»Mama, wir haben Sonntag! Ich muss nicht in die Schule.«, grummelte ich und drehte mein Kopf ins Kissen, da sie mich an der Schulter rüttelte. Süßen Kichern war zu hören. Nein, dass kann nicht meine Mom sein. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, öffnete meine Augen einen Spalt und sah in die schönen, braunen Bambi Augen von Leyla. »Thaddäus Tentakel!«, schrie sie laut und kicherte dann wieder, bevor sie versuchte auf mich zu klettern. Ich fing an zu lachen und half ihr hoch, um sie zu mir unter die Decke zu legen. Sie kuschelte sich sofort an meine Brust und seufzte leise, bevor ich meine Augen schloss und noch meinen Arm um sie legte. Doch einschlafen konnte ich nicht, da ich schon den nächsten Störenfried hören konnte, der Leyla und mir einfach die Decke wegzog, sodass mir unheimlich kalt wurde. »Papa!«, schrie Ardians Tochter entsetzt und löste sich aus meinen Armen, um zu ihren Papa zu laufen, der nur lachte. Ich hatte es dann auch irgendwann geschafft mich aufzuraffen, was mich wirklich wunderte, da ich wegen meinen Gedankengängen gestern Nacht nicht viel schlafen konnte. 

»Prinzessin, wenn du willst, darfst du duschen gehen. Wir gehen in zwei Stunden, ok?« Seine Stimme war so wunderschön, so beruhigend. Ich liebe seine Stimme so sehr, genauso wie ihn. Doch wie konnte ich mir da so sicher sein? Ich kannte ihn doch kaum. Seine Aussage gestern konnte ich nicht nachvollziehen. Er meinte er wäre immer ein geschlossenes Buch gewesen und ich würde ihn lesen wie eine Zeitung, doch denke ich keines Wegs so. Ich wurde nicht schlau aus ihm, ich verstand ihn nicht. Das einzige was ich wusste, sind oberflächliche Dinge, wie seinen Namen, wo er wohnt und das er eine Tochter hat. Ich denke mal jeder empfindet ein geschlossenes Buch anders. Und irgendwie bedrückte mich dies, da ich mich für ihn interessierte und ich mehr wissen wollte. Ich wollte wissen, ob er nicht noch mehr als zwei Seiten hatte, was ihn zu dem gemacht hat, wie er heute ist und ich wollte seine sexuelle Seite kennenlernen. So komisch es auch klang, konnte ich mir bei ihm keine Liebe oder eine Beziehung zu einem anderen Menschen vorstellen. Ich wusste nicht, ob er Sex mit Liebe verband, ob er Hetero-, Bi- oder Homosexuell ist, oder ob er eines Tages mal heiraten wollte oder nicht. Soviel Fragen, viele unlogisch und seltsam, doch sie beschäftigten mich. 

»Thaddeus Tjarks?« - »Nein! Thaddäus Tentakel!«, sagte Leyla lachend zu ihrem Vater und mir, den sie unterbrochen hatte. Er ignorierte sie fürs erste und sah mich immer noch konzentriert an. »Geht es dir gut? Hat es was mit gestern zutun, was du mir nicht erzählen willst?« Seine Stimme war sanft und versetzte mir eine Gänsehaut an meinem Körper. Das tat sich nicht so gut bei einem T-Shirt. Verwirrt sah A. auf meine Arme. »Mir ist kalt. Ich denke ich sollte duschen gehen.« Und mit diesen Worte rannte ich schnell ins Bad. Schweißperlen hatten sich auf meiner Stirn vor Aufregung gebildet und ich atmete kurz schwer. Wie sollte ich es bitte aushalten meine Gefühle zu verheimlichen, wenn Ardian bloß mit seiner Stimme einen Tornado aus Schmetterlingen verursacht? Ich wusste ja noch nichtmal wie ich ihn nennen sollte. Anonymous oder Ardian? Hat er vielleicht einen Spitznamen oder stört es ihn, wenn ich ihn so nenne? 

Seufzend stieg ich aus der Dusche. Es war etwas unangenehm gewesen, da meine Dusche vielleicht vier oder fünf fach so groß war, wie die von Ardian und der blaue Kalk auch hier war, wie in der Küche. Die Wohnung war schon sehr runtergekommen, aber trotzdem fühlte ich mich gut hier. Mit einem Handtuch um die Hüfte lief ich in das Wohn- und Schlafzimmer. Ardian übergab mir Kleidungstücke, die anscheinend ihm gehörten, die ich mir anzog. Der übergroße schwarze Pulli war gemütlich und die schwarze skinny Jeans war ebenfalls bequem. Und somit stiegen wir alle in das Auto und fuhren zu Jüli.