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Huhu, JayJay. Süßer, warum guckst du denn so grimmig?", träller ich. Mit finsterem Blick dreht er sich zu Klara um. "Von allen hier, musste es ausgerechnet sie sein?" Er scheint nicht so begeistert von mir zu sein, das lässt mich allerdings nur noch breiter grinsen. "Ja, tut mir leid, aber sie ist nunmal mit in meinem Zimmer. Außerdem habe ich ihr das Angebot gemacht." Sie zieht ihre Augenbrauen nqchdenklich zusammen. Ob sie wohl überlegt, ob es ein Fehler war? Oder ob sie überlegt, dass ich ein Fehler war, wie viele vor ihr es bereits gesagt und gedacht haben? Wie lange es wohl dauert, bis sie mir ihre Freundschaft wieder kündigen? Ich gebe ihnen nicht länger als eine Woche. "Was denn, Putzi? Mein Retter in der Not! Magst du mich denn gar nicht?" Ich ziehe eine Schnute. "Musstest du ihr davon erzählen?", wendet er sich wieder an Klara. "Die lässt mich ja gar nicht mehr in Ruhe." Ich schaue in den Himmel, er ist ganz blau, kaum eine Wolke ist zu sehen. Meine Hände habe ich auf meinen Rücken gelegt und lasse sie gemütlich bei meinen Schritten hüpfen. Ich sehe einen Vogel über uns vorbei fliegen. Dafür dass es ein so großer Wald ist, sind uns bisher kaum irgendwelche Tiere begegnet. Ich lassen mich von den beiden etwas zurückfallen, um neben Anna laufen zu können. "Alles klar bei dir?", frafe ich sie und betrachte ihr auf den Boden gerichtetes Gesicht von der Seite. Sie nickt stumm. Ich gucke wieder zum Himmel hoch. "Zu mir wurde immer gesagt, dass ich schüchtern wäre. War ich aber nie. Ich hatte einfach nur keine Lust mit jemandem zu reden. Aber wenn ich mir dich so anschaue. Du würdest gerne reden, bist aber zu schüchtern dazu. Du hättest gerne Freunde, bist aber zu schüchtern, um mit wem zu reden. Ich habe keine Lust auf Freunde, aber mir wird eine angeboten. Schon traurig und unfair diese Welt."
"So schüchtern bin ich doch gar nicht", sagt Anna mit ganz leiser Stimme, was mich sofort zum lachen bringt. "Und ob du schüchtern bist und wie!" Ich kriege mich schon gar nicht mehr ein, bis mir Jaydon sein Blick auffällt. "Was guckst du denn so blöd?", frage ich ihn grimmig. Desinteressiert dreht er sich wieder um. Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Idiot! "Vielleicht hast du ja recht", kommt es pipsig von Anna. Mit fragenden Blick drehe ich mich zu ihr. "Ich bin schüchtern und ich-" Sie bricht in ihrem Satz ab. Mit leuchtenden Augen betrachtet sie etwas. Ich folge ihrem Blick, hindurch durch Klara und Jaydon. Ein großer glitzernder See liegt nur zwanzig oder dreißig Meter vor uns. Sofort sprintet sie los, über Steine und große Äste. Ich renne ihr hinterher. Ich dachte immer, dass ich schnell wäre, aber man, die ist ja mal eine richtige Rakete! Die anderen beiden rennen ebenfalls hinter her. Sobald Anna den See erreicht hat, bleibt sie stehen und dreht sich begeistert zu uns um. Ich kann es nicht glauben, aber ihr Anblick setzt mir selber ein ehrliches Lächeln auf. Wann habe ich das letzte Mal aufrichtig gelächelt? Doch mein Lächeln vergeht schnell, denn ich sehe etwas seltsames direkt auf Anna zu rasen. Welches Wassertier oder -lebewesen kann so schnell sein? Schnell überspringe ich die letzten zehn Meter zwischen uns und schube sie zur Seite, dabei ignoriere ich ihren verwirrten Gesichtsausdruck. Irgenwas packt mich und zieht mich Unterwasser. Das letzte was ich sehe, sind die geschockten Gesichter von Klara und Anna. Und dann ein Gesicht, das mir besonders stark in mein Blickfeld kommt. Es ist Jaydon. Wer hätte gedacht, dass sogar er einen so schockierten und besorgten Blick wegen mir bekommen könnte? Wer hätte gedacht, dass wegen mir überhaupt jemand schockiert sein könnte? Und dann verschwinde ich in den tiefen des kalten Wassers und alles um mich wird schwarz. Nur noch gedämpfte Rufe dringen zu mir durch und ein plötzlicher Schmerz in meinem Bein, der dafür sorgt, dass ich erschrocken meinen Mund öffne und meine Sauerstoffzufuhr damit loslasse. Alle verschwimmt. Das helle Wasser wird immer dunkler, bis ich nur noch einen kleinen Lichtpunkt sehen kann. Aber auch dieser verschwindet, als scheinbar etwas in das Wasser springt. Ich sehe etwas rotes an mir vorbei fließen. Blut. Mein Blut. Meine Sicht wird immer nebeliger, bis ich letzten Endes meine Augen ganz schließe.
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