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Kapitel 35 - Schock


Schutzlosigkeit kann ebenso tödlich sein wie die schärfsten Zähne und Klauen.


Er stürmte auf uns zu und hielt keuchend hinter mir an.

„Was hat sie?", fragte er schwer atmend, als wäre Sophies Wunde nicht unübersehbar.

„Wo ist Kemen?", fragte Nicky zurück, ohne aufzusehen. „Weißt du, was mit ihm passiert ist?"

Ich hörte Diego gierig Wasser aus einem Trinkschlauch saugen. „Weiß nicht. Wir sind beide in den Wald, ich bin auf einen Baum geklettert, hab ihn dann verloren. Keine Ahnung, wohin er ist."

Schweigen trat ein und es fühlte sich unangenehm und drückend an. Diego blieb hinter mir stehen und sagte nichts, fragte nichts. Er wollte nicht wissen, wessen Leiche da im Sand lag, wessen Blut sich dort verteilt hatte, wen von uns der Pflanzenfresser zerfetzt hatte.

Ob es Yin war oder doch vielleicht Nastya. Er hätte näher herangehen müssen, um Yins schwarzes Haar erkennen zu können. Die Stille schlug mir auf den Magen und ich wollte sie brechen, aber ich brachte es nicht über mich, Diego zu sagen, wer tot war. Dass Nastya, die so viele Leute auf dem Gewissen hatte, noch lebte und Yin, die Codes geknackt und Rätsel gelöst hatte, um alle zu retten, getötet worden war.

Diego trat nervös von einem Bein aufs andere, was Pablo anscheinend wahnsinnig machte. Er schaute sich das eine Minute mit an, bevor er Diego anwies, die verstreuten Rucksäcke, Schlafsäcke und Ausrüstungsgegenstände einzusammeln und auf einen Haufen zu werfen.

Nicky setzte inzwischen den letzten Stich und schloss die Wunde, leerte den Rest des Desinfektionsmittels darüber aus und holte einen eingeschweißten Stoffverband aus einer Tasche ihrer ausgebeulten Hose. Wenig später war die grässliche Wunde mit dem dicken dunklen Garn unter einem frischen, weißen Verband verschwunden und es sah ansatzweise professionell behandelt aus. Ich atmete auf und erlaubte mir einen Moment der Erleichterung, obwohl es dafür natürlich viel zu früh war. Kemen und Nastya waren unauffindbar, die nächste sichere Basis war meilenweit entfernt und Sophie kämpfte in meinen Armen mit der Bewusstlosigkeit.

Nicky wusch sich das Gesicht und die Arme im seichten Meerwasser und überblickte dann mit einer in die Hüfte gestemmten Hand die Situation am Strand. Ein Haufen aus 8 Rucksäcken und die vier Leute vor ihr, von denen eine vermutlich nicht mal in der Lage war zu laufen, geschweige denn einen Rucksack zu schleppen. Trotz ihrer Pose sah Nicky furchtbar erschöpft aus und die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben.

„Eins nach dem anderen", sagte ich, weil ich die Stille einfach nicht mehr aushielt. „Wir müssen Sophie irgendwie in die grüne Basis bringen. Das ist das Wichtigste."

„Was ist mit den anderen?", fragte Nicky. „Kemen und Nastya könnte sonst was passiert sein."

„Nastya braucht gar nicht erst wiederkommen", meldete sich Diego zu Wort, der selten so eine harte Linie fuhr.

„Was meinst du?", wollte ich wissen. Es war ja schließlich kein Geheimnis, wie sehr ich Nastya verabscheute.

Diego erwiderte meinen neugierigen Blick ausdruckslos. „Sie hat ihre Waffe entsichert und dann hat der Dino angegriffen. Das Geräusch", setzte er erklärend hinzu, „hast du das nicht gehört?"

Nach alldem Chaos wäre mir von allein das laute Klicken unmittelbar vor dem Angriff nicht wieder eingefallen, da war ich mir sicher. Aber Diego hatte es nicht vergessen und im Gegensatz zu mir hatte er das Geräusch richtig eingeordnet. Ich schluckte meine aufkeimende Wut gewaltsam hinunter und konzentrierte mich auf Sophie, während die anderen diskutierten, was jetzt zu tun war.

Das hier war Nastyas Schuld. Und ganz sicher versteckte sie sich in irgendeinem Spalt wie eine Kakerlake, die sich nicht so einfach loswerden ließ.

Am Ende lautete der Plan, dass ich Sophie stützen sollte und die anderen sich bewaffneten und so viel trugen, wie möglich war. Danach würde ich mit Sophie in der Hütte warten, während die anderen zurückliefen, die restlichen Sachen holten und nach Kemen und Nastya suchten. Einiges davon behagte mir nicht so richtig. Sophie litt nach wie vor unter einem ziemlich heftigen Schock, war nicht ansprechbar und gab beim Laufen nur das Nötigste dazu, um nicht umzufallen. Falls irgendwas mit ihr passierte, wenn ich mit ihr allein war, und ich ihr nicht helfen konnte – das wäre mein schlimmster Albtraum. Sie allein zu lassen und stundenlang nicht zu wissen, ob es ihr schlechter oder besser ging, klang allerdings nicht weniger schlimm.

Und so war ich angemessen nervös, als es an der Zeit war, die anderen zu verabschieden.

„Beeilt euch, okay?", sagte ich und schaute einmal jeden von ihnen mit kaum verhohlener Panik an. Diego hatte feuerrote Druckmale von den Trägern des Rucksacks auf seinen Schultern, Pablo hatte seit Stunden nicht wirklich zu weinen aufgehört, Himaya streckte sich und ließ ihre Gelenke unangenehm laut knacken und Nicky sah von allen hier am erschöpftesten aus.

Ich schloss die Hüttentür hinter den anderen und strich Sophie ein paar blonde Strähnen aus der verschwitzten Stirn, ehe ich mit dem kleinen Vorrat an Holz in der Ecke ein Feuer entzündete. Es gab nicht sonderlich viel, was ich allein tun konnte, aber ich verstaute die Artefakte unter den Betten, entrollte die Schlafsäcke und deckte Sophie mit einem Pelzmantel notdürftig zu. Ihre Lider waren geschlossen, doch ich konnte ihre Augen unruhig hin und her huschen sehen.

Bald färbte sich das Licht, welches durch Lücken in den Brettern drang, golden, dann orange und schließlich wurde es dunkel um mich herum. Ich saß auf einem Schlafsack neben dem Feuer und lehnte mich an die Holzwand, lauschte Sophies Atem und dem Knacken des Feuers. Je länger ich dasaß, desto deutlicher wurde mir bewusst, in was für einem schlechten Zustand ich selbst war. Mein Auge war im Laufe des Tages fast komplett zugeschwollen und der pulsierende Schmerz passte sich meinem Herzschlag an. Vom Muskelkater, diversen blauen Flecken und kleinen Schnitten wollte ich gar nicht erst anfangen. Natürlich waren das vergleichsweise kleine Wehwehchen. Und doch nahmen sie jetzt in der Stille und Einsamkeit fast mein gesamtes Denken ein.

Zumindest bis sich aus besagter Stille das Geräusch von leichten Schritten im Sand herauskristallisierte. Sofort stellten sich meine Nackenhaare auf, obwohl mein Gehirn erst nach ein paar Sekunden begriff, dass dies nicht die Schritte meiner Freunde sein konnten. Niemand, der einen so schweren Rucksack schleppte, war derart leichtfüßig unterwegs.

Ich unterdrückte ein schmerzerfülltes Stöhnen, als ich mich auf die Füße kämpfte und nach einem Speer griff. Der Griff fühlte sich rutschig in meinen schwitzenden Händen an, meine Sicht war eingeschränkt durch die Schwellung, aber ich war so bereit wie ich sein konnte.

Atemlos kauerte ich mich neben der Tür zusammen und wartete.

„Hallo?", erklang eine raue und unangenehm vertraute Stimme. Eine Sekunde später öffnete sich die Tür und ich erhaschte gerade noch so einen Blick auf Nastyas gräulich-grüne Haare, bevor die Wut mich überkam. Ich ließ den Speer fallen und ging mit bloßen Händen auf sie los. Anscheinend hatte ich sie kalt erwischt, denn ich landete ein paar saftige Treffer, ehe sie auswich und wir zusammen die wenigen Stufen vor der Hütte herunterstürzten und im Gras landeten.

Animalische Geräusche kämpften sich ihren Weg aus meiner Brust, während ich mich wieder auf Nastya stürzte und versuchte ihr das Gesicht zu zerkratzen. So mager sie auch war, sie wusste, wie sie mich unschädlich machen konnte und ehe ich mich versah, lag ich mit dem Gesicht nach unten im Dreck mit Nastya auf meinem Rücken und den schweren Sohlen ihrer Stiefel auf meinen Handgelenken, ein Messer an meine Kehle gepresst.

„Fuck", spuckte sie und verlagerte so das Gewicht, dass ich aufschrie. „Was zur Hölle sollte das?!"

„Was das sollte?!" Ich wollte brüllen, aber es war zu wenig Luft in meinen Lungen und die Worte kamen japsend heraus. Jeglicher Versuch mich strampelnd zu befreien endete mit mehr Gras und Erde in meinem Mund und ich prustete frustriert.

Nastya drückte einmal warnend das Messer in die weiche Haut an meinem Hals, ehe unvermittelt ihr Gewicht von meinem Rücken verschwand und ich durchatmen konnte. Gedemütigt setzte ich mich auf und wischte mir mit dem Handrücken den gröbsten Dreck von den Lippen.

Nastya saß einige Meter entfernt von mir im Gras und öffnete und schloss den Mund wie ein Fisch, wobei ihr Kiefer knackte.

Ich spuckte ein paar Grashalme auf den Boden. „Tut's weh?"

„Ja, du verfickte Bitch", entgegnete sie und betastete eine rasch aufkommende Schwellung an ihrem Kinn.

„Gut."

Ihr Blick war eisig.

Ich wollte, dass sie wusste, was sie angerichtet hatte. Aber ich war weder bereit dazu, die Worte auszusprechen, noch zu erfahren, wie egal es ihr war.

„Hast du was von den anderen mitgekriegt?"

Nastya schüttelte den Kopf. „Aber einer ist tot, oder?", fügte sie nach einer Pause hinzu.

Nach einem erbitterten Blickduell gab ich nach. „Yin."

Nastyas Gesichtsausdruck verriet nicht viel, sie öffnete den Mund und fragte: „Welche war das noch mal?"

Einen Herzschlag lang rührte ich mich nicht, dann stand ich auf, ging in die Hütte zurück und schlug wortlos die Tür hinter mir zu. Nastya war schlau genug, mir nicht hinterherzugehen.

Die Zeit verging zäh und langsam. Dunkelheit brach über der ARK herein und es wurde von Minute zu Minute schwerer, mich wach zu halten. Sophie hatte sich nicht mehr gerührt, seit wir sie ins Bett gebracht hatten, aber ihr Atem war regelmäßig und ruhig.

Der Rest der Truppe kehrte in absoluter Dunkelheit im Licht einer einzelnen Fackel zurück. Ich konnte sie draußen mit Nastya reden hören, warf Sophie noch einen prüfenden Blick zu und öffnete die Tür.

Alle waren wohlauf, vollzählig und bepackt wie Maulesel. Kemen musste irgendwann wieder aufgetaucht sein, denn auch er ließ schwer seufzend seinen Rucksack ins Gras fallen, was gleichzeitig bedeutete, dass alle Rucksäcke mitsamt Inhalt inzwischen bei uns waren. Man konnte deutlich den von Yin unter den anderen erkennen, denn er Stoff hing stellenweise in Fetzen und war mit dunklen Flecken durchsetzt. Ihr Schlafsack fehlte, denn er wurde nicht mehr gebraucht.

Kemen bestand darauf, Sophie zu wecken und ihr Tabletten zu geben, von denen wir vermuteten, dass sie Antibiotika sein könnten.

„Wenn sich die Wunde entzündet ...", sagte er, ließ den Satz aber in der Nachtluft schweben und schüttelte leicht die Pillendose in seiner Hand.

Ich kniete mich neben Sophies Bett und rüttelte sie leicht wach. Ihr Blick war verwirrt und unfokussiert, als sie zu sich kam und sie versuchte sich aufzusetzen.

„Sophie", flüsterte ich. „Bist du okay?"

Sie blinzelte müde und zuckte beim Anheben des verletzten Arms zusammen.

Kemen reichte ihr zwei Tabletten und einen fast leeren Trinkschlauch. Sophie nahm beides und schluckte die Tabletten ohne nachzufragen.

„Ich bin so müde", wisperte sie kaum hörbar. „Ich kann nicht mehr."

„Schon gut." Beruhigend streichelte ich über ihre Wange und drückte ihr einen leichten Kuss auf die Stirn. „Du kannst schlafen. Ruh dich aus."

Die Nachtwache war brutal.

Nastya und ich setzten uns bei offener Tür auf den Boden, das Feuerholz war bereits aufgebraucht und die Hütte wurde nur noch von der Glut und dem bunten Leuchten der Implantate erhellt. Ohne sich um das Feuer kümmern zu können, fehlte so viel Stimulation, dass ich mich immer wieder beim Sekundenschlaf ertappte.

„Leg dich doch auch einfach hin", sagte Nastya irgendwann genervt. „Ich kann auch alleine Wache halten."

„Keine Chance."

Sie schnaubte.

Die Insel wirkte hier anders als im Osten. Der Strand war steiniger und übersät mit Treibholz und ganzen, getrockneten Baumstämmen. Die Wellen brachen sich an Felsen und ließen Gischt an den Strand spritzen. Ein Halbmond hing über dem Meer und die Hütte stand mit der Rückwand zu einer meterhohen Steilwand. Der Nachtwind war frisch und ich war froh, lange Kleidung zum Überziehen zu haben.

Kemen übernahm meine Wache nach ein paar Stunden und ich kuschelte mich dankbar und todmüde in seinen warmen Schlafsack. 


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