[4] Matchablossom
In der malerischen Stadt Okinawa, umgeben von grünen Hügeln und dem endlosen Blau des Meeres, lebten zwei Männer, deren Leben eng miteinander verflochten war. Kaoru Sakurayashiki und Kojiro Nanjo, besser bekannt als Cherry und Joe, hatten eine Beziehung, die Jahre des Wettstreits, der Freundschaft und ungesagter Gefühle überdauert hatte. Sie kannten sich seit ihrer Jugend, als Skateboarding sie zusammenbrachte, aber die wahre Tiefe ihrer Bindung war etwas, das sie nie wirklich ausgesprochen hatten.
Es war ein heißer Sommertag, als Kaoru in seinem Dojo stand und den Blick nach draußen richtete. Das Training war vorbei, und er hatte den jungen Schülern, die bei ihm lernten, den Tag freigegeben. Doch trotz der Stille in der Halle konnte Kaoru sich nicht wirklich entspannen. In Gedanken war er bei jemandem – bei Kojiro.
Kaoru war bekannt für seine kühle, analytische Art. In den Augen anderer schien er oft distanziert und schwer zu erreichen, wie ein Schachmeister, der seine Züge immer im Voraus plant. Aber bei Kojiro war das anders. Schon als Teenager hatte Kojiro seine Mauern durchbrochen, ihn zum Lachen gebracht und ihm gezeigt, dass das Leben mehr war als nur Logik und Strategie. Kaoru seufzte und strich sich eine seiner rosafarbenen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
„Denkst du schon wieder an Joe?", fragte Carla, sein KI-Skateboard, das auf einem Podest neben ihm stand.
„Ich denke nicht an Joe", murmelte Kaoru, obwohl er wusste, dass Carla seine Lüge durchschauen würde.
„Natürlich nicht", sagte Carla in ihrem nüchternen Tonfall. „Deshalb hast du in den letzten Minuten mindestens fünf Mal seufzend seinen Namen gedacht."
Kaoru verdrehte die Augen. Es war eine Sache, wenn er sich selbst nicht eingestehen wollte, wie sehr Kojiro ihm unter die Haut ging, aber von einer Maschine durchschaut zu werden, war etwas anderes. Doch bevor er sich weiter in Ausreden verstricken konnte, hörte er Schritte vor der Tür. Kaum hatte er den Kopf gehoben, trat der Mann, der seine Gedanken schon den ganzen Tag dominierte, durch den Eingang.
„Kaoru!", rief Kojiro, seine tiefe Stimme hallte durch die leere Halle. „Ich habe Sushi mitgebracht. Du hast doch sicher nicht schon gegessen, oder?"
Kojiro war das komplette Gegenteil von Kaoru. Er war laut, impulsiv und folgte oft seinem Bauchgefühl, was ihn zu einem kraftvollen Skater machte. Sein Körperbau und seine athletische Figur, die er als Koch und Restaurantbesitzer pflegte, machten ihn nicht nur zu einem beeindruckenden Gegner, sondern auch zu einem ungewollt attraktiven Anblick. Kaoru wusste das besser als jeder andere – und das war vielleicht das größte Problem.
„Wenn du ohne Ankündigung hereinstürmst, bringst du auch besser etwas zu essen mit", erwiderte Kaoru, der sich bemühte, seine Überraschung und die plötzliche Hitze in seinem Gesicht zu verbergen.
Kojiro grinste nur und hob die beiden Sushiboxen in die Luft, die er trug. „Ich kenne dich zu gut, Cherry. Du würdest den ganzen Tag hungern und dich nur auf Carla und deine Pläne konzentrieren, wenn ich nicht hier wäre."
Kaoru setzte sich auf die hölzerne Veranda, die das Dojo umgab, und beobachtete, wie Kojiro sich neben ihn fallen ließ. Die Sonne stand tief und färbte den Himmel in warmen Orange- und Rosatönen. Für einen Moment herrschte zwischen ihnen eine angenehme Stille, nur das Rascheln der Bambusbäume und das sanfte Rauschen des Windes waren zu hören. Kaoru nahm sich eine Sushirolle und blickte Kojiro aus den Augenwinkeln an.
Es war diese Vertrautheit, die ihn einerseits beruhigte, andererseits aber auch unruhig machte. Kojiro war so lange ein Teil seines Lebens, dass er sich kaum mehr vorstellen konnte, wie es ohne ihn wäre. Und trotzdem... es gab so vieles, was zwischen ihnen unausgesprochen blieb.
„Du siehst heute irgendwie müde aus", stellte Kojiro fest und lehnte sich auf die Ellenbogen zurück, wobei er Kaoru mit einem prüfenden Blick musterte. „War es ein harter Tag im Dojo?"
„Nicht wirklich", antwortete Kaoru ausweichend. „Die Schüler waren wie immer. Aber vielleicht bist du derjenige, der müde aussieht. Wie läuft es im Restaurant?"
Kojiro lachte leise. „Es läuft gut. Eigentlich besser als erwartet. Aber genug von mir. Du bist derjenige, der sich in letzter Zeit immer mehr zurückzieht."
Kaoru spürte, wie sich eine Anspannung in ihm aufbaute. Er wollte nicht über sich reden. Er wollte nicht, dass Kojiro sah, wie viel er ihm bedeutete, wie oft er an ihn dachte, und wie tief seine Gefühle wirklich gingen. Kaoru hasste es, verletzlich zu sein, und Kojiro war die einzige Person, die das je in ihm ausgelöst hatte.
„Was soll das heißen?", fragte Kaoru und bemühte sich, die Fassade seiner kühlen Gelassenheit aufrechtzuerhalten.
Kojiro setzte sich auf und sah ihn direkt an. In seinen Augen lag ein Ernst, den Kaoru nur selten bei ihm sah. „Ich kenne dich lange genug, um zu wissen, wenn etwas nicht stimmt. Du kannst dich vielleicht vor anderen hinter deinem kühlen Intellekt verstecken, aber ich weiß, dass du manchmal... Dinge zurückhältst."
Kaoru schloss für einen Moment die Augen. Er wusste, dass dieser Moment früher oder später kommen würde. Es war typisch für Kojiro, direkt auf den Punkt zu kommen, wenn es wirklich wichtig war. Er öffnete den Mund, um eine scharfe Bemerkung zu machen, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. Denn tief in seinem Inneren wusste er, dass er es nicht länger ignorieren konnte.
„Was, wenn ich dir sagen würde, dass du recht hast?", sagte Kaoru leise, fast flüsternd. „Was, wenn ich dir sagen würde, dass es Dinge gibt, die ich dir schon lange sagen wollte, aber nicht konnte?"
Kojiros Stirn legte sich in Falten. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, aber sicherlich nicht diese plötzliche Ehrlichkeit. „Dann würde ich sagen, dass du es mir jetzt sagen solltest. Denn egal, was es ist, wir können es klären."
Kaoru atmete tief ein. Die kühle Fassade, die er sich all die Jahre aufgebaut hatte, begann zu bröckeln. Er drehte sich zu Kojiro, sah in seine warmen, grünen Augen und spürte, wie sein Herz schneller schlug.
„Kojiro...", begann er, und die Worte fühlten sich schwer auf seiner Zunge an. „Du bedeutest mir mehr, als ich je sagen konnte. Und vielleicht habe ich es all die Jahre vor mir selbst verborgen, weil ich Angst hatte, dass es alles zwischen uns verändern würde. Aber ich kann es nicht länger verleugnen. Ich... ich habe Gefühle für dich, die über das hinausgehen, was Freunde füreinander empfinden sollten."
Die Worte hingen schwer in der Luft, als Kaoru sie aussprach. Die Stille, die folgte, war erdrückend, und Kaoru hielt den Atem an, während er auf Kojiros Reaktion wartete.
Kojiro blinzelte überrascht, und für einen Moment wusste Kaoru nicht, was er denken sollte. Aber dann, langsam, breitete sich ein Lächeln auf Kojiros Gesicht aus. Ein sanftes, ehrliches Lächeln, das all die Zweifel und Ängste hinwegfegte.
„Du Dummkopf", sagte Kojiro schließlich und legte eine Hand auf Kaorus Schulter. „Glaubst du wirklich, dass ich das nicht schon längst wusste?"
Kaoru starrte ihn ungläubig an. „Was?"
„Ich kenne dich, Kaoru", sagte Kojiro sanft. „Ich habe es all die Jahre gewusst, aber ich wollte dich nicht drängen. Ich wollte, dass du es selbst erkennst und dass du es von dir aus sagst. Und um ehrlich zu sein... ich habe dasselbe empfunden."
Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte Kaoru. Es war, als ob eine Last, die er so lange getragen hatte, endlich von ihm genommen wurde. Kojiro hatte es gewusst. Und trotzdem war er all die Jahre an seiner Seite geblieben.
„Also... was jetzt?", fragte Kaoru, noch immer unsicher, wie er mit diesem neuen Kapitel umgehen sollte.
Kojiro grinste und zog ihn näher. „Jetzt", sagte er, „fangen wir endlich an, ehrlich zu uns selbst zu sein. Und dann sehen wir, wohin uns das führt."
Mit diesen Worten schloss er Kaoru in eine Umarmung, die all die Unsicherheiten und Ängste wegwischte.
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Diese Oneshot wurde von der wundervollen You_not_321 geschrieben ❤️❤️
Lyasm❤️✨☃️
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