Wenn das Schicksal des Charakters schon vorbestimmt ist
[Oder aber auch von Gotteserklärungen und speziellen Stressrauchern]
„Ich mag diese Tessa!", sagt Irujuki. Sie hält das Buch „Bevor ich sterbe" in den Händen.
„Sie stirbt."
„Was?!" Sie scheint verwirrt.
„So heißt doch das Buch!", meine ich.
„Das kann der Autor nicht machen!", findet sie. Empörung, „Ich habe sie im gewissen Sinne gerade zu meinem Gott erklärt!"
„Hast du mal die Buchbeschreibung gelesen?! Da steht doch schon weiß auf blau, dass sie Leukämie hat."
„Das kann er trotzdem nicht machen. Wenn das Schicksal des Charakters schon vorbestimmt ist, will ich das nicht mehr lesen!"
„In jedem Buch ist das Schicksal vorausbestimmt."
„Tze!" Sie schlägt das Buch zu und bringt es zurück ins schiefe Regal, „Solche Geschichten sollten verboten werden!"
„Ich kenne jemanden, der jemanden kennt, dessen Bruder Autor ist. Sollen wir anrufen und sagen, dass der Protagonist in der Geschichte NICHT sterben soll?"
Irujukis Antwort sind funkelnde Augen.
Nach einigen Anrufen, die sehr stressig waren, habe ich die Nummer des Mannes. Ich stecke mir eine Zigarette an.
„Hey!" sagt Irujuki, „Wieso rauchst du?!"
„Tut mir leid", entschuldige ich mich, obwohl es nichts zu entschuldigen gibt, „Aber Telefonate sind anstrengend, stressig und lösen in mir den Reiz aus, mich entspannen zu wollen. Ich glaube, sowas nennt man Stressraucher."
„Sehr spezieller Stressraucher." Während sie das sagt, mustert sie mich. Vorfreudig fragt sie dann: „Können wir den Typen jetzt erpressen?!"
Ich krame den Aschenbecher vom Fensterbrett, drücke das rauchende Ding aus und nehme den Zettel vor. Nachdem ich sie diktiert habe, drückt Irujuki auf Anruf. Während das Freisprechzeichen ertönt, denkt sie nach. So scheint es jedenfalls. Innerlich bereite ich mich darauf vor, mir das Lachen zu verkneifen. Doch ehe das Telefonat beginnen kann, drückt sie die Nummer weg.
„Was soll das denn?!" Die Enttäuschung macht sich in mir breit. Ich hatte mich auf eine lustige Situation gefreut.
„Das ist viel zu kindisch." Sie winkt ab.
„Du hast wohl deine Emotionswechselsekunden, was?", frage ich neckisch.
Sie murmelt: „Nein, ich bin einfach nur vernünftig."
„Okay, Grizzlygrummel."
„Tze, Mottenmuffel."
Bevor wir uns weiter, wenn auch nur halbherzig, beleidigen, kracht das Bücherregal zusammen. Mein Kopf nimmt das als Zeichen, mit dem Dröhnen zu beginnen.
[356.02.03]
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