Kapitel 51
Wow.
Das war das erste, was Jin in den Sinn kam, als er die wasserstoffblonde vollbusige Frau hinter dem Tresen erblickte.
Sie wirkte dermaßen überzeichnet, dass sie hier perfekt hinpasste.
Fast wie ein Maskottchen.
Sollte diese Bar jemals einen Werbespot im Nachtprogramm schalten, sie wäre die perfekte Hauptbesetzung.
Mit ihren krallenartigen übermäßig langen Fingernägeln hielt sie die Flaschen, verteilte deren bunten Inhalt in mehrere kleine schon bereit stehende Gläser.
Das lange Haar bis zum drallen Po, der in einem so kurzen engen Minirock steckte, dass sie quasi auch nackt hätte dort stehen können.
Diese Frau schrie förmlich nach Aufmerksamkeit. Zumindest optisch.
Außerdem war sie das komplette Gegenteil von der kleinen niedlichen Yun.
Was also bitte hatte Namjoon mit so jemandem zu schaffen?
"Hallo Jessi.", begrüßte dieser sie freundlich, als er an der Bar angekommen war.
"Namjoon!", quietschte die Angesprochene übertrieben hoch, dass es nah am Tinitus war. "Alter, was machst du hier? Sag nicht, es gibt wieder ne Razzia? Ich hab da 30 Flaschen gepanschten Soju im Kühlschrank. Wie soll ich das bitte erklären?"
Schmollend schob sie ihre eindeutig operierten Lippen vor.
"Keine Sorge, ich bin diesmal aus anderen Gründen hier.", schmunzelte Namjoon kopfschüttelnd.
Diese Jessi hob fragen die Brauen, ihr Kopf drehte sich in Jins Richtung.
"Heilige Scheiße! Ist das deiner?", rief sie aus.
Der Reporter zuckte zusammen. Unschlüssig zeigte er auf sich: "Meinen Sie mich?"
"Ja, Baby.", sie kam hinter der Theko hervor auf ihn zugewackelt in mörderisch hohen roten Absatzschuhen und begutachtete ihn von oben bis unten, als wäre er ein Ausstellungsstück.
"Das, lieber Namjoon.", sie zeigte erneut auf Jin. "Ist ein echtes Sahneschnittchen."
"Ähh. Danke?", erwiederte der Reporter vorsichtig.
"Scheiße, ich will auch sowas.", sie zupfte am Hemd des Blonden herum. "Wo hast du den her?"
"Zugelaufen.", antwortete Namjoon knapp.
Jin klappte der Kiefer nach unten. War er ein Hund?
Die blonde Jessi richtete sich vor ihm auf, verschränkte die Arme, dass ihre riesigen Brüste unter dem engen Oberteil nach oben gedrückt wurden und sah Jin eindringlich an: "Er ist hoffentlich gut zu dir. Ich weiß, was für ein Arsch er sein kann."
Der Reporter schob irritiert die Augenbrauen zusammen.
"Alles bestens, ja.", antwortete er verwirrt. Sein Blick glitt immer wieder zwischen Namjoon und der Frau hin und her.
Scheinbar registrierte diese das und reagierte prompt.
"Oh nein.", widersprach sie, indem sie mit dem Zeigefinger wackelte. "Sowas kann der sich gar nicht leisten."
Jessi strich sich mit beiden Händen über den Körper, entlang ihrer wirklich auffälligen Kurven.
"Ein Ritt auf dieser Lady ist nur für geladene Gäste bestimmt.", zwinkerte sie zweideutig.
Jin schluckte.
Diese Frau nahm wirklich kein Blatt vor den Mund. Was ihn irgendwie verunsicherte.
"Außerdem war ich immer schon der Meinung, der liebe Namjoon ist eher Fan vom Stengel, statt der Blüte.", grinste sie vielsagend.
Jin konnte im Augenwinkel erkennen, dass der Ermittler sich mit der Hand durch das Gesicht fuhr und zu der Reihe an Shot-Gläsern griff. Schnell hatte er zwei davon geleert.
Bereute er etwa, dass er ihn mit hierher gebracht hatte?
"Könnten wir dann eventuell zu dem Grund meines Besuches kommen?", mischte er sich plötzlich ein.
Jessi tippelte wieder hinter ihre Bar, besah sich den Ermittler stirnrunzelnd.
"Wenn du so viel trinkst, kriegst du dann aber keinen mehr hoch.", stellte sie fest, schob die restlichen Gläser von ihm weg. "Wäre doch schade um dein Schnittchen. Ich würde mich aber liebend gerne als Aushilfe zur Verfügung stellen."
"Nein.", schnappte Namjoon wie aus der Pistole geschossen., was Jin stutzen ließ.
Überrascht drehte er den Kopf zum Dunkelhaarigen, der allerdings noch immer damit beschäftigt war, Jessi finster anzublicken.
Die lächelte verstehend: "Na schau mal einer an."
"Spar es dir, okay?", knurrte Namjoon genervt.
"Sicher.", flüsternd fügte sie hinzu: "Ich freue mich trotzdem."
Ehe sie sich zu Jin drehte, ihm zuzwinkerte: "Also, Kleiner. Ich kenne deinen Namen noch gar nicht."
"Jin.", antwortete dieser wahrheitsgemäß.
Jessi tippte sich nachdenklich an die Unterlippe: "Jin also. Ein wundervoller Name, der sich sicherlich erstklassig stöhnen lääst."
"Was du jetzt bitte nicht testest.", unterbrach Namjoon sie scharf, als sie bereits tief einatmete.
"Spielverderber.", schmollte sie spielerisch. "Darf ich ihm wenigstens was zu trinken anbieten?"
"Ein Wasser bitte.", warf Jin ein. Er mochte es gar nicht, dass sie irgendwie immerzu von ihm sprachen, als wäre er gar nicht da.
Jessi starrte ihn ungläubig an: "Dein Ernst? Schau dich mal um, wo du bist. Ich könnte dir alles machen. Wirklich alles."
Verständnisvoll nickte Jin, hob allerdings zur Erklärung seinen Autoschlüssel: "Ich muss noch fahren."
Nachdem Namjoon sich ja scheinbar dazu entschlossen hatte, sich mit Shots abzuschießen.
"Scheiße, ein Mercedes?", quietschte Jessi. "Ehrlich Namjoon, wo hast du den aufgegabelt. Nicht nur ein Gesicht zum Abspritzen, sondern auch noch so eine Karre?"
Jin registrierte den entschuldigenden Blick des Ermittlers in seine Richtung. Und, dass dieser sich erneut über die Theke lehnte und sich ein weiteres Schnapsglas angelte.
Verständlich. Irgendwie.
"Also einer geht aber wirklich.", versuchte die Frau ihn zu überreden. "Ihr könnt es ja dann wieder rausschwitzen bei heißem Männersex im Mercedes."
Mit hochrrotem Kopf schüttelte Jin selbigen: "Wasser reicht vollkommen.", krächzte er.
"Du meinst es wirklich ernst.", stellte sie schulterzuckend fest. "Also Wasser."
Sie füllte ein Glas und schob es Jin über die glänzend polierte Theke.
"Und wozu nun der hohe Besuch?", erkundigte sie sich bei Namjoon.
Der Ermittler griff in die Innentasche seiner Lederjacke.
""Sagt dir das Gesicht was?", er legte ein privates Foto des Mädchens vom Flussufer vor sich hin.
Jessi legte den Kopf seitlich, besah sich das Bild.
Irgendwas in ihrem Blick veränderte sich. Es war nur ein Moment, aber ausreichend, dass Jin es registrierte.
"Was ist mit ihr?", fragte sie schließlich.
"Sie hatte das Dreieck tättowiert.", erklärte Namjoon.
"Hatte?"
"Sie ist tot.", fügte er hinzu. "Du kennst sie, oder?"
Jessi hob kurz die Augenbrauen, griff nach dem Foto: "Dir kann man echt nichts vormachen.", stellte sie seufzend fest. "Ja, sie war hier. Aber nur kurz."
"Was ist passiert?", hakte Namjoon nach.
"Sie hat...", die Frau suchte nach Worten. "Spezielle Dinge angeboten. Die wirklich harten Sachen. Wollte wohl unbedingt sehr schnell viel Geld machen. Aber zu der Zeit hatte sie noch kein Tattoo."
"Wann war das?", schaltete sich nun auch Jin ein, der ansonsten nur interessiert zugehört hatte.
Jessi schaute überrascht in seine Richtung: "Er ist auch Bulle? Benutzt ihr eigentlich auch eure Handschellen?", grinsend leckte sie sich über die Lippe.
"Beantworte seine Frage.", meinte Namjoon leicht genervt.
"Vor zwei Monaten ungefähr.", zuckte Jessi mit den Schultern.
"Das heißt, sie muss danach in die Hände der Triaden gefallen sein.", sinnierte der Ermittler.
"Und gleichzeitig war sie Rookie?", überlegte Jin stirnrunzelnd. "Ich weiß ja, dass einige Trainees Nebenjobs haben, um die Ausbildung zu finanzieren. Aber ausgerechnet hier?"
"Gefällt dir mein Laden etwa nicht?", fragte Jessi schnippisch.
Jin deute entschuldigend eine leichte Verbeugung an: "So war das nicht gemeint."
"Kein Ding.", winkte sie lachend ab. "Ich mach das auch nur noch, um diesen Luxuskörper zu finanzieren.", wie zum Beweis hob sie mit beiden Händen ihre Brüste an: "Die waren echt teuer."
Jins Augen weiteten sich.
"Sehen aber gut aus.", pflichtete er bei, nahm einen großen Schluck von seinem Wasser, in der Hoffnung, damit seine Unsicherheit überspielen zu können.
"Wenn da wirklich die Triaden dahinter stecken, bin ich den Fall los.", stellte Namjoon zerknirscht fest, schüttete einen weiteren Shot seine Kehle hinunter.
Jessi nahm ihm das halbllere Glas weg: "Was vielleicht sogar besser ist. Du weißt selber, wie gefährlich die sind. Halt dich aus der Sache raus. Schon alleine wegen ihm.", sie machte eine Geste zu Jin.
"Wegen mir?", fragte der überrascht.
Sie warf ihm einen zynischen Blick zu: "Was glaubst du, was passiert, wenn der Mafia dein hübsches Gesicht auffällt?"
"Mach ihm keine Angst.", sagte Namjoon tonlos.
"Die sollte er aber haben.", blaffte Jessi ihn an. "Und du auch. Glaubst du ernsthaft, die Triaden geben sich noch mit so kleinen Fischen wie den Puffs in diesem Viertel ab? Die haben längst weitaus lukrativer Stadtteile für sich entdeckt. Und bessere Opfer für ihre Geschäfte."
Jin kam etwas in den Sinn.
"Idols.", flüsterte er.
Jessi schob die Augenebrauen zusammen, wich dann aber schnell seinem Blick aus.
"Egal, wonach ihr sucht. Hört auf damit, das ist kein Spiel mehr. Und jetzt verschwindet endlich."
"Dein letztes Wort?", hakte Namjoon nach.
"Defininitiv.", sie nickte. "Auch, wenn ich weiß, dass du eh nicht auf mich hörst."
"Du kennst mich zu gut.", verzog der Ermittler die Lippen zu einem angedeutetenGrinsen.
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