Kapitel 64
„Okay, welchen Raum nehmen wir?", fragte Jin fröhlich.
Noch immer konnte er nicht glauben, dass er tatsächlich auf einem richtigen Date mit Namjoon war.
Es sollte alles perfekt werden.
Der Ermittler hatte lediglich den Ort ausgewählt, den Rest allerdings an Jin überlassen.
Für ihn war das der nächste große Schritt. Es war wie eine Bezeugung von Namjoon, dass er das zwischen ihnen ebenfalls als richtige Beziehung ansah.
„Nehmen wir den direkt an der Bar?", fragte Jin zur Sicherheit nochmal nach, während er das Prospekt mit den Angeboten überflog.
Namjoon selbst sah sich den Eingangsbereich der Karaokebar an, drehte sich in jede Ecke.
„Ja, klingt gut.", sagte er beiläufig.
Stirnrunzelnd registrierte Jin das Desinteresse seines Gegenübers.
Wollte er doch nicht mehr hier sein?
„Soll ich uns schon mal was zu trinken bestellen?", versuchte der Reporter es erneut.
Namjoon blickte nicht einmal in seine Richtung.
„Mach das.", meinte er knapp. Als ob er etwas suchen würde, lief er mehrfach durch den Raum, sah immer wieder zur Decke.
Frustriert schob Jin die Unterlippe vor: „Ich hab mir übrigens überlegt, zusammen mit Jimin eine Alpakafarm zu eröffnen."
„Gute Wahl.", meinte Namjoon, lief ein paar Schritte in den angrenzenden Gang und kam schließlich wieder zurück.
Wo Jin ihn bereits erwartete. Mit verschränkten Armen.
„Du hörst mir überhaupt nicht zu.", warf er ihm vor. „Was treibst du da die ganze Zeit?"
„Nichts, ich schau mich nur um.", hob der Ermittler abwehrend die Hände.
Sicher.
Skeptisch hob Jin eine Augenbraue: „Das ist gar kein Date, oder? Ich hab mich eh gewundert, warum du ausgerechnet zum Karaoke willst. Oder möchtest du gerne singen?"
„Du bist doch der hopsende Sänger von uns beiden. Zeig, was du drauf hast.", verengte Namjoon angriffslustig die Augen.
Jin zuckte nur mit den Schultern: „Ich singe nicht mehr. Also, warum sind wir hier?"
„Das ist die Karaokebar, in deren Hinterhof das letzte Opfer gefunden wurde.", gab der Ermittler zu.
„Du meinst, vorher war er hier?"
Namjoon nickte: „Er wurde ohne Jacke gefunden. Bei den Temperaturen also unrealistisch, dass er einfach nur spazieren war. Und da das hier die einzige Möglichkeit ist, in einer Wohngegend aus Appartmentblöcken und Supermärkten, müssen wir uns ein paar Infos beschaffen."
Er war schon auf dem Weg zur Theke, hinter der ein junges extrem bunt geschminktes Mädchen saß und gelangweilt auf ihrem Handy tippte.
Jin konnte den Ermittler gerade noch am Unterarm zurückziehen: „Was hast du vor?"
„Du bist aktuell kein Polizist. Denkst du nicht, das wäre zu auffällig?", hakte der Reporter nach.
Namjoon zuckte mit den Schultern: „Ich kann sie doch normal fragen."
„Es ist aber nicht normal, wie du fragst.", entgegnete Jin eindringlich, ignorierte das Stirnrunzeln seines Gegenübers.
Seufzend schloss er kurz die Augen, ließ Namjoon stehen und ging zielstrebig auf das junge Mädchen hinter der Theke zu.
„Hallo, mein Freund war vor einiger Zeit hier und hat seine Jacke vergessen.", setzte Jin sein strahlendstes, aber auch falschestes Lächeln auf. „Sein Name ist Lee Seok Min. Oder auch DK. Zumindest auf der Bühne."
Die grellbunt geschminkten Augen des jungen Mädchens wurden immer größer. Man konnte ihr ansehen, dass sie in ihrem Kopf krampfhaft versuchte, sich an die aktuell bekanntesten Sänger zu erinnern.
„Wir sind in einer Band, weißt du?", erklärte Jin charmant lächelnd weiter. „Ja, ich weiß. Du hast mich bestimmt schon erkannt. Ich sehe es dir an."
Das Mädchen öffnete den Mund, nickte nur stumm wie ein Karpfen.
Jin war in seinem Element.
Er wusste genau, wie er auf Frauen und besonders Teenager wirkte. Und setzte das des Öfteren auch mal ein.
„Aber psst.", er hielt verschwörerisch den Zeigefinger vor die Lippen. „Es darf natürlich keiner wissen, dass wir hier waren. Du verstehst ja, die Presse. Die Kameras sind hoffentlich nur Deko?"
Das Mädchen schüttelte den Kopf, verschwand kurz in einem angrenzenden kleinen Raum und kam schließlich mit einer dunkelroten Lederjacke zurück: „Die haben eine Dauerschleife, die automatisch nach drei Stunden überspielt wird."
„Vielen Dank.", deutete Jin eine Verbeugung an. „Wir nutzen nochmal den hintersten Raum für eine Stunde. Aber nicht vergessen. Kein Wort zu niemandem."
„Du bist in einer Band?", grinste Namjoon ihm bereits entgegen.
Der Reporter zog ihn mit sich: „Die Gruppe des Opfers hat 13 Mitglieder. Ich kenne so gut wie niemanden, der wirklich jeden einzeln auseinander halten kann."
Zum Beweis zeigte er dem Ermittler eine Presseaufnahme, die ein gutes Dutzend junger Männer präsentierte, die nahezu alle gleich aussahen.
Namjoon runzelte beim Betrachten die Stirn: „Warum so viele?"
Jin zuckte nur mit den Schultern: „Für jeden was dabei."
Neugierig kramte er in den Taschen der Lederjacke des Opfers. Eine Seite war bis auf ein paar Krümel und ein unbenutztes Taschentuch leer.
In der anderen Seitentasche hingegen spürte er mehr Gegenstände.
Da das Thekenmädchen sie allerdings neugierig musterte, wollte Jin ungern vor ihr seine Entdeckungen präsentieren.
„Wir sollten in die Kabine gehen.", meinte er zu Namjoon und schob ihn in den schlecht beleuchteten Raum.
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