Kapitel 13
Luisa.
Verschlafen öffnete sie die Augen.
Erschöpft musste sie wohl eingeschlafen sein und jetzt musste sich erst kurz orientieren wo sie war. Sie blinzelte ein paar Mal und versucht im Dunkeln ein paar Umrisse zu erkennen, was ihr aber nicht so recht gelingen wollte. Ein Blick auf ihr Handy verriet ihr, dass es mitten in der Nacht war.
Vorsichtig stieg sie aus dem Bett um Philipp nicht zu wecken und ging ins Bad. Zwar wollte sie ihn nicht wecken, aber sie brauchte dringend eine heiße Dusche, egal, wieviel Uhr es war.
Als sie aus der Dusche stieg, ging es ihr schon wesentlich besser, sie schlüpfte in den Bademantel der freundlicherweise im Hotelzimmer auslag und kroch wieder unter die warme Bettdecke.
Das Schlechte Gewissen versuchte sich bei ihr einzuschleichen, doch sie verdrängte es. Nicht jetzt.
Noch nicht.
Sie hatte heute während der Autofahrt noch genug Zeit sich schlecht zu fühlen und zu bereuen.
Jetzt wollte sie einfach nur den Augenblick genießen, seine Nähe spüren und ihn bei sich haben. Der Abend mit ihm war...
Sie fand keine Worte um zu beschreiben, was sie in den letzten Stunden mit ihm erlebt hatte.
Es war eine Explosion von Gefühlen, die ihr fremd waren und sie mit einer Wucht trafen, die taumeln ließ. In seinen Armen hatte sie sich aufgelöst und war hinweggetragen worden, irgendwohin wo es kein Zeit und Raum gab.
Es gab nichts, und alles. Sie hatten aufgehört sie selbst zu sein und waren, für diese kurze Zeit, verschmolzen. Er hatte sie ausgefüllt, sie vervollständigt.
Er hatte was mit ihr gemacht, und sie wusste, dass sie nie wieder die alte sein würde.
Als sie ein paar Stunden später aufwachte, fühlte sie sich, als hätte ein Lastwagen sie überrollt.
Nachdem ihr klar geworden war, dass es für sie und Philipp jetzt kein Zurück mehr gab, dass sie auf eine Art verbunden waren, wie sie es noch nie mit einem Menschen zuvor gewesen war, war sie in einen unruhigen Schlaf gefallen.
Sie musste herausfinden, wie sie jetzt weitermachen wollte. Auf Philipp wollte sie nicht verzichten, so viel stand fest. Die letzten 20 Jahre hatten für sie vor allem eins bedeutet: Verzicht.
Sie hatte immer ihre Familie, ihren Mann an die Erste rund sich selbst immer an Zweite Stelle gesetzt. Jetzt hatte sie etwas gefunden, was sie glücklich machte und sie wollte auf dieses Glück, diesen Rausch nicht mehr verzichten.
Aber sie liebte ihre Familie über alles, sie war stolz auf das, was sie sich aufgebaut hatte und wollte dieses ebenso wenig aufgeben.
„Ohje, Luisa..du brauchst jetzt einen wirklich guten Plan!", dachte sie mutlos.
Am liebsten hätte sie sich wieder unter die Decke verkrochen, würde sich vor jedem, vor allen Entscheidungen verstecken.
Irgendwie würde sich das schon von selbst regeln, oder?!
„Hey, guten morgen.", kam verschlafen von der anderen Bettseite.
„Guten morgen", erwiderte sie.
„Bist du schon lange auf? Wie spät haben wir?"
„Nee, bin auch gerade erst wach geworden. Es ist kurz nach sieben, glaub ich.."
„Oha, noch ganz schön früh", sagte Philipp mit einem lauten Gähnen. Er streckte sich genüsslich und kroch zu Luisa unter die Bettdecke, fing an ihren Bauch mit Küssen zu bedecken.
„Du bist aber ganz schön munter dafür, dass es noch so früh ist", lachte Luisa, denn er hatte mit seinen Lippen eine empfindliche Stelle erreicht, die sie mehr kitzelte als verführte.
„Ich will einfach jede Sekunde mit dir genießen, da verschwende ich doch keine Zeit", sagte er, als er unter der Decke hervorkroch und anfing sie zu küssen.
Sie erwiderte seinen leidenschaftlichen Kuss , der so viel mehr war als ein Kuss.
Es war ein versprechen, dass sie lebte.
Philipp.
Der morgen hatte für ihn so gut angefangen, wie die Nacht geendet hatte.
Er war noch erschöpft von dem Abend mit ihr, sie hatte ihn ganz schön gefordert und er hatte sich ihren Wünschen nur zu gerne hingegeben.
Sie war unersättlich gewesen, hatte immer mehr gefordert und er hatte ihr alles gegeben, was er hatte.
Er gehörte ihr. Mit jeder Faser seines seins war er ihr verfallen.
Erschöpft lies er sich auf das Kopfkissen fallen.
„Im ernst, wie machst du das?? Das ist ja der hammer", stieß er außer Atem hervor. Er hatte innerhalb einer kurzen Zeit zweimal das irdische verlassen und war jenseits von Raum und Zeit gewesen. Er hatte schon gewisse Erfahrungen mit Frauen gesammelt, aber das hier war jenseits von seiner Vorstellungskraft.
„Eine Dame genießt und schweigt Philipp", erwiderte sie mit einem zufriedenen Lächeln.
Während er langsam wieder im hier und jetzt ankam, legte sie ihren Kopf auf seine Brust und er spürte ihre beruhigende Wirkung.
Sie war faszinierend. Sie konnte Tausend Gefühle gleichzeitig in ihm auslösen. Mit einem Blick konnte sie sein Blut in Wallung bringen, sie konnte mit einer Berührung sein Herzschlag beschleunigen und ihn mit einem Lächeln beruhigen.
Mit ihr an seiner Seite hatte er das Gefühl alles zu schaffen, was verrückt war, denn sie kannten sich eigentlich nicht. Er hatte bisher nur das notwendigste über sie erfahren, was ihm aber gar nicht missfiel, wenn er ehrlich war.
Er wollte nichts von ihrem Leben außerhalb ihrer eigenen kleinen Welt wissen, denn alles was er erfuhr, könnte diese Welt zerstören.
„Philipp?"
„Mhmmm"
„Ich glaube wir sollten uns langsam richten und uns dann langsam wieder auf den Rückweg machen", hörte er sie mit gedämpfter Stimme sagen.
Dahin war der Zauber des Augenblicks, diese unbeschreibliche Stimmung, die einen nach atemberauben Sex, so wie er ihn seit gestern erlebte, umgibt.
„Was, wenn ich nicht gehen will? Und nicht will das du gehst?", antwortete er ohne sich zu regen.
„Dann können wir uns nicht mehr auf das nächste Treffen freuen", entgegnete sie, während sie mit einem Finger seinen Bauch entlangfuhr. Ihn durchströmte eine wohlige Wärme und er seufze zufrieden.
„Wenn das die Bedingung ist um dich wiederzusehen, bringe ich dieses Opfer", grinste er, als sie zu ihm hinaufschaute.
Ihre dunklen Haare standen wirr in allen Richtungen, ihre Augen strahlten und ihre Wangen waren noch leicht vom Liebesspiel gerötet. Sie sah glücklich und zufrieden aus, wie sie hier bei ihm lag.
„Wann können wir uns wieder sehen?"
„Bald hoffe ich. Ich kann noch nicht sagen, wann ich wieder eine Nacht weg kann, ich muss erstmal schauen wie Thomas arbeitet, ich muss schauen was meine Kinder geplant haben und wann ich wieder unauffällig verschwinden kann", antwortete sie nachdenklich.
Die Erwähnung ihrer Familie war wie ein Schlag in die Magengrube. Er kannte niemanden aus dieser Familie, aber er hatte ihnen gegenüber ein schlechtes Gewissen, weil er das Gefühl hatte, er würde ihnen was wegnehmen. Er schlich sich in eine perfekte Familie, zerstörte das glückliche Heim zweier Kinder, die vermutlich so wundervoll waren wie Luisa selbst.
Aber wie heil, wie glücklich konnte diese Familie schon sein, wenn sie hier bei ihm lag?
Er beschloss nicht weiter darüber nachzudenken, viel lieber wollte er den letzten Augenblick mit ihr genießen. Keiner konnte wissen, wann sie wieder zusammenkommen würden und er wollte diesen letzten Augenblick genießen, in dem sie nur ihm gehörte.
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