viii. ratten
Nachdem auch Kalea aus dem Wasser gekommen ist, hat sie sich wie ein anderer Mensch gefühlt. Das Gefühl ihrer schwitzigen Haut war weg und nachdem sie ihre Haare notdürftig im Wasser gewaschen hat - sofern man es ohne Shampoo eben tun kann - als sie aus dem Wasser kam, hat sich Geralt weggedreht und Kalea hat sich in ihre Kleidung gezwängt.
Sie war zwar noch nass, aber es ist so warm, dass sie schnell trocknen würde. Ihre Haare hat sie notdürftig mit ihrer Hand gekämmt und dann unordentlich geflochten - doch ihr ist es, egal wie sie aussieht. Es muss einfach nur praktisch sein.
Zwischen den beiden herrscht eine unangenehme Stille, beide versuchen - auf ihre eigene Art und Weise - irgendwie die vorherige Situation zu überdenken.
Es war etwas zwischen ihnen, dass haben sie beide gespürt. Doch wahrhaben will es keiner von den beiden. Aus den unterschiedlichsten Gründen.
Nebeneinander laufen sie durch den Wald, ab und zu sind das Schnauben von Plötze oder die Vögel, die ihren Weg kreuzen, zu hören. Ansonsten herrscht komplette Stille.
Geralt vermisst ein wenig die aufgeweckte Stimme von Kalea, normalerweise kann sie gar nicht aufhören, ihn zu löchern, doch seltsamerweise kommt kein Ton über ihre Lippen. Immer wieder gleitet sein Blick zu seiner Begleiterin.
In ihrem neuen Gewand sieht sie aus, als würde sie von hier kommen. Ihre Haare hat sie unordentlich geflochten und einzelne Strähnen schauen hinaus, doch das stört ihn nicht.
Er mag nicht diese Art von Frau, die sich auftakeln und dann wie Kletten an ihm kleben, sich ihm beinahe bereitwillig hingeben wollen. Nein, das ist nicht das, worauf er steht. Kalea hingegen ist ein wahrer Blickfang, kein Dreck der Welt kann ihr etwas anhaben, sie braucht auch nicht diese Schminke die sich die wohlhabenden in ihr Gesicht schmieren.
Kalea bemerkt sein Starren und neugierig dreht sie ihren Kopf zu ihm und ertappt zucken seine Mundwinkel nach oben, dennoch sieht er sie herausfordernd an. Gerade als Kalea etwas Freches sagen will, kommt ihr Bauch ihr zuvor.
Peinlich berührt hält sie ihren Bauch, als dieser ein zweites Mal knurrt. Doch es ist kaum verwunderlich, sie weiß nicht, wie viel Zeit genau vergangen ist, doch sie weiß, dass sie, seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen hat. Das Trockenfleisch, was sie aus dem Haus mitgenommen haben, ist auch schon weg. Es ist wirklich gewöhnungsbedürftig gewesen es zu essen, dennoch bleibt ihr nichts anderes übrig. Sie muss sich mit dem zufrieden geben, was sie hat.
Sofort bleibt Geralt stehen und sieht sich kurz um.
»Die Stelle sollte passen.« Mit diesen Worten bindet er Plötze an und sattelt sie ab.
»Passen wofür?«, fragt Kalea verwundert und kann ihm dabei nur zusehen. Er deutet nach oben und Kalea hebt ihren Kopf.
Tatsächlich färbt sich der Himmel rosa und kündigt die Nacht an.
»Wir sollen hier schlafen?«, Kalea klingt verunsichert. Hier inmitten des Waldes sind sie komplett ungeschützt, hier gibt es nichts, was sie als Schutz benutzen könnten - lediglich Geralt mit seinem Schwert.
Geralt hebt eine Augenbraue hoch und leise seufzt sie auf, sein Blick sagt ihr alles; sie würden diese Nacht hier auf dem Boden verbringen. Doch was hat sie sich auch gedacht? Dass hier inmitten des Waldes ein Fünf-Sterne-Hotel steht und nur auf ihren Besuch wartet?
»Habt Ihr schon mal ein Lagerfeuer gemacht?«, fragt Geralt, während er in der Satteltasche kramt und einen kleinen Dolch rausholt. Dazu kniet er auf dem Boden und seine Hose spannt noch mehr als sonst.
Kurz fällt ihr Blick auf seine mächtigen Oberschenkel, verlegen beißt sie sich auf ihre Unterlippe, doch bevor ihre Gedanken wieder ausarten können, stemmt sie ihre Hände in die Hüfte und funkelt ihn an.
»Was soll das heißen?! Nur weil ich eine Frau bin, soll ich es nicht hinkriegen ein wenig Holz zu finden?«, spricht sie sich in Rage und amüsiert steht Geralt wieder auf. Locker lehnt er sich gegen den Baum, während sein Blick auf der wütenden Kalea ruht.
»Soll ich dir mal was sagen? Weißt du, wie es bei uns früher war? Wir Frauen haben alles gemacht, während Männer der Meinung waren ihr Ego pushen zu müssen und ein wenig jagen zu gehen - also ja, ich weiß, was ein verdammtes Lagerfeuer ist!«, wütet sie weiter.
Doch Geralt kann sie nur ansehen, Kalea fasziniert ihn. Vor allem ihr wilder Blick, dieses wütende Funkeln in ihren Augen, ihre bebenden Nasenflügel und die Art, wie sie ihre Hände in die Hüfte stemmt und ihn zurechtweist.
Sie ist keinesfalls auf den Mund gefallen, sie mag wie ein lieblicher Engel aussehen; mit ihren blonden, lockigen Haaren, ihren blauen Augen, doch es steckt noch so viel mehr hinter dieser Frau.
Geralt leckt sich über seine Lippen und zieht belustigt eine Augenbraue hoch.
»Seid Ihr fertig?«, fragt er und Kalea öffnet empört ihren Mund. Doch es kommt kein Ton raus.
»I-Ich...«, murmelt sie, bevor sie sich kurz wieder fängt und ihn böse fixiert.
»Ja, ich bin fertig!«, knurrt sie.
»Gut«, er neigt seinen Kopf und stößt sich von dem Baum ab, bleibt dicht vor Kalea stehen.
Sein sinnlicher, männlicher Duft steigt in ihre Nase und lässt sie kurz alles vergessen. Er riecht so männlich, nach Leder und nach diesem endlosen Wald. Kurz flattern ihre Augen, ehe sie sich wieder fängt.
»Dann werde ich jetzt meinen Ego pushen gehen und etwas zum Essen jagen, vielleicht kümmert Ihr euch um die wirklich wichtigen Sachen«, er hat sich ein Stück nach unten gebeugt, während er spricht.
Kalea kann nicht klar denken, ihr Blick fällt auf seine Lippen. Sie sieht, wie sie sich bewegen, wie er etwas zu ihr sagt, doch diese Worte kommen erst bei ihr an, als er sich von ihr gelöst hat und klar werden sie ihr erst, als er an ihr vorbeigegangen ist.
Empört schnappt sie nach Luft, doch Geralt ist schon zwischen den Bäumen verschwunden und hat sie mit Plötze alleine gelassen.
»Unglaublich, oder?«, spricht Kalea zu Plötze und streichelt kurz ihren Hals. Als hätte Plötze sie verstanden, wiehert sie, was Kalea kichern lässt. »Ich gehe ja schon Holz holen«, schmunzelt sie.
Kalea trägt auf ihren Armen schon einen Haufen an Holzstücken die sich perfekt für ein Lagerfeuer eignen. Sie schlägt die Richtung ein, aus der sie gekommen ist und in der sich ihr Lager befindet, als sie ein Rascheln hinter sich spürt.
Sofort bleibt sie auf der Stelle stehen, sie vergisst für einen Moment zu atmen, während ihr Herz bis zum Hals schlägt. Sie traut sich kaum, sich umzudrehen, als sie ein Grunzen hört.
Verwundert dreht sie sich um und blickt in die braunen Augen eines Wildschweines.
»Hallo?«, fragt sie, hebt ihre Hand und wedelt damit in der Luft herum.
Was macht hier ein Wildschwein? Verwandelt es sich vielleicht gleich in ein Ungeheuer und verschlingt Kalea, ohne mit der Wimper zu zucken?
Doch ausdruckslos starrt das Wildschwein ihr entgegen, ehe es seine Schnauze senkt und den Boden beschnüffelt.
Wieder ertönt ein Knacken hinter ihr, das Wildschwein reißt seinen Kopf hoch. Regungslos sieht es hinter Kalea, als es umdreht und so schnell wieder verschwindet, wie es gekommen ist.
»Ist alles okay?«, ertönt Geralts Stimme und Kalea löst ihren Blick von der Stelle, auf der zuvor noch das Wildschwein gestanden hat. Sie dreht sich um und ihr Blick fällt auf eine Ratte, die Geralt in der Hand hält.
»Es gibt hier Wildschweine?«, fragt sie immer noch so verwundert, dass sie der Ratte in seiner Hand keine Beachtung mehr schenkt.
»Ja«, sagt er und zuckt mit seinen Schultern.
»Hm.« Kalea weiß selbst nicht, was sie gedacht hat. Doch ein ihr bekanntes Tier - bis auf die Hühner und die Pferde zu sehen - verwundert sie. Kalea hat sich schon daran gewöhnt, dass es sich in den meisten Fällen um Monster handelt.
»Das Holz müsste reichen«, Geralt deutet auf ihre Arme. Immer noch hält sie das Holz umklammert.
»Oh, bestimmt«, brummt Kalea und gemeinsam machen sie sich auf den Weg zurück zu ihrem Lager.
Während Geralt sich um das Feuer kümmert und die Ratte auf einem improvisierten Spieß dreht, hängt Kalea ihren Gedanken nach. Sie hat sich ein Fell geschnappt und legt es sich über die Schultern, während sie gegen einen Baum gelehnt sitzt.
Das Feuer knistert und fasziniert betrachtet sie die leichten Flammen, die sich nach oben schlängeln. Ihr Bauch tut immer mehr weh, sie hasst nichts mehr, als dieses Gefühl, wenn sie Hunger hat.
Plötzlich hält Geralt ihr die gebratene Ratte vor das Gesicht und verwundert sieht sie ihn an.
»Was soll ich damit?«, fragt sie immer noch ihren Gedanken nachhängend.
»Wenn ich mich recht erinnere, hat Euer Bauch so laut nach Essen geschrien, dass er alle Monster im Umfeld von einigen Meilen erschreckt hat«, schmunzelt Geralt und entsetzt sieht sie ihn an.
Macht er sich gerade einen Spaß auf ihre Kosten? So viel dazu, dass Geralt keinen Humor besitzt.
»Ich kann doch keine Ratten essen, weißt du wie viele Krankheiten diese übertragen?«, will sie ihm einen Vortrag halten, bevor ihr einfällt, dass diese nicht in dreckigen Gassen hausen, wie bei ihr, dennoch sie kann doch keine Ratte essen.
»Was wollt Ihr denn lieber essen?«, fragt er und ohne nachzudenken verlässt das nächste Wort ihren Mund.
»Schnitzel«, alleine bei den Gedanken an das panierte Stück Fleisch, läuft das Wasser in ihrem Mund zusammen und ihr Magen schreit kläglich nach Essen.
»Ein Schnitzel?«, fragt er verwirrt und Kalea nickt.
»Oder einen Burger von McDonalds, so sehr ich dieses Franchise verurteile, die pappigen Burger würde ich jetzt allem vorziehen«, murmelt sie und erntet nur einen verständnislosen Blick von Geralt - aber natürlich - er kennt weder ein Schnitzel noch weiß er, was McDonalds sein soll.
»Ihr müsst etwas essen«, sagt er dann. Kaleas Blick gleitet auf die Ratte, die er ihr immer noch hinhält. Kurz sieht sie zu Geralt, der sie aufmerksam betrachtet, seufzend gibt sie nach; er hat Recht. Sie muss etwas essen, wenn sie bei Kräften bleiben will.
Kalea zögert noch einen Moment, dann nimmt sie die Spieße, an die Geralt das Tier aufgehängt hat und langsam beißt ein Stück davon ab. Die Ratte schmeckt nicht schlecht, sie ist lediglich fad, doch ohne Gewürze ist das kein Wunder.
Das warme Fleisch der Ratte füllt ihren Bauch, doch als sie die Hälfte abgenagt hat, reicht sie den Spieß wieder zu Geralt.
»Du musst auch etwas essen«, sagt sie sanft. Kurz zögert Geralt.
»Ich bin satt, wirklich«, beteuert sie Geralt. Kurz mustert er ihr Gesicht, schätzt ab, ob sie es wirklich ist, dann nimmt er vorsichtig die halbe Ratte und isst sie selbst.
Kalea lehnt sich zurück und kuschelt sich in das Fell. Mit einem Mal ist sie unfassbar müde und ehe sie sich versehen kann, fallen ihre Augen zu und mit dem beruhigenden Knistern des Feuers schläft sie ein.
Mit einem Mal ist sie unfassbar müde und ehe sie sich versehen kann, fallen ihre Augen zu und mit dem beruhigenden Knistern des Feuers schläft sie ein.
Zitternd wacht Kalea auf, sie zieht das Fell näher an sich, doch die Kälte will nicht verschwinden. Sie öffnet ihre Augen, das Feuer ist mittlerweile abgebrannt, nur noch die Glut glänzt Orange.
Unruhig wälzt Kalea sich hin und her, kurz blickt sie zu Geralt, der ihr gegenüber liegt und sich nicht rührt. Sie schlingt ihre Arme um ihren Oberkörper und versucht, sich selbst Wärme zu spenden, doch egal was sie versucht, es klappt nicht.
Zitternd klappern ihre Zähne aufeinander, als sie ein langgezogenes Seufzen von Geralt hört.
»Kalea, kommt her!«, brummt er und seine Stimme ist noch rauer als sonst. Durch ihre ganzen Bewegungen hat sie ihn aus dem Schlaf gerissen. »Was?«, fragt sie verwundert darüber, was Geralt von ihr will.
»Kommt«, sagt er einsilbig und seine Stimme duldet keine Widerworte. Kalea setzt sich auf und schnappt sich ihr Fell, bevor sie zu Geralt tapst. Dieser liegt auf der Seite, seine Augen sind geschlossen, während er seinen Arm hochhält.
»Kalea!«, brummt er ungeduldig, als sie immer noch unschlüssig vor ihm steht.
Soll sie sich wirklich zu ihm legen?
Leise seufzt sie auf. Da ist doch nichts dabei, oder?
Vorsichtig und mit etwas Abstand lässt sie sich neben ihm nieder, mit dem Rücken liegt sie zu ihm, versucht eine bequeme Position zu finden, als er genervt aufbrummt. Plötzlich zieht er Kalea an ihrem Bauch näher zu ihm ran, sie spürt seine stahlharten Muskeln an ihrem Rücken, während er blind das Fell über Kalea ausbreitet.
»Und nun schlaft«, raunt er in ihr Ohr, eine Gänsehaut breitet sich von der Stelle aus und zieht sich über ihren ganzen Körper, während seine Wärme sie einlullt.
Zunächst ist ihr diese Position unangenehm, doch schnell übermannt sie die Müdigkeit und behütet schläft sie in seinen Armen ein.
Vergesst nicht zu voten, wenn es euch gefallen hat.
danke (:
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