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Böses Erwachen

So, liebe Leute, überraschenderweise folgt Kapitel 10 nicht erst wieder nach einem weiteren Jahr :'D Nachdem es in den letzten Kapiteln bissl mehr zur Sache ging, hier ein – hoffentlich zumindest teilweise – humorvolleres Kapitel. Viel Spaß beim Lesen :)

Nach Luft schnappend schrecke ich hoch. Eigentlich rechne ich bereits felsenfest damit, mich gleich in diesem Kaminzimmer wiederzufinden – kuschelnd mit einem verfluchten Dämon. Doch zu meiner großen Überraschung umgibt mich nur Dunkelheit. Ich winkle die Beine an, presse meine Stirn gegen die Knie und versuche tief durchzuatmen. Bestimmt war es nur ein Traum. Unglaublich, dass ich nach allem, was passiert ist, noch an dieser faulen Ausrede festhalte.

Allerdings kommt mir auch keine alternative Erklärung in den Sinn. Natürlich könnte mich Abaddon entführt haben, aber warum sollte er mich dann wieder zurückbringen? Einige Sekunden verharre ich noch in dieser Position, bis sich mein Puls wieder beruhigt hat. Was bringt es mir, mir auch noch darüber den Kopf zu zerbrechen? Ich habe keine Ahnung, wozu er in Wahrheit fähig ist und Magie, oder was auch immer er anwendet, gehört nicht gerade zu meinem Spezialgebiet.

Langsam aber sicher scheint mich die Dunkelheit zu erdrücken. Mir kommt es vor, als würde etwas an meinen Armen hochkrabbeln, auch wenn ich mir recht sicher bin, dass ich mir das bloß einbilde – genauso wie dieses kaum vernehmbare Flüstern an meinem Ohren. Instinktiv gleitet meine Hand neben mich und tastet nach meinem Handy. Aber ich bin ja nicht in meinem Zimmer. Dementsprechend ist da auch kein Nachttisch rechts neben meinem Bett, sondern nur eine Wand. Mein Handy wiederum befindet sich noch immer in meiner Jackentasche und somit im Spind. "Scheiße", fluche ich leise und stöhne entnervt auf. Sich gleich mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit überall die Arme und Beine anzuhauen, um am Ende wie die 101 Dalmatiner in Blau rumzulaufen. Ein wundervoller Start in diesen noch wundervolleren Tag.

Doch die Rettung naht. Plötzlich leuchtet links neben mir etwas auf – ein Display. Und wenige Minuten später hängt das mürrische Gesicht meiner besten Freundin kopfüber vor mir. "Auch so gut gelaunt?", erkundigt sie sich mit vor Sarkasmus nur so triefender Stimme – und das ist mir im Moment der größte Trost überhaupt.

"Uh-huh. Heute ist der beste Scheißtag meines Lebens", brumme ich und kräusle die Lippen. Seltsamerweise muss ich jedoch feststellen, dass ich im Wesentlichen ausgeschlafen bin. Ganz ehrlich? Ich glaube, ich habe die letzten Monate über nicht so gut geschlafen wie heute. Merke: Der Weltuntergang heilt sämtliche Schlafstörungen. "Wie spät haben wir's?"

"05:54 Uhr", verkündet Rada grantig, ehe sie die Beine aus dem Bett schwingt und elegant wie eine Katze auf dem Boden landet. Apropos Katze – ich würde im Moment alles dafür geben, um Belzi knuddeln zu können... Ob der Kater und Fabi auch irgendwo hier sind? "De Tog fangt scho guat o."

Wenn schon Rada mit Dialekt anfängt, ist die Lage mehr als desolat. "Wenigstens ned da Woch", entgegne ich achselzuckend, während sie das Licht einschaltet.

"Ja, wobei ich mir gestern zu 90 % sicher war, dass wir aufm Schafott enden", nörgelt sie weiter und schüttelt den Kopf. "Wo ist dein Handy?"

"Jackentasche", antworte ich und deute mit dem Finger auf meinen Spind. Erst jetzt fällt mir auf, dass Rada nur Unterwäsche trägt. Wohingegen ich es geschafft habe, mich mit meinen dreckigen Stiefeln ins Bett zu legen. Glückwunsch, Alex, du bist offiziell absolut ekelerregend.

Geräuschvoll fischt meine Freundin in den Taschen nach meinem Telefon, ehe sie den Spind seufzend zuknallt, neben mich schlurft und mir erstmal das Handy zuwirft, bevor sie sich zu mir gesellt. "Ist das nicht ekelig, fast in voller Montur zu schlafen?", hakt sie nach und deutet mit dem Kinn in Richtung der Stiefel.

"Absolut, aber ich bin gestern halbtot ins Bett gefallen", berichte ich, was sie sofort auflachen lässt.

"Oh ja. Als ich reingekommen bin, hast du alle Viere von dir gestreckt und geschnarcht. So wie Belzi, nachdem man ihn zwingt, bisschen Sport zu treiben", grinst sie und schüttelt den Kopf. Doch bereits im nächsten Moment verwandelt sich ihr Gesicht erneut in eine düstere Gewitterwolke. "Wenn jemand unserem Kater auch nur ein Haar gekrümmt hat, dann schwöre ich..."

"Das würde niemand wagen", beruhige ich sie und werfe einen Blick auf mein Handy. Keine neuen Nachrichten. Dafür ist der Akku so gut wie leer.

"Meine Eltern haben mir geschrieben. Die beiden haben sich mit paar anderen Leute in irgendeiner Kanzlei in München verschanzt, hab' die Adresse hier", wechselt sie das Thema. Man merkt ihr ihren inneren Zwiespalt deutlich an. Einerseits sind ihre Eltern zum Glück noch am Leben. Andererseits sind sie leider in München gefangen und ob es einen Weg gibt, sie zu retten, ist mehr als ungewiss – und somit stellt sich die Frage, wie lange sie noch am Leben bleiben werden.

Ich kann nur hoffen, dass Abaddon mich nicht angelogen hat und ich mir wirklich keine Sorgen um meine Familie machen muss. Womöglich meinte er damit auch nur, dass es keinen Sinn mehr macht, nach ihnen zu suchen. Sonderlich vertrauenswürdig ist ein Dämon schließlich nicht.

"Himme, Oarsch und Woiknbruch, ich hab' kein einziges Auge zugetan", stöhnt sie und massiert sich die Schläfen. Tatsächlich sieht sie mehr als fertig aus. "Diese blöden Zombies haben mich bis in meine Träume verfolgt... Wie geht's dir?"

Unwillkürlich bildet sich bei der Frage ein Kloß in meinem Hals und noch dazu meldet sich sofort das schlechte Gewissen. Was soll ich ihr sagen? Die Wahrheit? Hey, erinnerst du dich an das Ding mit den schwarzen Flügeln, das uns zum Schluss angegriffen hat? Anscheinend bin ich voll sein Typ. Lange Rede, kurzer Sinn, irgendwie hat er mir beim Einschlafen geholfen. Aber ansonsten ist alles ganz normal bei mir. Kein Grund, mich einzuweisen.

"Ok, spuck's aus", fordert sie mich auf und wirft mir einen gespannten, wenngleich bereits leidvollen Blick zu. Rada kennt mich eben zu gut. Kein Wunder, wenn man 8 Jahre lang unter einem Dach lebt.

"Eigentlich ist es nichts", seufze ich und zucke mit den Schultern.

"So? Genauso wie es nichts war, als die verfluchten Resetter sich an unserer Tür zu schaffen gemacht haben? Komm schon, ich bin nicht deine Mutter, ich habe nicht die Geduld, dir irgendwas aus der Nase zu ziehen", erwidert sie und rollt mit den Augen. "Du kennst mich doch. Ich bin die Art von bester Freundin, die all deine Probleme mit dir gemeinsam löst, was allerdings nicht klappt, wenn ich nicht weiß, was das Problem ist."

"Du wirst mich für verrückt erklären", stöhne ich, lehne mich gegen die Wand und drücke das Kissen wie ein Kuscheltier an meine Brust. Ein eigentümlicher Geruch nach Waschmittel steigt mir in die Nase. Da wären mir Parfum und ein Kaminfeuer deutlich lieber. Habe ich das gerade wirklich gedacht?

Doch weiter kommen wir nicht mit unserem Gespräch. Ein lautes Klopfen an der Tür lässt uns beide herumfahren. Plötzlich steht eine uniformierte Frau im Türrahmen und mustert uns mit strengem Blick. "Es ist 6:00 Uhr. Zeit zum Aufstehen. Hier haben Sie Handtücher und Zahnbürsten. Ausnahmsweise haben Sie heute eine halbe Stunde Zeit, um sich fertigzumachen, ehe Sie sich im Speisesaal einzufinden haben, normalerweise nur 15 Minuten. Die Gemeinschaftsbäder finden Sie am Ende des Gangs", teilt uns die Soldatin mit und legt die Sachen auf dem gegenüberliegenden Bett ab. Als ihr Blick nochmal auf mich fällt, verzieht sie missbilligend das Gesicht. "Ihre Bettwäsche wird alle zwei Wochen gereinigt. Wenn Sie sie zwischenzeitlich verschmutzen, ist das Ihr Problem."

Autsch. Ich glaube, mich hat noch nie jemand so zur Schnecke gemacht, wie es die Herrschaften von der ETF ununterbrochen tun. "Verzeihung", murmle ich beschämt, allerdings hört die Soldatin gar nicht mehr zu. Stattdessen hat sie bereits auf dem Absatz kehrt gemacht und verlässt schnurstracks das Zimmer.

"Die Freundlichkeit in Person", schnaubt Rada und verdreht die Augen. "Lass dich nicht fertigmachen. Wir stehen das schon gemeinsam durch. Und jetzt ab ins Bad, wir stinken ja wirklich, als hätten wir eine Flasche Eau de Zombie auf uns geschüttet."

Widerspruchslos stehe ich auf und mache mich erstmal daran, mich aus dem Rest meiner Kleidung zu schälen. Erst jetzt fällt mir auf, dass meine Blase kurz vorm Platzen steht. Doch ansonsten kann ich mich wirklich nicht beschweren. Seltsamerweise fühle ich mich vitaler als die ganzen letzten Monate über. Die Sache gefällt mir ganz und gar nicht. Mir kommt kein einziger guter Grund in den Sinn, warum mich Abaddon erstmal so lange Zeit in meinen Albträumen quälen sollte, um mich dann so zuvorkommend zu behandeln.

Mittlerweile bin ich mir sicher, dass ich ihn und seine Schergen die ganze Zeit über gesehen haben muss. Eigentlich habe ich versucht, die meisten meiner Albträume zu verdrängen. Aber ich erinnere mich noch sehr genau daran, wie ich vor dem Ritter mit den schwarzen Engelsflügeln weggelaufen bin. Jetzt, wo ich es mir überlege, hat der Traum eigentlich in Pullach gespielt. Ich war noch so erstaunt darüber, dass ich damals mein Elternhaus gesehen habe und...

"Alex!"

Radas Stimme lässt mich erschrocken zusammenfahren. Mittlerweile stehe ich nur noch in BH und Slip vor ihr. Derweil starrt sie völlig verstört auf meine Brust. Ich muss nicht mal ihrem Blick folgen, um zu wissen, was sie sieht. Dennoch vergewissere ich mich selbst nochmal, ob meine Vermutung stimmt. Natürlich tut sie das. Das Mal ist schon wieder aufgetaucht – und diesmal wirkt es, als wäre mehr davon sichtbar.

"Du hast besser eine richtig gute Erklärung dafür parat", zischt sie, überbrückt die Distanz zwischen uns mit wenigen Schritten und beginnt, die feuerroten Linien unter die Lupe zu nehmen. Ratlos blickt sie zu mir hinauf, in ihren Augen spiegeln sich Vorwürfe, Hilflosigkeit und Wut.

"Habe ich nicht", wispere ich – aus Angst, dass man uns hier drin abhören könnte. So wenig, wie die uns hier vertrauen, wäre das nicht auszuschließen. Also beuge ich mich zu ihr vor und senke die Stimme so weit, dass selbst Rada sie kaum noch hören dürfte. "Das ist nach meinem Traum einfach so aufgetaucht."

"Und du hast das seit Freitag?", flüstert sie ungläubig. Der zweite Teil des Satzes hängt wie Schwefel im Raum – und du hast mir nichts davon erzählt?

"Es ist gleich wieder verschwunden. Ich wollte nicht, dass du dir unnötig Sorgen machst", erkläre ich und merke, dass das eigentlich so halb gelogen ist. Ich wollte mich allen voran selbst nicht mehr damit auseinandersetzen. Beziehungsweise meinen Hintern retten – der nun noch gelieferter ist als jemals zuvor.

"Hast du ja gut hingekriegt", knurrt sie kopfschüttelnd. "Jetzt erzähl schon, was war das für ein Typ, von dem du geträumt hast? Vielleicht hilft uns das weiter."

Ich weiß ja nicht, wobei uns das weiterhelfen soll. Aber wenn sie meint, dann serviere ich ihr einfach mal die ungeschminkte Wahrheit. "Dir ist doch gestern dieses Wesen mit den Flügeln aufgefallen, oder?"

"Meinst du diesen Superdämon, der uns am Ende alle umbringen wollte?"

"Genau den."

Einen Moment lang wechseln wir nur einen vielsagenden Blick. Dann verwandelt sich die Miene meiner besten Freundin in einen Ausdruck völliger Entgeisterung. "Bitte erklär mir, warum du ständig irgendwelche Arschlöcher anziehen musst, Alex. Ich meine, deine Ex-Freunde waren schon mehr als grenzwertig, aber das toppt wirklich jede deiner bescheuerten Männergeschichten."

"Danke, Rada. Als hätte ich das selbst zu verantworten."

"Bitte, Alex. Bitte", erwidert sie schnippisch, wirft mir mein Handtuch zu und deutet auf das Mal. "Pass auf, dass dein Handtuch nicht so wie immer in der Dusche runterrutscht, wir wollen die Leute ja nicht noch weiter traumatisieren." Deutlich leiser fügt sie hinzu: "Pass auf, dass es verdeckt ist, wenn du aus der Dusche kommst. Wir sollten nichts riskieren."

Gesagt, getan. In den Gemeinschaftsbädern herrscht nicht gerade wenig Verkehr. Es dürften locker an die 100 Frauen sein, die dicht an dicht gedrängt versuchen, ihr Erscheinungsbild in etwas zu verwandeln, das nicht völlig nach Postapokalypse à la Mad Max schreit. Möglichst darauf bedacht, mein Handtuch immer fest um mich geschlungen zu haben, wasche auch ich mich und versuche, das Makeup von gestern zumindest halbwegs aus dem Gesicht zu kriegen. Der Vorteil guter Schminke: Sie hält ewig. Der Nachteil guter Schminke: Sie hält ewig. Und lässt sich nicht so einfach entfernen. Also darf ich jetzt sowas von mit einem postapokalyptischen Look à la Mad Max vorliebnehmen. Denn weil die Gesamtsituation ja noch nicht scheiße genug ist, müssen mir Gott, das Schicksal, das Universum oder alle drei zusammen auch noch eine Reihe kleinerer Plagen runterschicken. Danke für nichts!

Hastig ziehen Rada und ich uns, wieder in unserem Zimmer angekommen, an. Mit viel Glück finden wir gleich Fabi und er hat unsere Sachen noch, damit wir nicht auch noch die nächsten Wochen und Monate in der Motorradbekleidung verbringen dürfen. Doch mich beschleicht jetzt schon eine dunkle Vorahnung. Ich bin mir zu 95 % sicher, dass sich mein Bruder nicht unter den Anwesenden befinden wird.

Wir folgen dem Menschenstrom, der sich seinen Weg in einen relativ großen Raum bahnt. Vermutlich dürfte das mal einer der vielen Meetingräume gewesen sein, dem Projektor an der Decke nach zu urteilen. Mittlerweile wurden mehrere Reihen an Bierbänken aufgestellt, sodass sich das ehemalige Besprechungszimmer in einen Speisesaal verwandelt hat. Die Leute, die zum Großteil normal gekleidet sind oder zumindest Jogginghose und T-Shirt tragen, werfen Rada und mir komische Blicke zu. Ja, wir sehen wirklich wie zwei edgy Teenagerinnen aus, die versucht haben, sich ein besonders cooles postapokalyptisches Outfit zusammenzustellen. Doch meiner Freundin scheint es egal zu sein. Sie ignoriert die Blicke gekonnt und bahnt sich stattdessen hocherhobenen Hauptes einen Weg nach vorne, wo die Bänke noch nicht so voll sind. Zum Glück habe ich Rada. Ich weiß nicht, ob ich den Spießrutenlauf allein lange aushalten würde.

An jedem Platz steht dasselbe – eine Schüssel Porridge, das überraschenderweise richtig gut aussieht, und eine Flasche Wasser. "Wenigstens können wir weiterhin auf gesunde Ernährung achten", kommentiert Rada belustigt und zwinkert mir zu, als wir uns hinsetzen.

Auf eine lockere Unterhaltung zum Frühstück müssen wir erstmal verzichten. Stattdessen tritt niemand anders als Herr Grabner vor die nunmehr gefüllten Reihen und ergreift ein Mikrofon. Also hat er Abaddon überlebt? Respekt. "Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit", wendet er sich an sein Publikum, das sich bereits über das Frühstück herzumachen beginnt. "Ich bin Major Grabner, Company Commander in der European Task Force. Im Namen unserer Behörde darf ich Ihnen versichern, dass wir uns über jeden Überlebenden in diesen Räumlichkeiten freuen. Doch damit das Zusammenleben unter diesen Umständen gelingen kann, müssen wir alle an einem Strang ziehen. Das bedeutet auch, dass Sie zur Erleichterung des Zusammenlebens diverse Aufgaben übernehmen müssen."

Sofort geht ein Raunen durch die Menge. Diverse Aufgaben kann ja Verschiedenes bedeuten.

"Wir möchten Sie im Anschluss ans Frühstück bitten, sich bei unseren Sekretärinnen und Sekretären zu melden und Ihre Fachkenntnisse und Berufserfahrungen darzulegen. Anhand Ihrer Qualifikationen werden wir Ihnen dann Aufgaben zuteilen", fährt er ungerührt der Reaktionen fort. "Des Weiteren hätten wir ein Anliegen in eigener Sache. Bei den gestrigen Kampfhandlungen mussten wir leider hohe Verletztenzahlen hinnehmen. Zwar werden auf deutschem Boden auch die Bundeswehr und Polizeikräfte für den weiteren Kampf hinzugezogen. Bedenkt man, dass uns in Zukunft weitere Ausfälle drohen könnten, ist die Gesamtzahl der Einsatzkräfte gerade im Raum München für die erwartete Dauer dieser Ausnahmesituation allerdings unter Umständen nicht voll ausreichend. Daher möchten wir Sie um Folgendes bitten: Wenn Sie körperlich fit sind, kommen Sie zur Musterung um 07:30 Uhr hier im Speisesaal. Geschlecht, Körpergröße und militärische Erfahrungen spielen keine Rolle. Wir werden Ihnen im Rahmen einer Ausbildung alle nötigen Kenntnisse vermitteln. Sie würden uns und allen Überlebenden hier und dort draußen einen großen Dienst erweisen, wenn Sie uns bei der Bekämpfung der Monster aktiv unterstützen würden."

Damit verlässt er die improvisierte Bühne. Zunächst blicke ich ihm hinterher, doch innerhalb eines Wimpernschlags beansprucht Rada wieder meine gesamte Aufmerksamkeit. "Ich lass mich mustern", eröffnet sie mir völlig aus dem Nichts.

"Bist du bescheuert?", fahre ich sie an, senke allerdings gleich wieder die Stimme, als alle Umstehenden – oder eher Sitzenden – zu uns rüberschauen. "Hast du eine Ahnung, was das für dich heißen würde?"

"Ja. Ich kann dort draußen nach unseren Familien und Freunden suchen", zischt sie mir zu. Das Funkeln in ihren Augen macht deutlich, dass ihr Entschluss feststeht. "Was soll ich denn schon machen mit meiner Marketing-Erfahrung? Ich bin sportlich, habe genug Kondition und zutreten kann ich im Zweifelsfall auch. Also kann ich mich auch um ein paar Zombies und Dämonen kümmern."

Offen gestanden bin ich mir nicht sicher, was ich davon halten soll. Einerseits will ich meine Freundin anschreien, was ihr eigentlich einfällt, ihr Leben so aufs Spiel setzen zu wollen. Andererseits – wenn ein paar Zombies mit einer vor Wut rasenden Rada in einem Raum eingesperrt wären, wüsste ich nicht, ob es in diesem Szenario nicht Rada wäre, die Angst und Schrecken verbreiten würde.

"Guten Morgen, Frau Erdmann, Frau Petkovic", meldet sich auf einmal Major Grabner neben uns zu Wort. Der Offizier dürfte das einzige ETF-Mitglied weit und breit sein, dessen Lächeln nicht aufgesetzt wirkt. Nein, er scheint ehrlich erfreut darüber zu sein, uns hier zu sehen. "Schön, dass Sie es hierher geschafft haben."

"Zum Glück blieben uns unangenehme Überraschungen auf der restlichen Fahrt erspart", erzähle ich und erwidere sein warmes Lächeln. "Aber noch schöner ist es, dass Sie es auch in einem Stück hierher geschafft haben."

"Ach, na ja...", winkt er lachend ab. Doch ich glaube, dass seine Augen dabei kurz freudig aufblitzen, ehe sich Reue in ihren Ausdruck mischt. "Leider hatten andere weniger Glück als ich, wie Sie ja gerade mitbekommen haben. Wie dem auch sei, wenn Sie erlauben, würde ich Sie nach dem Frühstück zu Ihrer Arbeitsstätte begleiten."

"Würde mich sehr freuen", entgegne ich dankbar.

Nachdem der Major außer Hörweite ist, schüttelt Rada verständnislos den Kopf, ehe sie sich zu mir rüberbeugt. "Alex, kannst du dich bitte noch ein wenig zweideutiger benehmen? Ein Männerproblem pro Apokalypse reicht nämlich nicht", flüstert sie mir ins Ohr, aber als sie sich wieder aufsetzt, kann sie nicht umhin, doch ein wenig zu schmunzeln – vermutlich angesichts meiner ratlosen Miene. Also beugt sie sich nochmal zu mir rüber, diesmal etwas milder gestimmt. "Das grade eben hätte man dir auch als Flirten auslegen können."

Empört schnappe ich nach Luft. "Stimmt doch gar nicht! Was an 'schön, dass der große, böse Superdämon Sie nicht zerfleischt hat' ist denn bitte zweideutig?", protestiere ich möglichst leise, kann mir das Schmollen aber nicht verkneifen. Warum denken alle, ich würde ständig mit jedem flirten? Und überhaupt, ich bin eine erwachsene Frau, selbst wenn ich mit Grabner flirten wollen würde, könnte mich niemand davon abhalten... Abgesehen von den Grenzen des guten Geschmacks.

Doch anscheinend kommen meine Verteidigungsversuche nicht so an, wie sie sollten. Rada presst sich die Hand vor den Mund, während sie so rot wird wie eine Tomate. Ein paar Mal muss sie sich räuspern, bis sie wieder in der Lage ist, wenigstens etwas Halb-Verständliches aus sich herauszupressen. "Haben dir deine Eltern nie gesagt, dass man fremde Männer nicht so angrinsen sollte?"

"Wow, das war jetzt der qualifizierteste Beitrag überhaupt, Rada", erwidere ich trocken und rolle mit den Augen. "Nein, meine Eltern haben ein relativ positives Weltbild. Sie haben bloß immer gesagt, ich soll nicht zu Fremden ins Auto steigen. Und weißt du was? Ich halte mich bis heute dran."

Was an dem blöden Spruch grad so witzig war, weiß vermutlich nur Rada. Doch er reicht aus, um sie endgültig in hysterisches Prusten und Kichern ausbrechen zu lassen – und mich damit anzustecken. Zwar glotzen uns die Leute an, als hätten wir uns vor ihren Augen in diese fliegenden Heuchschrecken-Skorpion-Viecher verwandelt. Aber sei's drum, ein bisschen Lachen kann in so einer Situation nur gesund sein. Denn wie will man mit einer Weltuntergangsstimmung die Apokalypse überleben?

Trotzdem spüre ich fast sofort das Stechen eines schlechten Gewissens in der Brust. Mittlerweile ist offensichtlich, dass von Fabi und dem Rest meiner Familie jegliche Spur fehlt. Von Maren ganz zu schweigen. Es ist mehr als falsch, in so einer Situation in hysterisches Gelächter auszubrechen – noch dazu in aller Öffentlichkeit. Wer weiß, was die anderen Leute hier überlebt haben oder mitansehen mussten? Dementsprechend weicht das Grinsen alsbald einem geistesabwesenden Ausdruck, während ich mein Porridge löffle.

Wie vereinbart holt mich Grabner nach dem Frühstück ab. Bevor ich gehe, umarme ich Rada nochmal und flüstere ihr ins Ohr: "Mach keinen Scheiß."

"Du auch nicht", murmelt sie, ehe wir uns voneinander lösen.

Ohne weitere Umschweife führt er mich in einen der Korridore, die sich labyrinthartig durch das gesamte Gebäude ziehen. Sich hier zurechtzufinden, wird eine echte Herausforderung.

"Übrigens ist es Sitte, sich nach gemeinsamen Kampfhandlungen zu duzen", meint der Offizier plötzlich und lächelt mich verschwörerisch an.

Darüber, ob Rada doch recht hatte, will ich mir grade ehrlich nicht den Kopf zerbrechen, also blende ich dieses bestimmte Funkeln in seinen Augen vorerst aus. Wahrscheinlich bilde ich es mir eh bloß ein. "Alex", stelle ich mich also grinsend sozusagen offiziell vor.

"Michi. Oder Micha. Einige der Jungs und Mädels nennen mich auch Mike oder Mikey, je nach dem, ob sie Deutsch sprechen. Also such's dir ruhig aus."

"Michi gefällt mir ganz gut", bemerke ich amüsiert. Alexandra Erdmann, ich wiederhole für diejenigen unter uns, deren Synapsen zu langsam schalten: Kein Kokettieren mit Männern, während dort draußen die Apokalypse tobt und du dir Gedanken um deine Liebsten machen solltest. Also wechsle ich das Thema, auch wenn ich mir die Antwort auf meine nächste Frage bereits denken kann. "Habt ihr den Superdämon besiegt?"

"Nein", seufzt er. Wir kommen bei einem Fahrstuhl an. Michi drückt den Knopf, dreht sich mir zu und lehnt sich lässig an die Wand, während er die Hände in die Hosentaschen seiner Uniform steckt. "Keine Ahnung, was das für ein Ding war, aber es hat uns ordentlich aufgerieben. Es hat im Alleingang zwei meiner Plattoons komplett ausgelöscht und die anderen beiden mindestens halbiert. Wir konnten uns nur zurückziehen, weil gerade noch rechtzeitig ein paar Bundeswehr-Soldaten angerückt sind, die es abgelenkt haben."

"Mist", entfährt mir der mit Abstand geistreichste Kommentar, den man sich nur vorstellen kann. Gott sei Dank öffnen sich in diesem Moment die Aufzugtüren, sodass ich meine Blamage wenigstens nicht voll auskosten muss. Doch ich weiß wirklich nicht, was ich darauf entgegnen soll. Meine Nackenhaare stellen sich beim Gedanken an Abaddon nun nur noch mehr auf.

"Da kann ich dir nur recht geben", pflichtet Michi mir bei, sodass ich mir nicht gar so dämlich vorkomme. Galant lässt er mir den Vortritt, ehe er auch selbst den Fahrstuhl betritt und uns ins 4. Untergeschoss schickt. "Weißt du eigentlich schon, was dich erwartet?"

"Nicht im Geringsten. Wenn du mich also aufklären willst, wäre ich dir sehr verbunden", schmunzle ich.

"Aber klar doch", stimmt er lachend zu. "Weißt du schon von dem Gestein?"

"General Mair hat's mir erzählt."

"Gut. Im Prinzip haben unsere Wissenschaftler schon vor diesem ganzen Schlamassel erste Waffen mit UM-1026 entwickeln. Zum Glück, denn die..." Kurz zögert er, anscheinend unsicher darüber, wie er die Wesen nennen soll, ohne es zu absurd klingen zu lassen. Dann hebt er eine Hand und malt Gänsefüßchen in die Luft. "...'Zombies' lassen sich zwar vergleichsweise einfach mit konventionellen Waffen töten, aber die 'Dämonen' leider nicht. Allerdings konnten wir den ein oder anderen mit einer Prototypwaffe eliminieren. Das Problem ist, dass diese Waffen einen hohen Rückstoß haben und man recht nah an die Dämonen herankommen muss, was, wie du dir denken kannst, natürlich nicht ganz ungefährlich ist. Lange Rede, kurzer Sinn, wir haben ohnehin schon davor mit den Amerikanern an einem Spezialanzug gebastelt und du bist jetzt bei der Fertigstellung des Exoskelett-Projekts dabei."

Erstaunt schießen meine Augenbrauen in die Höhe. Mein innerer Nerd macht grad einen Freudensalto. Wie von selbst wandern meine Gedanken zu meiner bescheuerten besten Freundin, die sich unbedingt als Soldatin melden will. Und selbst wenn das jetzt kindisch, unreif und dem Ernst der Situation absolut nicht angemessen ist, muss ich zugeben, dass die Vorstellung, Rada in den Doom Slayer zu verwandeln, schon ziemlich cool ist.

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