Ian - [chapter 76]
Anonymous meldete sich seid zwei Wochen nicht mehr, was mich unheimlich runterzog. Meine Eltern hatte das nun endlich fertige Tattoo noch nicht gesehen, da ich noch Pullis trug, obwohl es langsam warm wurde. Ich hatte Angst mit ihnen zu streiten, denn für diese Aktion ist nun wirklich mein Kopf ab. Ich saß wieder im Unterricht, konzentrierte mich nicht, schaute lieber raus. Wieder an die Stelle, wo ich damals Anonymous gesehen hatte, ihm hinterher gerannt bin und er verschwunden war. Meine Haare hatte ich gestern neu blau nachgefärbt, weshalb meine Hände etwas bläulich waren, mich aber nicht störte. Die Blicke der Schüler ignorierte ich mittlerweile einfach komplett. Meine blauen Haare waren schon oft Gesprächsthema Nummer eins für alle hier und Yvonnes Freundinnen, hatten versucht sich wieder an mich ranzuschmeißen, obwohl sie wussten, dass ich einen Freund hatte und mich immer vor der Schule mit ihm knutschend sahen. Die Sache mit Anonymous war ein sogar noch größeres Gesprächsthema als meine Haare und mein Tattoo, was alle in der Umkleide in Sport gesehen hatten. »Thaddeus Tjarks, könnten Sie bitte dem Unterricht folgen, oder ist das so schwer?« Wir hatten bei Herrn Hebel, ein Lehrer, der seine Schüler immer siezte und ein ganz schönes Arschloch war. »Nö.«, gab ich frech zurück, da meine Laune absolut im Tiefpunkt war. »Wie bitte? Sie werden sich sofort am Unterricht beteiligen, sonst bekommen wir beide noch ein Problem!« Ich grinste ihn provozierend an, strich meine ganz schön lang gewordenen, blauen Haare nach hinten und krempelte meinen Pullover Ärmel hoch. »Nö, werde ich nicht. Ich geh' dann mal nach Hause. Richtig bescheuert hier.« Ich stand auf, schmiss meine Sachen in die Tasche und wollte raus. »Thaddeus, wurde Ihnen allen erstes ein Tattoo mit siebzehn erlaubt?« Ich fing an laut zu lachen und antwortete wieder mit einem knappen: »Nö« und verschwand aus dem Klassenraum. Schnellen Schrittes lief ich nach Hause. Es war unglaublich heiß geworden, weshalb ich meinen Pullover auszog und mit dem T-Shirt was ich drunter hatte weiterlief. »Taddl?«, hörte ich auf einmal jemanden schreien und ich drehte mich um. Zusehen war Ian und sofort kamen mir leicht die Tränen hoch. Er kam von der anderen Straßenseite auf mich zugelaufen und schmiss sich mir sofort um den Hals. Verwirrt erwiderte ich die stürmische Umarmung und musste wirklich versuchen die Tränen zurück zu halten. Nach einer Weile löste er sich und sah mir in die Augen. »Gott, ich habe dich kaum wiedererkannt mit den blauen Haaren und dem Tattoo am Arm. Siehst gut aus.« Ich lächelte leicht dankbar. »Kannst du bitte mit zur Halle kommen? Wir vermissen dich total und ich war sowieso auf der Suche nach dir, nachdem ich von A.B erfahren habe, dass ihr krach miteinander hattet.« Ich schluckte schwer, sah kurz zu Boden. »Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist.«-»Bitte Taddl. Rick ist auch nicht da. Er ist abgehauen nach dem Gespräch mit A. und dir. Er kommt auch nicht mehr wieder.« Ich seufzte ergeben und nickte schnell.
Still liefen wir nebeneinander her und sagten kein Wort. Immer mal wieder wanderte Ians Blick über meinen Körper und schaute fixiert zu meiner Frisur und meinen Tattoos. Ich ließ mir aber nicht anmerken und lief einfach weiter. Ich sollte mich dran gewöhnen so angestarrt zu werden, denn ich war mir sicher, dass ich noch einige Tattoos mehr stechen würde.
Angekommen wurde ich unheimlich nervös. Wieso wusste ich nicht, aber ich war es.
Leise betraten wir die riesige, kaputte und staubige Halle. Fabian, Erik und Paul saßen auf ihren Isomatten und aßen trockenes Brot. Der Anblick machte mich etwas traurig, weshalb ich zu Boden sah und leise seufzte, was die Aufmerksamkeit der anderen auf Ian und mich zog. »Ian, wer ist das?« Mein Blick blieb weiter auf dem Boden. »Erkennt ihr ihn denn nicht wieder?«, fragte er und schon sah ich auf. Meine eisblauen Augen fixierten die Jungs und Erik riss seine braunen Augen weit auf. »Taddl?« Ich nickte nur und schon stürmten die Jungs auf uns zu. Sie schmissen mich fast um, als sie mich alle auf einmal umarmten, doch es war ok, denn ich hatte sie immer hin auch vermisst.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro