966 v. Chr. (II)- Die Proklamation Salomo
Die Kunde vom Ableben des König David und der vorbestimmten Nachfolge Salomo zum neuen Herrscher des Reiches flog von Ohr zu Ohr und von jeder Siedlung in die Landstriche am östlichen Mittelmeer.
Und während die Einen hoffnungsvoll waren, waren Andere voller Besorgnis über das, was da vielleicht mit dem neuen König Salomo übers Land kommen werde. Denn an den Grenzen des Reiches regte sich Misstrauen gegen Salomo.
Salomo setzte es sich zum ersten Ziel seiner Herrschaft, sich eiligst an die wohl größte Aufgabe seiner jugendlichen Regentschaft heran zu wagen- dem Bau des Heiligtumes und Jahwe- Tempels in Jerusalem. Die Aufgabe war von den Priestern an Salomos Vater herangetragen worden, jedoch hielten die Götter David vom Bau am Heiligtum ab.
Und diese Aufgabe war an Salomo übertragen worden, da er die Unschuld und Reinheit in den Augen der Götter besaß, welche David auf Grund von Verfehlungen nicht mehr hatte.
Salomo musste zudem auch auf den Abschluss des Palastbaues achten.
Zum eiligen Baubeginn hatte die Mutter Bathseba geraten- schon allein, um sich der Fürsprache der Götter und Priester für seine Herrschaft sicher zu sein.
Viele Handwerker und Arbeiter waren beim Bau des Heiligtumes unter Leitung des König Salomo beschäftigt. Auch Salomo selbst ruhte kaum.
Und hier bei den Bauarbeiten war es, wo Salomo zum ersten Male die heiligen Kräfte des 'Talisman der Götter' einsetzte. Er selbst hatte zwei Mal seinen Vater gesehen, als dieser den Talisman für sich nutzte. Im Krieg gegen den Herrscher von Edom im Süden und am westlichen Meer.
Salomo verspürte die Macht des Talisman- es schien ihn zu durchströmen, als er das heilige Bannwort sprach. Sodann arbeiteten alle Menschen im weiten Umkreis freiwillig und ohne Pause fast drei Tage lang am Tempelbau und dem Palast. Viel war erreicht worden durch die tausenden Hände. Erst als die ersten vor Erschöpfung niederfielen, da ließ Salomo den Bann aufheben.
Wie Geistlose zogen die erschöpften Menschen ab- ohne Wissen, was Ihnen widerfahren war. Sie fühlten sich als Dämonen.
Bei all dieser Umtriebigkeit verlor Salomo jedoch mancherlei aus den Augen.
Im Norden vermählte sich der junge Hyram der Phönizier in Tyros mit einer jungen Nebenfrau Davids und nahm Davids Sohn und Kleinkind Mitrothas als sein eigenes Kind an. Hierdurch gewann er viel Zuspruch unter den phönizischen Stadtstaaten am Mittelmeer, was seine Stellung als König von Tyros sicherte.
Noch weiter nördlich, in Biblos, wandte sich der dortige phönizische Stadthalter mit offenen Worten von Salomo als den Nachfolger des Großkönigs Davids ab. Fürsprecher fand dieser Stadthalter vor allem unter den Daniten, den Assern und zudem unter den- östlich des Sees Genezareth lebenden- Völkergruppen und Sippen der Aramäer, die mit den Orten Dan und Damaskus nicht nur große Handelsposten im Arabienhandel im Hoheitsgebiet hatten, sondern auch nach Unabhängigkeit von Israel und Juda strebten. Die Asser stellten sogar eine kleinere Leibgarde aus Freiwilligen für den Stadthalter von Biblos, um ihr deutliches Einverständnis zu zeigen. Mehrere aramäische Händler suchten fortan nunmehr nicht die Route von Damaskus über Dan zum Hafen Tyros, sie handelten vielmehr nun über die Pässe kommend in Sidon oder Biblos.
Und im Südosten? Auch hier - Edomiter, welche Edom gern wieder als ein autonomes Gebiet haben wollen. Solang das Edomiter Königsgeschlecht noch existent war, gewannen deren Anhänger an Zuspruch. Nur die Angst vor David und seinen Heeren hatte sie bislang zurück gehalten.
Salomo hatte Nathan in sein Zelt gebeten, um mögliche vorausblickende Schritte zu erwägen. Ein Nicht- Handeln würde sonst als Schwäche des neuen Königs verstanden. Und Nathan folgte der Aufforderung.
Der Berater der Könige wurde Nathan schon jetzt in Liedern genannt.
Salomo war über ein Brett mit verschiedenen Sanden und Steinen gebeugt und schien nachdenklich.
Nathan trat näher heran an das Brett, welches das Reich Davids abbildete.
"Nathan, du bist ein Mann mit scharfen Verstand. Wie soll ich im Angesicht so vieler Unbillen ein solch großes Reich nur regieren? Wie kann ich zusammenhalten, was mir der Vater gab?", fragte Salomo den Königsberater. "Mutter ist der Überzeugung, dass du mir die richtigen Ratschläge geben kannst. Im Angesicht der Aufgaben hier in Jerusalem, muss ich in den Landstrichen und Städten doch ebenfalls für Ordnung sorgen. Nur wie?"
"Was haltet ihr für weise, mein König?", stellte Nathan die Gegenfrage. "erinnert euch an das, welches ich Euch lehrte."
"Das ein Dach nichts ist, ohne die tragenden Mauern eines Hauses?"
Nathan nickte zustimmend. "So ist es. Und bezieht ihr dies auf das Reich Eures Vaters, welches nun in Eurer Hand liegt, so sind diese festen Mauern Euch erkennbar."
"Das Heer mit den Krieger ist eine der festen Mauern."
"Ja, doch denkt nicht nur wie ein Feldherr denken würde- denkt weiter- wie ein König!", forderte Nathan.
Salomo überlegte. Nach Auffassung Nathans wohl fast zu lange, denn er reichte Salomo einen Hinweis in Form einer kleinen Opferschale.
"Die Priester sind eine Stütze. Sie verbreiten den Glauben der Götter. Und die Bauern sind eine Stütze, da alles von ihnen erwirtschaftet wird."
"So proklamiert dies im Lande, mein König. Sprecht den Leuten festen Mut zu, an Euch und die Priester zu glauben. Benennt den Priester Zardok mit einem gefälligen Titel zum Hohen Priester. Wollt ihr ein friedlicher König sein, so wie es Euer Name Salomo beschreibt, so tragt ihr diesen Wunsch so vor, dass er nicht das Heer verstimmt. Kündigt eine Heeresreform an, die das Heer erstarken lassen soll- zum Schutz des Landes und der Menschen im Reich. Soweit ich weiß, liegt Euch die Schnelligkeit der Streitwagen auch persönlich im Gefallen. Schafft eine stärkere Streitwagentruppe. Und die Bauern und die Städte? Sie werden sich sorgen, ungleich für Eure Wünsche aufkommen zu müssen. Jeder fühlt sich gern übervorteilt, wenn er sieht, was die anderen beigesteuert haben. Und ihr müsst den Handelsaustausch günstig stellen. Sagt den Händlern, sie sind hier herzlichst willkommen und erhalten Erleichterungen beim Handeln."
"Mutter riet mir, alle Provinzen zu gleichen Teilen zu besteuern, was haltet ihr davon?"
Nathan rümpfte die Nase ein wenig. Herrin Bathseba war ohne gleichen bestrebt, Salomo gut auf dem Thron zu halten. Doch musste man ihr gleich alle Ratschläge umsetzen?
Salomo war dieses 'Nase- Rümpfen' des alten Beraters wohl aufgefallen. Er blickte auf die Karte.
"Wenn ich aber- so wie Vater schon einmal überlegt hatte- diese Bereiche in eigenständige Provinzen wandle.... . Sie müssten jedoch nahezu gleichwertig sein, damit es gerecht zu geht. Und die Provinzen - jede für ein Jahr für den Unterhalt von Königshaus und Armee aufkommen müsste? Dann wüsste eine jede Provinz, wann sie diese Last zu tragen haben. Sie wäre für jeden gleich- an Umfang und auch Dauer..? Was denkst Du darüber, Nathan?"
"Es erscheint gerecht. Wenn die Möglichkeiten der Provinzen ebenfalls gleich sind.", gab Nathan zurück. "Doch nun? Da ich schon einmal hier bin, um Euch eine Entscheidung anderer Art zu erfragen, die nichts mit der Proklamation zu tun hat. Wie habt ihr vor, gegen die bereits abgereisten Kinder Davids zu entscheiden? Kann ich auch hier ein gerechtes und weises Urteil erwarten?"
"Ich möchte ein gerechter Herrscher in den Augen der Menschen sein. Und auch meinen Geschwistern- ob bereits außer Landes oder noch in den Palastbauten- soll diese Gerechtigkeit widerfahren, auch wenn manche Stimmen andere Wege aufzeigen. Mutter Bathseba befürchtet, dass sie - gestärkt durch Bündnisse- aus den anderen Reichen mit Heeren zurück kommen könnten, um Ansprüche gegen mich vorzubringen."
"Diese Gefahr besteht. Doch habt ihr nicht selbst erlebt, wie es ist, nach einem legitimen Anspruch zurück zu stehen? Auch wenn ihr nun gegenüber Adonija bevorzugt gesalbt wurdet?"
"Ich lebte mit Mutter bis zur letztlichen Entscheidung Vaters in stetiger Angst. Keiner war mehr seines Lebens sicher. Ihr wisst dies auch, Nathan. Adonija hätte weder meinen kranken Vater noch unser Leben verschont, hätte Vater ihm nicht Einhalt geboten. Daher sollen meine Geschwister erfahren, dass sie in Frieden leben dürfen, insoweit sie nicht meinen Anspruch in Abrede stellen. Ich brauche Staaten, wie Tyros, als Verbündete und Handelspartner."
"Das wird Eurer Mutter nicht gefallen, wenn ihr in dieser Art entscheidet und es kund gebt.", gab Nathan zu Bedenken.
"Ja. Ich weiß darum. Doch Friede und Wohlstand für das Land kann Zweifler an mir zurückwerfen."
"Wir dürfen keine Schwäche zeigen, Salomo. Ihr müsst bezeugen, dass dem Talisman und der Bundeslade die volle Macht der Götter zur Verfügung steht. Am Hof gibt es bereits Zweifler- auch der Heerführer Eures Vater, der bislang treue Hauptmann Joab ist unter ihnen. Als Neffe des verstorbenen Königs wird sein Wort einiges Gewicht haben, noch dazu, da er bereits auch Euren Bruder Abschalom meuchelte. Hütet Euch davor, ihn zu unterschätzen.", forderte Nathan mit deutlichem Blick. "Die Göttlichen Relikte, die 'Oden der Götter', welche Euer Vater den anderen anvertraut hatte, können vielleicht nie wieder den Weg zurück finden, so fürchte ich."
Salomo pflichtete dem bei: "Diese Besorgnis habe ich auch. Sie sind für mich vielleicht alle verloren und weder Talisman noch Bundeslade werden jemals wieder die alte Macht der Götter besitzen können."
Nach kurzem Nachsinnen mit Blick auf die Karte entließ Salomo den alten Nathan.
Eine Woche danach ritten viele Boten in die Städte des Reiches, um die Thron- Proklamation des König Salomo mündlich zu verkünden.
Und auch viele von Salomo's Geschwistern erhielten Kunde vom König- mit klarer Weisung.
Manche jedoch waren schon viel zu weit vom Reich des Salomo entfernt, um erreicht zu werden.
Und was Ihnen von König David mitgegeben und geblieben war, dies nahmen sie auch weiterhin mit auf ihren Wegen.
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