Vierundzwanzigstes Türchen
Es begab sich aber zu der Zeit, dass König Fritz eine Volksschätzung anordnete und den Befehl ausgab, dass jeder Untertan in den inneren Distrikt kommen müsste um sich schätzen zu lassen. Auch Doktor Grisha Jäger und seine Frau, Carla Jäger, waren von der Volksschätzung betroffen. Die Reise in den inneren Distrikt stellte ein gefährliches und anstrengendes Anliegen da, denn Carla war hochschwanger. Leider erlaubte König Fritz keine Ausreden und so mussten die beiden sich auf den Weg machen.
Nervös klopfte Grisha an die Tür zum Wirtshaus, als kurz darauf ein schlecht gelaunter Wirt aufmachte. „Habt ihre eine Ahnung wie spät es ist? Fast Mitternacht. Was wollt ihr hier?“ Der Braunhaarige nickte verständnisvoll und versuchte seine Angst vor dem zwei Köpfe größeren und eindeutig überlegenen, Wirt zu verbergen. „Meine schwangere Frau und ich suchen nach einer Unterkunft für die Nacht. Haben Sie noch ein Zimmer frei?“, fragte er, doch der Wirt schnaubte nur wütend. „Das fällt dir ja früh ein. Es ist Volksschätzung, mein Lieber. Ich habe kein Zimmer frei und du wirst in der ganzen Stadt kein freies Zimmer mehr finden!“ Bevor einer der beiden Eheleute noch etwas sagen konnte, schlug der Wirt ihnen die Tür vor der Nase zu und so musste das junge Paar weiter wandern. Sie klopften an jedem Gasthof, den sie auf ihrer Wanderschaft finden konnten, doch der erste Wirt hatte recht: Kein einziges Zimmer mehr war frei und mit jeder Minute die verging, verschwand auch ein Stückchen Hoffnung mehr jemals eine Unterkunft zu finden.
Es war schon lange nach Mitternacht, als Grisha müde und verzweifelt an die Tür eines Wirtshauses klopfte. Das Gemäuer war etwas abgelegen von der Stadt und von Feldern umgeben, aber das war den Beiden absolut egal. Kurz nachdem er geklopft hat, machte ein symphatisch wirkender Mann die Tür auf. „Zu so später Stunde sind noch Menschen unterwegs? Wie kann ich euch helfen?“, fragte er hilfsbereit. „Meine schwangere Frau und ich sind auf der Suche nach einer Unterkunft für die Nacht. Haben Sie unter Umständen noch ein Zimmer frei?“ Der Wirt schüttelte bedauernd den Kopf. „Es tut mir wirklich leid, aber aufgrund der Volksschätzung ist mein Haus komplett überfüllt. Mit einen Zimmer kann ich euch nicht dienen.“ Grisha nickte und war bereit jegliche Hoffnung aufzugeben. Wenn nicht mal mehr das Wirtshaus abgelegen von der Stadt einen Platz für sie frei hatte, würden sie nirgends mehr fündig werden. Die Beiden wollten schon gehen, da hielt der Wirt sie auf. „Nein, ich habe kein Zimmer, aber dafür einen Stall hinten bei den Feldern. Wenn euch das genügen würde, würde ich euch diese für eine Nacht als Unterkunft überlassen.“ Die Beiden schauten den Wirt ungläubig an, bevor sie überhaupt verstanden, dass sie doch noch einen Ort für die Nacht gefunden hatten. „Sie schickt der Himmel!“, rief der Arzt aufgeregt. Der Wirt lachte und führte die beiden zu dem Stall hinten bei den Feldern. Gerade rechtzeitig denn etwas später kam die angehende Mutter in die Wehen. Sie gebar einen gesunden Sohn. Von den braunen Haaren und dem wütenden Temperament, das er eines Tages Mal haben sollte, war zu diesem Zeitpunkt noch nichts zu sehen, aber dennoch war er etwas ganz besonderes für die frisch gebackenen Eltern.
Zur selben Zeit saßen im Untergrund drei Freunde beisammen. Zwei von ihnen schliefen, während der dritte nur im Raum rum saß und seine Schlafprobleme verfluchte. Just in diesem Moment öffnete sich die Tür, obwohl der Schlaflose sich ziemlich sicher war sie abgeschlossen zu haben. In Alarmbereitschaft sprang er auf und griff nach seinem Messer. Kurz darauf kam eine Gestalt rein, die ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte. Der Junge konnte gerade so erkennen, dass es sich bei dem Eindringling um eine Frau handeln musste. „Levi“, sagte sie leise. Der Schwarzhaarige war verwirrt von der Tatsache, dass die Fremde seinen Namen kannte. „Er wurde geboren. Du musst zu ihn. Du und deine Freunde“, sagte die mysteriöse Gestalt. „Wer wurde geboren? Ich mag keine Bälger!“
„Der Retter wurde auf die Erde geschickt. Er wurde heute geboren.“ Der Junge schüttelte den Kopf und verfluchte im Stillen Mal wieder den Untergrund. 'Nur Verrückte laufen hier rum', dachte er sich und wollte die Unbekannte raus schmeißen, doch die hielt ihm am Handgelenk fest. „Verlass den Untergrund und geh in den inneren Distrikt. In einen Stall, abseits der Stadt, wirst du ihn finden. Am nächsten Tag kehrt ihr hier her zurück und tut so, als ob das alles nie passiert wäre!“ Sie ließ sein Handgelenk los und ging auf die Tür zu, doch Levi bat sie kurz zu warten. „Wer bist du?“, fragte der Schwarzhaarige, woraufhin die Frau geheimnisvoll grinste. „Sina“, sagte sie und verließ dann das Zimmer.
Levi war verunsichert. Am liebsten hätte er das Erlebnis einfach verdrängt, doch Sinas Worte ließen ihm keine Ruhe. Genervt von seiner eigenen Neugier weckte er seine Freunde, Farlan und Isabel, und machte sich auf den Weg.
Zur selben Zeit war da ein Vater mit seiner ältesten Tochter. Frieda Reiss war ihr Name. Volles schwarzes Haar, und ein hübsches Gesicht. Nett zu jeder Menschen Seele, wenn auch nur zum Schein. Ihr Vater, Rod Reiss, beschützte seine Tochter, immerhin trug sie das Erbe des erstens Königs, doch gegen die Neugier eines Kindes konnte selbst eher nichts tun. So sah Frieda am jenen Tag aus dem Fenster und rief ihren Vater herbei. „Papa, schau! Der Stern da oben!“ Rod fragte sich was so besonders an einem Stern sein sollte, doch als er zum Fenster raus sah, sah er was seine Tochter meinte. Ein großer Stern, der heller leuchtete als alle anderen. Er hatte einen Schweif, wie eine Sternschnuppe, aber anstatt sich wie eine Sternschnuppe zu bewegen, stand er an Ort und Stelle, als ob er auf etwas warten würde. „Komm, das sehen wir uns näher an!“, rief das Mädchen aufgeregt und rannte nach draußen. Ihr Vater folgte ihr und kam standen sie auf der Straße, bewegte der Stern sich. „Ich glaube der Stern will, dass wir ihm folgen!“ Rod wollte protestieren und seiner Tochter erklären, dass das absolut unmöglich war, doch die Schwarzhaarige hörte gar nicht zu und rannte los, immer dem Stern nach.
Levi, Farlan und Isabel staunten nicht schlecht bei dem Anblick der sich ihnen bot: Das Sternen besetzte Firmament war viel schöner, als sie es sich je hätten erträumen können. „Also ich glaube ja immer noch, dass du das mit dieser Sina nur geträumt hast, Levi, aber wenigstens bekommen wir Mal was zu sehen“, meinte Farlan grinsend. Levi ignorierte das gekonnt, denn er wusste, dass er nicht geträumt hatte. Dafür war es einfach zu realistisch gewesen. Die drei hielten sich möglichst versteckt und und suchten nach einen Ort abgelegen von der Stadt, so wie die Frau es Levi beschrieben hat. Sie gelangten irgendwann an ein Feldstück, weiter weg von der Stadt. „Ich glaube wir sind hier richtig“, sagte Levi, doch Isabel schien er damit keinen Mut zu machen. „Mir egal, hauptsache die haben da was zum beißen. Ich hab Hunger!“, nörgelte sie. Farlan hingegen glaubte nicht Mal, dass dieser Stall existierte und Levi einfach nur zu sehr an Schlafmangel litt, doch dann sahen sie tatsächlich einen Stall, nicht weit von einer Herberge entfernt.
Farlan wollte seinen Augen nicht trauen, als er das junge Paar mit ihrem neugeborenen Kind sah. Es war alles so wie Levi es beschrieben hatte, aber wie konnte das sein? Die drei waren inzwischen nahe genug am Stall, um von den Eltern wahr genommen zu werden. „Schau, Schatz. Wir haben Besuch“, sagte der Mann lächelnd. Isabel sah sich das Kind in den Armen der Frau genauer an und sie spürte wie ihr warm ums Herz wurde. „Awwwwwwww er ist voll süß. Wie heißt er denn?“, fragte sie neugierig. Die Eltern sahen sich ratlos an und gestanden, noch gar keinen Namen zu haben. „Ist das euer ernst? Ihr hattet neun Monate Zeit um euch einen Namen zu überlegen und seid trotzdem noch planlos?“, fragte Levi genervt. Die beiden nickten beschämt, während das namenlose Kind nach Isabels Zöpfen griff. Das Mädchen lachte und alberte weiter mit ihm rum. „Nennt ihn doch... Leon oder... Tim... Nein! Ich habs. Nennt ihn Levi!“, schlug Isabel vor, wofür sie sich allerdings einen wütenden Blick von Levi einhandelte. Auf einmal kam ein Kind auf sie zugelaufen, den Blick gen Himmel gerichtet. „Papa, der Stern ist stehen geblieben!“, rief sie dem Mann hinter ihr zu und sah dann zu dem Stall. Sie lächelte und stellte sich zu der kleinen Gruppe. „Hallo, ich bin Frieda!“, rief sie glücklich. Levi verzog keine Miene, Farlan hob zum Gruß die Hand und Isabel begrüßte die Schwarzhaarige herzlich. „Frieda! Du kannst doch nicht einfach so in einen fremden Stall rein gehen. Das ist unhöflich!“, rief Rod und wollte seine Tochter aus dem Stall holen, doch die weigerte sich, während ihr Blick sich auf das Kind fixierte. „Wer ist das denn?“, fragte sie mit großen Augen, während das Kind sie nur verwirrt ansah. Das waren eindeutig zu viele Menschen für den ersten Tag auf Erden. „Er hat noch keinen Namen“, erklärte die Mutter mit einen warmen Lächeln. Das Mädchen sah den Kleinen Mitleidig an und holte ihren Geldbeutel hervor, welchen sie der Frau in die Hand drückte. „Hier, dann kaufen sie ihm bitte einen Namen“, bat das naive Kind. Rod schlug sich mit der Hand gegen die Stirn, während die anderen etwas schmunzelten. Ja, selbst Levi. „Das ist wirklich sehr lieb von dir, aber ich denke den Namen bekommen wir auch ohne Geld.“ Mit diesen Worten wollte Carla dem Kind das Geld zurück geben, doch sie lehnte ab und sagte, dass sie das Geld dann halt anders verwenden sollten.
Später einigten die Eltern sich dann darauf das Kind Eren zu nennen, doch die merkwürdigen Umstände seiner Geburt würden sie nie vergessen.
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Fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch!
Egal wem man fragt, alle sagen, dass 2019 ein scheiß Jahr war. Wie gut, dass es bald vorbei ist.
Bitte entfernt diesen Adventskalender noch nicht aus eurer Bibliothek, denn morgen kommt noch was^-^
Bis morgen und feiert schön!
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