Kapitel 1
Es war bereits Abend als ich durch die Dunklen Straßen ging die meinen allabendlichen Heimweg bildeten. Sonderlich wohl fühlte ich mich dort natürlich nie doch es war der schnellste Weg zu meiner Wohnung. Die befand sich in einem Mehrfamilienhaus im 4. Stock. Sie beinhaltete eine Küche, ein Badezimmer und einen zentralen Raum den ich sowohl als Wohn- als auch als Ess- und Schlafzimmer benutzte. Ach ja und da ist noch ein kleiner Balkon, angrenzend an dieses zentrale Zimmer aber den nutze ich kaum. Gleich neben meinem Balkon um die Ecke befindet sich die Feuerleiter des Hauses auf die ich im Notfall auch klettern könnte, was aber gefährlich wäre. Nun ja aber bis ich dort ankomme brauchte ich bestimmt noch mindestens 10 Minuten.
Es fröstelte mich aufgrund der geringen Temperatur. Derzeit war es Ende November doch schon jetzt konnte man überall Weihnachtsplätzchen und zur Jahreszeit passende Dekoration kaufen. Was Weihnachten anging waren die Leute echt sehr übereifrig, was ich zwar nachvollziehen kann aber selbst nicht empfinde.
Ich werde dieses Jahr nämlich alleine feiern, was zwar schade ist aber mich eigentlich nicht weiter stört. Einen Freund habe ich schließlich im Moment nicht und meine Eltern wohnen echt weit entfernt. Zu blöd dass nur diese eine Uni mein Fach anbot. Aber sonst hätte ich niemals meine derzeit besten Freunde kennengelernt. Hina Ichiwana, eine selbstbewusste, energiegeladene und manchmal auch leicht Dramatische Kunststudentin und Thoma Sanjirio, ein sanftmütiger aber immer ehrlicher junger Mann der IT studierte. Die zwei waren mir sehr schnell ans Herz gewachsen und ich konnte mir mein Leben nicht mehr ohne sie vorstellen.
Bis vor etwa 5 Minuten war Thoma auch noch bei mir aber wir haben uns am Bahnhoch verabschiedet da er und ich in entgegengesetzte Richtungen mussten. Darum fühlte ich mich inzwischen auch alles andere als sicher und zuckte bei jedem Geräusch zusammen. Normalerweise war ich nicht so ängstlich doch in letzter Zeit gab es ein paar mysteriöse Morde auch hier in der Gegend weshalb ich mich hier Nachts einfach noch unwohler fühlte als eh schon.
Darum riss ich auch sofort den Kopf herum als ich Schritte hinter mir hörte, doch... da war keiner. Ich drehte mich ganz um und sah auf den Weg von dem ich gekommen war. Es war sehr dunkel doch eine Gestalt erkannte ich nicht.
Gerade als ich meine Muskeln wieder entspannen wollte, legten sich von hinten lange, dünne, knochige Finger um den Ansatz meiner Oberarme. Ich verkrampfte mich sofort und der Schrei blieb mir im Halse stecken. Ich schielte zu meiner Rechten Schulter ohne dabei den Kopf zu bewegen um erkennen zu können was da auf meiner Schulter lag. Es waren Krallen, lang, groß, scharf und kräftig.
Von Panik gepackt schrie ich auf und schaffte es mit wildem um mich schlagen den Fremden von mir zu stoßen. Dabei dreht ich mich zu ihm um und für nur wenige Sekunden sah ich vor mir etwas das weder Tier noch Mensch zu sein schien. Rot-Gelbe Augen die vor Hunger zu glänzen schienen, das Gebiss eines Raubtieres und Krallen die nur darauf warteten die Beute zerfleischen zu können. In der Sekunde wurde mir klar, dass diese Beute ich war.
Ich drehte mich also wieder um und rannte um mein Leben, laut nach Hilfe schreiend. Das Adrenalin schoss durch meinen Körper als ich hörte wie die Bestie mich aggressiv knurrend zu verfolgen begann. Ich lief die Straße runter auf der ich eben noch hergelaufen war. Ich hatte keine Chance da mein Verfolger viel schneller war als ich es jemals sein könnte.
In dem Moment im dem ich meinen Kopf drehte war das Wesen direkt vor mir. Es war auf mich zu gesprungen und hatte das Maul weit aufgerissen. Die Zähne waren spitz und die vier Eckzähne waren unglaublich riesig. Doch in dem Moment in dem es so nah bei mir war bemerkte ich erst dass es nicht es selbst zu sein schien. Die Gestalt schien wie ein Tier von Trieben geleitet zu werden, in diesem Fall ganz offensichtlich Hunger. Normalerweise würde man nun seine Augen schließen und sich seinem Schicksal fügen doch ich sah gebannt zu wie das Gebiss der Bestie immer näher kam und mich in wenigen Sekunden verschlingen würde.
Plötzlich kam ein Schatten von oben der auf das Wesen fiel. Es war ein junger Mann der wie aus dem nichts kam. Mit seinem rechten Fuß schlug er den Kopf der Bestie kraftvoll nach unten. Der Moment dauerte keine halbe Minute doch er kam mir endlos vor. Beide kamen auf dem Boden auf und die Bestie schien zumindest vorerst außer Gefecht gesetzt zu sein.
Dann begann der Fremde junge Mann zu sprechen während er das Wesen fesselte. „Hier Anzai, ich habe den Verdächtigen gefunden und in Gewahrsam genommen" er sprach offensichtlich nicht mit mir doch ich achtete eh nicht wirklich auf das was er sagte oder tat da langsam der nachträgliche Schock einsetzte. Mir stiegen Tränen der Panik in die Augen und ich spannte mich durch das noch immer in meinem Körper vorhandene Adrenalin an. Eine leichte Schnappatmung setzte ein während ich auf den Boden sank.
Nun schien der Schwarzhaarige Mann auf mich aufmerksam zu werden und sah zu mir. Ich konnte ihn nicht scharf erkennen da meine Augen mit Tränen gefüllt waren doch ich sah wie er auf mich zu kam und sich vor mich kniete, jedoch mit etwas Abstand. Nun verließen die Tränen meine Augen und liefen über meine Wangen. Dadurch konnte ich wieder mehr oder weniger klar sehen.
„Alles okay? Ist dir was passiert? Bist du.. irgendwo verletzt?" bei seiner letzten Frage konnte ich beobachten wie sich seine Muskeln anspannten, aber warum nur? Etwa eine oder zwei Minuten antwortete ich nicht da ich mich beruhigen musste. Als mir das mehr oder weniger gelungen war, schüttelte ich einfach nur den Kopf. Mir fehlte gerade einfach die Kraft, ihm mit Worten zu antworten. Wieder herrschte ein langes Schweigen doch ich bekam es kaum mit da ich versuchte meine Gedanken zu ordnen. Was um alles in der Welt war das gerade?!
„Kannst du laufen?" fragte der junge Mann welcher auf den Namen Anzai zu hören schien. Ich nickte und wollte aufstehen doch meine Beine bewegten sich einfach nicht. Also schüttelte ich ehrlich den Kopf was mir jedoch irgendwie peinlich war. Anzai überlegte kurz und hob mich dann kurzerhand einfach hoch als wäre ich leicht wie eine Feder. Ich gab einen überraschten Laut von mir als er mich einfach ohne Vorwarnung hochhob und wegtrug.
„Wo wohnst du?" fragte er dann. Ohne so richtig darüber nachzudenken sagte ich ihm einfach meine Adresse. Rein Theoretisch könnte das sehr gefährlich sein doch daran dachte ich gerade überhaupt nicht. Er nickte einfach schweigend und lief los, in die Richtung in der auch meine Wohnung lag. In meinem Kopf war alles viel zu durcheinander und ich war generell zu aufgewühlt um Fragen zu stellen oder überhaupt noch etwas zu sagen. Es fühlte sich nicht so an als würde die Zeit vergehen und doch hatte ich das Gefühl alles geschah so langsam, brauchte so ewig! Was ich gerade fühlte konnte ich nicht mit Worten ausdrücken.
Plötzlich blieb Anzai stehen was mich aus meinem Gedankenchaos riss. Wir standen vor meiner Wohnungstür und er setzte mich überraschend vorsichtig ab. „..Danke" brachte ich zögerlich heraus worauf er nur mit einem Nicken antwortete. Ohne noch etwas zu sagen ging er einfach und mein Kopf arbeitete nicht schnell genug um ihm Rechtzeitig auf Wiedersehen zu sagen.
Eine Weile stand ich also vor meiner Tür wie bestellt und nicht abgeholt bis ich irgendwann schleppend langsam meinen Schlüssel rausholte. Wie in Trance schloss ich die Tür auf, ging hinein, legte meine Sachen ab und stieg unter die Dusche.
Während das warme Wasser auf meinen Kopf prasselte und an meinen Haaren runterlief ließ ich all das gerade erlebte nochmal Revue passieren. Die Bestie, der Augenblick vor mein Tod wie ich gedacht hatte und... Anzai. Ich war überhaupt nicht in der Lage gewesen ihn mir richtig anzusehen. Nur seine dunklen Haare und die ihn vermummende Kleidung war mir im Kopf geblieben. Ich stieg aus der Dusche und legte mich auf mein Bett nachdem ich mir schnell etwas angezogen hatte. Meine Gedanken kreisten noch immer um den Vorfall von vorhin. Wer und vorallem was war diese Bestie? Warum ist dieser Anzai plötzlich aufgetaucht, wo kam er her und... würde ich ihn irgendwann wiedersehen?
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