~Prolog~
"Vielen Dank, dass ihr heute alle hierhergekommen seid!" Eine tiefe Stimme durchbrach die leisen Gespräche auf der Lichtung und ließ alle verstummen. Die Gestalten, die auf der Lichtung standen, blickten in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Sie alle trugen leichte Gewänder in den Farben des Waldes, es waren Männer und Frauen mit Haaren in den verschiedensten Brauntönen. Sie alle hatten grüne Augen, in denen sich der Mond, der hoch und voll am Himmel stand und sein weißes Licht über die Versammlung warf, spiegelte. Zwischen den Personen saßen und standen die verschiedensten Tiere, friedlich liefen sie in der Menge umher. Die Personen auf der Lichtung waren unterschiedlichen Alters, doch ihre Gesichter wirkten alle gleich angespannt, als sie ihre Blicke auf den Mann richteten, der soeben die Stimme erhoben hatte.
Elladan Anduin Thurgood. Das war der Name des Mannes, der nun vor der Menge stand und nachdenklich einen nach dem anderen ansah. Es war ein alter Mann, weitaus älter als jeder andere auf dieser Lichtung, sein Gesicht war faltig und er stützte sich auf einen Stock, doch er stand aufrecht und in seinen Augen funkelte Weisheit und Wissen. Seine dunkelbraunen Haare, die von silbernen Strähnen übersäht waren fielen ihm lang über den Rücken und über die Schultern. Auch sein Bart war von der selben Farbe und das Mondlicht warf einen silbernen Glanz über die Gestalt des Mannes. "Es ist soweit!" Thurgoods tiefe Stimme klang ruhig und die Zuhörer hingen an seinen Lippen. "Der Moment, auf den wir alle gewartet haben, ist gekommen. Die Prophezeiung hat sich erfüllt! Das Mädchen, dass das Mal trägt, wurde geboren!" Ein Gemurmel erhob sich, manche Gesichter erhellten sich, andere verzogen sich skeptisch. Diskussionen wurden geführt, die Stimmung war aufgeheizt. Eine Stimme erhob sich aus der Menge: "Aber woher sollen wir wissen, was wir jetzt tun sollen? Die Prophezeihung sagt nur, dass ein Mädchen geboren wird, mit einem blattförmigen Mal auf dem Körper. Es heißt, sie hätte die Macht, das Böse zu vertreiben und das Tor zu öffnen! Aber wie? Wir wissen nichts!" Die Stimme des Mannes, der die Worte gerufen hatte, klang verzweifelt, Hoffnungslosigkeit schwang darin mit. Wieder verstummte die Menge, es wurde bedächtig genickt und die Blicke fielen wieder auf Thurgood, der den Mann nachdenklich ansah. Langsam hob er seinen Blick und nickte. "Du hast recht, Aldon. Die Prophezeiung sagte nichts genaues. Aber nun ist die Eine mit dem Mal geboren." Er richtete sich auf und sah die Menge intensiv aus seinen dunkelgrünen Augen, in denen ein leichter Schimmer lag an, bevor tief Luft holte und mit lauter Stimme verkündete: "Es gibt eine neue Prophezeiung!"
Stille folgte seinen Worten, fassungslose Gesichter wandten sich ihm zu, man hörte einen Moment lang nichts, außer das leise Rauschen der Baumwipfel im Wind. Dann, ganz plötzlich, lösten sie sich aus ihrer Starre. Erregte Worte wurden gewechselt, Diskussionen wurden laut, neugierige Blicke lagen auf dem alten Mann, der immer noch aufrecht dastand. Sein dunkelgrünes Gewand, dass ihm ein edles Aussehen verlieh, rauschte leicht im Wind und er beobachtete stumm die Personen auf der Lichtung. Die Neuigkeit schlug ein wie eine Bombe, aufgeregt wurde Thurgood mit Fragen durchlöchert, die ganze Menge hatte sich in einen Strudel aus Aufregung und fassungslosem Erstaunen verwandelt. Einen Moment tat der alte Mann nichts, dann hob er die Hand. Diese Geste sorgte augenblicklich für Ruhe, respektvolles Schweigen trat ein und die Personen auf der Lichtung sahen voller Neugier zu ihm, als er anfing, mit tiefer Stimme zu sprechen. "Die neue Prophezeiung lautet folgendermaßen:
Das Mal ist erschienen, die Hoffnung erwacht,
das Licht erscheint und vertreibt die Nacht.
Wenn das Mal auf der Einen golden erstrahlt,
feine Linien aus Gold gemalt,
dann vereint euch alle, zögert nicht,
die Zeit ist knapp, entfacht das Licht.
Woher ihr gekommen seit dahin geht auch wieder,
wenn die letzten Strahlen des Frühlings sinken im Wasser darnieder.
Nur die Eine vermag es, dass Tor zu entriegeln,
und das Schicksal der Yuvai auf ewig zu besiegeln.
Tritt die Erbin des Thrones in die Kammer hinein,
Empfängt sie der Vorfahren heller Schein,
So nehmt euren Mut und eure Tapferkeit zusammen,
um das Feuer des Friedens wieder zu entflammen. "
Eine nachdenkliche Stille senkte sich wieder über die Lichtung, als Thurgood aufgehört hatte, zu sprechen. Die Worte waren nicht leicht zu verstehen und doch klar und eindrücklich gewesen. "Wann wird es soweit sein? Wann färbt sich das Mal golden?" Stimmen wurden laut, fragende Gesichter sahen zu dem alten Mann auf. "Ich weiß es nicht." Offen sah er sie an, blickte in verwirrte Gesichter, die Aufregung war deutlich spürbar. "Wir müssen warten. Irgendwann wird die Zeit gekommen sein. Dann werden wir uns wieder versammeln und zusammen werden wir es schaffen, in wieder nach Delucía heimzukehren." In der tiefen Stimme schwang Wehmut mit und in den dunkelgrünen Augen des Mannes schimmerten Erinnerungen, die nur er kannte. Resigniertes Nicken machte sich unter den Personen auf der Lichtung breit, doch ihre Augen glänzten warm. Die Hoffnung war wieder da, das Mal war erschienen. Noch lange dauerte die Versammlung in dieser Nacht an, bevor wieder jeder seine eigenen Wege ging. Es war unbestimmt, wann es soweit war. Aber jeder einzelne von ihnen würde bereit sein.
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