
Kapitel 26
Die einzelnen Regentropfen sammelten sich stetig auf der Scheibe, verbanden sich nach und nach miteinander und liefen zu kleinen Seen zusammen, die schlussendlich wie ein winziger reißender Strom nach unten gezogen wurden.
Jin betrachtete seit einer halben Ewigkeit das nasse Spektakel auf seiner Windschutzscheibe.
In den Pfützen auf dem Parkplatz spiegelte sich das grelle pinke Licht der Neonbeleuchtung des Purple Heart.
Eigentlich war er hier, weil er den Haupteingang im Auge behalten wollte.
Wenn Namjoon mit seiner Vermutung Recht behalten sollte und der Mörder tatsächlich selbst ein Idol oder Rookie war, hatten sie hier die größten Chancen irgendetwas Auffälliges zu beobachten.
Obwohl.
Es gab wahrscheinlich gar kein sie mehr.
Jin hatte nach der Aktion im Büro noch mehrfach versucht, ihn zu erreichen. Allerdings ohne Erfolg.
Wer konnte es ihm verdenken nach seinem Auftritt.
Den Jin noch immer nicht nachvollziehen konnte. Dass ihn der Artikel deart aus der Fassung bringen konnte.
Eigentlich war es albern. Auf den geimeinsamen Nenner der einzelnen Opfer hätte auch jeder andere relativ schnell kommen können, sobald deren Vergangenheit durchleuchtet wurde.
Das hatte rein gar nichts mit Vertrauensmissbrauch zu tun, sondern mit Recherche.
Nachdenklich lehnte Jin den Kopf zurück.
In Gedanken war er jeden einzelnen Satz, den Namjoon gesagt hatte, bereits mehrfach durchgegangen.
Er dachte, er könnte ihm vertrauen. Tat er das wirklich?
Und wieso wurde er zum zweiten Mal enttäuscht? Wann war das erste Mal? Und war er selbst auch daran beteiligt?
Es half nichts. Jin wurde allmählich klar, dass es ihm nichts brachte, wenn er sich noch länger den Kopf zerbrach.
Und vor allem hatte es keinerlei Nutzen, wenn er noch länger hier draußen in der Kälte saß. So oft, wie er mittlerweile den Eingang des Clubs aus den Augen gelassen hatte, müsste es da drinnen allmählich von Killern nur so wimmeln.
Die schweren Glieder von sich gestreckt stieg er aus dem Wagen und lief schnurstracks zu der langen Schlange vor dem Club.
"Seokjin.", quitschte Rocky, winkte ihn aufgeregt zu sich.
Jin bedachte ihn mit einem freundlichen Lächeln: "Ich habe heute leider keine Figur für dich."
"Das ist schon okay. Aber du musst dich beeilen.", flüsterte der Muskelberg ihm zu. "Der Boss ist schon echt genervt von deinem Freund."
"Meinem Freund?", hakte Jin verblüfft nach, wurde aber direkt von Rocky an den wartenden Besuchern vorbei ins Innere geschoben.
Vollkommen verwirrt ging der Reporter den kurzen erleuchteten Gang entlang und war wenig verblüfft, als an dessen Ende Teahyung ihn bereits erwartete.
"Ich finde es ja wirklich immer wieder toll, wenn du mir neue Gäste mitbringst.", begann er, schwenkte dabei elegant sein Sektglas. "Aber wenn sie dann mit wütendem Blick in einer dunklen Ecke sitzen und meinen restlichen Besuchern Angst macht, ist das nicht unbedingt geschäftsfördernd."
Jin hob die Augenbrauen.
Er war hier. Warum war er hier?
"Herzchen, ich rede mit dir.", Taehyung zwang sich in sein Gesichtsfeld.
Nickend drängte Jin sich an dem Clubbesitzer vorbei, der heute Abend komplett in goldene Pailetten gekleidet war und eher Ähnlichkeit mit einer Discokugel hatte.
Der Reporter bestellte sich an der Bar das Übliche und drehte sich nach Erhalt seines Getränkes so, dass er den Club relativ gut überblicken konnte.
Es dauerte nur Sekunden, bis er entdeckt hatte, wonach sein Augen gesucht hatten.
Namjoon saß in einer der von außen kaum einsehbaren Sitzecken, welche man geflissentlich übersah, da das dunkle Leder der niedrigen Sofas mit der Umgebung fast verschmolz.
Der Ermittler hob den Kopf, als hätte er seine Anwesenheit gespürt.
Jin hielt den Atem an, als ihre Blicke sich trafen.
"Kümmer dich um ihn.", flüsterte Taehyung von der Seite in sein Ohr.
Stirnrunzelnd wollte Jin ihn gerade fragen, was er meinte, bevor dieser zwinkernd hinzufügt: "Ich gebe dem DJ ein Zeichen, dass er was Passendes spielt."
Er gab dem Reporter einen leichten Schubs in die Richtung von Namjoon.
Mit wackeligen Knien setzte er sich in Bewegung. Was erwartete Taehyung eigentlich von ihm?
Was sollte er Namjoon sagen, wenn er erstmal vor ihm stand?
Mit jedem Zentimeter, dem er sich ihm näherte, wurde ihm unwohler. Insbesondere, weil der Ermittler ihn kein Stück aus den Augen ließ.
Und Jin konnte den Gesichtsausdruck, mit welchem er bedacht wurde einfach nicht deuten.
Die Beleuchtung des Clubs änderte sich.
Jin registrierte, dass die großen Scheinwerfer gelöscht wurden, dafür nur die verbliebenen violetten Strahler in der Deckenmitte über blieben und die Ecken des Raumes nun fast in völliger Dunkelheit lagen.
Zeitgleich mit der Beleuchtung änderte sich die Musik. Taehyung hatte nicht zuviel versprochen. Aber musste es wirklich ausgerechnet dieser Song sein? Beinahe hätte Jin laut aufgelacht.
Er verlangsamte seine Schritte und blieb schließlich direkt vor Namjoon stehen, der mit ernstem Blick zu ihm aufsah.
Seine eh schon dunklen Augen wirkten in der diffusen violetten Beleuchtung nun beinahe schwarz und Jin hatte das Gefühl, darin zu versinken.
Wie in einem unbekannten düsteren See, der erst ruhig da lag und ihn in die Tiefe zog, sobald man zu tief vorgedrungen war.
Jin hatte das Ufer längst hinter sich gelassen, schwamm mit vollen Zügen auf die stockdunkle Mitte zu, die jedes Quentchen Licht um sich herum aufzusaugen schien.
Er wusste, dass er sich nicht wehren konnte, wenn um ihn alles schwarz getüncht wird, er untergeht und nach und nach ein Teil der vollkommenen Dunkelheit wurde.
Er wollte es auch gar nicht.
Es war eh schon viel zu spät.
Er hatte sich bereits ergeben, als er das erste Mal von der einzigartiken Düsternis gekostet hatte.
Von ihm.
Jin überwand die letzte Entfernung zu Namjoon, stand nun genau vor ihm und ließ sich vorsichtig auf seinem Schoß nieder.
Er spürte, dass Namjoon den Atem anhielt, sich aber ansonsten nicht regte. Ihn nicht erschrocken oder gar wütend von sich stieß, obwohl ihre Gesichter nun nur wenige Milimeter voneinander entfernt waren.
"Was soll das werden?", fragte der Ermittler tonlos, dabei streifte sein Atem Jins Lippen.
Nichts in seiner Mimik gab ansonsten Aufschluss über seine Gedanken oder gar Gefühle.
Jin beugte den Kopf leicht vor, verfehlte allerdings absichtlich Namjoon Lippen, sondern widmete sich lieber seinem Hals und dieser kleinen Stelle hinter dem Ohr, die er nun mit dem Mund streifte.
"Du bestimmst die Regeln auf der Straße.", flüsterte er so laut, dass er sicher war, Namjoon würde es hören. "Aber hier drinnen entscheide ich."
Vorsichtig küsste er Namjoons Hals, stupste mit der Zungenspitze gegen die Haut und wanderte mit seinen Lippen bis zum Schlüsselbein.
Namjoon versteifte sich unter ihm, hielt erneut die Luft an.
"Was macht dich so sicher, dass ich das zulasse?", fragte er atemlos.
Jin hob den Kopf, begegnete seinem glasigen Blick.
Nicht ganz sicher, was er meinte, ob die Sache mit den Regeln oder dem, was gerade passierte, antworte er einfach: "Ich weiß es."
Ohne eine Antwort abzuwarten legte er seine Lippen auf die seines Gegenübers.
Jin wusste selbst nicht, warum er plötzlich so weit ging. Normalerweise war er ganz und gar nicht derjenige, der die Initiative ergriff und eher zurückhaltend.
Aber irgendwas an Namjoon nahm ihm jede Sorge oder gar Angst.
Er wollte diesen Mann. So sehr.
Er wollte ihn spüren, schmecken.
Er wollte ihm zeigen, was er fühlte, intensivierte den Kuss.
Und wie es den Anschein hatte, wollte Namjoon das ebenso, zog er ihn doch fest an sich, drang mit der Zunge fast schon gewaltvoll in Jins Mund ein, zwang ihm seinen Rhytmus auf und fuhr mit den Händen über seinen Rücken bis hinunter zum Po.
Jin keuchte auf, als Namjoon seine Hüften ergriff und ihm so zuverstehen gab, sich zu bewegen.
Erst langsam, aber mit stetig steigendem Tempo rieb er sich an Namjoons Schoß.
Das Feuer in seinem Körper loderte mittlerweile lichterloh und er spürte, dass es Namjoon ähnlich ging.
Ihre Münder prallten gierig aufeinander, ihr Atem vermischte sich.
Alles um sie herum war egal, verschwamm in dem bittersüßen Nebel aus Verlangen und Lust.
Jin bewegte sich so, dass er neben seiner eigenen Erregung auch die von Namjoon spüren konnte. Nie zuvor waren sie sich so nahe gewesen und obwohl noch Stoff zwischen ihnen war, hatte Jin das Gefühl, es gebe nichts, was diesen Moment intensivieren könnte.
Bis er Namjoons Hand an seiner Mitte spürte.
Dunkel stöhnte Jin in den Kuss, drückte sich gegen die Fingerspitzen, die durch den Stoff seiner Hose gegen seine Spitze drückten.
Egal, was Namjoon da tat, Jin hoffte, er würde nie damit aufhören.
Die kreisenden Bewegungen trieben ihn an den Rand der Ekstase, brachten ihn zum Zittern. Er spürte Namjoon lächeln, immer dann, wenn Jin seine Hüfte noch stärker gegen seine presste und dadurch laut aufstöhnte.
Warum hatte er eigentlich geglaubt, dass er Namjoon bezwingen konnte? Selbst jetzt spürte Jin, dass er die Kontrolle komplett an ihn übergeben hatte. Und das nur zu gern.
Namjoon hatte ihn in der Hand.
Als er den Kuss unterbrach, blickte Jin ihm vorwurfsvoll aus halb geöffneten Augen entgegen.
Der Ermittler lächelte wissend, übte mit seinem Daumen erneut leichten Druck aus und beobachtete Jin mit einer Spur der Genugtuung, als dieser deshalb dunkel aufstöhnte.
Allein die Tatsache, dass Namjoon ihn ansah, während er ihn gleichzeitig in den sibten Himmel beförderte, reichte aus, um zum Höhepunkt zu kommen.
Jin krallte seine Finger in Namjoons Hemd, warf den Kopf in den Nacken und keuchte laut auf. Er hatte komplett vergessen, wo er sich befand. Es war einfach zu gut. Er war zu gut.
Namjoon ergriff seinen Nacken, zog ihn an sich.
Statt ihn zu küssen, legte er seinen Kopf auf dessen Brust ab, strich ihm sanft durch die Haare.
"Ist das deine Art, wie du mir dein Vertrauen beweisen willst?", fragte er leise. Jin konnte das Grinsen in seiner Stimme hören.
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