Kapitel 35
t e m p o r i s
f i l i a v e r i t a s
»«
„Truth -
the daughter
of time."
.
Die Tage verstrichen ereignislos. Rückblickend auf ihr bisheriges Leben musste Nari sich eingestehen, dass es ihrer jetzigen Situation ausgesprochen ähnlich sah. Sie saß fest, verließ nur selten ihr Zuhause und verbrachte die meiste Zeit mit Gebeten, dem Durchstöbern von Archiven irgendwelcher Universitäten und Schlaf. Der einzige Unterschied war, dass zwei Soldaten die Ausgänge bewachten und ihr ausdrücklich untersagt war, ihr temporäres Heim zu verlassen.
Hin und wieder keimten Zweifel in ihr auf und Senatorin Grayas Worte hingen in ihren Kopf wie dunkle Wolken. Manchmal kam es ihr so vor, als würde der Senat ihre Rückreise absichtlich verzögern. Seufzend starrte sie aus dem Fenster und biss auf ihre Unterlippe. Von Commander Arctic hatte sie weder etwas gesehen noch gehört. Er war wie vom Erdboden verschluckt und es wäre gelogen, würde sie sagen es würde sie kalt lassen.
Es störte sie.
Natürlich war ihr bewusst, dass er seiner Pflicht als Diener der Republik nachgehen musste, doch das gesamte Konzept der Klone war fraglich. Lebewesen in die Welt zu setzen nur um sie als Waffen zu handeln. Defekte Klone wurden aussortiert, verwundete Klone nicht selten zurückgelassen und viele Jedi Generäle interessierten sich kaum für die Männer. War er wirklich ein Diener? Oder würde die Bezeichnung Sklave besser passen? Schließlich hatte sich Arctic nicht freiwillig dazu entschieden, Kopf und Kragen für diese Regierung zu riskieren. Was geschah wohl mit Deserteuren? Wurden sie einfach hingerichtet? Nari schauderte. Bedrückt wanderte ihr Blick zu Hawk, welcher wie immer mit strammer Körperhaltung vor der Glastür stand.
Er würde für sie sterben - aber wer wollte schon sterben? Vermutlich hatten die meisten Klone einfach ihr Schicksal akzeptiert. Wahrscheinlich hinterfragten sie dieses Schicksal nicht einmal. Wie denn auch?
Ein heftiges Klopfen an der Tür ließ sie zusammenzucken und verwirrt sprang sie auf und warf einen unsicheren Blick zu Hawk, welchen das Ganze jedoch nicht zu kümmern schien. Etwas beruhigter schritt sie auf die Tür zu und tippte den Code ein. Überrascht weiteten sich ihre Augen, als sie niemand anderen als Commander Arctic vor ihr erblickte. Seine Rüstung trug ein anderes Design - die goldene Farbe war verschwunden und wurde durch ein absorbierendes Schwarz ersetzt. „Arctic?" Stellte sie verwundert fest und ihr Gegenüber schob sie wortlos in das Apartment zurück. „Es gibt ein Problem, Nari." Meinte er leise - der Unterton gefiel ihr ganz und gar nicht. „Welches Problem?" Wollte sie wissen und anstelle einer Antwort griff der Mann zu der Fernbedienung und betätigte den Holo Projektor.
„Coruscant News!" Prankte es in flimmernden Farben vor ihnen auf und irritiert sah sie zu Arctic. „Einen wunderschönen guten Abend. Mein Name ist Skia Dinaru und ich erzähle euch die heißesten News aus unserer schönen Stadt." Sie zwinkerte frech in die Kamera, ehe sie zu einer Kunstpause ansetzte. „Ein Vögelchen hat uns ein kleines Geheimnis zu gezwitschert. Wie ihr bereits wisst, gibt es vermehrt Patrouillen in den Blocks B und C - Grund dafür ist diese junge Frau!" Naris Mund klappte auf, als man ein Bild von ihr einblendete. Sie trug zwar eine Kapuze auf dem Kopf und ein normaler Bürger hätte nichts erkennen können, doch sie erkannte sich selbst augenblicklich.
„Unserer Quelle nach hat unsere Regierung einen geheimnisvollen Gast. Sie stammt von einem Planeten, den niemand kennt - Cygnus. Laut unseren Informationen handelt es sich um einen Wüstenplaneten, weit entfernt von uns bekannten Sternensystemen! Tatsächlich handelt es sich hierbei um intelligente Lebensformen die diesen Planeten besiedeln und es wird noch spannender..." Sie holte wieder zu einer dramatischen Pause aus.
„Die Jedi scheinen von diesem Planeten gewusst zu haben. Es existieren geheime Dokumente - strengeheim natürlich, die belegen das die Republik in ihren Anfängen Handel mit Cygnus betrieben hat. Dieser fand jedoch abrupt ein Ende und es ist ungeklärt, wieso. Vielleicht kann ja unser mysteriöser Gast das Rätsel lüften? Wir sind gespannt und halten euch auf dem Laufenden!" Mit diesen Worten schaltete die Show ab und Arctic drückte den roten Knopf.
Fassungslos starrte sie auf die weiße Wand, wo vor wenigen Minuten noch ihr Leben und Planet Hauptthema Nummer Eins war. Der Schock saß so tief, dass Nari nicht wusste was sie sagen sollte. Alle mögliche Szenarien liefen durch ihren Kopf. Sie hatte versagt, sie hatte nach allen Regeln der Kunst versagt. Sie hatte ihren Planeten dem Feind in die Hände gespielt. Ihren Leuten und ihrer Regierung blieb nichts anderes übrig, als offiziell ein Statement abzugeben. Wie sollte sie das dem kaiserlichen Palast beibringen?
Sie hatte als Koshla Vaam versagt. Die Realisation traf sie so hart, dass sie beinahe den Halt verlor. Tränen bildeten sich in ihren Augen und krampfhaft versuchte sie, diese zurückzuhalten. Ein Messer wurde in ihren Bauch gerammt - so tief, dass man es nicht herausziehen konnte. Verzweifelt versuchte sie, einen klaren Gedanken zu fassen. Was mache ich jetzt? Sie wusste es nicht. Sie hatte keinen blassen Schimmer. Langsam sackte sie zu Boden und vergrub ihre Hände in ihrem Gesicht - das Arctic sich noch im Raum befand nahm sie gar nicht mehr wahr.
Das, wofür sie gelebt hatte war ihr soeben genommen worden. Man würde ihr den Titel entziehen, man würde ihre Familie entehren. Die wichtigste Aufgabe die sie hatte, hatte sie versaut. Ihr Volk zu schützen und ihnen Halt zu geben.
„Nari." Hörte sie eine verschwommene Stimme sagen und spürte eine Hand auf ihrer Schulter. „Es ist nicht deine Schuld." Setzte die Männerstimme fort. „Ich hab versagt." Murmelte die Koshla tonlos. „Ich habe versagt." Zitternd vergrub sie ihr Gesicht in seiner Brust, versteckte ihre nassen Wangen vor der Außenwelt. Wenigstens für einige Minuten hatte sie das Gefühl, dass alles gut sei.
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