[Oder aber auch von Geburtstagen und Kinderfilmen]

„Ich hab heute übrigens Geburtstag." Irujuki will es nebensächlich einfließen lassen, aber ihr schauspielerisches Talent liegt weit im Keller. Ich weiß genau, auf was sie hinaus will. „Hast du nicht", erwidere ich.
„Ach Mido", ich hasse diesen Namen und das weiß sie auch, „natürlich hab ich das. Wie willst du denn beweisen, dass ich nicht ein Jahr älter bin?"
„Ganz einfach", sage ich, „Du hast deinen Geburtstag vor zwei Wochen schon mal gefeiert. Wenn du einfach ein Geschenk haben willst, dann sag das."
„Will ich ja gar nicht. Will nur Kuchen haben. Und Schoki!" Es ist interessant, wie sich ihr Gesichtsausdruck von Hochnäsigkeit zu kindlicher Bockigkeit ändert. Und das innerhalb einer Sekunde.
„Dann kaufen wir dir halt Kuchen. Und Schoki."

Nicht mal eine Stunde ist vergangen, seitdem wir in einer Bäckerei vier Stücken Schokokuchen gekauft haben und ich aus der obersten Ablage des Bücherregals die letzten Reste Schokolade gekratzt habe. Nun sitzen wir in unserer Stammposition auf Teppich und Sessel und schauen uns einen animierten Kinderfilm an. „The Royal Corgie" oder so was. Eigentlich langweilig, aber mit einer schönen Message dahinter. Kinderfilme haben meistens eine wichtige Moral. Wir sehen gerade, wie Roxy aus dem Königshaus in die angebliche Freiheit flieht –und dabei in den ersten Trubel gerät-, als Irujuki meint: „Mir ist übel."
„Zu viel Schokolade", mein ich nur. Es folgt eine kurze Pause ihrerseits.
„Nie wieder! Ich esse nie wieder Schokolade!"
Irujuki wirft die leere Packung Nougatschokolade über die Schulter in die vermutete Richtung zum Mülleimer. Ich lege den spärlichen Rest, der übriggeblieben ist, zurück in die hinterste Ecke auf das verstaubteste Buch. Sie lebt nun schon lange genug bei mir, sodass ich weiß, „Nie wieder" beschränkt sich auf die nächsten 24 Stunden.
Währenddessen wird der Hund von der Brücke geschubst und fällt ins eisige Wasser.

[305.11.02]