Kapitel 6
Philipp.
Das heiße Wasser prasselte auf seine Schultern und er genoss die harten Strahlen auf seiner nackten Haut. Die Hitze tat ihm gut und er entspannte sofort.
In den letzten zwei Stunden war zu viel passiert, um nicht angespannt zu sein. Nicht, dass er die Begegnung mit Luisa nicht genossen hätte, im Gegenteil. Die Zeit mit ihr war atemberaubend und berauschend gewesen, aber als er wieder klar denken konnte, wurde ihm bewusst, was für ein Risiko sie eingegangen waren.
Er konnte nicht glauben, dass sie wirklich so weit gegangen waren. Was wäre passiert, wenn ihre Freundin nicht geklopft hätte?!
Okay, er wusste ganz genau was passiert wäre.
Sie war so scharf auf ihn und er war so kurz davor gewesen sie zu spüren, sie richtig zu spüren. Bei der Vorstellung sie stöhnend und keuchend unter sich zu haben, wurde er sofort hart. Die bloße Vorstellung ihren kurvigen Körper zu berühren war schon fast zu viel für ihn und er konnte nicht anders, als sich vorzustellen es wäre ihre Hand, die ihn jetzt befriedigte.
Als er aus der Dusche stieg, fühlte er sich besser. Das leise "Ping" seines Handys verriet ihm, dass er eine neue Nachricht bekommen hatte.
„Hallo.", las er und sein Herz blieb für eine Sekunde stehen.
„Hallo.", antwortete er. Er überlegte was er schreiben sollte, als die nächste Nachricht kam.
„Ich habe deine Nummer von Tobi, wollte dich nur an unser Date erinnern 😊 Such dir was aus, ich bin für alles zu haben! Liebe Grüße, Isa."
Shit.
„Hi, kein Thema. Lass uns morgen reden! Philipp."
Enttäuscht, dass die Nachricht nicht von Luisa kam wimmelte er Isabella ab. Seit er Luisa erste Mal Gesehen hatte, konnte er nicht aufhören an sie zu denken. Zugegeben, das war noch nicht besonders lange, stellte er fest. Aber das war das erste Mal, dass er nicht aufhören konnte an sie zu denken.
Er hatte schon die ein- oder andere Beziehung hinter sich, mal mit mehr, mal mit weniger Gefühlen. Er gehörte nicht zu den Kerlen, die bei jeder Party einer anderen Tussi rummachten, aber gelegentlich kam das durchaus vor.
Es war aber noch nie vorgekommen, dass jemand diese Gefühle in ihm auslöste. Ihr Lachen, ihre Haare, ihr Duft, ihr Geschmack hatten sich in sein Hirn gebrannt und er wollte mehr.
"Fuck man. Was jetzt?! ", dachte er verzweifelt.
Sie würde morgen abreisen und dann würde er sie nie wieder sehen. Natürlich könnte er herausfinden wo sie herkommt, wo sie wohnt, aber was würde ihm das bringen? Er ist doch kein irrer Stalker, oder?!
„Scheiße, für sie könnte ich sogar zum Stalker werden", dachte er verzweifelt.
Luisa.
„Naaaaaaa, wie geht's uns heute??"
Luisa konnte sich ein schadenfreudiges Lächeln nicht verkneifen, als sie ihre Freundin begrüßte. Diese saß bereits am Frühstückstisch und sah so elend aus, wie sie sich vermutlich fühlte.
Nachdem Philipp ihr Zimmer verlassen hatte, hatte sie nach einigen Minuten bei Greta geklopft, doch diese hatte die Tür nicht mehr geöffnet, also war sie wieder in ihr Zimmer zurückgekehrt.
Sie war froh, dass sie Greta an diesem Abend nicht mehr sehen musste, so verwirrt und durcheinander wie sie war, hätte sie ihr womöglich verraten, was passiert war. Und weiß Gott, wie sie reagiert hätte.
Luisa war sofort eingeschlafen und am nächsten Morgen erstaunlich frisch und gefasst aufgewacht. Sie hatte sich sortiert und beschlossen, mit niemandem über die letzte Nacht zu sprechen. Sie würde dieses Geheimnis schützen und für sich behalten.
Für einen kurzen Augenblick dachte sie an seine Berührungen. An seine Finger, die ihre Haut erkundeten. Seine Lippen, die sie Liebkosten. Nein, das war ihr süßes Geheimnis, sie würde es mit niemandem teilen und immer wieder davon zehren. In seinen Armen hatte sie sich lebendig und frei gefühlt. Dieses Gefühl wollte sie immer wieder spüren, wenn es auch nur aus ihrer Erinnerung herrührte.
„Ach komm, willst du mich verarschen?!", schleuderte ihr Greta entrüstet entgegen.
"Wie kannst du jetzt bitte so gut aussehen? Du hast mindestens so viel getrunken wie ich, dir sollte es genau so dreckig gehen wie mir", beschwerte sich Greta, als sie sie kritisch musterte.
Tatsächlich ging es Luisa blendend. Sie hatte Frieden mit sich und der letzten Nacht geschlossen und die Erinnerung daran beflügelte sie.
Nach einer heißen Dusche hatte sie sich für das Frühstück zurecht gemacht und sich auf den Weg in das Hotelrestaurant gemacht.Sie trug eine dunkle Jeans und ein beiges Sweatshirt, sowie ihre üblichen Turnschuhe, ihr klassisches „Hauptsache-Bequem-Outfit".
„Tja, siehste. Wer kann, der kann!", grinste sie ihre Freundin an.
„Dieser junge Barkeeper hat mich ja völlig abgefüllt..", empörte sich Greta und rieb sich die Schläfen. Luisa zuckte innerlich zusammen, als Greta auf Philipp zu sprechen kam, ließ sich aber nichts anmerken. Sie versuchte es jedenfalls.
Nach dem Frühstück hatte sie ihre restlichen Sachen in den Koffer gepackt und sich auf den Weg zur Rezeption gemacht, um schon mal auszuchecken.
Greta brauchte länger als sie, also nahm sie mit einem großen Milchkaffee auf einem der großen Sessel in der Lobby Platz. Sie hatte sich sicherheitshalber in die letzte Ecke des Raumes verzogen und sich an eines der großen Fenster gesetzt. Als reine Sicherheitsmaßnahme. Sie hatte Philipp seit dem vorherigen Abend nicht mehr gesehen und dabei sollte es bleiben.
Genüsslich nippte an ihrem Kaffee und beobachtete die Menschen um sie herum. Es herrschte ein geschäftiges Treiben in der Lobby, die zwar nicht besonders groß, aber umso geschmackvoller eingerichtet war. Die Wände waren mit Bildern Landschaftsbildern und Auszeichnungen geschmückt, von der Decke in der Mitte des Raumes beleuchtete ein wunderschöner, antiker Kronleuchter den Raum und tauchte ihn in ein warmes Licht.
Sie ließ ihren Blick schweifen und hielt abrupt inne.
Sie hatte Philipp entdeckt. Und er sah umwerfend aus.
Ihr Herz blieb stehen.
Er trug keine Hoteluniform, stattdessen verwaschene Jeans, ein rot-schwarz kariertes Hemd und dunkle Schnürrboots. Eine Sekunde lang, glaubte sie nicht atmen zu können. Er lehnte an der Rezeption und unterhielt sich mit dem Rezeptionisten. Lässig fuhr er sich durch die Haare.
Himmel, wie kann man so verdammt gut aussehen?!
Luisa schluckte.
Ihr Plan, des gestrigen Abend zu verdrängen, war kläglich gescheitert.
Fast so, als hätte er sie gehört, drehte er sich um und schaute sie an.
Philipp.
Entschlossen, sie vor ihrer Abreise noch einmal zu sehen, war er am nächsten Tag zum Hotel gefahren. Er wusste nicht, was er zu ihr sagen würde, er wusste nicht mal ob sie noch dort war, aber er konnte sich diese letzte Chance nicht entgehen lassen.
Im Hotel angekommen, hatte er erleichtert festgestellt, dass sie noch nicht ausgecheckt hatte, also beschloss er nach ihr Ausschau zu halten.
Von der Rezeption aus, hatte er die beste Übersicht über die Menschen, die ankamen oder das Hotel wieder verließen, also drückte er Dominik, dem Rezeptionisten ein Gespräch auf. Er hörte nicht wirklich zu und sein Blick wanderte immer wieder durch den Raum, in der Hoffnung sie endlich zu entdecken. Dominik erzählte ihm gerade irgendetwas über die neue Datenschutzverordnung, als er ihren Blick spürte.
Sie saß alleine an einem der großen Fenster, im hintersten Eck des Raumes und starrte ihn an.
Während Dominik weiter auf ihn einredete, ließ er ihn wortlos stehen und durchquerte den Raum.
Er konnte nicht anders, als zu ihr zu gehen um mit ihr zu sprechen. Er weigerte sich zu glauben, dass das schon alles gewesen sein soll. Er wusste, dass das erst der Beginn ihrer Geschichte war und er wollte das nächste Kapitel beginnen.
Es erschien unwirklich, dass sie sich gerade mal ein paar Stunden kannten. Er hatte das Gefühl sie schon immer gekannt zu haben, so als wäre sie schon immer Teil seines Lebens gewesen, und das obwohl er nichts, rein gar nichts über sie wusste.
Er wollte sie, das war ihm in der letzten Nacht klar geworden und er würde den Teufel tun und sie jetzt einfach so gehen lassen.
Er setzte sich zu ihr.
„Hi."
„Guten Morgen", antwortete sie mit einem zurückhaltenden Grinsen. Er wusste woran sie dachte, es war zu offensichtlich, und es beruhigte ihn zu wissen, dass es ihnen beiden gleich ging.
Das was passiert war, lag unausgesprochen zwischen Ihnen und keiner konnte sich der Spannung zwischen ihnen entziehen. Zu groß war die Anziehung, du präsent die letzte Nacht.
„Luisa, ich muss dich unbedingt wieder sehen", platze es unvermittelt aus ihm heraus, noch bevor er über seine Worte nachdenken konnte. Damit, hatte er jetzt wirklich nicht gerechnet.
„Ich kann das, was gestern Nacht passiert ist, nicht einfach vergessen und ich glaube es geht dir genauso. Bitte, sag mir, dass es ich mich nicht täusche und dass du mich auch wieder sehen willst.", fuhr er leise fort ohne den Blick von ihr abzuwenden.
Er konnte es nicht glauben. „Holy Fuck, dafür wirst du gefeuert Philipp.", dachte er entsetzt. Aber es war ihm egal. Für sie ging er dieses Risiko ein.
„Philipp, ich äh-, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.", erwiderte sie ohne ihn anzusehen.
„W-w-wir sollten es einfach bei der letzten Nacht belassen und das ganze vergessen", fuhr sie fort. „Ich glaube das ist das beste für uns beide, wir kennen uns ja gar nicht und, und..", fuhr sie fort und strich sich nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
An ihrem Finger sah er etwas aufblitzen und er hatte plötzlich das Gefühl den Boden unten den Füßen zu verlieren.
Es war ihr Ehering. Sie war verheiratet.
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