Das kleine Mädchen
Es war einmal ein kleines Mädchen von etwa sechs Jahren, in ihrem Land herrschte Krieg und Hungersnot fiel über die Armen der Bevölkerung her wie ein tollwütiges Tier. Eingesperrt in einer kalten Zelle saß das kleine Mädchen da, sie vermisste ihre Eltern, doch sie wusste das diese sie nicht mehr besuchen kommen würden. Sie waren jetzt an einem besseren Ort, an einem Ort in dem Frieden herrschte.
Schwere Schritte ertönte und Ketten rasselten. Vorsichtig versuchte das Mädchen durch die Gitter ihrer Zelle zu spähen, leider waren die Ketten, die an ihren Handgelenken befestigt worden waren, zu kurz. Traurig zog sie sich wieder weiter zurück ins Innere des steinigen Raumes. Die Schritte kamen immer näher und ein Schatten legte sich über den ohnehin schon dunklen Raum. Nun konnte das kleine Mädchen die undeutlichen Schehmen der Soldaten vor ihrer Zelle erkennen. Die stählerne Tür wurde aufgeschlossen und einer der Soldaten trat ein. "Komme ich jetzt auch in den Himmel?", ihre Stimme war kaum mehr als ein flüstern, doch der Soldat hatte sie gehört. Eine Träne rann ihm die Wange hinunter, doch unter dem schweren Helm konnte man sie zum Glück nicht sehen. Schweigend machte er das Mädchen von ihren Fesseln los und packte sie am Arm. Zusammen mit noch drei weiteren Soldaten führte er sie durch die kalten Gänge, bis sie aufeinmal vor einer Zelle stehen blieb. Mit ihren kleinen Händen löste das kleine Mädchen eine weiße Blume aus ihrem Haar und streckte sie dem Gefangenen in der Zelle entgegen. Der alte Mann starrte zuerst etwas unsicher auf die zarte Hanf mit der Blume darin, bevor er selber die Hand ausstrecken und die Blume entgegennahm. Eine seltsame Wärme ging von ihr aus und die Augen des alten Mannes funkelten. Es war wohl der größte Schatz den er je besessen hatte und ein Hoffnungsschimmer in dem tristen grau.
Die nackten Füße des Mädchens froren auf dem kalten Stein und auch das weiße Nachthemd das sie trug schützte sie nicht besonderst, dennoch ging sie tapfer weiter. Noch zwei weitere Blumen verteilte sie und die Soldaten ließen sie machen. Mit wackeligen Beinen trat sie schließlich nach draußen, sie wusste was jetzt kommen würde: auf der Erhöhung in der Mitte der Menschenmenge wurde eine Guillotine aufgebaut, mir der man ihr den Kopf abtrennen würde. Trotz des Wissens, das ihr Ende nahte, ging sie aufrecht wie eine Königin. Viele weitere Soldaten in schweren Rüstungen hielten die Leute davon ab zu nahe zu kommen. Auch bei diesen, drückte das kleine Mädchen ein paar Soldaten weiße Blumen in die Hand. Mittlerweile liefen ihr Tränen über ihr schönes Gesicht, doch sie gab keinen Laut von sich. Tapfer stieg sie die Stufen zu der Guillotine hinauf und legte sich auf das dafür vorgesehene Holzbrett. Es wurde Totenstill in der Menge, der Anblick eines so unschuldigen Mädchen kurz vor ihrem unweigerlichen Tod, war einfach nur grausam. Schluchzende Damen wurden von ihren Männern in den Arm genommen, Mütter hielten ihren Kindern die Augen zu.
Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des kleinen Mädchens; bald wäre ihre Familie wieder vereint.
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