~4~
"Also... Du sagst ich bin eine Elfe, richtig?" Verunsichert sah Luna den braunhaarigen jungen Mann an, der sie freundlich korrigierte. "Eine Naturelfe. Wir nennen uns Yuvai." Er sagte das so selbstverständlich, als ob er über seine Lieblingseiscreme reden würde. Das schlanke Mädchen vergrub ihre Hände im weichen Gras, ihre Finger spielten mit den grünen Halmen. Das hier war alles so unglaublich, wie konnte das sein? Nach einer Weile sah sie auf. "Diese... Arunà Academy, wo liegt die?" Der Gedanke, ganz alleine mit dem Mann zu einer unbekannten Schule, die vielleicht viele Kilometer entfernt war, zu gehen, beunruhigte sie. Nicht dass sie hier Freunde hätte, die sie vermissen würde, mal ganz zu schweigen von ihrer Familie, aber trotzdem war ihr unwohl dabei. Fergusons ruhige Stimme riss sie aus ihren schweren Gedanken. "Die Schule liegt etwa 170 km von hier, in einer Gegend die von dem Menschen Feeshire genannt wurde."
Nachdenklich sah Luna in die Luft. 170 km, das war schon etwas weiter, aber auch nicht zu viel. Sie kannte die Stadt Feeshire, auch wenn der Titel "Stadt" übertrieben war. Es bestand aus ein paar Häusern am Waldrand, denn die Stadt war von Wald überwuchert, nur selten kamen Menschen dorthin. Wo dort wohl eine ganze Schule Platz hatte? Das Mädchen wandte sich fragend an Ferguson. "Ist das nicht auffällig, eine große Schule mitten im Wald?" Dieser grinste leicht, als hätte sie einen Scherz gemacht. "Wie ich sehe, weißt du, das Feeshire von Wald bedeckt ist. Wir nennen ihn Paxarbor Wald oder Stiller Wald. Doch die Arunà Academy ist keine gewöhnliche Schule, sie..." Er unterbrach sich: "Ach was, es würde viel zu lange dauern, dir das alle zu beschreiben, du kannst es dir ja selbst anschauen. Auf jeden Fall können die Menschen die Schule weder sehen noch hören und sie meiden die Gegend und den Wald, dafür hat unsere Magie gesorgt." So langsam wurde die Neugier des Mädchens geweckt. Wie die Schule wohl aussah? Und wie die Schüler wohl sein würden? Bei diesem Gedanken regte sich etwas im Kopf des Mädchens und sie richtete sich auf. Ihre Augen blitzten neugierig, als sie Ferguson fragte: "Wissen sie, was meine zweite Gestalt ist?" Vielleicht ein Igel? Oder eine Maus? Ihre Fantasie fing schon wieder an, sie verrücktzumachen und sie konzentrierte sich auf das freundliche Gesicht des jungen Lehrers vor ihr. Dieser ließ angesichts des neugierigen Blickes des Mädchens seine Mundwinkel noch ein Stückchen höher wandern, ehe er erwiderte: "Nein, das weiß ich nicht. Du wirst es herausfinden, wenn du mitkommst!"
Unzufrieden seufzte Luna auf und blickte wieder zu Boden. Bedenken fingen an, sich wieder in ihren Kopf zu schleichen. "Aber ich habe doch gar kein Geld um die Schulkosten zu bezahlen! Und was wird meine Familie dazu sagen, wenn ich einfach verschwinde?" Ihre grünen Augen glänzten betrübt und sie zupfte einige Grashalme aus dem weichen Boden. "Das ist kein Problem!", beruhigte Ferguson sie. "Du musst keine Schulkosten zahlen, deine Uniform und Schulmaterial bekommst du von der Schule. Was deine Familie angeht, ist das nicht so schwer. Dir liegt ja nicht sonderlich viel an ihnen, " er sah mit einem leicht fragenden Gesichtsausdruck zu ihr, was sie mit einem verlegenen Nicken quittierte, "also werden wir ihnen sagen, jemand anderes hätte dich adoptiert. Wie haben spezielle Leute dafür, sie werden die nötigen Unterlagen bereithalten. Mach dir darum keine Gedanken!"
Stumm blickte sie in die freundlichen Augen des Mannes, dann schloss sie für einen Moment die Augen. Sollte sie es wirklich wagen? Das klang so verrückt, aber wenn es wahr war, wäre es eine Chance. Hier hatte sie sowieso niemanden, also... Langsam öffnete sie ihre Augen, seufzte leise und blickte in das leicht lächelnde Gesicht des Lehrers. "Ich-..." Sie schluckte schwer, dann schaffte sie es, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. "Ich werde mitkommen." Ein warmes Lächeln breitete sich in dem Gesicht des Mannes aus. "Das freut mich, es ist die richtige Entscheidung. Am besten gehen wir gleicht los, es ist schon spät." Prüfend sah er in den Himmel, dann blickte er wieder zu Luna. "Pack schon mal deinen Koffer, nur Kleider und das wichtigste, mehr brauchst du nicht." Sie nickte kurz, dann drehte sie sich um und lief in ihr Zimmer. Hoffentlich würde ihre Adoptivmutter oder Annalena nichts mitbekommen. Sie betete, dass die beiden noch schliefen und packte ihre Klamotten und ein paar Sachen in einen kleinen Koffer. Bevor wieder Bedenken und Zweifel in ihr aufkommen konnten, drehte sie sich um und trug ihren Koffer aus dem Haus. An der Straße wartete schon Ferguson auf sie. Galant nahm er ihr den Koffer ab und sie liefen von dem Grundstück. "Wie kommen wir jetzt nach Feeshire?" Fragend blickte sie ihn an, die Aufregung war ihr deutlich anzusehen. Mit einem Lächeln erwiderte der junge Lehrer: "Wie ganz normale Menschen. Erst mit der U-Bahn und dann laufen wir den Rest." Etwas enttäuscht verzog Luna das Gesicht. Ging es nicht etwas... magischer? Die grünen Augen des Mannes neben ihr funkelten amüsiert und so machte sie sich wohl oder übel auf zur nächsten U-Bahn Station. Sie sah nicht zurück auf das Haus, in dem sie bis jetzt gewohnt hatte. Das war jetzt vorbei. Sie fing ein neues Leben an. Sie wusste nicht, was sie erwartete und Nervosität machte sich in ihr breit, doch es war allemal besser als ihr bisherigen Leben. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht, als sie zügig neben Ferguson herlief und sich immer weiter von dem Haus entfernte.
Jetzt geht es endlich los! 😉
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, schreibt mir eure Rückmeldungen gerne in die Kommentare und votet fleißig ^^
Lulu <3
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro