~12~
Bald hatten die Drei unter der Führung von Lee ihr Ziel erreicht. Die Unterrichtshütte, in der sie Verwandlung und Verhalten haben würden, war deutlich großer als alle anderen. Luna sah sich neugierig um. In dem großen Raum gab es weder Stühle noch Tische, dafür hingen an den Wänden viele Bilder und beschriftete Zeichnungen, die wohl zu Lernzwecken dienten. An der rechten Wand hing ein großer Spiegel und im hinteren Teil des Raumes stand ein großes Bücherregal. Beeindruckt blickte die Schülerin sich um, während sie mit Yeona und Lee in die Mitte des Raumes lief. Die Schüler sammelten sich in der Mitte des Raumes und das Reden und Lachen verstummte langsam, als Ferguson eintrat. Auf seinen jungen Gesicht lag ein freundlicher Ausdruck und er verbreitete eine lockere Stimmung. "Guten Morgen!", begrüßte er seine Klasse schwungvoll, dann fiel sein Blick auf Luna. "Wir haben eine neue Schülerin in dieser Klasse.", er lächelte dem Mädchen freundlich zu. "Hast du dich schon vorgestellt?" Luna schüttelte den Kopf und er bat sie nach vorne. "Also...", begann sie, verlegen weil alle Blicke auf sie gerichtet waren. Yeona nickte ihr aufmunternd zu und sie lächelte dankbar. "Ich heiße Luna Ellis und bin 15 Jahre alt." Vielleicht hatten die meisten etwas mehr erwartet, denn immer noch sahen alle neugierig zu ihr. Professor Ferguson rettete sie aus der peinlichen Situation, indem er sagte: "Schön dass du da bist, Luna. Du bist sicherlich schon gespannt auf deine Zweitgestalt, oder?" Verlegen nickte sie, während einige Schüler anfingen zu tuscheln. Wahrscheinlich fragten sie sich, warum sie noch nicht wusste, was für eine Zweitgestalt sie hatte. Die meisten wussten ja schon von klein auf, dass sie Yuvai waren.
Sobald der Lehrer sprach, herrschte wieder Ruhe in dem Raum. "Deine Klassenkameraden können dir ja mal zeigen, wie so eine Verwandlung aussieht. Dann können wir uns an deine Verwandlung machen, während die anderen nochmal die Verwandlung im Sprung üben, die wir letzte Stunde besprochen haben". Das letzte richtete er an die Klasse, dann lächelte er wieder Luna an, die ihm gespannt zuhörte. "Yeona!" Die Angesprochene sah auf und Ferguson bat sie nach vorne. "Zeig bitte einmal deiner Zimmerkameradin deine Verwandlung." Eilig nickte das Mädchen und die Schüler machten ihr Platz. Das Mädchen schloss die Augen, atmete tief aus und plötzlich stand an seiner Stelle ein Reh. Obwohl Luna das schon kannte, war sie wieder erstaunt. Das Reh, welches in der Mitte des Raumes stand sah sie ruhig an und seine großen Augen schienen amüsiert zu funkeln. Die großen Ohren zuckten leicht, als Ferguson kommandierte: "Und wieder in Menschengestalt!" Keine Sekunde später stand wieder das hellbraunhaarige Mädchen an seiner Stelle und lächelte zufrieden. "Sehr gut!", lobte Ferguson sie und Yeona lief wieder in die Reihen der Schüler. Beeindruckt sah Luna ihre Freundin an, welche ihr schelmisch zuzwinkerte. "Okay, ihr übt jetzt bitte die Verwandlung im Sprung, geht in Zweiergruppen zusammen und bitte seit vorsichtig."
Die Schüler nickten und fingen an, sich zu gruppieren, während Luna von ihrem Lehrer in den hinteren Teil des Raumes zu dem großen Bücherregal geführt wurde. Nervosität stieg in ihr auf, als ihr Lehrer in großes Buch aus dem Regal zog und es auf einen kleinen Tisch legte. Dann wandte er sich an Luna, die ihn gespannt beobachtet. "In diesem Buch sind Tierfotos, du schaust sie dir an und wenn du etwas ungewöhnliches bemerkst, sagst du es, okay?" Eilig nickte das Mädchen und fing an, in dem Buch zu blättern.
Ein Dachs. Sah süß aus, aber nichts.
Ein Eichhörnchen. Nichts.
Ein Wildschwein. Ernsthaft? Zum Glück auch nichts.
Eine Maus. Nichts.
Ein Waldkauz. Auch nichts.
Seite um Seite blätterte Luna durch das Buch, doch nichts passierte. Langsam wurde ihre Hand schwer, doch sie hörte nicht auf. Ferguson machte ein paar mal "Hmm...", doch sonst blieb auch er still.
Eine Meise. Nichts.
Ein Hase. Nichts.
Ein Igel. Nichts.
Langsam fing Luna an, sich zu fragen, ob sie nicht etwas falsch machte. Vielleicht war sie ja doch keine Yuvai? Oder hatte sie etwas gespürt, aber es nicht beachtet? Unsicher blätterte sie weiter, während sie die Geräusche der anderen Schüler langsam ausblendete.
Ein Fuchs. Nichts.
Ein Bär. Hilfe! Aber auch nichts.
Ein Puma. Wow, so musste Louis aussehen! Aber auch nichts...
Seufzend blätterte sie die Seite um.
Ein Wolf.
Das Bild eines großen Wolfs erschien auf der nächsten Seite. Kaum hatten ihre Augen das Bild erfasst stieg in ihr ein starkes Gefühl auf. Sie konnte es nicht beschreiben, es war, als hätte sie etwas gefunden, wonach sie schon lange gesucht hatte. Ein warmes Gefühl schoss durch ihren Körper, es fühlte sich an, als hätte ihr innerstes Feuer gefangen. Glück, Zuversicht, Stärke, Zuneigung... Tausend Gefühle schossen durch ihren Körper, sie keuchte laut auf und langsam ebbten die Wogen in ihrem Inneren ab. Immer noch schnell atmend zeigte sie auf das Bild. "Das da!", war alles, was sie herausbrachte, während sie plötzlich eine klare Erkenntnis durchfuhr wie ein Stromschlag. Sie war ein Wolf in ihrer Zweitgestalt! Wieder stiegen die unterschiedlichsten Gefühle in ihr hoch, Angst vor ihrer starken Zweitgestalt, Erleichterung dass sie keine Fledermaus war, Erstaunen und Fassungslosigkeit. Nie hätte sie gedacht, dass sie so ein starkes Tier werden konnte. Einerseits war sie stolz darauf, Wölfe waren faszinierende Tiere, aber andererseits schlich sich ein hinterhältiger Gedanke in ihren Kopf. Was würden Yeona und Lee dazu sagen? Sie war ein Raubtier! Was, wenn die beiden Angst vor ihr bekommen würden, sie abweisen oder ausschließen würden? "Ein Wolf! Wer hätte das gedacht!". Die freundliche Stimme ihres Lehrers riss Luna aus ihren Gedanken. Sie versuchte ein erleichtertes Lächeln, was ihr jedoch nicht ganz gelang. Spätestens nach den Worten ihres Lehrers sahen alle Schüler zu ihr. Viele tuschelten aufgeregt und die Schülerin senkte verlegen den Kopf. Sie traute sich nicht, Yeona und Lee anzuschauen, also wandte sie ihr Gesicht ihrem Lehrer zu, der sie aufmunternd anlächelte. "Möchtest du die Verwandlung gleich mal versuchen?" Verunsichert sah Luna ihn an. Klar wollte sie sich verwandeln, aber wenn sie sich vor allen blamierte? Oder wenn irgendetwas schief ging? Konnte man sich dabei verletzen? Die Blicke ihrer Mitschüler brannten ihr im Rücken und so nickte sie zögerlich. Ferguson schien ihre Verunsicherung zu bemerken, der er sagte leise: "Keine Sorge, das schaffst du." Dankbar lächelte sie, während sie sich von ihm in die Mitte des Klassenzimmers führen ließ. "Gut, du tust jetzt einfach, was ich dir sage. Entspann dich, dann geht es am leichtesten." Sie nickte leicht und biss sich nervös auf die Lippe...
Na, wie findet ihr Luna's Zweitgestalt? Und wie sie wohl damit zurecht kommt?
Votet gerne, wenn euch das Kapitel gefallen hat und schreibt gerne Rückmeldungen und Ideen in die Kommentare :)
Lulu <3
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