"Danke für das Angebot, das ist ja auch sehr löblich, wie du dich hier opfern willst, aber momentan nicht nötig." meinte ich schmunzelnd.
Taehyung lehnte sich zu mir rüber, kam mir mit seinem Gesicht so nah, dass ich schon seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte.
Er schaute mich mit seinem intensiven Blick, aus dunklen Augen an und sagte nichts.

Unsicher schaute ich zurück, sein eindringliches Starren, machte mich plötzlich nervös und die unerwartete Nähe, seiner Lippen zu meinen, half nicht gerade dabei, mich wieder zu entspannen. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, mein Herz klopfte so heftig in meiner Brust, ich wusste nicht, ob ich gleich an plötzlichem Herztod sterben würde. Mein Kopf war leer und mein Mund wurde trocken. Was sollte ich tun? Ihn wegschubsen? Ihn küssen? Die Decke über meinen Kopf ziehen und so tun, als wäre ich nicht da? Irgendetwas sagen, um diese seltsame Stimmung zu brechen? Nachdenklich biss ich mir auf die Lippen und sein Blick ruhte nun auf meinem Mund.

"Tu das nicht, zerstör dir nicht deine schönen Lippen." sagte er leise und strich mir sanft eine Strähne hinter das Ohr. Wann hatte sich unsere Freundschaft so verändert? Wieso verwirrte er mich auf einmal so, schaffte es, mich mit nur einem Blick, so aus der Bahn zu werfen?
Er öffnete seinen Mund ein Stück und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Ich schaute ihm mit großen Augen dabei zu, mein Atem ging mittlerweile stoßweise. Oh. Mein. Fucking. Gott...

Mein Blick heftete sich Regelrecht an seinen Mund und er war sich dessen sehrwohl bewusst, was er da gerade mit mir anstellte, denn seine Mundwinkel hoben sich leicht. Ganz langsam, kam er mir immer näher, sein Ziel war klar, doch obwohl ich das wusste, konnte ich mich immernoch kein Stück von ihm weg bewegen oder ihm ausweichen.

Kurz, nachdem ich meine Augen geschlossen hatte, trafen unsere Lippen ganz sanft aufeinander. Er legte seine Arme um mich und hielt mich fest an sich gedrückt. Zärtlich schlich sichvseine Zunge zu meiner, liebkoste sie, forderte mich heraus, neckte mich... und ich? Ich dachte in meinem Innern würde ein Feuerwerk losgehen, meine Lippen prickelten, ein Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus, wie ein Lauffeuer..

Dieser Kuss war anders. Ich hatte Taehyung schon geküsst, aber da wurde ich nicht in diesen Intensiven Gefühlsstrudel gezogen, aus dem es scheinbar kein entkommen gab. War ja klar, beim letzten Mal, hatte ich ja auch noch keine Gefühe für i... warte was?
Erschrocken riss ich die Augen auf. Nein, das war nur so daher gedacht. Ich empfand nicht so für ihn, denn ich liebte nur Jimin.

Ich löste mich von ihm, und sprang aus dem Bett. Taehyung sah mir hinterher, er grinste zufrieden, da er es geschafft hatte, mich aus dem Konzept zu bringen. Wie immer, wenn ich einen mental Breaksown hatte, ging ich alleine in Jimins Zimmer und zog seine Pullis über, es war eh kalt, so behielt ich den einfach an legte mich in sein Bett und weinte.

Mein Inneres war total in Aufruhr, warum hatte ich so heftig auf ihn reagiert und warum war dieser Kuss, so wunderschön? So hatte ich mich zum letzte mal bei Jimin gefühlt und es nagte an mir. Ich hatte mir geschworen, mich nie wieder zu verlieben, denn meine große Liebe auf so grausame Art zu verlieren, hatte mich zerbrochen. Ich würde so etwas nicht noch einmal ertragen können. Außerdem würde Jimin für immer in meinem Herzen sein.

Aber mein Herz hatte eben so fest in meiner Brust geschlagen, als würde es jeden Moment explodieren. Ich überlegte fieberhaft, was es dafür noch für andere Erklärungen geben könnte.
Vielleicht war es Angst? Weil ich ihn plötzlich so extrem anziehend fand. Ja, genau. Angst verursachte auch Herzrasen und ein flaues Gefühl im Magen. Ich redete mir ein, dass das die Antwort sein musste. Erschöpft vom weinen, schlief ich wieder ein.

Sanft wurde ich wachgerüttelt. Ich öffnete meine Augen und sah Yoongis besorgtes Gesicht. Müde rieb ich mir über die Augen und bemerkte, dass sie nass waren.
"Hey, du hast wohl schlecht geträumt. Wir haben dich laut schluchzen gehört." er strich mir tröstend über die Wange.
"Fangen deine Albträume wieder an?" fragte nun Yeosang sanft, der sich neben mich gesetzt hatte.
"Nein, es war nicht dieser Traum, es war anders diesmal. Jimin und Taehyung haben sich gestritten und dann gesagt ich wäre Schuld daran und sie würden mich hassen und wollen mich nie wieder sehen, dann sind alle gegangen, jeder von euch hat mich verlassen und ich war wieder alleine..." wieder spürte ich heiße Tränen meine Wangen herunter laufen, diese Vorstellung war einfach schrecklich.

Yeosang zog mich an sich und auch Yoongi fiel in die Umarmung mit ein.
"Hey, der Traum war total unrealistisch. Niemand von uns wird dich alleine lassen, hörst du? Wir haben dich doch lieb. Das wird nicht passieren." flüsterte Yeosang beruhigend.
Yoongi küsste meine Schläfe und strich mir über den Rücken.
"Ich kann mir schon denken, woher der Traum kam. Hör endlich auf, ein schlechtes Gewissen zu haben, weil du noch lebst und Jimin tot ist. Das hätte er nicht gewollt. Er würde sich wünschen, dass du wieder glücklich wirst. Lass es doch einfach zu. Denkst du nicht, dass er gerade mit Tae besonders einverstanden wäre?" meinte Yoongi ernst, doch ich schüttelte den Kopf.
"Ich kann das einfach nicht... ich will mich nicht neu verlieben. Es fühlt sich an, als würde ich Jimin verraten. Und außerdem würde ich es niemals ertragen, nochmal wen zu verlieren." sagte ich traurig.

"Wie kommst du denn darauf, ihn dann wieder zu verlieren? Taehyung würde dich niemals verlassen, der Junge liebt dich sehr und das von Anfang an." erklärte Yoongi und mein Kopf fuhr hoch. Wait what?