Katzen landen immer auf ihren vier Pfoten
[Oder aber auch von fallenden Fellknäueln und abgekarteten Spielen]
Ich baue gerade ein Unterwasseraquarium, als Irujuki aufgeregt anfängt zu rufen.
„Da! Da", wild zeigt sie mit dem Finger auf das Fensterbrett. Ich rette mich an den Strand, ehe ich im Wasser ertrinke. Dann folge ich ihrem Blick.
Vor dem Fenster sitzt eine Katze. Sie starrt mir direkt in die Augen. Ihr tigergestreiftes Fell sieht seltsam aus. Ich lasse Minecraft im Hintergrund laufen, während ich das Tier in die Wohnung hole. Ihr Fell ist wirklich weich und sie scheint handzahm zu sein. In ihrem Halsband ist etwas eingraviert. Sui.
„Was machst du denn da?!" Irujuki sieht die Katze misstrauisch an.
„Was ist das Problem?"
„Die kenn ich! Beim Einkaufen, im Hundepark, am See, sogar auf der Straße! Sie verfolgt uns!!"
„Das bildest du dir ein", besänftige ich sie.
„Das tue ich nicht! Sie ist gefährlich."
„Nein, die hat einfach nur Hunger." Ich gehe mit ihr in die Küche und gieße etwas Milch in einen Suppenteller.
„Was machst du denn da?!", ruft Irujuki zum zweiten Mal.
„Ich helfe einem Tier beim Überleben." Sobald sie fertig ist, schnappe ich sie mir und befördere sie in den Flur.
Mein Unterwasseraquarium hat nur noch wenig Lücken, als Irujuki schon wieder hibbelig wird.
„Schon wieder, da! Da! Da!"
Ich drehe mich um und will sie beruhigen, doch tatsächlich: „Das ist ein bisschen gruselig."
Irujuki klatscht mit einer Fliegenklatsche gegen das Fenster. Die Katze rührt sich nicht, zuckt nicht mal zusammen. Ich öffne das Fenster. Irujuki wechselt ihre Taktik. Sie krault das Tier an allen bedenklichen Stellen, bis es zu schnurren beginnt. Dann schubst sie sie weg.
„Hey!", rufe ich empört.
Irujuki blickt dem fallenden Fellknäul nach: „Keine Sorge, Katzen landen immer auf ihren vier Pfoten."
Ich sortiere die Eier, die ich heimlich aus dem Kreativmodus genommen habe. Dann wechsele ich zurück und will gerade anfangen, erste Tiere zu spawnen, als es an der Tür klopft.
Ich öffne: „Irujuki?!" rufe ich über die Schulter, „Kommst du mal?" Vor der Tür sitzen sieben Katzen. Sie alle sehen aus wie Sui, tragen aber kein Halsband.
Irujuki kommt, mit einer ungeöffneten Wasserflasche in der einen und der Fliegenklatsche in der anderen Hand, zu mir.
„Uaha!" Schreckhaft kuschele ich mit dem ungemütlichen Türrahmen, denn Irujukis Gesicht gleicht dem eines Teufels.
Sie fängt an, auf die Katzen einzuschlagen. Sie miauen gefährlich, machen Katzenbuckel oder springen auf das Treppengeländer.
„Lass die Katzen! Sie haben nur Hunger!" Versuche ich verzweifelt, Irujuki von der Spur eines Tierquälers wegzubringen.
„Ja toll", meint sie sarkastisch, „also willst du denen jetzt Milch raus stellen?" Ich nicke.
„Es kommen noch mehr! Immer immer mehr! Und du kannst nicht lockerlassen. Dann endest du als alte, einsame Tante mit 20 Katzen."
„Aber ich bin doch nicht einsam!"
Irujuki wird still. Nicht so Irujuki-still, wenn sie nach Argumenten sucht, sondern so, als würde sie etwas verschweigen und liebend gerne das Thema wechseln.
„Das war ein Kompliment."
„Jaja." Sie scheint sich wieder zu besinnen, denn ihre Fliegenklatsche schnellt auf eine der gestreiften Tiere, trifft diese am Schwanz und ruft: „Jetzt haut doch ab, ihr Katzen!" Eine der Katze auf dem Treppengeländer dreht sich um. „Wuff!", macht sie. „Wuff", machen auch die anderen, verbliebenen Katzen.
„Hat die Katze gerade wie ein Hund gewufft?", frage ich ungläubig. Wasser, das Irujuki aus der Flasche spritzt, fällt auf die wuffenden Katzen. „Haut ab ihr Katzenhunde!", schreit sie.
Auf einmal beginnen die Katzen zu tschilpen. „Ihr Katzenhundevögel!", verbessert sie sich.
Die Katzenhundevögel, jedenfalls eine(r) der letzten, fängt an, wie ein Pferd mit dem Schwanz zu schlagen und dazu zu wiehern. Verzweifelt wirft Irujuki die Plastikflasche nach ihr: „Katzenhundevögelpferd!"
Noch zwei Katzen bleiben standhaft und springen, auf zwei Beinen, herum. Ich frage mich, wie bei dem Krach, noch niemand auf diese-
„Katzenvögelhundepferdkängurus", ruft Irujuki müde, ehe sie einfach die Tür zu knallt.
„Nein!", rufe ich und sinke auf die Knie. „Nein!", verzweifelt blicke ich auf meinen Monitor.
„Was denn jetzt?", fragt Irujuki. Während wir gegen diese Tiere gekämpft haben, ist es in Minecraft Nacht geworden. Da ich das Spiel nicht pausiert habe, bin ich tot.
„Flieg doch einfach wieder zurück."
„Du meinst Cheating?", frage ich.
„Nee", ich winke ab, „Cheaten ist was für Faule."
Irujuki blickt mich an.
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