Fünf
Diese ... Villa war locker dreimal so groß, wie die von Amanis Vater zuhause. Amani fiel die Kinnlade runter. "Hier ... hier wohnt Monsieur Montfalcon mit seinem Sohn?" Matteu lächelte schwach. "Ja, der Herr versteht sich auf Stil."
Patrica und Anna liefen schon mit Ava ins Haus. Matteu und Amani schleppten das Gepäck. Am Eingang hielt ihnen eine junge Frau in Dienstmädchenkleidung die Tür auf. Amani nickte dankbar.
Das Foyer empfing sie mit Marmorwänden und gewaltigen Gemälden. Der Boden war vollkommen bedeckt von einem roten Teppich und sofort hatte Amani ein schlechtes Gewissen wegen ihrer dreckigen Stiefel. Ein Kronleuchter wie aus alten Zeiten hing von der Decke und spendete warmes Licht.
Ein Mann schritt elegant die breite Treppe vor ihnen hinunter. Er war um die Ende Fünfzig und trug einen feinen Anzug. Seine dunkelgrauen Haare waren zu einer modernen Frisur gekämmt und seine Augen huschten zwischen seinen Gästen hin und her.
"Monsieur Montfalcon.", begrüßte Ava ihn hoheitsvoll und neigte sogar leicht den Kopf. "Madame Chapeu.", rief er mit tiefer, angenehmer Stimme und reichte ihr die Hand. "Schön, dass sie es einrichten konnten.", sagte er lächelnd. "Haben Sie Ihren Mann nicht mitgebracht?"
Amani spürte ein schmerzhaftes Ziehen in ihrer Brust. Ava senkte den Blick. "Er verstarb leider vor zehn Jahren." Monsieur Montfalcon sah ehrlich betrübt aus. Ob sie Freunde waren? "Das tut mir wirklich leid, Madame. Sein Blick wanderte zu den Stiefschwestern.
"Ist eine von euch beiden Amani? Richards Tochter?" Ava verzog das Gesicht, als hätte er von einer Krankheit gesprochen, setzte aber gleich darauf ein betörendes Lächeln auf. "Natürlich nicht, Monsieur. Das sind meine beiden Töchter Patrica und Anna." Was in ihrer Sprache so viel hieß wie: Das sind meine Töchter. Wo ist Ihr Sohn, damit ich ihn mit einen der beiden zusammenbringen und reich verheiraten kann?
Er reichte beiden die Hand, was die Schwestern mit einem gelangweilten Lächeln quittierten. Sie suchten mit ihren Blicken immer wieder die Treppe ab. Amani fasste sich ein Herz. Sie räusperte sich. "Äh ... ich bin Amani. Kannten Sie meinen Vater gut, Monsieur?"
Er grinste wie ein Honigkuchenpferd und gab ihr ebenfalls die Hand. "Ja, ich kannte ihn sehr, sehr gut. Dein Verlust tut mir wirklich leid, Amani. Ich darf doch Amani sagen? Nenn mich einfach Nathan."
Dass ihre Bedienstete mit dem Gastgeber nach nur zwei Minuten schon bei Du war, entlockte Ava ein wütendes Schnauben.
"Matteu? Bringst du die Damen auf ihre Zimmer? Ich kümmere mich um Amani." Eher irgendjemand protestieren konnte, legte er ihr eine Hand auf den Rücken und schob sie die Treppe hoch, in einen langen, hell gestrichenen Korridor.
"Wo haben Sie meinen Vater kennengelernt?", fragte sie, um die Stille zu brechen. "Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Nachdem er sich in deine Mutter, Lina, wenn ich mich recht erinnere, verliebt hatte, ist er mit ihr aufs Land gezogen. Ich hab ihn seitdem nicht mehr gesehen, aber wir haben regelmäßig Briefe ausgetauscht. Als dann der Kontakt plötzlich abbrach, habe ich mich zwar gewundert, aber ich dachte nie, dass..."
Amani wusste, wie er sich fühlte. Er führte sie zu einer weißen Tür mit der Aufschrift Invités. Gäste. Nathan drückte die Türklinke hinunter und ein riesiges Schlafzimmer mit einem Himmelbett kam zum Vorschein. Daneben ein großer Schrank und ein Nachtkästchen. "Im Bad hängen frische Handtücher und Seifen.", erklärte Nathan. "Wenn du etwas brauchst, gib einfach unserem Dienstmädchen Antoinette oder Matteu Bescheid."
"Danke, aber ich muss sowieso wieder ins Foyer. Die Koffer von Madame Chapaeu und ihren Töchtern tragen sich nicht von allein." Nathan sah sie irritiert an. "Warum solltest du, für ihr Gepäck zuständig sein?" "Das ist mein Job, Monsieur. Ich bin die Angestellte der Familie Chapaeu. Deshalb glaube ich nicht, dass dieses Zimmer für mich angemessen ist. Es ist wunderschön, aber ich glaube einer Ihrer Gäste braucht es dringender."
Nathan schüttelte den Finger, als müsse er ein unwissendes Kind tadeln. "Meine liebe Amani. Niemand sollte für seine eigene Familie arbeiten müssen. Von mir aus tun Sie, was Sie nicht lassen können, aber das Zimmer gehört Ihnen. Punkt." Er zwinkerte und verließ mit schnellen Schritten den Flur.
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