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🌎 Epilógus - Epilog

Verträumt wanderte ich durch die sonnigen, aber auch dreckigen Gassen, in denen ich aufgewachsen war. Die alten Holzbuden und Blechhütten sahen noch genauso aus wie damals. Misstrauisch sahen mich Kinder und Alte an, unterbrachen ihre Tätigkeiten, nur um mich zu beobachten. Es kam nicht häufig vor, dass sich Menschen in sauberer Kleidung und mit einem riesigen Rucksack auf dem Rücken hierher verirrten.

Mit klopfendem Herzen blieb ich vor einer Behausung aus Wellblech stehen - meinem Zuhause. Die provisorische Regenrinne war noch immer die gleiche: alt, verrostet, mit Moos bewachsen. Nur die Fußspuren vor der Hütte verrieten, dass hier überhaupt jemand lebte.

Behutsam klopfte ich gegen die schief in den Angeln hängende Tür. Knarzend schwang diese auf und gab den Blick auf eine kleine Kochecke und mehrere Matratzen frei.

»Was wollen Sie hier?«, knurrte mich eine fremde, männliche Stimme von hinten an.

Erschrocken drehte ich mich um. Ich konnte gerade noch ein Quietschen unterdrücken, als ich die kleine Gestalt erblickte. Seine dürren Arme und Beine und sein abgemagerter Oberkörper zeugten davon, dass er noch zur ärmsten Schicht der sowieso schon armen Bevölkerung hier gehörte.

»Ich will zu Arthuro. Seine Tochter, Chiara, ist eine Kindheitsfreundin von mir. Ich habe ihnen etwas mitgebracht.« Demonstrativ klopfte ich auf meinen Rucksack.

»Da kommst du aber ein bisschen spät. Chiara lebt bereits seit sechs Jahren nicht mehr...«

»Ich weiß, könnten Sie mich trotzdem zu Arthuro bringen?«

Wortlos drehte sich mein Gegenüber um und marschierte los. Das Armenviertel war in den letzten Jahren noch weiter gewachsen, weswegen ich bald die Orientierung verlor. Da, wo früher noch eine Gasse gewesen war, stand jetzt ein Unterschlupf. Im Gegensatz dazu waren manche Hütten auseinander genommen worden, sodass man nun ihre ehemaligen Standorte als Gehweg benutzte.

Schließlich blieben wir vor einer kleinen Holzhütte stehen - direkt neben dem Friedhof, wie ich anhand der schwarzen Holzplanken auf dem Boden erkannte.

»Warum lebt er neben dem Friedhof?«

»Arthuro bildet sich ein, dass Chiaras Seele noch nicht ihre Ruhe gefunden hat. Bei den vergangenen "Día de Muertos" glaubte er, ihren Geist durch den Slum wandeln zu sehen. Du kennst doch sicher die Geschichte?«

Ich nickte knapp - sowohl als Bestätigung, als auch als Dankeschön - und steuerte den von Spinnenweben behangenen Verschlag an.

»Arthuro?«, rief ich zögerlich, »Bist du da?«

Für einen Moment geschah nichts; es herrschte einfach nur Stille. Dann bewegten sich schwere Schritte auf die Tür zu.
Im Eingang erschien ein grauhaariger Mann. Zuerst dachte ich, es wäre irgendein Mann, doch dann konnte ich deutlich die kleine Narbe in der Mitte der Stirn ausmachen und erkannte die grünen, ehemals kraftvollen Augen. Arthuro stand tatsächlich vor mir.

Erst schien er mich gar nicht zu sehen, blickte einfach starr durch mich hindurch. Im nächsten Moment klammerte er sich aber weinend an mich und flüsterte immer wieder meinen Namen. Es versetzte mir einen Stich ins Herz, als ich bemerkte, wie gebrochen und am Boden zerstört mein alter Lehrer war. Behutsam streichelte und tätschelte ich ihn. Nach fünf Minuten wurde mir die Sache zu bunt, weswegen ich ihn behutsam von mir weg schob und meinen Rucksack abnahm.

»Ich habe dir - oder vielmehr Chiara - etwas mitgebracht.«

Vorsichtig zog ich ein gusseisernes Kreuz heraus, in das Chiaras Namen, ihr Geburts- und Sterbedatum und ein Portrait von ihr eingraviert waren. Ich hatte es anfertigen lassen, kurz bevor ich nach Ecuador aufgebrochen war.

Anstatt sich zu bedanken, zerrte mich der gebrechliche Mann zu dem kleinen Friedhof links neben seinem Haus. Bevor wir das Gebiet der Toten durch eine Lücke zwischen den schwarzen Balken auf dem Boden betraten, zeichnete Arthuro ein Kreuz vor sich in die Luft. Ich tat es ihm gleich, obwohl ich nicht gläubig war. Danach marschierte er nach rechts, immer an der schwarzen Markierung entlang, auf seine Hütte zu. An der Begrenzung, die an der Länsseite seiner Behausung entlang gelegt war, hielt er an. Auf der kargen Erde bildeten einige Kieselsteine ein Herz, in dem ein Strauß Gänseblümchen niedergelegt war.

»Hey, Chiara! Na, wie geht's dir?«, sprach ich das Grab an, »Ich habe das getan, was du wolltest. Deswegen darf ich mich nun durchaus Promi nennen.«

Arthuro zog scharf die Luft ein und sah mich erstaunt an.

»Ich habe ein Stipendium an der Franz-Liszt-Musikakademie bekommen. Da waren wir aber schon fünf Jahre in Ungarn. Dann habe ich zehn Semester in der Akademie Musik studiert, einen guten Abschluss gemacht und wurde vom ungarischen Staatstheater für diverse Nebenrollen engagiert. Als die merkten, dass ich ein bisschen was drauf habe, überzeugten sie mich, richtigen Ungarisch-Unterricht zu nehmen und ein fester Teil ihres Teams zu werden.«

»Mit anderen Worten: Du bist dankbar dafür, dass ich dich dazu gebracht habe, auch nach der 9. Klasse weiter in die Schule zu gehen und deinen Bachillerato zu machen!«, meinte Arthuro schnippisch.

Verärgert biss ich mir auf die Unterlippe. Es stimmte. Wäre Chiaras Vater nicht gewesen hätte ich mir den Ciclo Diversificado, also die ecuadorianische Oberstufe, nicht angetan. Ohne diesen hätte mich die Musikakademie nie besuchen dürfen - Stipendium hin oder her...

»Ja, danke, die drei Jahre Qual haben sich ausgezahlt, so wie du es prophezeiht hast...«, murmelte ich leise, während ich den trockenen Boden mit meiner Wasserflasche befeuchtete.

Schließlich befand ich den Platz, wo das Kreuz stehen sollte, für matschig genug. Zehn Zentimeter tief ließ sich Chiaras Kreuz in den Boden schieben. Ein bisschen blamabel fand ich es ja schon, dass ich es in den vergangenen sechs Jahren noch nicht einmal bis hierher geschafft hatte. Glücklicherweise hatte auch Arthuro noch keinen Kommentar dazu fallen gelassen, aber er war immer noch mit Trauern beschäftigt, was seine Unaufmerksamkeit wenigstens etwas entschuldigte.

Schweigend verließen wir nach einiger Zeit - es war sehr schwer, in dieser alten neuen Welt die Zeit einzuschätzen - den Friedhof und setzten uns in den Schatten von Arthuros Hütte.

»Ich bin sicher, dass Chiara nach dem nächsten "Día de Muertos" nicht mehr herumspuken wird. Bitte zieh hier weg. So nah an den Toten zu leben ist gefährlich, das weißt du!«

Wortlos verzog sich der alte Mann in seine Hütte und rumorte darin herum. Als ich gerade dachte, ihn verärgert zu haben, trat er mit einigen Beuteln auf dem Rücken wieder heraus.

Nachdem er die Tür mit dem Fuß zugetreten hatte, verkündete er lächelnd: »Dann lass uns nach Hause gehen, mein Junge!«

Mit diesen Worten stürzte er sich in das Getümmel aus Gässchen. Da ich nun nicht mehr Chiaras Kreuz in Jesus-Art mit mir herumtragen musste, konnte ich gut Schritt halten mit meinem alten Lehrer. Etwas später standen wir vor Arthuros und Chiaras altem Zuhause. Das Dach war eingestürzt, da sich niemand um die Instandhaltung gekümmert hatte. Extrem motiviert machten wir uns daran, das alte verrostete Blechdach abzutragen und durch stabile, aber nicht allzu schwere Holzbalken eines benachbarten eingestürzte Hauses zu ersetzen.

Als es zu dämmern begann, legten wir alle Wellblechplatten, die wir bis dahin finden konnten, als Wasserschutz auf das Holz. Die Inneneinrichtung würde bis morgen warten müssen. Verschwitzt kletterten wir nach oben und schauten in Richtung Westen. Es war fast so, wie damals mit Chiara, wenn wir uns gemeinsam Sonnenauf- und -untergang angesehen hatten. Genau in dem Augenblick, in dem die Sonne das Wasser des Pazifiks berührte, klingelte mein Handy. Den wöchentlichen Videoanruf von Timea und Fanni hatte ich wegen des ganzen Reisestresses komplett vergessen.

»¡Hola a todos!«, rief ich nach dem Annehmen fröhlich in die Kamera.

»Hey!«, kam es im Chor zurück.

Nachdem ich ihnen Arthuro vorgestellt und von unserem heutigen Fortschritt erzählt hatte, wartete ich gespannt auf das Neuste aus Griechenland und Kanada.

Fanni war nämlich gleich nach unserem "zárt fej"-Stück in ihre raue Heimat zurückgekehrt - mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Dort hatte sie sich sofort in die Aufzucht der Schlittenhundewelpen und das Training mit den Champions gestürzt. Sie war damit zufrieden; das hatten Timea und ich schon bei unserem ersten Anruf mit ihr bemerkt.

Timea hingegen hatte noch ihr Studium beendet - das waren auch nur noch vier Semester - und war dann ebenfalls zu ihrer Familie zurückgezogen. Eine Zeit lang war sie bei kleineren Konzerten als Vorband und in einigen Kneipen aufgetreten, doch das hatte ihr irgendwann nicht mehr gereicht. Deswegen hatte sie sich vor einigen Monaten für die neue Staffel "The Voice of Greece" angemeldet.

»Sie hat es geschafft!«, rief Fanni gerade in die Kamera und riss mich dadurch aus meinen Gedanken.

Verwirrt musterte ich ihre rot anglaufenen Wangen, ihren schneebedeckten Wintermantel und die Schneeflocken, die in ihren Wimpern klebten. Warum stand sie draußen in der Kälte und lag nicht wie immer auf dem Sofa im Wohnzimmer? Hatte ich irgendetwas verpasst?

»Themis hat ihre Welpen ohne Zwischenfälle auf die Welt bringen können. Sechs Jungtiere - zwei Hündinnen und vier Rüden! Alle wohlauf! Oh Mann, es ist der kälteste Tag des Monats und meine Kämpferin entscheidet sich ausgerechnet für diesen!«

Timea und ich warfen uns einen belustigten Blick zu - ganz so, wie Fanni und Timea es getan hatten, als ich mich ihnen vorgestellt hatte. Wenn Fanni erst einmal von ihren Hunden zu schwärmen begann würde es in der nächsten halben Stunde um nichts anderes gehen. Heute war das etwas anderes, da Fanni sich schon seit Monaten vor diesem Tag gefürchtet hatte. Bei jeder Niederkunft konnten Komplikationen auftreten, tote oder kranke Welpen geboren werden. Doch nun konnte Fanni sich zurücklehnen und die Zeit mit den Kleinen und ihrer geliebten Leithündin Themis genießen.

»Ich habe übrigens festgelegt, dass Themis erster Wurf ein S-Wurf ist. Der ältere Rüde wurde bereits Seba getauft. Gibt's weitere Vorschläge eurerseits?«

Überrascht sah ich sie an.

»Danke! Lass mich raten: Er hat schlohweißes Fell?«

»Wer hat dir denn das zugeflüstert?«, lachte Fanni, »Aber ja, er hat kein einziges dunkles Abzeichen. Die Züchterin in mir würde ihn nicht einmal behalten, sondern als Familienhund vermitteln. Mit diesem unhuskymäßigen Aussehen kommt er für die Zucht eigentlich nicht infrage, es sei denn, er überzeugt mich in einem Jahr bei der Jährlingsprüfung.«

»Na toll! Der arme Kerl!«, murrte ich, »Mir sind übrigens schon ein paar Namen eingefallen: Shira, Svea, Sam, Spike, Snoopy und Samu. Ich weiß ja nicht, ob du auch auf antike Schriftsteller abfährst, aber Seneca fände ich noch toll!«

Die Mädchen prusteten gleichzeitig los und, obwohl wir englisch sprachen, musste auch Arthuro lachen.

Schließlich japste Fanni: »Namen sind notiert. Wenn einer von den Hunden einen besonders hochnäsigen Eindruck macht, wird der- oder diejenige den Spitznamen Seneca bekommen - versprochen.«

Ich wollte gerade zu einem Fachvortrag über Seneca ansetzen, als Timea sich einmischte: »Auch Glückwunsch von mir zur Mutterschaft, Fanni! Ich bin übrigens raus... "The Voice of Greece" war wohl doch eine Nummer zu groß für mich. Vielleicht kann ich mir in Zukunft wenigstens als Songwriterin einen Namen machen. Dafür brauche ich aber Inspiration. Lass uns Fanni in Kanada besuchen, Seba.«

Ich tröstete Timea etwas, stimmte dem Besuch aber sofort zu. Das ungarische Staatstheater würde wohl noch etwas ohne mich auskommen müssen. Es stand sowieso bald mein 26. Geburtstag an, den ich unbedingt mit meinen zwei Freundinnen feiern wollte. Wieso also nicht in Kanada zwischen Welpen, Schnee und Profi-Musher?

Unsere dreiviertel Stunde Videoanruf verging gefühlt schneller als sonst. Bald war es soweit und die Mädchen mussten auflegen.
Müde streckte ich mich auf dem Dach aus. Ich träumte von Chiara, wie sie lächelnd auf dem Steingeländer einer historischen Bogenbrücke saß. Sie winkte mir zu.

»Ich hoffe, du lässt dir etwas Zeit, bis du zu mir kommst. Ich stehe sowieso schon in deiner Schuld, weil du meinen Papá wieder aufgefangen hast. Und danke für das schicke Kreuz!«

Ihre Lippen hatten sich nicht bewegt und doch konnte ich ihre Stimme klar und deutlich vernehmen. Dann verschwand sie in einem Regenbogen aus wirbelden Farben. Ich glitt sanft hinüber in einen traumlosen Schlaf.

Jetzt fehlt eigentlich nur noch das "Wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute". Das trifft auf Chiara und mich ja nur teilweise zu...

Gábor musste ich im Übrigen noch erwähnen: Der Arme wurde nie zum Bürgermeister irgendeiner Stadt gewählt - im Gegenteil. Er entdeckte den Alkohol für sich und investierte seinen ganzen Besitz dort hinein. Deswegen verlor er auch die Arany Város-Bar an die Kommune. Diese ließ sie aber von László weiterführen, der die Bar zu einem der beliebtesten Lokalen der Stadt machte. Was dem einen seine Freud', ist dem anderen sein Leid.

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