xviii. im bann des fluches
»Ist alles okay?«, mit gerunzelter Stirn betrachtet Kalea Ciri, die irgendwie nervös scheint. Kurz blickt sie zu Geralt, bevor sie nickt.
»Es ist alles gut«, sagt Ciri, doch Kalea glaubt ihr nicht. Dennoch belässt sie es erstmal dabei.
Zu dritt laufen sie durch das Anwesen. Überall hängen große Gemälde, nur Kerzen spenden den dunklen Wänden etwas Licht. Und in diesem Moment spürt Kalea wieder dieses seltsame Gefühl. Kaum merklich spannt sie sich an, ihre Sinne sind so sehr geschärft, als stünde sie gerade vor einem Kampf.
Sie zuckt zusammen, als sie eine Berührung an ihrer Hand spürt. Ihr Blick wandert nach unten, wo sie Geralts Hand erblickt, die ihre leicht gestriffen hat. Ein kleines Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus, als ihre Hände sich wieder flüchtig streifen, ehe er ihre Hand in seine nimmt und sie kurz drückt.
Es ist nur ein klitzekleiner Moment, doch der verdrängt Kaleas Misstrauen in dieses Herrenhaus.
»Danke«, formt sie mit ihren Lippen.
Geralts Mundwinkel zucken leicht, ehe er sich zu einem kleinen, dennoch ehrlichen Lächeln verziehen. Für einen Moment genießt sie das Gefühl, seine Hand zu halten, ehe es vorbei ist und sich ihre Hände trennen.
»Meine Gäste!«, begrüßt Nivellen sie überschwänglich, als sie einen großen Raum betreten, wo eine Tafel mit wunderbar riechenden Essen gedeckt wurde. Sofort beginnt Kaleas Bauch zu knurren, viel zu lange ist es her, dass sie wirklich warmes Essen hatte.
»Ihr seht bezaubernd aus«, er lässt seinen Blick über Kalea und Ciri schweifen, wobei seine Augen einen Moment länger auf Ciri ruhen bleiben. Kaum merklich vergrößern sich seine Pupillen, als er das Kleid erblickt, was sie trägt, doch er fängt sich schnell und lässt sich nichts mehr anmerken.
»Setzt euch!«, bietet er an und deutet mit seinem Arm auf den großen Tisch.
Kalea spürt eine große Hand auf ihrem Rücken. Vorsichtig schiebt Geralt sie zu einem Stuhl hin, bevor er den Platz neben ihr einnimmt. Ciri zögert auch keinen Moment und setzt sich auf die andere freie Seite von Kalea.
Nur Nivellen setzt sich den drei Gästen gegenüber.
Kalea lässt ihren Blick über die ganzen Köstlichkeiten schweifen. Woher hat er dieses ganze Essen? Immerhin erscheint es ihr, als hätte er nicht allzu oft Besuch. Doch diesen Gedanken schiebt sie schnell beiseite, sie ist am Verhungern und für etwas richtiges zu essen würde sie gerade töten.
Beherzt greift sie als Erste zu und füllt sich ihren Teller. Sie spürt einen Blick auf sich, und als sie zu Geralt sieht, bemerkt sie sein belustigtes Funkeln in seinen Augen. Verlegen beißt Kalea sich auf ihre Unterlippe, während sie spürt, wie sie rot wird und danach etwas gesitteter ihr Essen auf ihren Teller schüttet.
»Was treibt euch nach Redanien?«, fragt Nivellen, während er an einem prunkvollen Weinglas nippt und Geralt fixiert.
»Wir sind auf der Durchreise und ich habe mir erhofft, eine Nacht Unterschlupf hier zu finden«, gesteht dieser und wissend nickt Nivallen.
»Geralts Freunde sind meine Freunde«, sagt er und sieht zu Kalea und Ciri.
»Danke für die Gastfreundschaft«, bedankt Kalea sich höflich, ehe sie ein Stück Fleisch aufspießt und es in ihren Mund schiebt, beinahe hätte sie laut aufgestöhnt, als sie das gut gewürzte Fleisch isst. Es ist wirklich himmlisch.
Während Kalea ihr Essen genießt, denkt sie nach. War Nivellen schon immer so? Dass diese Welt anders als die ihre ist, hat sie mittlerweile selbst erkannt. Dennoch ist sie über Nivellen überrascht, wobei sie gar nichts mehr wundern sollte.
»Was ist mit dir passiert?«, fragt Geralt nach einiger Zeit der Stille, in der jeder nur etwas gegessen hat. Damit beantwortet sich Kaleas Frage selbst, ob das normal ist.
Interessiert hebt sie ihren Kopf und blickt in Nivellens wildschweinartiges Gesicht.
»Es ist ein Fluch einer Priesterin, der mich vor vielen Jahren getroffen hat«, sagt er und klingt emotionslos. Schockiert weiten sich Kaleas Augen. Ihr war klar, dass es irgendwas in der Art gewesen sein müsste, doch es jetzt aus seinem Mund zu hören, überfordert sie dennoch.
Geralt schweigt, während er seinen alten Freund betrachtet.
»Aber lasst uns nicht über die vergangene Zeit reden! Lasst uns trinken!«, ruft Nivellen etwas fröhlicher und ext seinen Weinkrug.
Kaleas Mundwinkel zucken, bevor sie kurz zu Geralt sieht, der immer noch seinen Freund anstarrt und ihn versucht zu analysieren. Seine buschigen Augenbrauen sind leicht zusammengezogen, während seine Lippen zu einem schmalen Strich verzogen sind.
Sie greift auch zu ihrem Krug und nippt an dem Wein, genau wie das Essen ist es einfach nur vorzüglich. Auch wenn am Anfang eine komische Spannung geherrscht hat, lockert es sich allmählich auf, als auch Geralt zu seinem Weinkrug greift und er etwas trinkt. Nur Ciri nippt an ihrem Wasser und ist merkwürdig still.
Kalea beschließt, nach dem Abendessen Ciri an die Seite zu ziehen, um zu fragen, ob mit der Prinzessin alles okay ist. Auch wenn Kalea sie noch nicht so lange kennt, mag sie die Blondine und will sie - warum auch immer - beschützen.
Der Rest des Abendessens verläuft etwas friedlicher, durch den Alkohol ist die Stimmung etwas angeheitert, aber es ist noch im Rahmen. Wieder fühlt Kalea sich beobachtet, während sie mit einem Ohr Nivellen und Geralt lauscht, die von alten Zeiten erzählen. Wieder wird Kalea bewusst, wie alt Geralt sein muss.
Auch wenn sie kein genaues Alter weiß, ist er durchaus älter, doch er sieht nicht älter als Ende dreißig aus, auch wenn die Kämpfe ihn gezeichnet haben.
»Ich glaube, wir sollten langsam gehen«, meint Geralt zu Nivellen, als Kalea sich ein weiteres Mal ein Gähnen unterdrücken muss, aber auch Ciri fallen immer wieder die Augen zu. Was Geralt aber nicht wundert, denn Ciris Flucht war nicht einfach und auch Kalea, die das Ganze nicht gewohnt ist, schlägt sich dafür locker.
Doch die Verführung, diese Nacht in einem weichen Bett zu schlafen, anstatt draußen auf dem harten Boden, ist verlockend.
»Gute Nacht, Nivellen.« Kalea steht auf, sieht zu dem verfluchten Mann und schenkt ihm ein Lächeln. »Ich hoffe, Ihr habt eine angenehme Nacht«, sagt er höflich und sie nickt. Sie hofft auch auf eine ruhige Nacht.
~
»Ich komme gleich«, murmelt Kalea zu Geralt.
Fragend sieht dieser sie an, als er ihr gerade die Tür aufgehalten hat. Ohne es irgendwie abgesprochen zu haben, war es Kalea und Geralt klar, dass sie sich ein Zimmer teilen würden, währenddessen Ciri im Nebenzimmer schlafen würde.
»Ist alles gut?«, brummt er und sieht besorgt zwischen ihren Augen hin und her.
»Ja. Ich will nur ganz kurz mit Ciri reden«, erwidert Kalea und dreht sich um, als sie abgehalten wird, indem Geralt ihr Handgelenk sanft umschließt.
»Ist mit ihr alles okay?«, fragt er immer noch besorgt.
Kalea schaut über ihre Schulter in die goldenen Augen von Geralt.
»Alles gut«, sagt sie knapp und Geralt lässt ihr Handgelenk los, während er sie anlächelt, wodurch ihr Herz stehen bleibt. Kurz verharrt sie auf der Stelle, kann den atemberaubenden Mann vor sich ansehen, bevor ihr einfällt, was sie gerade machen wollte. »Ich bin gleich wieder da«, murmelt sie und Geralt tritt einen Schritt von ihr zurück. »Ich werde auf dich warten.«
Nach diesen Worten dreht sie sich um, geht zu Ciris Tür, klopft daran, und nachdem Ciri sie hereinbittet, öffnet sie die Tür und tritt hinein.
Ciri sitzt auf dem Bett und leise schließt Kalea die Tür hinter ihr.
»Ist alles okay bei dir?«, fragt sie sanft und setzt sich neben ihr auf das weiche Bett. Ciri hat ihre Hände auf ihr Schoß gebettet und spielt mit ihren zierlichen Fingern.
»Es ist alles gut«, sagt sie nach einem kurzen Moment.
Leise seufzt Kalea, während sie Ciri anblickt. »Ich mag dich zwar noch nicht lange kennen, aber du bedeutest mir viel und du kannst mir alles erzählen«, spricht Kalea leise. Ciri hebt ihren Kopf und lächelt Kalea schwach an.
»Hier ist ein Mädchen«, fängt Ciri an zu erzählen und Kalea hängt gespannt an ihren Lippen. »Sie hat mir dieses Kleid gegeben, und vor dem Essen war sie hier - sie war... ich weiß nicht, was sie war...«
»Aber Nivellen meinte, er würde hier alleine wohnen und nur selten Besuch kriegen«, denkt Kalea laut nach.
»Ich weiß, dennoch war hier dieses Mädchen. Sie hat in dem Bett gelegen und mich mit ihren dunklen Augen angesehen...«
Ciri starrt Löcher in die Luft.
»Vielleicht bist du einfach nur erschöpft und ha-« - »sie mir eingebildet?«, fällt Ciri Kalea ins Wort.
»Kalea, ich weiß, was du denkst, aber ich weiß auch, was ich gesehen habe. Dieses Mädchen war real, ich habe sie genau gesehen!«, beharrt sie, während sie aufspringt.
»Hey, beruhige dich... Ich glaube dir ja, aber ich glaube, wir haben alle eine nervenaufreibende Zeit hinter uns, dieses Haus ist alt und gruselig. Immerhin wurde der Besitzer verflucht, ich denke, es ist am besten, wenn wir einfach versuchen zu schlafen und morgen so schnell wie möglich aufbrechen. Doch diese Nacht brauchen wir alle«, beschwichtigt Kalea sie.
Einen Moment starren die Frauen sich an, dann entspannt sich Ciri.
»Vielleicht hast du recht«, murmelt sie.
Kalea lächelt leicht, bevor sie sich erhebt und sie unschlüssig vor Ciri steht.
»Schlaf gut«, flüstert sie und Ciri nickt.
»Du auch«, einen Blick tauschen sie noch aus, dann geht Kalea aus dem Zimmer.
Auf dem dunklen Flur atmet sie einmal tief durch. Sie wollte Ciri nicht beunruhigen, doch dieses unbekannte Mädchen, was Ciri gesehen hat, würde erklären, warum sie sich immer beobachtet fühlt. Aber wo ist dieses Mädchen? Müsste Kalea sie nicht eigentlich sehen, wenn sie auf dem Flur steht?
Unbehagen steigt in ihr auf, sodass sie schnell auf Geralts und ihr Zimmer flüchtet. Sie schließt die Tür hinter ihr, als sich plötzlich zwei starke Arme von hinten um sie schlingen und sie von Geralts Duft umhüllt wird.
In einer Bewegung legt er ihren Hals von ihren Haaren frei, ehe er seinen Kopf in ihrer Halsbeuge vergräbt und sie seine Lippen spürt, die ihre Haut leicht streifen.
»Was stellst du nur mit mir an, Kalea?«, haucht er mit rauer Stimme und ihre Beine fangen an zu schlottern. Sie spürt seine harten Bauchmuskeln in ihren Rücken, während sie genüsslich ihre Augen schließt.
Gerade eben wollte sie Geralt noch von dem unbekannten Mädchen erzählen, doch eine Sekunde in seiner Gegenwart und sie vergisst alles um sich herum.
»Ich weiß es nicht...«, murmelt sie leise und lehnt sich gegen seine starke Brust.
Geralt erhöht den Druck an ihrem Bauch und flatternd schließt sie wieder ihre Augen, als er Küsse auf ihrem Hals verteilt. Ihr Puls schießt unermesslich in die Höhe, während Geralt ihren Hals liebkost, leicht an ihrer Haut knabbert und saugt, sodass Kalea froh ist, dass Geralt sie sicher in seinen Armen hält.
Er lässt von ihren Hals los, dreht sie plötzlich um und drängt sie gegen die Tür, sodass ihr Rücken Bekanntschaft mit dem harten Holz macht. Luft presst sich aus ihrer Lunge, doch alles um sie herum verschwimmt. Sie sieht einzig und allein Geralt vor ihr, spürt seine Muskeln, die sich gegen ihren Oberkörper pressen, spürt seine Hände, die auf ihrer Seite kleine Kreise zeichnen.
Sie hebt ihren Kopf und blickt in die Augen von Geralt, die wie flüssiges Gold erscheinen. Kalea verliert sich in seinem Blick, so wie sie ihr Herz und ihre Seele schon an diesen Mann verloren hat, ohne es zu merken. Stück für Stück hat der Hexer sich in ihr Herz geschlichen und es am Ende komplett eingenommen. Hier bei ihm fühlt sie sich zuhause. Denn ein Zuhause muss kein Ort sein, es kann ebenso eine Person sein. Und diese Person ist Geralt für sie.
Geralts Blick ruht auf ihr. Zentimeter für Zentimeter wandert sein Blick durch ihr Gesicht, saugt alles von ihr auf, als er seine Hand hebt und leicht mit seinem Daumen über ihre Wange zu ihren Lippen fährt. Kaleas Mund steht leicht offen, ihr Herz pocht ihr bis zum Hals, während sie ihn genauso betrachtet wie er sie. Die Stellen, die er leicht nach fährt, fangen an zu kribbeln.
Geralt öffnet seinen Mund, um etwas zu sagen, doch dann besinnt er sich, senkt seinen Kopf und erobert ihren Mund mit seinem. Kalea schmilzt unter seinen Berührungen, stupst mit ihrer Zunge gegen seine Unterlippe und als er ihn einen Spalt öffnet, schlüpft sie in seinen Mund. Sie schmeckt Geralt.
Sie spürt Geralts Hände überall auf ihrem Körper. Ihre Sinne sind benebelt und leise stöhnt sie in seinen Mund, als er mit seinen Händen nach oben wandert, von oben in ihr Kleid schlüpft, ihre blanke Brust umfasst und sie knetet.
Kaleas Hände machen sich auch selbstständig, während ihre Lippen sich zu keiner Sekunde lösen. Sie streicht über seine breite Brust, ertastet seine Muskeln, die sich unter ihrem Griff anspannen, während sie immer weiter nach unten wandert, doch ehe sie ihre Hand auf seine Beule legen kann, die sich in seiner engen Hosen schon mehr als deutlich abzeichnet, ertönt ein lauter Schrei, der durch Bein und Mark geht.
»Ciri!«, ruft Kalea erschrocken und gleichzeitig haben die beiden voneinander losgelassen.
»Fuck, das Mädchen«, fällt Kalea ein, was sie Geralt eigentlich sagen wollte, bevor dieser sie überfallen und sie alles vergessen hat.
Geralt sieht sie an und scheint sofort zu bemerken, was los ist. Er stürmt auf den Tisch zu und greift nach seinem Schwert.
»Bleib hinter mir.«
Vergesst nicht zu voten, wenn es euch gefallen hat.
danke (:
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