Kapitel 4
Ich klopfte zögerlich und die Stimmen hinter der Tür verstummten unmittelbar. Einige Sekunden die sich endlos anfühlten verstrichen ehe ich leise Schritte auf die Tür zukommen hörte. Unter diesen Schritten knarrten vereinzelt die Holzdielen aus denen der Boden zu bestehen schien.
Dann verstummte das Geräusch und jemand stand auf der anderen Seite der Tür. Weitere Sekunden verstrichen und ich hielt den Atem an. Wieder machten sich Angst und Unsicherheit in mir breit. Die Angst vor dem was mich hinter dieser Tür erwarten würde. Waren es die Antwort zu den Fragen die mir so unentwegt auf der Zunge brannten?
Meine Hände begannen zu zittern, mein Puls stieg und meine Atmung wurde immer unregelmäßiger. Ich versuchte das Zittern zu unterbinden indem ich den Körper anspannte, wenn nicht sogar verspannte. Doch außer schmerzenden Muskeln brachte das nichts. Ich schloss also kurz die Augen um mich zu sammeln und wieder runterzukommen.
Mit Schwung wurde die Tür aufgerissen und der Windzug fegte mir durch die Haare. Ich riss sofort die Augen wieder auf und blickte in das angespannte Gesicht einer jungen Frau. Sie hatte Blondes, langes, leicht gewelltes Haar welches sie offen trug. Ohrringe und eine Halskette zierten ihren hübschen Körper, ebenso wie blauer Lidschatten und rosa-rötlicher Lippenstift der perfekt zu ihrem Pink-rötlichen Rollkragenpullover passte, den sie anhatte. Dazu trug sie noch eine enge, hellblaue Jeans und ein silbernes Bauchkettchen. Diese Frau war wirklich wunderschön, echt beneidenswert.
„Oh, du bist wach! Ausgezeichnet" hörte ich eine Männerstimme aus dem Raum hinter der Tür in der die junge Frau stand. Die Stimme hatte ich noch nie gehört und doch hatte ich das Gefühl sie zu kennen. Das Gefühl hatte ich im Moment irgendwie ständig...
Die Frau trat nach einigem Zögern zurück und ließ mich in den Raum welcher sich als eine Bar herausstellte. Ihr zögern verunsicherte mich zugegeben doch ich verdrängte die Unsicherheit damit sie nicht wie all die anderen Gefühle die mich begleiteten meine Wahrnehmung zu sehr täuschte. In dieser Bar befanden sich neben dem Barkeeper der gerade Gläser säuberte vier Leute. Die Frau, welche mir geöffnet hatte, ein Mann der kurz zuvor mit dem Barkeeper geredet zu haben schien, der Mann der eben gesprochen hatte und ein junger Mann mit dunklen Haaren.
Ich setzte mich zögerlich auf einen der Stühle während der eine Mann und die Frau die Bar verließen. Als sie das Taten überkam mich die Unsicherheit doch wieder und ich schaffte es einfach nicht sie völlig von mir abzuschütteln. Nun waren es nur noch der Mann, der mich eben angesprochen hatte und der Dunkelhaarige der jedoch nicht in meine Richtung sah. Mein Gesprächspartner erhob sich und ließ sich vor mir auf den Stuhl fallen der meinem gegenüber stand. Mein Körper war wieder angespannt und ich versuchte so leise wie möglich zu atmen.
Der Mann vor mir hatte kurze Haare und trug einen formellen Anzug bei dem nicht die kleinste Falte zu entdecken war. Jedoch erkannte ich leichte Stressfalten unter den Augen, die man sehen konnte wenn er den Mund bewegte.
„Ich weiß du bist bestimmt sehr verwirrt und ich werde dir alles erklären aber lass uns erstmal ganz von vorne anfangen. Mein Name ist Takashi Sawazaki, ich bin Polizist und der Vorgesetzte der so genannten Einheit F. Die besteht neben mir noch aus Juliana Lloyd, der jungen Frau die dir eben die Türe aufgemacht hat, Ryusei Yanagi, der Mann der eben noch an der Bar saß und Yuuki Anzai, der junge Mann dort drüben"
Mein Blick wanderte automatisch zu dem jungen Mann der den Namen Anzai zu haben schien. Und in dem Moment in dem ich ihn ansah erinnerte ich mich wieder. Natürlich, Anzai! Der, der mein Leben gerettet hatte an dem Abend als mich diese Bestie verfolgt hat!
Anzai sah mich nicht an, er laß konzentriert etwas in der Zeitung und schien sich nicht im geringsten für meine Anwesenheit zu interessieren. Aber vielleicht war das seine Art höflich zu sein und das Gespräch nicht zu belauschen?
„Also, diese Einheit F..." ich sah eilig wieder zu Sawazaki und hörte ihm zu. „...Untersucht Fälle mit solchen... Wesen wie du eines in der Uni gesehen hast. Wir nennen sie Vampire oder Dämonen da sie Eigenschaften dieser Fabelwesen aufweisen"
Vampire oder Dämonen? Das bedeutete... Erst jetzt wurde mir klar in wie große Gefahr ich mich die beiden Male wirklich gebracht hatte, in denen ich nun schon diesen Wesen begegnet war.
Mein Herzschlag setzte aus und ich befand mich wie in einer Art Schockstarre. Bei der Erinnerung an die Geschehnisse drohte Panik in mir aufzusteigen was jedoch von Sawazakis fortfahrender Erzählung jäh unterbrochen wurde. Zum einen war ich ihm dafür dankbar doch zum anderen würde ich so plötzlich aus meinen Gedanken gerissen dass ich einige Sekunden Zeit brauchte um die Orientierung und meine Fassung so gut es eben ging wiederzuerlangen.
„Sie... sind allerdings nicht immer in dieser Gestalt unterwegs. Die meiste Zeit sehen sie genauso menschlich aus wie du und ich. Sie werden nur zu diesen... Bestien wenn sie vom Blutdurst eingenommen werden oder sich auf der Jagd befinden. Ein gutes Beispiel für den Ersten Fall wäre das, was in der Universität passiert ist"
Flashbacks von einzelnen Momenten kehrten schlagartig zurück. Das von den gefletschten Fangzähnen tropfende Blut, die aufgeschlitzte Studentin in ihren Letzten Atemzügen, der mächtige Schritt der den Boden wackeln ließ, der Ohrenbetäubende schrei der mir förmlich das Gehör zerriss, das Adrenalin das plötzlich durch meine Adern schoss und meinen Körper beflügelte, die Verfolgungsjagd die nicht zu enden schien egal wie schnell ich rannte...
Mir lief es kalt den Rücken runter und ich bekam einen kurzen Zitteranfall aufgrund des ekligen Gefühls. Die zuvor verdrängte Panik überkam mich nun doch was das Gefühl noch ekliger machte. Sawazaki beäugte mich teils verwirrt, teils verständnisvoll ehe er nach einer kurzen Pause fortfuhr. „Die Bestie, die du gesehen hast... kam sie dir bekannt vor?" fragte er dann und ich sah ihn überrascht an.
Ich... hatte tatsächlich das Gefühl gehabt sie zu kennen. Ihr Aussehen wirkte trotz der verunstalteten Fratze vertraut... Sie... hatte mich an jemanden erinnert... Es waren die Gesichtszüge... dieses Markante Gesicht gehörte Jemandem, den ich ziemlich oft sah und mich auch schon einige male mit ihm unterhalten hatte...
„S-Sawazaki, Sie wollen mir doch nicht weiß machen dass er... schon immer so ein Monster war?" meine Muskeln spannten sich aus Angst vor der Antwort an und brachten meine Arme und Beine zum Zittern. Wollte ich die Antwort überhaupt wissen?
„Doch ich befürchte schon. Ein solche Wesen wird man nicht durch eine Verwandlung, man wird als solches geboren..." er hielt kurz inne und sah zu Anzai dessen Körper ein wenig angespannt wirkte, auch wenn er sich noch immer nicht von der Stelle gerührt hatte.
„...Mal... ganz abgesehen von... Genexperimenten" vervollständigte er seinen Satz und Anzai verkrampfte sich. Das vermutete ich zumindest da ich sah wie seine Fingerknöchel weiß hervortraten und er durch die Anspannung in den Händen seine Zeitung leicht zerriss.
Ich war kurz mit den Gedanken ganz bei Anzai und dem Versuch, seine Reaktion nachvollziehen zu können und vergaß für einen Moment völlig mein Gespräch mit Sawazaki oder dass ich anfing, Anzai anzustarren. Noch immer saß er mit dem Rücken zu mir und ich konnte nur seine Dunklen, leicht verstrubbelten Haare betrachten die er heute wohl noch nicht gekämmt hatte.
Sawazaki räusperte sich kurz und erinnerte mich an die eigentliche Situation aus der ich mit den Gedanken kurz geflüchtet war. Dieses kurze Gefühl der Leichtigkeit welches ich verspürt hatte verflog wieder und die Bedrückung der schmerzhaften Erkenntnis kehrte zurück.
„Wie konnte er dann so lange unentdeckt unter uns Menschen bleiben?" fragte ich mit belegter Stimme da mich das ganze sehr mitnahm. All die Zeit war er vor mir gestanden und ich hatte nicht das geringste geahnt. Nichtmal mach meinem Angriff vor einer Woche hatte ich irgendeinen Verdacht Geschöpft! Wie... Wie?!
„Nun, die einzigen Merkmale sind eine Verwandlung oder starke Nervosität bei Blut in unmittelbarer Nähe oder Augenringe die zeigen, dass der Vampir schon länger kein Blut mehr zu sich genommen hat." erklärte Sawazaki und erschütterte meine Welt völlig.
Augenringe? Die waren der Hinweis? Und ich hatte ihn völlig übersehen... Ich dachte immer, er würde einfach nur zu wenig Schlafen, aber nein. Die Augenringe waren es, die ihn hätten verraten können doch keiner hat es verstanden... Keiner hatte auch nur ansatzweise geahnt was seine wahre Wesenheit ist...
Professor Wataru war tatsächlich schon immer ein Vampir gewesen... Der beliebte, gut aussehende, von Studentinnen Vergötterte Professor Wataru... war ein Monster!
Doch... das war nicht das einzige, weshalb sich mir der Magen umdrehte. Es gab da noch jemanden den ich kannte, der immer tiefe Ringe unter den Augen hatte und in der Nähe von Blut extrem nervös wurde. Dieser Jemand überdeckte die Augenringe mit Makeup und behauptete, Blut nicht sehen zu können, aber was wenn...
Plötzlich wurde mir klar, dass ich dieser Person sehr viel näher stand, als es mir gerade lieb war...
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