Michael - Rache ist Blutwurst
So, jetzt wisst ihr es. Ich bin jemand, der ohne zu zögern unschuldige Menschen tötet. Falsch. Ich bin jemand, der ohne zu zögern diejenigen tötet, die meiner Familie zu nahe kommen. Nicholas hat es auf die harte Tour lernen müssen. Meine Mom war immer noch geschockt, deshalb wusste ich nicht, ob sie sich freute, dass sie nicht mehr unterdrückt wird, oder ob sie sauer war, dass ich einen Menschen getötet habe. Als sie mich umarmte, war es mir klar. "Tut mir leid, dass ich zuließ, dass du so stark provoziert wurdest. Ich verspreche dir, dass das nie wieder vorkommt." Ich lächelte und nahm ihr einen weiteren Gehirnfetzen aus dem Gesicht. "Hab dich vermisst, Mom", sagte ich scherzhaft. Sie lächelte nun auch. Da war sie wieder. Meine Mom, die in allem das Positive sah. "Lass und hier saubermachen und dann untertauchen", sagte sie. Ich stöhnte. Das bedeutete wieder, Spuren verwischen, Sachen packen und irgendwo hinziehen, wo man uns noch nicht kennt. Aber ich half trotzdem mit, so gut ich kann. Beim Einpacken fanden wir einiges aus meiner Kindheit, zum Beispiel meine Pokémon-Karten. Ich sagte ihr, dass die in den Müll können, allerdings sah ich sie mir noch einmal an. Ich fand Glurak, Schillok, Mewtu usw. Eine Karte war für mich ganz besonders. Eine glitzernde Level X Hundemon-Karte. Es war meine Lieblingskarte, weil sie mich an meinen Dad erinnerte. Sie war unversehrt in einer Schutzhülle eingeschweißt. Ich steckte diese Karte ein und brachte die restlichen Karten in die Garage.
Es dauerte fünf Stunden, bis wir fertig waren und alle Sachen gepackt haben. Die Sachen, die nicht necesse sind, haben wir in der Garage gesammelt und angezündet. Wir beluden den Chevrolet (wir gingen davon aus, dass Nicholas nun nichts dagegen hatte, wenn wir ihn uns ausliehen) und fuhren los. Als wir an einer Ampel hielten, fragte ich meine Mom, wo wir nun hinfahren. Sie antwortete mit einem Schweigen. Toll. Das bedeutete nichts Gutes. Sie bog in eine Seitenstraße ab und mir fiel auf, dass sie gar nicht die Landesgrenze ansteuerte. "Äh, Mom? Wo fahren wir hin?", versuchte ich es erneut. Sie fuhr den Wagen rechts ran und sah mir in die Augen. "Du weißt, dass ich dich immer lieben werde, oder?", fing sie an. Ich starrte sie an. "Mom, wovon redest du da?" Sie seufzte. "Liebling, ich bekam heute morgen einen Anruf von deinem Onkel." Ich horchte auf. "Du meinst Onkel Jack? Wie geht es ihm?" Sie lächelte. "Nein, ich rede von dem Bruder deines Vaters." Ich legte den Kopf schräg. Seit wann macht der denn Anrufe? "Er möchte, dass ich dich ins Camp bringe." Ich wich von ihr zurück. "Mom, darüber haben wir gesprochen. Ich kehre nie wieder dahin zurück." Sie fing an zu weinen. "Du musst. Ich würde es dir nicht sagen, wenn es kein subitis wäre." Ich sah aus dem Fenster. Es brach ihr wirklich das Herz, mich dorthin schicken zu müssen. Ob sie wusste, was dort auf mich wartete. "Was erwartet mich, wenn ich ins Camp gehe?" Ich sah sie an. Bedrücktes Schweigen. Nach einiger Zeit antwortete sie: "Veränderung. Tod. Liebe. Freundschaft. Trauer." Sie sah mich an. Ich sah wieder aus dem Fenster. Ich atmete tief ein. "Bring mich ins Camp." "Schatz, bist du die wirklich sicher, dass..." "Ja, bin ich", unterbrach ich sie. "Die wollen Michael Bentlake. Die kriegen Michael Bentlake."
Die Fahrt dauerte anderthalb Stunden, die mit Schweigen gefüllt wurde. Zwischendurch wurde mal gehustet, aber ich wünschte, da wäre etwas mehr Konversation gewesen. Zumindest gab es mir die Gelegenheit, darüber nachzudenken, was ich als erstes tun würde. Sollte ich auf Rachefeldzug gehen? Wie würden meine einstigen Peiniger überhaupt reagieren, wenn sie mich wiedersehen? Eins stand fest: Ich werde alles andere als "in Frieden" dort erscheinen. Ein falsches Wort von irgendjemandem, und es wird sein letztes gewesen sein.
Wir hielten vor einem Wald, den ich gut kannte. Ich erkannte sogar einige Bäume und Felsen wieder, wo ich mich einst vor den anderen versteckt habe. Denkt jetzt aber nicht, dass ich ein Feigling bin. Wenn ihr 7 Jahre alt wärt und man euch mit Stock und Stein hinterher jagt, würdet ihr auch das Weite suchen. Ich stieg aus. "Bitte, Schatz." Ich drehte mich ein letztes Mal um. "Versprich mir, dass du wieder nach Hause kommst. Egal wie", brachte sie heraus. Sie kämpfte wirklich mit den Tränen und ich war versucht, sie ein letztes Mal zu umarmen. Doch wenn ich das täte, würde ich sie nicht mehr loslassen können. "Ich verspreche es", sagte ich, packte meine Sachen und steuerte den Wald an. Sowie ich den Wald betreten habe, hörte ich, wie der Chevrolet davon fährt. Ich sah mich um. Hier hat sich nicht viel verändert. Laub lag auf dem Boden, Bäume wuchsen in die Höhe und in der Ferne konnte man die Fackeln des Camps leuchten sehen. Ich verzog noch ein letztes Mal das Gesicht, dann ging ich auf den Torbogen zu.
Ich kam ohne Schwierigkeiten ins Camp, was mich wunderte, denn normalerweise wimmelt es im Wald nur so von Monstern. Ich achtete nicht sonderlich darauf, sondern nahm das Camp genauer unter die Lupe. Alles sah so aus wie im Traum. Großer Speisepavillon, die Athena Parthenos auf dem Hügel, mehr als 50 Hütten anstatt von 12. Ich ging in Richtung Großes Haus, wo für gewöhnlich der Campleiter, der Trainingskoordinator und der Hausmeister wohnten. Wie erwartet sahen mich einige Camper an und waren neugierig, wer ich war. Das werden die sehr bald erfahren, dachte ich mir. Auf der Veranda saßen zwei Männer, die miteinander Karten spielen. Leider kannte ich alle beide. "Mr D, Chiron", grüßte ich. Nur Chiron schien mich zu bemerken. Kein Wunder, Mr D hat so seine Differenzen mit Halbgöttern, weshalb er sie nie länger beachtet als notwendig. "Kennen wir Sie?", fragte Chiron leicht verwundert. Ich nickte düster. "Vielleicht können sie sich nicht erinnern, aber ich bin schon einmal hier gewesen. Vor etwa 10 Jahren bin ich aus persönlichen Gründen abgehauen", erklärte ich. Mr D und Chiron sahen sich an. Dieses Mal ergriff Mr D das Wort. "Wer sind Sie?" Ich sah ihn in die Augen. Ihn packte das Entsetzen. "Mein Name ist Michael Bentlake. Ich bin der Sohn des Hades."
Ich sollte zunächst einmal etwas zu den beiden Herren erklären (Ihr kennt sie vermutlich schon, aber ich erkläre es trotzdem). Mr D ist niemand anderes als Dionysos, der Gott des Weines. Er wurde, soweit ich weiß, von Zeus bestraft, weil er einer Dryade oder so nachstellte, die nicht für ihn bestimmt war. Er muss jetzt 100 Jahre lang das Camp Halfblood leiten. Was Chiron angeht, er ist ein Zentaur, also zur Hälfte Mensch und zur Hälfte Pferd. Er trainiert schon seit Äonen Halbgötter, die ins Camp kommen. Auch mich hat er drei Jahre lang trainiert, bevor ich die Schnauze voll hatte. Genug davon, weiter mit der Geschichte. Chiron stand völlig verdutzt auf der Veranda und fragte ungläubig: "Mr B-bentlake. Was machen Sie denn hier." Ich seufzte. "Athene erschien gestern in meinem Traum und sagte, es sei mein Schicksal, ins Camp zurückzukehren. Außerdem hat Zeus meine Mom angerufen, wobei er ihr dasselbe erzählte." Chiron sah Mr D an. "Mr Bentlake, wir freuen uns natürlich auf Ihren Besuch", setzte Mr D an. Ineptias. "Allerdings bedauern wir es, Ihnen sagen zu müssen, dass einige Demigottheiten von früher immer noch hier im Camp leben." Ich verdrehte die Augen. "Wer? Annabeth? Clarisse?" Chiron nickte. "Unter anderem." Ich sah mich um. Die Sonne hatte den Höhepunkt erreicht und ließ den See glitzern. "Ich sehe, dass ihr mehr Hütten habt als vorher. Wie kommts?", fuhr ich fort. Mr D winkte ab. "Das ist eine lange Geschichte, auf die ich nun wirklich keine Lust habe. Außerdem gibt es gleich Mittagessen. Grover wird...", "Grover wird einen Scheißdreck tun. Mir wäre es lieber, wenn Sie mich zu meiner Hütte bringen. Besser als dieser fili asinus", unterbrach ich ihn. "Hey, ich habe auch Gefühle", ertönte es hinter mir. Ich drehte mich um und sah den einzigen Satyr, den ich nicht sehen wollte. "Grover, nerv nicht. Du hast mir schon genug Ärger gemacht." Er lachte. "Was bockt es mich? Du bist halt ein Opfer." Als Antwort darauf gab ich ihm dermaßen eins auf die Hörner, das er direkt auf den Boden aufschlug. Es war nicht so heftig wie bei Nicholas, allerdings war er direkt bewusstlos. Ich drehte mich um. "Wo ist meine Hütte?" Chiron brachte mich zu meiner Hütte. Die Hütte des Hades war ein großes Gebäude aus schwarzem Obsidian, das mit grünem Feuer ausgeleuchtet wurde. Mir gefiel sie. "Bitte wundern Sie sich nicht, wenn Sie eintreten", sagte Chiron, dann ging er zurück zur Veranda. Ich fragte mich, was er meinte. Sowie ich die Tür öffnete, sah ich, was er meinte.
Die Hadeshütte sah von innen nicht schlecht aus. Die Wände waren aus dunklem Holz, vermutlich Eiche. Die Fenster wurden von blutroten Vorhängen verdeckt und die Betten waren Särge, wie man sie in Vampirfilmen verwendet. Was mich wundert: Eins der Betten war belegt. Ein Junge, circa 17 Jahre alt in komplett schwarzer Montur und schwarzen Zottelhaaren lag in einem Sarg und sah mich mit braunen, traurigen Augen an. "Hi", sagte er. Ich nickte. "Ich bin Nico, Sohn des Hades, König der Toten und Botschafter des Pluto." "Ich bin Michael, Sohn des Hades, Nachfahre der Hel, Gesegneter des Osiris und Lehrling des Tartarus. Freut mich", entgegnete ich. Er sah mich fragend an. "Tartarus?", brachte er heraus. "Jep, vor zehn Jahren hat er mich nach Absprache mit Dad zu sich genommen und mich trainiert. Wenn man ihn kennt, kann er eigentlich ganz nett sein. Außerdem kann er die besten Pfannkuchen der Welt machen." Letzteres war ein schlechter Scherz, aber ich fand es trotzdem lustig. Würde komisch aussehen, wenn der Gott des Abgrunds in Kochschürze Pfannkuchen mit Himbeeren machen würde. Ich lachte innerlich, allerdings wollte ich mir nicht anmerken lassen, dass ich auch Humor hatte. Bevor wir unsere Unterhaltung fortsetzen konnte, ertönte hinter mir eine Mädchenstimme, die mir sehr bekannt vorkam. "Äh, Nico, wer ist das?" Ich kannte die Stimme. "Hallo, Annabeth", begrüßte ich. "Ist lange her, nicht wahr?" Annabeth war sprachlos (was bei den Kindern der Athene nicht oft passierte). "M-michael? Michael Bentlake? Das ist Ewigkeiten her", stotterte sie. Sie sah stärker und erwachsener aus als früher. Sie kam wieder zur Besinnung und lächelte frech. "Hast du dich bei Daddy ausgeheult?" Normalerweise schlag ich keine Mädchen. Allerdings hat sie sich kaum verändert, und außerdem war ich jetzt in der Lage, mich zu wehren. Ich holte aus und verpass der blonden canicula einen perfekten Schlag in den Bauch. Sie flog ein paar Meter nach hinten und ging zu Boden. Nico ging sofort dazwischen. "Was soll der Scheiß?", fragte er wütend. "Ich lasse mich nicht beleidigen. Die hat mit ihren Freunden genug auf mir herumgetrampelt. Jetzt ist Schluss damit!", entgegnete ich. Annabeth hustete. Sie versuchte, etwas zu sagen, bekam aber keinen deutlichen Ton heraus. Nico begleitete sie zur Krankenstation. Jetzt, wo ich alleine war, kam mir ein Gedanke. Grover und Annabeth hab ich bereits begrüßt. Wenn ich mich recht entsinnte, sagte Chiron, dass noch jemand von früher hier im Camp blieb. Ich lächelte finster, verließ die Hütte und schrie: "CLARISSE!"
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