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Donnerstag. Heute ist mein Geburtstag. Ergo schon wieder ein Jahr älter. Verrückt wie schnell ein Jahr vergeht. Gestern war ich noch 24 und heute bin ich schon 25 Jahre alt.
Gegen halb acht fahre ich ins Café. Da wir donnerstags erst um zehn Uhr öffnen, liege ich noch gut in der Zeit. Eigentlich hatte ich vor, heute nicht zu öffnen. Da die Gäste allerdings erst um drei Uhr kommen, kann ich vorher auch ganz normal öffnen. Ich wüsste eh nicht was ich ansonsten machen könnte.
Angekommen, mache ich mich sofort an die Arbeit und backe Torten. Als die ersten Böden im Ofen sind, kümmere ich mich um die Tische. Wir haben keine aufwendige Tischdeko. Das will ich nicht. Es steht lediglich eine Vase auf jedem Tisch. Die Blumen bekomme ich frisch vom Großmarkt.
Um kurz vor neun kommen meine zwei besten Freundinnen. Beide sehr bepackt.
„Da ist ja unser Geburtstagskind. Alles Gute zu deinem Ehrentag". Lissy ist die erste die mich umarmt.
Nachdem sie mich losgelassen und auch Bine mir gratuliert hat, bekomme ich Geschenke. Ich liebe Geschenke. Alles andere wäre eine Lüge.
„Wir hoffen, es gefällt dir", meint Lissy und legt ihre Hände über die Augen.
Okay, jetzt bin ich gespannt. Es ist bestimmt ein Gutschein. Vielleicht für ein Wellnesswochenende. Das habe ich mir schon lange gewünscht.
Auf der Karte steht wirklich Gutschein.
Gutschein
für
einen
Flirtkurs
Wow. Dieses Geschenk ist echt bombastisch.
„Danke. Das ist echt ein... tolles Geschenk". Ich sehe die beiden mit sehr viel Begeisterung an. Man beachte die Ironie. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll".
„Wir wissen, dass du dir das nicht gewünscht hast. Aber Bine und ich dachte, das könnte das richtige sein. Vielleicht kannst du so deine Schüchternheit gegenüber Männern ablegen", erklärt Lissy.
„Und deshalb schenkt ihr mir einen Flirtkurs?", frage ich noch immer leicht ungläubig. Naja diesen einen Tag werde ich auch überstehen.
„Ja. Der Kurs geht fast einen Monat. Immer samstagnachmittags. Die Adresse steht auf dem Gutschein". Bine scheint richtig stolz auf das Geschenk zu sein.
Warte. Einen Monat? Ist das deren Ernst?
„Und wie läuft das dann ab? Sitze ich da mit jemandem im Raum und rede einfach?". Ich ahne schlimmes. Wahrscheinlich muss ich dort Rollenspiele machen. Wie ich so etwas hasse.
„Nein. Du bist da noch mit anderen. Ein Profi leitet die Gruppe. Ich bin richtig gespannt was du sagen wirst".
Ja, ich bin auch sehr gespannt. Ein Flirtkurs. Der Tag kann ja nur noch besser werden.
Auch zwei Stunden später bin ich noch immer sprachlos. Wie können die beiden mir nur so etwas zum Geburtstag schenken? Ich habe den beiden nie etwas angetan. Zum Glück habe ich nicht viel Zeit zum Nachdenken. Heute Morgen ist das Café voller Gäste. Seit kurzem bieten wir auch Frühstück an. Vorher gab es morgens lediglich Kaffee und für diejenigen die wollten Kuchen. Aber seit wir das Frühstück anbieten, bekommen wir sogar schon Anmeldungen. Der absolute Traum. Für mich war die Eröffnung damals schon eine Wunscherfüllung, aber das wir jeden Tag so viele Gäste haben, ist wirklich wunderbar.
„Ich bin hinten, die Torten fertig machen".
Die fertig gebackenen Torten von heute Morgen werden nun etwas verziert. Ich arbeite gerne mit Marzipan und Fondant. Meine Mutter hat früher immer den Kopf geschüttelt. Für sie war Backen eher wie ein Krampf. Sie hat lieber gekocht. Aber es ist ja auch schön, dass jeder was anderes gerne macht. Ich hoffe die fünf Torten reichen. Aber wir haben auch noch Cupcakes. Es kommen ja später auch gar nicht so viele. Nur die Familie und Elias, falls er kommen sollte. Und Olé. Heute Morgen war er nämlich noch nicht da.
„Und sie haben dir wirklich einen Gutschein für diesen Flirtkurs geschenkt?". Meine Cousine kann sich vor Lachen kaum halten. Mittlerweile ist es kurz nach zwei. Klara hat Lina von der Schule abgeholt und ist sofort mit den Kindern hergekommen. Während der kleine Moritz friedlich in seinem Wagen schläft, ist seine große Schwester mit Lissy nochmal schnell zum Großmarkt. Ich hatte den Kaffee vergessen.
„Lach nicht. Ich weiß echt nicht was ich davon halten soll. Du weißt wie ich mich bei so was fühle. Ich kann jetzt schon kaum mit Männern reden. Wie soll das erst in einer Gruppe werden? Vielleicht gehe ich einfach nicht hin", beschließe ich und stelle die Kaffeemaschine an. In gut einer Stunde werden meine restlichen Gäste kommen und ich hab das Gefühl, es ist noch nicht alles vorbereitet.
„Das ist doch Unsinn. Du gehst da mal schön hin. Schlimmer kann es nicht mehr werden. Und wer weiß, vielleicht ist in dieser Gruppe ja dein Traumprinz dabei. Stell dir das mal vor, das wäre super romantisch".
Wenn Klara nicht aufpasst, kommen aus ihren Ohren gleich rote Herzen heraus.
„Was ist romantisch?", fragt Niklas grinsend und gibt seiner Frau einen kurzen Kuss. Ich sollte dringend zum Ohrenarzt gehen. Ich habe ihn gar nicht hereinkommen hören. Es ist wirklich schön, dass er es doch noch geschafft hat. Als Klinikchef hat er ziemlich viel zu tun. Umso mehr freue ich mich.
„Caro, herzlichen Glückwunsch. Mögen all deine Wünsche in Erfüllung gehen", meint er und drückt mich kurz an sich. Derweil muss sich Klara das Lachen unterdrücken. Niklas sieht uns beide irritiert an, ehe er sich zu Klara setzt.
„Caro hat von ihren Freundinnen einen Flirtkurs geschenkt bekommen", erklärt sie ihm grinsend.
„Ok. Ich verstehe. Sie haben es bestimmt nur gut gemeint. Ich meine, schaden kann es nicht. Vielleicht wirst du dadurch ja tatsächlich etwas sicherer". Niklas kennt mich eben auch sehr gut. Kein Wunder, ich bin praktisch mit ihm und Klara aufgewachsen. Die beiden hingen während ihrer Jugend, meiner Kindheit sozusagen, immer zusammen herum.
„Ja toll. Aber ich bin dafür nicht geeignet. Ich kann nicht so ein Rollenspiel machen". Ich schüttele erneut mit dem Kopf.
„Vielleicht hat unser Geschenk ja mehr Glück", meint Niklas und reicht mir einen Umschlag. Oh nein. Nicht noch so ein Geschenk.
„Keine Sorge, es ist kein Flirtkurs", meint er grinsend ehe er sich wieder setzt.
Ich sehe die beiden mit hochgezogenen Augenbrauen an. In dem Umschlag befindet sich eine Karte. Uhm... Vielleicht schenken sie mir Geld. Gespannt öffne ich die Karte und traue meine Augen nicht.
„Ihr schenkt mir ein Wellnesswochenede?", frage ich ungläubig. Das was ich mir eigentlich von meinen Freundinnen erhofft habe, bekomme ich nun von meiner Cousine und ihrem Mann.
„Ja, das hast du dir doch schon lange gewünscht. Der Gutschein ist für zwei. Du kannst also noch jemanden mitnehmen", meint Klara und grinst mich an. Ich weiß wen sie sich wünschen würde.
Gerade als ich was sagen will, öffnet sich dir Tür und besagte Person betritt das Café. Doch Elias ist nicht alleine. Hinter ihm steht Olé. Albtraum.
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