✿Aroflux✿
,,Die neue Nachbarin aus dem dritten Stock hat mich vorhin gefragt, ob wir ein Paar sind.", war das erste, was Diana in die Wohnung hineinrief, als sie die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte.
Sie war 22 Jahre alt und kurz davor, ihre Ausbildung zur Notfallsanitäterin abzuschließen. Nach einem langen Tag auf dem Rettungswagen mit vielen körperlich anstrengenden Einsätzen und einigen nicht gerade kooperationsfreudigen Patienten war sie ziemlich erschöpft.
,,Schon wieder? Ich glaube, wir sollten langsam echt Mal eine Liste anfangen.", kam es von Yunus, ihrem gutem Freund und Mitbewohner, der gerade den Flur der gemeinsamen Wohnung betreten hatte und dabei etwas lachte.
Die beiden waren gemeinsam zur Schule gegangen und wohnten jetzt schon seit fast drei Jahren zusammen. Und in dieser Zeit war es oft genug vorgekommen, dass jemand sie fragte, ob sie denn zusammen seien.
Zwar war es zu Beginn ganz lustig gewesen und mit der Zeit sogar zu einer Art Insiderwitz zwischen ihr und Yunus geworden, doch mitlerweile gingen diese Fragen Diana einfach nur noch auf die Nerven.
Es regte sie auf, ständig klarstellen zu müssen, dass sie und Yunus einfach gute Freunde waren, die eben zusammen eine Wohngemeinschaft gegründet hatten.
Was Diana daran noch mehr störte war die Tatsache, dass niemand solche Fragen oder Kommentare abgeben würde, wenn sie mit einer anderen Frau zusammen wohnen würde. Das wusste sie ganz genau.
Tatsächlich war es sogar eher das Gegenteil: zwischen zwei Frauen, die zusammen lebten und viel Zeit miteinander verbrachten, würde fast jeder automatisch eine enge Freundschaft vermuten. Selbst wenn diese beiden Frauen vielleicht in Wahrheit ein Paar waren.
Doch aus Diana unbekannten Gründen schienen viele Menschen eine simple Freundschaft zwischen Männern und Frauen für so gut wie unmöglich zu halten und davon auszugehen, es müsse doch romantische Liebe im Spiel sein.
,,Ja, schon wieder.", seufzte Diana genervt, während sie ihre Jacke und Schuhe auszog. ,,Eigentlich sind wir das ja gewohnt, aber nach so einem Arbeitstag kann ich das echt nicht gebrauchen. Meine Nerven machen das nicht mit."
,,Oh man, war es so schlimm heute?", erkundigte Yunus sich vorsichtig und folgte Diana durch den Flur ins Wohnzimmer.
,,Naja, was heißt schlimm... Ich mag den Job grundsätzlich ja trotzdem, sonst würde ich ihn nicht machen. Aber ich war heute einfach öfters genervt von den Patienten und dann diese Frage im Treppenhaus vor dem Latz geknallt zu bekommen macht es nicht besser. Ich muss mich einfach beruhigen.", berichtete sie.
Yunus lächelte aufmunternd, aber Diana merkte, dass er etwas Mitleid mit ihr hatte. ,,Du arme, ich verstehe was du meinst. Mir geht es auch auf die Nerven.", sagte er und nahm seine Mitbewohnerin in den Arm.
Diana freute sich über die Umarmung und musste auch lächeln. ,,Schon gut, ich beruhige mich langsam wieder. Ich sollte meine Wut nicht für sowas belangloses verschwenden.", meinte sie, drückte Yunus noch einmal fest und löste sich dann aus der Umarmung. ,,Und danke."
,,Immer gerne.", erwiderte dieser grinsend. ,,Ich wollte jetzt gleich etwas kochen, du kannst dich währenddessen erstmal entspannen und deine Nerven beruhigen. Ich sage dir dann bescheid, wenn das Essen fertig ist." Daraufhin ging er hinüber in die Küche.
,,Du bist der Beste!", rief Diana ihm hinterher und erntete dafür nur ein selbstbewusstes "Ich weiß!" von ihrem Mitbewohner. Sie musste schmunzeln und begann dann, ihre Tasche auszupacken.
Auch wenn sie sich vorgenommen hatte, sich zu beruhigen und Yunus ihr dabei bereits geholfen hatte, ärgerte sie der eigentlich belangloses Vorfall immer noch etwas.
Manchmal wünschte Diana wirklich, sie wäre lesbisch. Oft hatte sie nämlich das Gefühl, dass ihr und Yunus, auch wenn sie mehrmals klargestellt hatten, einfach befreundet zu sein, nicht so ganz geglaubt wurde.
Tatsächlich wurde die Frage, ob sie ein Paar wären, häufig später erneut gestellt, so als könnten die Leute einfach nicht glauben, dass zwischen ihnen wirklich keine romantischen Gefühle vorhanden waren.
Wäre Diana lesbisch, könnte sie solchen Personen einmal ihr klares Desinteresse am männlichen Geschlecht verkünden und dann wäre die Angelegenheit vermutlich viel schneller erledigt, als sonst.
Doch Diana war nicht lesbisch. Zwar waren weder sie noch Yunus heterosexuell, doch ausschließlich gleichgeschlechtlich interessiert war niemand von beiden.
Ihr Mitbewohner war bisexuell und hatte dies, genau wie sie, bereits in der Schulzeit bemerkt. Auf der Suche nach queeren Gleichgesinnten hatten sie sich dann angefreundet.
Yunus sexuelle Orientierung war traurigerweise aber auch einer der Gründe dafür, dass sie zusammengezogen waren. Nachdem er sich bei seiner streng muslimischen Familie geoutet hatte, hatte sich sein Verhältnis zu ihnen verschlechtert und er war schnellstmöglich von Zuhause ausgezogen.
Viele Freunde, die queer oder zumindest offen und positiv eingestellt gegenüber seiner sexuellen Orientierung waren, hatte er ebenfalls nicht gehabt.
Und da eine eigene Wohnung kurz nach dem Schulabschluss und ohne fertige Ausbildung oder Studium unmöglich alleine zu finanzieren war hatten die beide sich zusammengetan.
Zwar war Dianas Verhältnis zu ihrer Familie gut, doch auch sie hatte nach dem Abitur darüber nachgedacht, von Zuhause auszuziehen um selbstständiger zu werden und durch Yunus dann den Entschluss gefasst, dies tatsächlich zu tun.
Und mitlerweile war sie sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, denn sie konnte sich keinen besseren Mitbewohner wünschen.
Kurz bevor die beiden die WG gegründet hatten, hatte Diana ihre Ausbildung zur Notfallsanitäterin begonnen und somit bereits ein kleines Einkommen gehabt.
Yunus hingegen arbeitete in einem Café um sein Psychologiestudium zu finanzieren. Zusätzlich leitete er eine queere Jugendgruppe in einem Jugendzentrum und Diana wusste, wie viel ihm diese Aufgabe bedeutete, auch wenn sie im Vergleich zu seinen Schichten im Cafe nur ein geringes Einkommen brachte.
Wahrscheinlich hätte Yunus diesen Job aber auch umsonst gemacht, denn für ihn war es eher ein Hobby. Und dieses pflegte er mit Leidenschaft.
Es war die selbe Jugendgruppe in der Yunus als queerer Jugendlicher Zuflucht gefunden hatte und das war der Grund dafür, warum sie ihm soviel bedeutete.
Yunus hatte schon oft erzählt, wie er mit der Zeit als einer der älteren Jugendlichen zu einer Art inoffiziellem Assistenten der ehemaligen Leiterin geworden war und als diese ein paar Jahre später den Posten abgegeben hatte, das Angebot bekommen hatte, die Jugendgruppe sogar unter Gehalt weiterzuführen.
Diana bewunderte die Hingabe, mit der ihr Freund diese Aufgabe erfüllte und fand es unglaublich toll, dass er soviel Freude daran fand, queere Jugendliche zu unterstützen.
Denn besonders in der Findungsphase und beim erstmaligen Entdecken der eigenen Identität war es meist das, was man als junger queerer Mensch brauchte: Gleichgesinnte, Unterstützung und Informationsmöglichkeiten. Das wusste sie aus eigener Erfahrung gut genug.
Zwar hatte Diana selbst in ihrer Jugend nie das Bedürfnis gehabt, einer solchen Jugendgruppe beizutreten, aber dennoch war es gar nicht so einfach für sie gewesen, herauszufinden, dass sie pansexuell war.
Es hatte eine Weile gedauert, bis sie sich ganz sicher gewesen war, dass sie sich unabhängig vom Geschlecht einer Person in diese verlieben konnte und ihr das Geschlecht ihrer Sexualpartner genauso egal war.
Das Chaos im Kopf während dieser Zeit wünschte sie niemandem und deshalb war sie unfassbar froh gewesen, als sie sich ihrer sexuellen Orientierung endlich ganz sicher geworden war. Und eigentlich hatte sie gehofft, ein solches Chaos nach der Entdeckung ihrer Pansexualität nie wieder erleben zu müssen.
Doch vor ein paar Tagen hatte Diana begonnen, ihre Orientierung erneut zu hinterfragen. Die Gefühle, die sie dazu gebracht hatten, hatte sie schon lange Zeit davor gelegentlich wahrgenommen. Wahrscheinlich waren sie schon immer irgendwie da gewesen.
Aber erst seit kurzem machte sie sich aktiv ernsthaft Gedanken darüber.
Diana wusste, dass sie sich unabhängig vom Geschlecht in Personen verlieben und diese romantisch anziehend finden konnte. Daran hatte sich auch eigentlich nicht direkt etwas geändert.
Nur war es manchmal so, dass ihre romantische Anziehung plötzlich komplett verschwunden zu sein schien. Eine Beziehung konnte sie sich dann nicht mehr vorstellen und romantische Küsse auf den Mund erschienen ihr als unschön.
Generell fühlte sie sich beim Gedanken an romantische Situationen oder Interaktionen dann nicht sonderlich wohl.
Das seltsame war nur, dass dieser Zustand nie von Dauer war. Nach einem unbestimmten Zeitraum kehrte sie zu ihren normalen panromantischen Gefühlen zurück. Die romantischen Handlungen, die sie zuvor als eher abstoßend empfunden hatte, erschienen ihr dann wieder erstrebenswert.
Sie wünschte sich eine Beziehung und konnte nicht mehr verstehen, wieso sie diesen Dingen in der vorherigen Phase gegenüber abgeneigt gewesen war.
Zusätzlich gab es auch Zeitabschnitte, in denen Diana eine Art Mischung aus beidem erlebte. Die romantische Anziehung war dann zwar irgendwie da, doch eher abgeschwächt.
Mal stärker und fast vollständig vorhanden, mal so schwach, dass sie fast kaum spürbar war, mal genau mit halber Stärke und alles dazwischen.
Diana war einfach nur noch verwirrt.
Der Mangel an romantischer Anziehung ließ sie vermuten, dass sie aromantisch sein könnte. Doch eigentlich war ihres Wissens nach bei Aromantik eigentlich eine konstante, vollständige Abwesenheit romantischer Anziehung der Fall.
Wie sollte sie jemals herausfinden, was genau ihre romantischen Orientierung war, wenn sich ihre Gefühle ständig veränderten? So war es ihr ja im Grunde unmöglich, diese verstehen und kategorisieren zu können.
Natürlich wusste Diana, dass sie ihre Orientierung nicht zwingend labeln musste. Sie verstand sehr gut, wenn Menschen sich lieber nirgendwo einordnen wollten. Aber wenn sie ehrlich war, war sie sich ziemlich sicher, dass ein konkretes Label für ihre Empfindungen ihr eine große Hilfe würde sein können.
Nur wusste sie nicht wirklich, wie sie ein passendes Label finden sollte.
Auch wenn sie in ihrer Jugend keine queere Jugendgruppe gebraucht hatte, dachte sich Diana jetzt, wie schön es doch wäre, eine solche Gruppe an Gleichgesinnten zu haben, mit denen sie sich über ihre Gefühle austauschen konnte.
Vielleicht sollte sie Yunus um Hilfe bitten. Schließlich hatte dieser ständig mit queeren Jugendlichen zu tun, die sich auch oft ihrer Identitäten noch unsicher waren. Diana beschloss, ihn beim Essen darauf anzusprechen und ging dann hinüber in die Küche, um den Tisch zu decken.
,,Ah, du kommst gerade rechtzeitig, das Essen ist gleich fertig.", begrüßte sie ihr Mitbewohner und trat einen Schritt vom Herd zurück, damit Diana die Besteckschublade öffnen konnte.
Dabei warf sie einen Blick in die Töpfe und Pfannen auf dem Herd und erkannte, dass dort ein orangerotes Curry vor sich hin köchelte. Kaum war Diana damit fertig, den Tisch zu decken, stellte Yunus auch schon den Topf mit Reis auf den Tisch und holte dann die Pfanne mit dem Curry.
Während beide sich ihre Teller damit beluden, überlegte Diana, wie sie am besten das Gespräch starten konnte. Nachdem sie ein paar Minuten schweigend gegessen hatten, sagte sie schließlich:
,,Yunus, wie gehst du in deiner Jugendgruppe eigentlich damit um, wenn eine Person noch gar nicht weiß, welche Geschlechtsidentität oder sexuelle Orientierung sie hat?"
Ihr Mitbewohner schluckte den Bissen Reis, den er gerade noch gekaut hatte, herunter und fragte dann etwas verwirrt aber gleichzeitig auch interessiert:,,Was genau meinst du?"
,,Also wie versuchst du dann, der Person zu helfen?", formulierte Diana ihre Frage neu. ,,Das kommt ganz darauf an.", antwortete Yunus.
,,Nicht jeder möchte was das an geht tatsächlich eine Hilfe haben. Klar, viele queere Menschen, die sich ihrer Identität noch unsicher sind, wollen so schnell wie möglich herausfinden, wer oder was sie denn sind.
Aber einige wollen auch einfach nur darüber reden, sich austauschen und neues erfahren, ohne sich ein Label aufzudrücken.
Wenn eine Person den Wunsch äußert, sich einer Kategorie zuzuordnen und sich traut, mit der Gruppe darüber zu sprechen, helfen wir ihr natürlich, einen Begriff für ihre Gefühle zu finden, auch wenn das manchmal nicht so einfach ist.
Ansonsten ist es natürlich immer eine Möglichkeit, unlabeled zu bleiben. Niemand wird gezwungen, sich in eine Schublade zu stecken."
Diana musste Instinktiv etwas lächeln. Yunus Erzählung vermittelte das Gefühl, dass man in seiner Jugendgruppe einfach man selbst sein konnte. Dass man die Hilfe bekam, die man wollte, aber zu nichts gedrängt wurde.
Ein solches Klima war genau richtig für queere Heranwachsende und sorgte dafür, dass man sich wohl fühlte. Yunus machte seinen Job wirklich gut.
,,Okay, aber wie genau stellt ihr das dann an, wenn ihr versucht, einer Person dabei zu helfen, ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität zu finden?", erkundigte Diana sich weiter.
Yunus überlegte kurz. ,,Hm, das ist ganz unterschiedlich. Viele erzählen von sich aus etwas: Momente oder Gefühle, die sie zum nachdenken gebracht haben und die sie ihre Identität in Frage stellen ließen.
Und dann äußern wir anderen unsere Gedanken dazu. Oder eben man stellt der Person konkrete Fragen um genaueres herauszufinden."
,,Verstehe, das macht Sinn.", antwortete seine Mitbewohnerin nachdenklich.
,,Aber warum fragst du mich das alles jetzt so aus dem Nichts?", erkundigte sich Yunus leicht lachend.
Diana zögerte. Sie wusste, dass sie Yunus vertrauen und mit ihm über persönliche Dinge wie ihre sexuelle Orientierung sprechen konnte. Aber irgendwie war sie unsicher, ob sie ihm tatsächlich erzählen sollte, was in ihr vorging.
Wenn sie ihre Gefühle, die so verwirrend und widersprüchlich waren, nicht einmal selbst verstand, würde ihr Mitbewohner ja wahrscheinlich noch weniger damit anfangen können.
Diana merkte, dass sie ihn mit ihren Fragen neugierig gemacht hatte und sie wusste, wie gern er anderen Leuten half. Also beschloss sie, ihm das ganze nicht länger vorzuenthalten und sagte schließlich:
,,Also es ist so... Ich stelle seit einer Weile wieder meine Sexualität in Frage. Genauer gesagt meine romantische Orientierung. Eigentlich weiß ich, dass ich pan bin und daran, dass ich alle Geschlechter anziehend finde hat sich auch nicht wirklich etwas geändert.
Nur ist es so, dass meine romantische Anziehung irgendwie über einen gewissen Zeitraum immer wieder schwächer wird oder vollständig zu verschwinden scheint. Deshalb habe ich auch überlegt, ob ich aromantisch sein könnte aber irgendwie passt das auch nicht so ganz."
Yunus blickte nachdenklich auf seinen fast leeren Teller hinab. ,,Hm...", sagte er. ,,In dem Punkt, dass aromantisch nicht passt, stimme ich dir zu. Die Definition von Aromantik ist nämlich eine andere.
Trotzdem geht das grundsätzlich aber glaube ich schon in die richtige Richtung. Womöglich konnte eine Orientierung auf dem aromantischen Spektrum zu dir passen."
,,Aromantisches Spektrum?", erkundigte Diana sich. Den Begriff hatte sie schon einmal gehört, doch sie kannte die genaue Bedeutung nicht.
,,Also im Grunde Orientierungen, die der Aromantik ähneln. Sowas wie Demiromantik oder Greyromantik, hast du vielleicht schonmal von gehört.
Allerdings bin ich in dem Thema auch nicht so sehr drin. Aber zum Glück kenne ich jemanden, der das ist.", berichtete Yunus, während er die letzten Reste von seinem Teller kratzte und aß.
Diana hob interessiert die Augenbrauen und bedeutete ihrem Freund mit einer Handbewegung, weiter zu sprechen. ,,Erzähl mir mehr."
,,Ich habe in meiner Jugendgruppe so ein paar Label-Genies, wie ich sie gerne nenne. Kim und Noah. Die beiden sind sowas wie das LGBTQ+ Lexikon unserer Gruppe.
Sie kennen Begriffe, von denen ich teilweise noch nie gehört habe und können dir da sicherlich besser helfen, als ich.", erklärte dieser, sobald er zuende gekaut und heruntergeschluckt hatte.
,,Tatsächlich?", fragte Diana begeistert. Yunus nickte. ,,Bestimmt, wenn du möchtest, kann ich sie gleich mal kontaktieren."
,,Das geht so einfach?", fragte seine Mitbewohnerin überrascht.
,,Klar.", versicherte Yunus ihr.
,,Wir haben eine WhatsApp Gruppe mit der ganzen Jugendgruppe. Ich kann einfach mal reinschreiben, dass eine Freundin von mir sich ihrer romantischen Orientierung unsicher ist, ich füge dich hinzu und dann schauen wir einfach, wer antwortet.
Die anderen können dir vielleicht auch schon helfen und wenn nicht, weiß entweder Kim oder Noah ganz sicher weiter."
,,Okay, das klingt super.", meinte Diana und nickte freudig. ,,Bist du fertig mit dem Essen? Dann können wir schonmal abräumen." ,,Ja, sofort. Ich schreibe schonmal kurz in die Gruppe und dann helfe ich dir.", erwiderte Yunus und tippte dann für ein paar Sekunden auf seinem Handydisplay herum.
Während die beiden die Teller in die Spülmaschine räumten, die Reste des Essens im Kühlschrank verstauten und den Tisch abwischten, fragte sich Diana, ob die Mitglieder der Jugendgruppe ihr tatsächlich bei ihrer Identitätsfindung würden helfen können.
Denn wenn Yunus und sie selbst schon nicht weiter wussten, würden ein paar Jugendliche dann tatsächlich so viel mehr Ahnung haben?
In der Mitte ihrer Gedankengänge unterbrach sich Diana selbt. Sie wusste, dass man Jugendliche nicht unterschätzen sollte. Das hatte sie früher auch immer gehasst und sie wollte definitiv nicht zu einer dieser Erwachsenen werden, die Jugendlichen nichts zutrauten oder sie für dumm hielt, nur weil sie weniger Lebenserfahrung hatten.
Auch in ihrer eigenen Jugend hatte sie in einigen Bereichen schon mehr Ahnung gehabt als so mancher Erwachsener, also sprach eigentlich nichts dagegen, dass Jugendliche wie Kim oder Noah eben mehr über sexuelle und romantische Orientierungen wussten, als sie selbst.
,,Ich hab dich jetzt hinzugefügt, gerade hat schon jemand geantwortet. Schau mal in die Gruppe!", weckte Yunus sie aus ihren Gedanken.
Diana suchte ihr Handy und bemerkte, dass es noch auf dem Küchentisch lag.
Sie öffnete den Messenger und las die zwei Nachrichten, die in der neuen Gruppe bereits geschrieben worden waren.
Die erste war von Yunus: ~Hey Leute, meine Freundin Diana hinterfragt aktuell ihre romantische Orientierung. Und weil einige von euch sich da teilweise besser auskennen als ich, dachte ich mir, vielleicht kann ihr jemand helfen. Ich hoffe es stört niemanden, dass ich sie der Gruppe hinzugefügt habe. ~
Die zweite Nachricht war von einer unbekannten Nummer, hinter der der Name "Sabrina" eingeblendet wurde.
~ Hey, herzlich willkommen in unserer Gruppe, Diana. Wie können wir dir denn helfen? ~, hatte sie geschrieben.
Diana lächelte, sie freute sich darüber, dass sie in der ersten Nachricht, die sie von einem Mitglied der Gruppe erhielt, schon so freundlich und aufgeschlossen begrüßt wurde.
Dann tippte sie eine Antwort: ~Hi zusammen. Meine Gefühle sind aktuell ein bisschen sehr verwirrend. Eigentlich dachte ich immer, dass ich pansexuell bin, aber seit einer Weile vermute ich, dass ich etwas in Richtung aromantisch sein könnte.~
Kaum hatte sie die Nachricht abgeschickt, wurde ihr oben in der Leiste über dem Chat angezeigt, dass Sabrina bereits eine Antwort tippte. Diese tauchte dann auch wenige Sekunden später im Chatverlauf auf: ~Okay, und was lässt dich denken, du könntest aromantisch sein?~
Während Diana überlegte, wie sie ihre Empfindungen möglichst verständlich in Worte fassen konnte, erschien plötzlich eine weitere Nachricht von einer anderen, ihr unbekannten Nummer im Chat, hinter der der Name "Kim" eingeblendet wurde:
~Das ist gar nicht Mal so ungewöhnlich. Viele aromantische Menschen denken vorher, dass sie pan sind, weil sie irgendwie bei allen Personen, unabhängig von deren Geschlecht, die selbe Menge an romantischer Anziehung empfinden - nämlich gar keine. Natürlich muss das nichts heißen, aber du könntest auf der richtigen Spur sein.~
Daraufhin begann auch Diana wieder zu tippen. ~Also ich spüre eben manchmal keine romantische Anziehung und manchmal nur schwache. Aber immer wieder kommt sie auch zurück und dann fühle ich mich ganz normal wieder zu allen Geschlechtern hingezogen.~, schrieb sie und hoffte, dass es simpel und verständlich genug formuliert war.
~Das könnte Greyromantik sein.~, kam es wenige Sekunden später von Sabrina.
Doch bevor Diana etwas darauf antworten konnte, erschien eine neue Nachricht von Kim:
~Nein, das passt nicht. Bei Greyromantik spürt man zwar selten romantische Anziehung und/oder sie ist nur sehr schwach, aber eigentlich gibt es keine solchen Schwankungen.~
Diana blickte auf die Leiste über dem Chatverlauf: aktuell tippte niemand. Die Jugendlichen schienen genauso zu überlegen, wie sie es gerade tat.
Sie fragte sich, ob die Unterhaltung noch weiter gehen würde oder ob auch die queeren Jugendlichen, die Yunus als so gut informiert angepriesen hatte, bereits an ihrer Grenze angekommen waren.
Vielleicht gab es ja auch einfach keinen Begriff für Dianas Gefühle. Vielleicht war das ganze gar keine romantische Orientierung und in Wahrheit stimmte mit ihr einfach irgendetwas nicht.
Doch in diesem Moment erschien eine weitere Nachricht von einer neuen Nummer. Hinter dieser stand der Name "Noah".
~Kim hat Recht, dass passt nicht. Greyromantisch bist du nicht, aber es klingt schon danach, als würdest du dich auf dem aromantischen Spektrum befinden.~
In diesem Moment schrieb Sabrina ~Hurra, Noah ist da. Unser*e Retter*in in der Not!~ und Kim schickte daraufhin einen lachenden Emoji.
Kurz darauf kamen gleich zwei neue Nachrichten von Noah an:
~haha danke, aber ihr wärt bestimmt auch noch eine Weile ohne mich klar gekommen xD~
~Und Diana: hast du denn das Gefühl, dass das verschwinden deiner romantische Anziehung damit zusammenhängt, wie gut du die entsprechenden Personen kennst?~
Diana war nicht ganz sicher, welche Antwort Noah auf diese Frage von ihr erwartete. ~Wie meinst du das?~, fragte sie deshalb nach. Nach ein paar Sekunden Stille im Chat bemerkte Diana, dass Noah wieder etwas Neues zu schreiben schien.
Schließlich tauchte die Nachricht auf: ~Also hast du die Anziehung gegenüber einer Person zum Beispiel verloren, als du sie besser kennengelernt hast? Oder andersherum: Hast du gar keine Anziehung gespürt, bis du eine Person sehr gut kanntest?~
Als Diana die Nachricht durchgelesen hatte fiel ihr auf, dass Noah mit der zweiten Frage auf die romantische Orientierung Demiromantik anspielte. Bei dieser wusste sie, dass dies definitiv nicht auf sie zu traf.
Und auch die erste Frage konnte sie klar verneinen. Bevor sie aber ihre Antwort an Noah zuende getippt hatte, kam eine neue Nachricht von Kim im Gruppenchat an:
~Ich würde dir super gerne noch weiter helfen, Diana, aber ich muss jetzt los zum Fußballtraining. Aber bei Sabrina und Noah bist du definitiv in den besten Händen. Ihr werdet schon ein Label finden, das zu dir passt. Tschüss!~
Also bedankte Diana sich schnell mit einer kurzen Nachricht bei Kim für ihre Hilfe. Danach antwortete sie schließlich Noah:
~Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass beides nicht zutrifft.~
~Und deine Gefühle sind auch nicht verloren gegangen, weil jemand sie erwidert hat oder so etwas in der Art? ~, schrieb Noah daraufhin.
Diana tippte ~Nein, nicht dass ich wüsste.~ und als sie den Satz abgeschickt hatte, erschien fast zeitgleich eine Nachricht von Sabrina:
~Tut mir leid Leute, ich muss jetzt leider auch weg. Aber wie Kim schon sagte, du bist bei Noah sehr gut aufgehoben!~
Diana rechnete damit, dass Noah ihr eine weitere Nachricht schreiben würde, doch im Chat rührte sich nichts.
War jetzt sogar Noah überfordert? Gab es tatsächlich keinen Begriff für ihre Gefühle?
Doch in diesem Moment leuchtete ihr Handybildschirm auf und es erschien eine unbekannte Telefonnummer in der Mitte des Bildes. ,,Ich glaube, das ist Noah, nimm den Anruf Mal an.", kam es plötzlich von Yunus.
Diana war so in den Chat vertieft gewesen, dass sie vollkommen vergessen hatte, dass sie sich immer noch in der Küche befand und ihr Mitbewohner neben ihr saß.
Erst als Diana auf das grüne Symbol geklickt hatte, bemerkte sie, dass es sich um einen Videoanruf handelte. Das Bild wirkte jedoch unscharf und der Ton rauschte.
,,Mist, wir haben hier wieder schlechten Empfang.", murmelte sie und ging schnell hinüber in ihr Schlafzimmer, in dem die Verbindung meist besser war. Yunus schien auch an dem Telefonat teilhaben zu wollen und folgte ihr.
In Dianas Zimmer angekommen, nahmen sie beide auf dem Bett Platz. Hinter ihnen an der Wand hing Dianas Pansexuelle Pride Flagge, aber sie bezweifelte, dass Noah diese aus dem aktuellen Winkel würde sehen können.
Nach ein paar Sekunden schien der Raumwechsel tatsächlich etwas zu bewirken und der Ton aus dem Handy war klar zu verstehen. ,,Hey, Diana, hörst du mich jetzt?", kam es von Noah.
Diana und Yunus, der sich neben sie ins Bild drängte, nickten beide. Auch wenn das Video immer noch ein bisschen unscharf war, konnten sie Noah jetzt besser erkennen:
Kurze braune Haare und weiche Gesichtszüge, hauptsächlich schwarze Kleidung, um den Hals eine silberne, etwas breitere Kette, eine filigrane schwarze Brille und ein freundliches, interessiertes Lächeln auf dem Gesicht.
Diana hatte sich schon zuvor gefragt, welches Geschlecht Noah hatte. Der Name gab darüber nur wenig Auskunft und dass Sabrina zuvor die gegenderte Formulierung "Retter*in in der Not" verwendet hatte, half auch nicht gerade.
Anhand der Stimme und der Gesichtszüge würde sie Noah als biologisch weiblich einordnen, aber das musste ja im Bezug auf die Geschlechtsidentität nichts heißen.
Um mögliche Missverständnisse oder unangenehme Situationen zu vermeiden, entschloss sich Diana nach kurzen Zögern dann, einfach nachzufragen.
,,Ja, jetzt hören wir dich gut!", sagte sie. ,,Und ich habe mal kurz eine Frage, ich hoffe das ist okay: Was sind eigentlich deine Pronomen beziehungsweise welches Geschlecht hast du?"
,,Super.", kam es von Noah.,,Ich bin Nonbinary und im deutschen sind mir männliche Pronomen am liebsten. Lieb, dass du fragst. Ich liebe übrigens deine Haarfarbe, die sieht unfassbar cool aus."
,,Oh, danke.", freute sich Diana, musste lächeln und fuhr sich dabei mit einer Hand durch die schulterlangen, pink gefärbten Haare. ,,Wie auch immer, wo waren wir stehengeblieben?", überlegte Noah, beantwortete seine Frage jedoch gleich darauf selbst:
,,Ahja, also du sagtest, deine Gefühle wären nicht davon abhängig, wie gut du eine Person kennst, und sie seien auch nicht verschwunden, weil jemand sie erwidert hat, korrekt?" ,,Ja, genau.", antwortete Diana.
,,Hm okay, und die Gefühle haben sich auch nicht erst entwickelt, weil du wusstest, dass jemand auf dich steht?", hakte Noah nach.
Mitlerweile waren seine Fragen an einem Punkt angekommen, an dem auch Diana nicht mehr wusste, was genau dahinter steckte, aber sie ging einfach davon aus, dass Noah wusste, was er tat.
,,Nein, ich denke nicht, dass das mit sowas zusammenhing.", erwiderte Diana.
Noah schien kurz zu überlegen.
,,Okay, eine Sache wissen wir schonmal: Deine romantische Anziehung ist nicht an irgendwelche Bedingungen oder Umstände geknüpft.
Du bist dir aber schon sicher, dass das, was du bisher für romantische Anziehung gehalten hast, auch tatsächlich romantische Anziehung ist, oder? Also du bist durchaus in der Lage, platonische Anziehung von romantischer zu unterscheiden?", fragte er schließlich.
Diana verwirrte diese Fragestellung ein bisschen. Gleichzeitig fühlte sie sich aber auch etwas angegriffen. Wollte Noah damit andeuten, dass sie selbst einfach nur verwirrt war und gar nicht wusste, was sie fühlte?
,,Was soll das denn heißen?", fragte sie deswegen, vielleicht etwas zu unfreundlich. Zu ihrem Erstaunen lachte der Jugendliche.
,,Oh, entschuldige, du musst mich falsch verstanden haben. Ich wollte dich damit keineswegs angreifen oder so. Das war eine ernstgemeinte Frage. Es gibt nämlich tatsächlich Menschen, in deren romantischer Orientierung es sozusagen verankert ist, dass ihnen die Unterscheidung von romantischer und zum Beispiel platonischer Anziehung schwer fällt.", erklärte er daraufhin.
,,Oh...", murmelte Diana und fühlte sich fast schlecht, weil sie Noahs Frage automatisch als Angriff verstanden hatte. ,,Also dann denke ich, die Antwort auf beide deine Fragen ist 'Ja'. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das was ich empfinde romantische Anziehung ist.
Es ist nunmal eben einfach so, dass diese sich ständig verändert. Mal ist sie normal stark, mal schwächer, mal kaum oder gar nicht vorhanden. Und das alles vollkommen willkürlich, ohne erkennbaren Grund. Die Intensität meiner romantischen Anziehung schwankt eben einfach immer wieder."
,,Oh man, ich bin so blöd.", kam es daraufhin von Noah. ,,Ich hätte schon früher darauf kommen können. Daran hatte ich gar nicht gedacht."
,,Was ist denn? Woran hast du nicht gedacht?", hakte Diana nach und auch Yunus neben ihr drängte sich neugierig weiter ins Bild, als ob er dadurch schneller eine Antwort bekommen würde.
,,Deine romantische Anziehung schwankt, sie wird über unbestimmte Zeiträume immer wieder willkürlich schwächer und stärker, bis sie manchmal ganz weg ist. Wie du gesagt hast, die Intensität verändert sich.
Und dafür gibt es ein Wort, das eigentlich nicht Mal so unbekannt ist. Ich weiß nicht, warum ich nicht schneller darauf gekommen bin. Du bist Aroflux!", berichtete Noah enthusiastisch.
,,Mag ja sein, dass es nicht so unbekannt ist, aber ich habe davon noch nie gehört.", murmelte Yunus an Diana gerichtet. Noah schien ihn jedoch auch gehört zu haben.
,,Doch, hast du, ich habe sogar mal Infomaterial zum Thema aromantisches Spektrum ausgedruckt und mitgebracht, darin wurde das Wort erwähnt. Ist aber schon länger her und vielleicht hast du einfach nicht so genau gelesen.", erwiderte er und sah dabei Yunus an.
,,Okay, Okay, Verzeihung. Dann werde ich mich da demnächst nochmal informieren. Aber jetzt gerade geht es nicht um mich.", verteidigte sich dieser. Diana musste etwas lachen.
,,Das könnt ihr dann ja beim nächsten Treffen der Jugendgruppe klären.", meinte sie schmunzelnd. ,,Noah, wie war der Begriff jetzt nochmal?"
,,Aroflux. Also Aro, wie die Kurzform von aromantisch, weil es ja eine Orientierung auf dem aromantischen Spektrum ist, und dann Flux, weil es ja fluktuiert, also schwankt.", erklärte der Jugendliche.
,,Und du bist dir ganz sicher, dass ich Aroflux bin?", hakte Diana nach. Noah nickte. ,,Also natürlich musst du dich nicht zwingend labeln, wenn du das nicht willst. Aber falls du es tust, wäre Aroflux definitiv der passendste Begriff, ja."
Diana schwieg für einen Moment. Sie musste diese Information erstmal verarbeiten.
Denn selbst wenn sie Hoffnung gehabt hatte, dass einer der queeren Jugendlichen ihr würde helfen können, hatte sie um ehrlich zu sein nicht damit gerechnet, am Ende tatsächlich einen Begriff für ihre Gefühle gefunden zu haben.
,,Alles gut, Diana?", fragte Noah nach und sie nickte. ,,Ja... Ja, alles ist hervorragend. Eigentlich sogar besser als erwartet. Denn wenn ich ehrlich bin, war ich nicht wirklich davon ausgegangen, dass wir tatsächlich ein Label für mich finden.
Zwischendurch dachte ich sogar, vielleicht gibt es gar keinen Namen für so eine romantische Orientierung."
Da musste Noah grinsen. ,,Tja, du würdest dich wundern, wofür es alles Begriffe gibt. Und wenn sie Menschen helfen, sich wohler zu fühlen, haben sie meiner Meinung nach auch definitiv eine Daseinsberechtigung.
Sowas wie überflüssige Label gibt es nicht. Selbst wenn sie nur einer einzigen Person helfen, sind sie wichtig und nicht unnötig.", erklärte er. Da musste Diana ihm zustimmen.
,,Das hast du schön gesagt.", meinte sie. ,,Aber ich bin schon nicht die einzige Aroflux Person auf diesem Planeten, oder?" Daraufhin mussten sie beide lachen und auch Yunus stimmte mit ein.
,,Nein, keine Sorge. Eigentlich ist das gar keine so seltene Identität. Es gibt noch jede Menge andere Leute mit der selben romantischen Orientierung, auch wenn sie manchmal vielleicht unsichtbar und schwer zu finden sind.", sagte Noah immer noch kichernd.
Als sie sich alle wieder vollständig von ihrem Lachen beruhigt hatten, bemerkte Diana aus dem Augenwinkel, wie Yunus anfing auf seinem Handy herum zu tippen, aber kümmerte sich nicht weiter darum.
,,Wow, das alles hat mir wirklich sehr geholfen.", gab sie zu. ,,Ich danke dir Noah, ohne dich wäre ich glaube ich nie darauf gekommen, welche romantische Orientierung ich habe."
Noah grinste etwas verlegen. ,,Oh ähm, doch bestimmt.", sagte er. ,,Du wärst sicherlich irgendwann darauf gekommen, nur... vielleicht nicht so schnell."
,,Definitiv nicht so schnell!", stimmte Diana zu. ,,Aber ich meine es ernst. Vielen Dank." ,,Keine Ursache.", erwiderte Noah. ,,Falls du nochmal bei einer ähnlichen Sache Hilfe brauchst, ich spiele immer gerne LGBTQ+ Lexikon."
,,Danke, ich werde darauf zurückkommen.", sagte Diana lachend. Dann winkte sie zum Abschied in die Kamera. ,,Tschüss, vielleicht sieht man sich ja nochmal!" ,,Tschüss, hat mich gefreut, dich kennenzulernen.", sagte auch Noah, lächelte noch einmal fröhlich und legte dann auf.
Diana schaltete ihr Handy aus und legte es zu Seite. Sie war tatsächlich Aroflux. Ein Begriff, von dem sie vorher noch nie gehört hatte, aber mit dem sie sich jetzt plötzlich erstaunlich gut identifizieren konnte.
Sie nahm sich vor, die Fähigkeiten Jugendlicher nie wieder zu unterschätzen. Denn die queeren Jugendlichen Kim, Sabrina und natürlich vorallem Noah hatten ihr wirklich sehr geholfen.
Dann fiel ihr Blick auf Yunus, der immer noch konzentriert aber gleichzeitig hektisch etwas auf seinem Handy zu suchen schien.
,,Was machst du da eigentlich die ganze Zeit?", fragte sie neugierig, doch ihr Mitbewohner drehte sein Handy weg, sodass Diana nicht auf den Bildschirm blicken konnte.
,,Hey, jetzt zeig doch her!", beschwerte sie sich, während sie sich bemühte, einen Blick auf das Display zu erhaschen. ,,Nein, das ist eine Überraschung!", verteidigte sich Yunus und versuchte, seiner Freundin auszuweichen.
,,Ach komm schon!", meinte Diana und schaffte es in diesem Augenblick, ihm das Handy aus der Hand zu stibitzen.
Neugierig blickte sie auf den Bildschirm und erkannte, dass Yunus die Seite des Onlinehandels Amazon geöffnet hatte.
Im Warenkorb befand sich ein Objekt und sie klickte darauf.
Es war eine kleine Fahne an einem Stiel zum herumschwenken, deren Streifen aus einem Farbverlauf zwischen den Farben rot und grün bestand. In der Beschreibung darunter entdeckte Diana einen ihr nun sehr gut bekannten Begriff: aroflux.
,,Sollte... Sollte die für mich sein?", fragte sie ihren Mitbewohner ungläubig. Yunus nickte. ,,Wie gesagt, es sollte eigentlich eine Überraschung sein. Aber ja. Ich dachte, für den nächsten CSD oder so."
Gerührt musste Diana lächeln. Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. ,,Du bist echt süß.", meinte sie freudig und fiel ihrem Mitbewohner um den Hals, der die Umarmung erwiderte.
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