darüber sprach, wenn sie mir weiterhelfen sollte, blieb mir nichts anderes übrig als mit der Wahrheit herauszurücken. "Er hat mich geschlagen...", gestand ich deshalb und drehte das Glas vor mir in meinen Fingern. "Meine Mutter will, dass ich gegen Mark aussage, weil er mich geschlagen hat als ich bei ihnen gewohnt hab."
Ich brauchte nicht aufzusehen, um zu wissen, dass die Anwältin mich ansah. Dass der Kugelschreiber, der bisher immer fleissig Notizen gemacht hatte, plötzlich aufgehört hatte über das Papier zu kratzen, war Indiz genug. Zögerlich hob ich meinen Blick und sah Kevins Stiefmutter, deren Blick immer noch auf mir ruhte, direkt an. Ich konnte ihr ansehen, dass sie nach den richtigen Worten suchte.
"Du brauchst nichts dazu zu sagen. Ich will nur wissen, ob das einen Unterschied machen könnte", entgegnete ich deshalb und strich mir meine Haare hinters Ohr.
Die ehemalige Bürgermeisterin schluckte einmal und nickte dann aber: "Ja. Häusliche Gewalt ist etwas was die Gerichte sehr ernst nehmen."
"Und was ist mit der Tatsache, dass meine Mutter mich als Kind einfach hier sitzen gelassen hat? Würde das nicht auch ihre Chancen auf das Sorgerecht zunichte machen?", erwiderte ich und die Schwarzhaarige dachte kurz nach, bevor sie zurückfragte: "Weiss ihr Mann davon?"
Ich nickte leicht.
"Dann würde ich davon ausgehen, dass der Anwalt ihres Mannes das so oder so gegen sie verwenden wird. Egal ob du aussagst oder nicht."
"Dann denken sie, dass meine Aussage etwas bewirken könnte?", fragte ich nochmals, um eine klare Antwort zu bekommen.
Sierra legte ihren Kugelschreiber nieder und sah mich an. "Ich kenne die ganzen Umstände nicht genau, aber ja. So ein Thema wird nicht einfach ignoriert."
Ich war schon bereit aufzustehen, da ich meine Antwort hatte, doch Sierra hielt mich mit ihren nächsten Worten auf. "Schau Joaquin, ich möchte mich nicht zu sehr einmischen und ich weiss auch nicht wie eng deine Beziehung zu deiner Mutter und deinen Halbgeschwistern ist... Aber ich denke du solltest nicht nur berücksichtigen, was deine Aussage etwas für sie bewirken könnte. Denk auch daran, was es für dich bedeuten wird, wenn du dich entscheidest auszusagen."
"Ich glaub ich komm nicht ganz mit...", gab ich zu.
Sierra lächelte verständnisvoll und faltete ihre Hände auf dem Tisch. "Es ist ziemlich offensichtlich, dass du nicht gerne darüber sprichst. Aber wenn diese Scheidung bis vor Gericht geht - was nach deinen Schilderungen ziemlich wahrscheinlich wäre - wirst du das tun müssen. In einem Raum voller Fremder. Und nicht nur der Anwalt deiner Mutter wird dir Fragen stellen können, sondern auch das Gericht und der Anwalt ihres Mannes. Und vor allem ihr Anwalt wird alles dafür geben deine Aussage zu diskreditieren... Das könnte zu einigen sehr unangenehmen Fragen führen", erklärte sie und ich biss mir auf die Unterlippe.
"Was für Fragen?"
"Hast du je Anzeige erstattet?", fragte sie dann und ich schüttelte meinen Kopf. "Das wirst du begründen müssen. Ausserdem wird der Anwalt der Gegenpartei dir wahrscheinlich vorwerfen, dass du lügst. Gibt es irgendwelche Beweise oder Zeugen, die deine Aussage bestätigen könnten?"
Ich dachte kurz darüber nach, doch bevor ich antworten konnte ging die Tür auf und Kevins Stimme ertönte: "Bin wieder da!"
Ich begann sofort leicht zu lächeln und dieses Lächeln wurde noch breiter, als Kevin um die Ecke kam und mich mit grossen Augen ansah. Alleine seine Stimme konnte die dunklen Wolken vertreiben, die durch das Thema an meinem Gemütshimmel aufgezogen waren.
"Was machst du denn schon hier?", fragte er verwirrt, kam dann jedoch ebenso grinsend auf mich zu und gab mir einen sanften Kuss auf die Lippen.
"Das könnte ich auch dich fragen. Solltet ihr nicht eigentlich erst zum Abendessen kommen?"
Kevin nickte und ging zum Kühlschrank hinüber. "Das war der Plan aber Mr. Andrews hat angerufen. Einer seiner Männer hat sich verletzt und fällt für längere Zeit aus. Vielleicht kann Dad einspringen. Er ist gerade bei Mr. Andrews drüben, um das zu besprechen", erklärte er und goss sich auch ein Glas Saft ein. "Und was ist mit dir?"
"Joaquin brauchte einen rechtlichen Rat", kam Sierra mir zuvor und Kevin warf mir sofort einen 'Bitte sag mir nicht, dass du Probleme hast'-Blick zu.
"Meine Mutter lässt sich scheiden und will, dass ich gegen Mark aussage."
Der Braunhaarige nickte und drehte sich wieder dem Kühlschrank zu, realisierte dann aber was ich gesagt hatte und drehte sich erneut um. "Warte, was?!"
Mit ein paar schnellen Schritten war er bei uns und setzte sich mit dem Glas neben mich. Verwirrt und etwas unsicher sah er zwischen mir und seiner Stiefmutter hin und her und auch Sierra zögerte weiterzufahren. Schliesslich konnte sie ja nicht wissen, wie viel Kevin wusste.
"Ich hab's ihr erzählt", klärte ich erst meinen Freund auf und sah dann wieder zurück zu der ehemaligen Bürgermeisterin. "Es gibt keine Zeugen... Mal abgesehen von meiner Mutter und den Kids aber die nützen wahrscheinlich nicht viel, oder?"
Sierra schüttelte den Kopf und ich seufzte leise. Das hatte ich mir schon gedacht.
"Zeugen wofür?", warf Kevin ein und ich stütze meinen Kopf in die Hände.
"Sierra meinte, dass Marks Anwalt mir vorwerfen wird, dass ich lüge", murmelte ich und spürte, wie der Braunhaarige sanft eine Hand auf meine Schulter legte. Ich liess meine Arme wieder auf den Tisch fallen und lächelte ihn leicht an.
"Ohne Zeugen oder Beweise wirst du es nicht einfach haben... Nicht wenn dieser neue Mann deiner Mutter einen guten Anwalt hat", kehrte auch Sierra zu unserer Konversation zurück.
Kevin wurde beim Wort 'Beweise' hellhörig. "Sind deine Narben nicht Beweis genug?", platze er heraus und ich zuckte augenblicklich zusammen.
Die ehemalige Bürgermeisterin hatte nun wieder diesen besorgten Ausdruck auf ihrem Gesicht, drängte mich jedoch nicht dazu, das auszuführen.
Da die Katze nun aber eh schon aus dem Sack war, erhob ich mich und zog meinen Pulli über den Kopf. Als ich dann wieder neben Kevin sass, brauchte ich nur noch den Kragen meines Shirts zur Seite zu ziehen, um eine Reihe an kleinen, kreisrunden Narben auf meiner Schulter und meinem Nacken freizulegen.
Sierras Augen waren geweitet und selbst als ich den Stoff wieder los liess und dieser die Narben erneut verbarg, blieben Sie auf der Stelle fixiert. Der Schock war ihr ins Gesicht geschrieben. "Meine Güte, w-was...?"
"Zigaretten", erklärte ich ziemlich knapp und nahm Kevins Hand in Meine. "Würde das reichen?"
Die Anwältin nahm einen Schluck von ihrem Saft, während sie ihre Gedanken sortierte. "In einem Strafprozess: Nein. Aber da wir hier um Sorgerecht sprechen, würde ich sagen ja."
Ich nickte. Das war dann wohl die Antwort, auf die ich gewartet hatte. "Okay... Danke vielmal für die Hilfe, Sierra."
"Gerne, Joaquin. Falls dir noch ein paar Fragen mehr einfallen bis zum Prozess, bin ich gerne für dich da", erwiderte Sierra und Kevin drückte erneut meine Hand, die er wieder in Seine genommen hatte.
"Und ich bin auch für dich da." Ich drückte ihm als Dankeschön einen kurzen Kuss auf die Wange. Sierra beobachtete uns lächelnd und erhob sich dann. "Wenn das alles ist, werde ich dann mal mit dem Abendessen beginnen."
"Brauchst du Hilfe?", fragte ich nach, doch die ehemalige Bürgermeisterin lehnte dankend ab, weshalb ich mich auch ohne grosse Gegenwehr von Kevin die Treppe hoch und in sein Zimmer ziehen liess. Dort liess ich mich auf sein Bett fallen und vergrub meinen Kopf im Kissen, während mein Freund sich halb auf mich drauf legte und seinen Kopf auf meiner Schulter ruhen liess.
"Ich glaube, du hast Sierra ziemlich glücklich damit gemacht, dass du sie um Rat gefragt hast", erklärte er dann und legte seine Lippen auf meinen Hals. Ich lächelte leicht in das Kissen hinein und drehte meinen Kopf zur Seite. "Du machst mich gerade ziemlich glücklich damit, dass du hier bist", erwiderte ich und konnte seinen Brustkorb an meinem Rücken vibrieren hören, als er zu lachen begann.
"Weisst du, wenn du magst, komme ich mit, wenn du Aussagen musst. Falls du das tun möchtest." Wenn ich ehrlich war, hätte ich ihn wahrscheinlich gerne dabeigehabt. Aber wenn Mark da sein würde... "Kann ich das später entscheiden?"
"Klar", murmelte er und ich konnte spüren, wie seine Hand vorsichtig unter mein Shirt glitt, während seine Lippen die empfindliche Stelle direkt unter meinem Ohr fanden. Ein warmer Schauer fuhr durch meinen Körper und ich versuchte mich umzudrehen, konnte das allerdings nicht, weil Kevin immer noch voll auf mir drauf lag. Ich lachte leise in das Kissen hinein. "Dürfte ich mich bitte umdrehen?"
Doch mein Freund bewegte sich kein Stück. Stattdessen schob er mein T-Shirt hoch und begann Küsse entlang meinem Rückgrat zu verteilen. So blieb mir nichts anderes übrig als ihn einfach machen zu lassen und es zu geniessen. Zumindest bis seine Lippen mein Schulterblatt berührten und genug von seinem Gewicht verlagert wurde, dass ich mich umdrehen konnte. Ich zog mein Shirt wieder zurecht und musterte den Braunhaarigen, der nun auf seinem Rücken neben mir lag und schmollte. Doch auch dieser Schmollmund verschwand schnell, als ich mich nun über seinen Oberkörper lehnte und meine Lippen gegen Seine drückte.
"Sag mal, was muss man machen, damit sein Freund heute Nacht hier bleibt?", fragte der Braunhaarige als wir uns wieder voneinander gelöst hatten und ich lächelte verschmitzt. "Mir fallen da eine ganze Reihe an Dingen ein."
"Soso, seit wann bist du denn so anspruchsvoll?", scherzte er und ich liess mich wieder neben ihm auf das Bett fallen. "Lass uns doch einfach damit anfangen, dass du mir erzählst wie dein Vorsprechen war."
Damit schien der Braunhaarige sich zufrieden zu geben, denn er rollte sich auf die Seite und platzierte seinen Kopf auf meiner Brust. "Ganz okay, glaube ich. Ich war mega nervös aber die Frau war ziemlich nett. Keine Ahnung, ob es reichen wird...", erzählte er, während ich mit meiner Hand sanft seinen Rücken hinauf und hinunter fuhr.
"Ich bin mir sicher, dass sie deinem Charme nicht widerstehen konnte."
"Bei dir scheint er auf jeden Fall Wunder gewirkt zu haben."
Ich lächelte nur wissend und liess meine Hand schliesslich auf seiner Hüfte liegen.
"Was wirst du jetzt eigentlich wegen der Sache mit deiner Mutter machen?", fragte Kevin nach einer Weile und ich konnte spüren, wie sein Kopf sich auf meiner Schulter bewegte. Vermutlich um mich anzusehen. Ich sah nicht nach, ob ich recht lag. Stattdessen waren meine Augen auf einen unsichtbaren Punkt an der Decke fixiert.
"Ich glaube nicht, dass ich wirklich eine Wahl habe... Nicht wegen meiner Mutter, sondern wegen Ricky und Ada", gab ich dann schliesslich zu. "Stell dir vor Mark bekommt das Sorgerecht... Dann werde ich im besten Fall mein Leben lang nichts mehr von meinen Geschwistern hören."
Kevin drehte seinen Kopf erneut, dieses Mal grub sich sein Kinn in meine Brust und ich wusste nun ganz genau, dass er mich ansah. "Und im schlimmsten Fall?"
Ich sah ihn an und schob vorsichtig meine Hand unter sein Kinn, da dieses eine unangenehme Menge an Druck auf meine Brust ausübte. "Im schlimmsten Fall hat einer von ihnen auch so einen unglücklichen Unfall und ich hab' ein Geschwister weniger."
Nun hob der Braunhaarige seinen Kopf von meiner Brust und schob ihn in mein Blickfeld.
"Denkst du wirklich, er würde sein eigenes Kind töten?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nicht böswillig. Aber wenn der Kerl wütend ist... Ich trau ihm zu, dass er Ricky oder Ada auch die Treppe runter stossen würde. Ich hatte Glück, aber wer sagt, dass die Beiden das auch haben werden?" Sanft legte ich meine Hand an Kevins Wange und fuhr mit dem Daumen unter seinem Auge entlang. Er sah besorgt aus.
"Dann wirst du ihr also einfach so helfen?"
"Nein." Ich liess meine Hand nach hinten an seinen Hinterkopf wandern und der Northsider lehnte seine Stirn gegen Meine.
"Aber ich dachte, du hast gar keine Wahl wegen deinen Geschwistern?" Wir waren so nahe, dass ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte. Es kitzelte leicht.
"Das muss sie ja nicht wissen. Wenn sie meine Hilfe will, wird sie das etwas kosten", erwiderte ich und strich mit meinen Lippen einmal kurz über die meines Freundes. "Genauso wie es dich noch etwas kosten wird, wenn du mich heute Abend hierbehalten willst."
Doch Kevin reagierte nicht, wie ich es mir erhofft hatte. Anstatt nachzugeben und mich - vorzugsweise mit seinen Lippen - davon zu überzeugen, dass es durchaus Vorteile hatte, hier zu bleiben, setzte er sich auf und sah grinsend auf mich runter.
"Deine Mutter mag verzweifelt sein, ich jedoch nicht. Mit Erpressung erreichst du bei mir gar nichts."
Ich wusste schon, weshalb sich der Braunhaarige für Musical und Schauspiel Studiengänge entschieden hatte. Im ersten Moment war ich komplett unsicher, ob er gerade ernsthaft empört war oder nur mit mir scherzte. Als ich mich dann jedoch auch aufsetzte und ihm wieder etwas näherkam, schmolz die ernste Maske und ein Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück. Ich erwiderte dieses und legte meinen Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen sehen zu können. "Keine Erpressung, verstanden. Wie wär' es stattdessen mit einer für beide Seiten vorteilhaften Vereinbarung?"
Ein listiges Glitzern trat in die Augen meines Freundes. "Interessant, sprich weiter." Doch ich hatte einen anderen Plan: "Ich zeig's dir lieber als darüber zu sprechen."
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