Letzte Vorbereitungen- erster Besuch des Animus
"Ich habe eine nachvollziehbare Assassinen- Blutlinie?", Sophia war überrascht. Eine Templerin mit Assassinenblut.
Niemals von ihrem Vater stammend, denn Alan Rikken war durch und durch ein Templer. Doch vielleicht von der mütterlichen Seite? So musste es sein. An die leibliche Mutter hatte Sophia nie eine Erinnerung. Ihr Vater hatte einige Bilder von ihr und in der familiären Villa gab es auf dem Dachboden mehrere Kisten mit Sachen der Mutter. Doch eine echte Erinnerung an sie gab es nicht. Sie muss kurz nach Sophias Geburt gestorben sein. Vater sprach nur sehr selten darüber. Und im Angesicht dieser Informationen erklärt es sich auch. Auch wenn es für Sophia in diesem Moment danach verlangte , zu erfahren, wie sich Beide Eltern kennen und lieben lernten- derlei Fragen konnten und mussten später gestellt werden. Nicht jetzt.
Victoria Bibeau sah Sophia trocken und ernüchtert an. "Ja! Sehen sie es sich doch selbst an, wenn sie mir nicht glauben."
Doch das hätte nichts gebracht. Einen Blutliniennachweis für Assassinen und deren Verwandtschaften in Form von Stammbäumen haben Sophias Forschungen nur interessiert, um heutige Nachfahren festzustellen und für die Dienste der Templer zu gewinnen. Und immer waren die Templer hierbei bewusst auf ein bestimmtes Ereignis oder eine bestimmte Zeit fixiert vorgegangen- dies erschien auch Sophia bislang immer effizient. Und es musste ein Geheimnis bleiben, so lange es ging, dass man das Pferd auch anders aufzäumen konnte.
"Ich glaube Ihnen."
"Bevor sie in den Animus eintauchen, Frau Rikken, Victoria benötigt eine Entscheidung von Ihnen selbst, welchen Ursprung in der Blutlinie sie erkunden wollen. Dies macht es mit der Freiwilligkeit der Regressionshandlung einfacher.", sprach Dr. Leyla Hassan mit vollster Überzeugung. Dann redete sie wieder mit Dr. BIbeau, um von ihr die Möglichkeiten genannt zu bekommen.
"Ohne den genauen Zielort jetzt schon erkennen oder bestimmen zu können: Eine weibliche Sequenzierung ist möglich- junge Frau- westpersischer Raum- persische, vielleicht seltschukische Wurzeln, im Jahr 1147. Und mit klarem Muster- Schnittpunkt ist sequenzierbar. Der andere Ursprung: männlich, Europäisch- vielleicht franko- normannische Wurzeln- das Jahr? Auch 1147. Sequenzierung auch hier deutlich- wohl im heutigen Syrien bestimmbar. Also es sind wohl beide Kopplungen im Animus möglich! Welche soll ich nehmen?"
Die Schilderungen von Dr. Bibeau waren erneut so nüchtern und gefühlskalt vorgebracht, wie Bibeau es vorhin schon tat- und wohl von ihrem wissenschaftlich orientierten Standpunkt als ausreichend befand.
Leyla Hassan fasste noch einmal zusammen und versuchte zu beruhigen.
"Solche Auswahlsequenzierungen sind nicht ungewöhnlich. Im Grunde genommen ist es egal, für welchen Charakter sie sich entscheiden werden. Zudem können wir eine Reflexions- Sequenzierung auch auf den anderen Charakter immer noch durchführen, wenn sie es wünschen. Ich habe einmal auch mehrere Tage zu Forschungszwecken in einem männlichen Körper gesteckt und musste dabei agieren. Es macht Uns Frauen auch nicht dümmer."
"Dann vielleicht eher der Mann? Soll ich den Mann nehmen?"
Hassan zuckte mit den Schulten. "Ja. Versuchen sie es doch einfach mal."
Sophia blickte zu Dr. Bibeau, die über ein Laptop und ein kleines Kontrollgerät gebeugt wohl nur abzuwarten schien, was Sophia für sich festlegte. "Der männliche Charakter?!", sagte Sophia fest- jedoch auch gleichzeitig fast fragend.
Victoria Bibeau jedoch blickte sofort nach unten, beantwortete die Frage nicht, wenn sie denn eine Frage war und gab mehrere technische Algorithmen in die Animus - Sequenzierung ein.
Sophia hatte dies schon sehr häufig gesehen, in Schottland, in Madrid und in einem Versuchsaufbau auch in Wien.
Nun jedoch war es etwas anderes, die Sequenz für die eigene Reise in den Animus eingelesen und angesagt zu bekommen. Dies verursachte schon ein wenig Stress und innere Hektik kam bei Sophia auf.
Victoria Bibeau gab folgende Parameter des Besuches an: "So, es läuft folgender Maßen ab: Sie gehen in den Animus und werden zu ihrem 'Ur- Ahn'. Orientieren sie sich im Körper, sehen sie sich um, probieren sie motorische und kognitive Dinge. Wichtig ist, sie müssen sich fließend einfügen. Lassen sie die Physis und Psyche ihres Ahnen zu und wirken. Versuchen sie nicht, sofort alles selbst bewegen zu wollen- so funktioniert es nicht! Eine vollständige Regression braucht seine Zeit- auch im Animus! Bleiben sie einfach dort, versuchen sie sich zurecht zu finden. mehr ist für den ersten Besuch nicht vorgesehen. Okay?"
Sophia nickte. nachdem sie nun schon auf der mobilen Animus- Bank saß, half ihr Dr. Hassan, sich dort hinzulegen.
Gut. Das waren eine Menge Informationen. Sonst redete Sophia immer, wenn diese Regressionsvorbereitungen abgespult worden. Damit beruhigte sie die Versuchspersonen und redete die möglichen Gefahren und bekannten Nebenwirkungen einer Regression einfach aus dem Raum. Sophia war dabei jedes Mal sehr angespannt.
Und erst, wenn die Sequenzierung vollen überein stimmte und der Kontakt aufgebaut war, erst dann bewies sich, ob mit Freiwilligkeit die Regression erfolgen konnte, oder ob eine Regression vom Subjekt abgewiesen wurde und die Maßnahmen scheiterten.
In Madrid war es bei der Sequenzierung sehr viel lautstärker als hier in dem kleinen Kontrollraum der Fischfabrik. Magneten der Kraneinheiten rollten und sorgten für ein Knistern. Hydraulik arbeitete, Menschen- zumeist Kontrolleure der Abläufe warfen irgendwelche Informationen in den Raum.
Hier in Atlit bestimmten nur wenige Geräusche den Kontrollraum und die Handlungen.
Sophia rüttelte ihren Körper noch einmal in der Schale des mobilen Animus durch.
Dann schloss sie die Augen. Sie versuchte, sich so gut es ging zu entspannen.
Dr. Hassan checkte die Kontakte noch einmal und zeigte zu Victoria Bibeau den 'Daumen hoch' für ein 'Go!'.
Dr. Bibeau indes tackerte auf den Laptop- Tasten herum, fuhr mit der Maus und klickte, dann wieder Tastatureingaben.
"Wir geben Ihnen ein wenig Zeit im 'Damals'. Zeit ist dort im Animus relativ. Das wissen sie ja bereits. Aber hier wird alles gut kontrolliert ablaufen und dann irgendwann beendet für das erste Mal.", sagte Leyla Hassan mit sanfter ruhiger Stimme.
Diese beruhigenden Worte gaben Sophia Sicherheit.
Ein leichtes Surren flimmerte durch den Raum.
Dann entschwand Sophia Rikken in das Reich der Träume, welche der Animus für sie bereit halten würde.
Ein letzter Gedanke suchte sich seinen Weg durch Sophias Gehirn, ohne jedoch ausgesprochen zu werden: Ich möchte dann doch jetzt lieber den Regressionskörper der Frau auswählen.... .
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