Kapitel 5
Kaum, dass der Kurs vorbei ist, meint Lilly dann zu Susan, sie sollen beide zusammen Mittag essen. Susan ist selbstverständlich einverstanden und geht mit ihr zur Kantine, um sich dann der meterlangen Schlange anzuschließen. Die Pause dauert glücklicherweise länger als die auf der High School, deshalb sind die beiden Frauen sehr froh darüber, als sie endlich an der Reihe sind. Es gibt aber einige Schwierigkeiten, da keiner sich entscheiden konnte, wer den letzten Schokopudding nimmt.
»Wer soll ihn nun nehmen?«, fragt Susan verzweifelt, sogar Lilly weiß keine Antwort darauf und überlegt.
»Vielleicht gibt es auch was anderes? Hoffe nur, dass es diese geilen Red Velvet Muffins gibt? Ich bin total verrückt nach diesen Dingern!!!«, hofft die Blonde und ihre Augen glitzern dabei freudig.
Als sich jeder ne kleine Portion Lasagne, dazu einen Salat und ein Getränk - Susan Orangensaft und Lilly Mountain Dew - genommen haben, kommen sie zu den süßen Speisen und freuen sich, dass noch zwei dieser Muffins übergeblieben sind und krallen die sich sofort, bevor jemand anders danach greift.
Mit der Karte, sie jeder Kommilitone bekommt, bezahlen sie ihr Essen und suchen einem freien Platz, wo die sich später hinsetzen und dann zu essen anfangen.
»Wie ist dein erster Eindruck hier?«
Den Bissen Lasagne noch zuende kauend und runterschlucken, antwortet sie Lilly: »Ganz gut. Doch ich kann nur ein 100%ges Ergebnis haben, wenn ich die erste Woche hier überstanden habe.«
»Verstehe ich. Ich habe vor Jahren auch genauso empfunden wie du und kenne das nur zu gut. Ich war selbst sehr nervös, als ich meinen ersten Tag hier hatte, aber dann habe ich Glück gehabt und meinen ersten Freund kennengelernt.«
»Du hast einen Freund?«, kam's aus Susan hervor, überrascht, dass ihr das nicht erzählt wurde, doch dann sieht sie den traurigen Ausdruck in Lillys Augen und glaubt schlimmes.
»Hatte«, gesteht die blonde Frau und erzählt. »Wir waren gerade Mal ein Jahr zusammen, bis ich ihn dann in flagranti erwischt habe. Und das ausgerechnet mit Natalia.«
Susan glaubt, sich verhört zuhaben. »Mit Natalia?«, will sie fassungslos wissen, verzieht angeekelt das Gesicht.
Lilly nickt. »Ja. Und das schlimmste kommt noch. Es hat ihn nicht mal gestört, dass er mich verletzt hat und machte einfach weiter damit. Bis er die Woche danach von ihr abserviert wurde und er zu mir zurück gekrochen kam und, unverschämt wie er war, mich um eine zweite Chance gebeten hat. Aber die gab ich ihn nicht und ich sagte ihm sogar, er soll zur Hölle fahren.«
Verständnisvoll und ihr Kraft spendend streckt Susan ihre Hand nach Lilly aus, greift deren freie, die nichts hielt und drückt sie tröstend.
»Dieser Kerl hat es nicht anders. Wenn er sich so leicht auf jemanden einlässt, die nur so vor Billigkeit strotzt, dann ist er nie der Richtige gewesen. Du hast alles richtig gemacht und hast dich nicht einlullen lassen von diesen Mistkerl und darauf solltest du stolz sein.«
Bekräftigt und getröstet von ihren Worten lächelt sie Susan an. »Danke. Es ist schön jemanden zu haben, die mich versteht.«
Susan lacht leise, lässt Lillys Hand los und widmet sich den Rest ihrer Lasagne, wodurch ihr Gegenüber Susans Beispiel folgt und sie ihren Mittagessen weiter fortsetzen.
Nach dem Mittagessen, der voller Lachen und mit Unmengen Interessenaustausch geendet hat, müssen sich die beiden zu ihren nächsten Kurs beeilen.
»Was hast du jetzt eigentlich?«, möchte die blonde Frau wissen und beide schauen auf Susans Plan.
Die Gefragte antwortet: »Jetzt müsste ich in Hörsaal 7 Geschichte haben.«
Lilly seufzt traurig. »Man! Da bin ich nicht. Ich musste jetzt zur Hörsaal 3, Mathematik der Fortgeschrittenen.«
Susan guckt Lilly an. »Soll das heißen, dass wir uns nur in Französischunterricht sehen werden?«
»Lass mich auf dein Stundenplan gucken«, bittet die Lilly und ging den Plan durch. »Wir haben auch Donnerstag und Freitag zusammen Kurse, nicht nur den einen Fach. Wir haben sogar gemeinsam Musik und Literaturkurs, also bis zu ... «, sich rechnet nach » ... drei Kurse zusammen.«
Da ist Susan aber erleichtert und will sich von Lilly verabschieden, aber diese greift nach ihre Hand und meint: »Wir sollten uns die Nummern austauschen, was meinst du?«
Schnell stimmt die Dunkelhaarige zu, tauschen die sich schnell aus und beide eilen schnell zu ihren Kursen; Susan zu Geschichte und Lilly zu Mathematik der Fortgeschrittenen.
Susan folgt jedes einzelnes Wort mit, notiert die Wichtigkeiten, meldet sich oft und bekommt sogar Lob für die richtigen Antworten. Doch nachdem auch dieser zuende war und Susan feststellt, dass - außer sie - nur noch Lilly Unterricht hat, glaubt sie, dass es vielleicht gut wäre, sich bei ihren Vater zu melden. Sie zieht ihr Handy hervor und schreibt ihn folgendes.
Susan: Hey, Vater. Bin schon fertig und werde noch auf jemanden warten. Hab jemanden kennen gelernt und warte noch auf sie.
Kaum fertig, steckt sie es wieder in ihrer Jeansrocktasche ein, sucht sie nach einem geeigneten Platz zum sitzen und lernen, als sie das Gebäude verlässt. Unter einer großen Buche befindet sich ein Holztisch plus zwei Bänke, auf das Susan zugeht und sich dort hinsetzt, um hier ihre bekommenen Hausaufgaben zumachen. Gerade erst bei Seite 5 angekommen und ihr Handy vibriert. Sie holt ihn wieder hervor und liest die Antwort, die ihr Vater geliefert hat.
Ihr Vater: Hallo Susan. Wow, schon fertig mit deinem ersten College-Tag? Freut mich sehr. Hoffe, du hattest Spaß? Und du hast wirklich jemand kennen gelernt? Das finde ich echt schön. Wen?
Ob sie sofort antworten soll? Susan weiß das nicht. Aber dass ihr Vater sich doch über ihren erfolgreichen Tag freut, ist toll. Doch da ist noch seine urplötzliche Neugier, die sie ziemlich fragwürdig macht. Sonst hat er nie Interesse an ihr gezeigt, außer als ihm offenbart wurde, dass er eine Tochter hat und er leider der einzige lebende Verwandte noch ist, der jetzt für sie sorgen muss, seid ihre Mama unheilbar krank wurde.
Aber was soll sie machen, ein Unmensch ist die junge Frau nicht, deshalb tippt sie ihren Vater zurück.
Susan: Ja, ich hatte Spaß. Sie ist genauso wie ich es mir vorgestellt habe. Um die zwei Jahre älter als ich selber, aber wir haben uns sehr gut verstanden.
Kaum gesendet, schon zurückgeschrieben.
Ihr Vater: Schön, es freut mich sehr, dass ihr beide euch gut verstanden habt. Mal ne Frage, soll ich dich vielleicht abholen?
Sie tippt ihn, dass nichts dagegen spreche, aber dass er ja keine Aufmerksamkeit erregen soll. Und seine Antwort war folgendes.
Ihr Vater: XD Klar, werde mir Mühe geben, nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen ;)
Susan lacht, schickt ihm Daumen hoch und steckt ihr Handy wieder in ihrer Rocktasche, damit sie weiter ihre Hausaufgaben machen kann.
Und das dauert nicht lange, bis einige Kommilitonen aus dem Gebäude rauskommen, weil sie endlich alle fertig mit dem heutigen Tag sind. Schon von weiter hinten entdeckt Susan Lilly, die Ausschau nach ihr hält und sie schon entdeckt, als diese von der Bank aufsteht, nachdem sie zuvor noch alles eingepackt hat, und auf sie zukommt.
»Hey«, staunt sie. »Du bist ja noch da?«
»Ich weiß«, meint Susan. »Habe extra auf dich gewartet.«
Freudig reagiert die blonde und geht mit ihr zum vollgeparkten Parkplatz.
Susan seufzt und sehnt sich nach einem eigenen Auto. Seit der High Scholl wollte sie nur eins haben. Einen silbernen Toyota Corolla. Sie hatte Mal, als sie erst sechszehn war, ein Magazin durchgeblättert und es ganz in groß entdeckt. Sofort war sie voll verliebt in diesen Wagen. Die Seite hatte sie auf der Toilette rausgerissen, es aufbewahrt und es nie einen offenbart - außer ihrer Mutter. Die wusste, dass das ihr Traumauto war und es noch immer ist, aber da das Geld nur für die Kosten der Steuer und das Stipendium für das Woodborn University reichte, hat Susan von selbst aus angefangen, das Taschengeld zu meiden, damit wenigstens mehr Geld über bleibe für den Toyota. Doch dann starb ihre Mutter und ein Großteil des Geldes ging für die Chemotherapie drauf, die sie dann aus Zwang angenommen hat, denn das war der Tag, als ihr klar wurde, dass ihre Mutter Susan wichtiger war als das Auto.
»Susan, ist was nicht in Ordnung?«
Wieder in die Gegenwart zurück, sieht sie zu Lil rüber, die auf ihr eigenes Auto zugeht. Das war ein echt schöner sogar. Lillys ihrer ist ein dunkelblauer Mercedes Benz Cabriolet, echt heiß und attraktiv. Passt gut zu ihr und ihren Charakter.
»Hast Geschmack. Schönes Auto, wirklich«, macht Susan Lilly das Kompliment. Lilly lacht.
»Danke. Jedenfalls um einiges schöner und moderner als dieser Kaugummi hier«, meint sie und deutet mit den rechten Daumen hinter sich, wo Natalia dort auf einen pinken Mercedes zugeht und in diese einsteigt; sogar dabei ein auf verführerisch machend vor die Jungs.
Angeekelt verziehen beide das Gesicht.
»Hast Recht«, stimmt die Susan Lilly zu. »Das ist kein Auto, sondern ein Kaugummi auf Rädern!«
Gelächter bricht aus ihnen heraus, bis Susan schon den Wagen ihres Vaters kommen sieht und sie gezwungen ist, aufzuhören. Der schwarze Renault fährt auf der Einfahrt durch, sucht einen freien Platz, um dort zu parken. Ihr Vater steigt aus und wieder Mal zieht er die Aufmerksamkeit der ganzen Mädels auf sich.
Darüber genervt als auch belustigt schüttelt die Tochter dieses Mannes den Kopf und dreht sich gleich zurück Lil um.
»Tja«, spricht sie. »Da steht mein Vater.«
Lilly schaut rüber, entdeckt ihn sofort und ihre braunen Augen werden mit einem überraschend ungläubigen Ausdruck ganz groß.
»Das ist dein Vater?«
Susan nickt bestätigend. »Ja.«
»WOW!!!«, ist das einzige, was die Blonde herausbringt.
»Ich weiß«, verzieht die Braunhaarige das Gesicht, guckt zu Lilly und sagt nur: »Muss jetzt los.«
»Okay, man sieht sich dann. Tschüss, Su!«
»Tschüssi, Lil!«
Ihre Wege trennen sich, Lilly steigt in ihren Mercedes, Susan eilt auf ihren Vater zu, der sie längst gesichtet hat und ihr zu lächelt.
»Hey, Kleines«, begrüßt er sie.
»Hey.«
»Und, wie war dein Tag heute?«, möchte er wissen und steigt in seinen Renault ein. Susan steigt auch ein, schnallt sich an und fahren dann los.
Zwei Kreuzungen später erzählt sie ihren Vater dann alles. Was sie so alles erlebt und wen sie kennengelernt hat.
»Diese Lilly hört sich ganz nett an. Habt ihr beide euch gut verstanden?«
»Sehr«, strahlt Su. »Wir haben uns auf dem Campus kennengelernt, nachdem wir aufeinander geprallt sind, aber wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und konnten über diese Natalia lästern, die ihr den Freund ausgespannt hat. Und wir haben beide eine große Vorliebe für Red Velvet Muffins.«
Nur an die Muffins zu denken, lässt ihr der Speichel hochkommen und schon zum x-ten Mal möchte sie eins dieser leckeren Muffins.
»Diese Natalia hört sich ziemlich unsympathisch an. Dass sie einfach dem lieben Mädchen deren Freund absichtlich verführt!?«
Susan nickt zustimmend und lassen das Thema auf sich sitzen, damit es nicht unangenehm wird für sie. Jedenfalls wechselt ihr Vater das Thema und verkündet was Wichtiges.
»Wenn wir angekommen sind, steht eine Überraschung für dich bereit. Sie wird dir gefallen, glaub mir.«
Susan hofft, dass das sogar stimmt. Denn sie musste vieles durchmachen, was ihr gar nicht gefallen hat. Und das eine hatte Susan letztes Jahr erlebt und es war scheiß schlimm für sie.
Bald aber kommen sie an und ihr Vater biegt bei der Einfahrt ab, wo zu ihrem Erstaunen ein zweites Auto in der Garage steht. Und das ist kein gewöhnliches Auto, sondern ein grauer Toyota Corolla. Diesen wollte Susan sich irgendwann selbst holen, wenn sie genügend Geld dafür hat, um ihn sich dann leisten zu können. Aber bis sie ihn dann endlich kaufen kann, dauert es bestimmt noch einige Jahre.
Lange starrt sie es sprachlos und erstaunt an, kapiert nicht, wieso ihr Vater jetzt ganze zwei Autos hat.
Der Vater hält neben den Toyota an, schaltet den Motor, schaut schmunzelnd zu seiner Tochter rüber und fragte neckisch: »Und, gefällt er dir?«
Stumm, nicht antwortend schaut sie sehnsüchtig auf den Wagen und möchte auch endlich ihren eigenen.
»Er ist perfekt«, haucht Susan, schluckt hart und mit brennenden Augen versucht sie, die kommenden Tränen zu unterdrücken.
Lange behält sie den Toyota im Auge und sagt nichts mehr, bis sie das Klimpern des Autoschlüssels vernimmt und ihr Vater dann sagt: »Ja, dann ist mir die Überraschung wohl gelungen!«
Kaum umgedreht, wird ihr der Schlüssel zugeworfen und sie starrt da darauf, danach wieder zu ihm zurück, hin und her. Bis Susan versteht, was hier los ist.
»I-ich ... Ha-hab ... Moment! Der ist fü ... fü-fü ... ?«, völlig sprachlos brabbelt Su nur unverständliches Zeug von sich, dann steigt sie hastig aus dem Renault und eilt auf ihr Auto zu. Mit der Hand fährt sie über die Motorhaube, bewundert ihren Glanz, betrachtet diese mechanische Schönheit ganz gründlich, schwelgt dahin. Nicht Mal mehr, dass ihr Vater ausgestiegen war, bekommt sie mit, dafür war sie zu überwältigt.
Die schweren Schritte seiner Füße hört sie, die die Garage verlassen, schnell dreht die jüngere sich zu ihm und ruft ihm noch »Danke« zu.
Er hält inne, wandt sich zu seiner Tochter um, lächelt stolz und erwidert.
»Gern geschehen.«
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