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Die Party war in vollem Gange, aber Jisung fühlte sich, als wäre er längst aus der Zeit gefallen.
Changbin, der bei ihm geblieben war, hatte das Thema gewechselt, als er Jisung in eine tiefe Unterhaltung verwickeln wollte.
Doch der junge Mann aus 3Racha konnte sich nicht konzentrieren. Die Nachricht, die immer wieder in seinem Kopf widerhallte, hatte alle anderen Geräusche übertönt.
Er wollte sich von dem Gedanken befreien, aber es war wie ein Flüstern in seinem Ohr, das nicht mehr verschwinden wollte.
„Dein Leben gehört jetzt uns.“
Die Worte der anonymen Nachricht jagten ihm einen kalten Schauer über den Rücken, während er in das Glas in seiner Hand starrte. Der Raum, der gerade noch so lebendig gewesen war, schien sich plötzlich zu verengen.
„Jisung?“ Changbin’s Stimme brach die Stille und Jisung zuckte zusammen.
„Hm?“ Er sah zu ihm auf und versuchte, das unangenehme Gefühl zu verdrängen.
„Hast du das gehört?“ Changbin's Stirn war leicht gerunzelt.
„Es scheint, als wären draußen im Flur Leute mit einem Banner. Willst du mal sehen, was die wollen?“
Jisung nickte mechanisch. „Ja, okay. Geh du ruhig vor, ich komme gleich.“
Changbin warf ihm einen fragenden Blick zu, aber dann zuckte er mit den Schultern und verschwand aus dem Raum. Jisung konnte die Freude in seinen eigenen Augen nicht erkennen. Es war, als würde er von allem entfernt werden, was ihm noch vertraut war.
Der Moment, in dem er im Raum mit den anderen gefeiert hatte, fühlte sich plötzlich so fern an.
Warum mache ich mir solche Gedanken? fragte er sich.
Es war doch nur eine Nachricht. Ein schlechter Scherz. Wahrscheinlich ein Fan, der ein wenig zu viel Zeit hatte.
Trotzdem fühlte sich der Raum jetzt drückend an, als könnte er kaum noch atmen.
Als er zu seiner Tasche griff, um sein Handy zu verstauen, vibrierte es erneut. Eine weitere Nachricht. Diesmal war sie noch unheimlicher.
„Du bist dabei. Bereite dich vor. Es gibt keinen Ausweg.“
Jisungs Hand zitterte, als er das Display anstarrte. Der Text war genauso düster wie der erste. Seine Gedanken wirbelten. Was, wenn das alles keine Fiktion war? Was, wenn das Spiel tatsächlich real war und er ohne es zu wissen schon Teil davon war?
Er wollte die Nachricht löschen, aber sein Verstand drängte ihn, weiter zu lesen. So als wäre es das Einzige, was ihn davon abhalten konnte, die Kontrolle zu verlieren.
Aber bevor er reagieren konnte, hörte er Schritte im Flur. Changbin war zurück.
„Jisung? Alles okay?“
Changbin stand in der Tür, und sein Blick war besorgt.
Jisung zögerte einen Moment, dann zwang er sich zu einem Lächeln und steckte das Handy hastig wieder in seine Tasche. „Ja, alles gut. Ich war nur… nachdenklich.“
Der ältere trat näher und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Du siehst aus, als hättest du gerade einen Geist gesehen, nicht nachdenklich. Komm schon, lass uns einfach den Abend genießen.“
„Ja, du hast recht“, antwortete Jisung, obwohl das Zittern in seiner Stimme es verriet. „Lass uns gehen.“
Es war kurz nach Mitternacht, als Jisung schließlich in seine Wohnung zurückkehrte. Der Verkehr war noch immer dicht, und die Lichter der Stadt flimmerten durch das Fenster seines Taxis. Der Tag war lang gewesen, und die Party hatte noch mehr Energie verlangt, als er erwartet hatte. Doch je mehr er sich darauf vorbereitete, zu Hause einfach zu entspannen, desto drängender wurde das Gefühl in seiner Brust.
Ich sollte das nicht ignorieren, dachte er.
Er hatte es geschafft, die Gedanken über das Spiel aus seinem Kopf zu verbannen, als er mit Changbin und den anderen unterwegs war. Aber jetzt, allein in der Stille seiner Wohnung, konnte er sich der Angst nicht mehr entziehen. Seine Hände zitterten, als er die Haustür hinter sich schloss und den Schlüssel auf den Tisch legte.
Er setzte sich auf das Sofa und griff nach seinem Handy, das er in der Tasche vergessen hatte. Noch eine Nachricht. Diesmal jedoch war der Text kurz und schneidend.
„Es beginnt morgen.“
Jisung fuhr zusammen. Sein Puls beschleunigte sich, als er die Worte ein weiteres Mal las. Die Kälte schlich sich in seine Glieder. Er wusste, dass er nicht länger so tun konnte, als wäre alles in Ordnung. Es war kein Zufall mehr.
Ein dumpfer Klang, wie von einem sich schließenden Vorhang, dröhnte in seinem Kopf.
„Es beginnt morgen.“
Mit einem Mal wurde ihm klar, dass das, was er für ein schlechtes Spiel gehalten hatte, vielleicht die grausame Wahrheit war. Er stand auf, unsicher, was er tun sollte, und starrte dann auf sein Handy. Die einzige Möglichkeit, zu verstehen, was das alles bedeutete, war, in das Spiel einzutreten.
Aber war er bereit, das Risiko zu gehen?
Er dachte an alles, was er verlieren konnte. Die Karriere, die Freunde, die Musik. Und vor allem – die Freiheit.
„Ich habe keine Wahl.“
Es war eine Entscheidung, die er nicht wollte, aber vielleicht gab es keinen Ausweg. Und da war auch dieser Gedanke, der immer wieder in ihm hochkam – ein flüchtiger Moment der Erinnerung an jemanden, den er einmal gekannt hatte.
Minho.
Er wusste nicht, was es bedeutete, aber es fühlte sich an, als würde dieses Spiel irgendwie mit Minho verbunden sein.
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