Der laute Rausch des Publikums hallte in Jisungs Ohren, als er Backstage das Ende des Konzerts erlebte.
Der heiße Scheinwerferstrahl, der ihn die ganze Nacht über begleitet hatte, war plötzlich erloschen und der Geräuschpegel der jubelnden Fans veränderte sich von einem ohrenbetäubenden Rufen zu einem fernen, aber vertrauten Echo.

Jisung lehnte sich für einen Moment an die Wand und schloss die Augen. Die Anspannung der letzten Stunden fiel von ihm ab.
Er hatte seine Performance überragend gemeistert, die Energie der Menge war wie ein berauschender Rausch, der in ihm nachklang.
Die Bandkollegen waren schon verschwunden und es war still in den Gängen des Backstages. Nur das leichte Zischen der Luft und das Klirren der entfernten Mikrofone begleiteten ihn.

„Gut gemacht, Jisung!"

Er drehte sich um und sah Bang Chan, der ihm mit einem breiten Lächeln entgegenkam.
„Du hast heute wirklich die Bühne gerockt", sagte er und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.

„Danke, hyung. Ich fühl mich gut", erwiderte Jisung, ein Lächeln breit auf seinem Gesicht. Er konnte immer noch die Euphorie des Auftritts spüren - das Adrenalin, das durch seine Adern pulsierte.

„Du bist ein Naturtalent", grinste Chan und verschwand dann in einem weiteren Gang, um noch ein paar organisatorische Sachen zu regeln.

Jisung atmete tief ein und aus, ließ den Moment für sich wirken.
Es war selten, dass er sich so vollkommen entspannen konnte, besonders nach einem Auftritt.
Diese Nächte, die er nur mit der Musik und dem Publikum verbrachte, ließen ihn immer ein kleines Stück von der Welt abkoppeln. Der Druck, das Image zu bewahren, war nicht immer einfach, aber genau hier, in diesen wenigen Minuten, in denen er allein war, konnte er einfach nur der Mensch sein, der er eigentlich war.

Er schloss für einen Moment die Augen und dachte an nichts.
An nichts anderes als die Freiheit des Augenblicks, das Gefühl, mit seinen Freunden und seiner Musik verbunden zu sein. Ein kurzer Augenblick der Ruhe, der ihm zeigte, dass es nicht immer nur um den nächsten Auftritt oder das nächste Projekt ging.

Doch der Frieden war nur von kurzer Dauer.

Ein Vibrieren in seiner Tasche riss ihn aus seinen Gedanken.
Er zog das Handy heraus und sah auf den Bildschirm. Eine Nachricht von einer unbekannten Nummer.

„Du bist ausgewählt."

Er blinzelte. Dann öffnete er die Nachricht weiter. Da waren nur wenige Worte.

„Du wurdest in das Spiel eingeladen. Dein Leben gehört jetzt uns."

Jisungs Herz setzte für einen Moment aus.
War das ein Scherz?
Ein Fan, der versuchte, seine Aufmerksamkeit zu bekommen? Aber als er erneut auf das Display starrte, wurde die Kälte in ihm spürbar. Es war keine Verarsche. Die Worte fühlten sich zu echt an.

„Was zum...?" murmelte er, doch der Schreck hielt ihn davon ab, sofort zu reagieren.

Er wollte aufstehen, wollte das Gefühl abstreifen, das sich in seinem Magen ausbreitete. Es war nicht real. So ein Quatsch konnte nicht wahr sein. Aber als er die Nachricht erneut las, merkte er, wie sein Kopf sich zu drehen begann.

Plötzlich wurde die Tür hinter ihm geöffnet, und ein Mitarbeiter trat ein. „Jisung, du bist dran für die After-Show. Sie warten im Raum."

Der junge Mann blickte Jisung fragend an.
„Alles okay?"

„Ja..." Jisung atmete tief durch, versuchte das mulmige Gefühl in seinem Magen zu ignorieren. „Alles gut. Ich komme gleich."

Der Mitarbeiter nickte, schloss die Tür und ließ Jisung alleine. Doch die Nachricht auf seinem Handy blieb wie ein Schatten in seinem Kopf. Ein unangenehmes Ziehen, das ihn nicht losließ.

Die After-Show-Party war in vollem Gange, der Raum voller Lachen und Geplauder, das Klirren von Gläsern und das gedämpfte Musizieren im Hintergrund.
Jisung fühlte sich wie ein Fremder in der Menge. Alle um ihn herum waren entspannt und genossen den Moment, doch er konnte sich nicht befreien von diesem Gefühl, das sich wie ein kalter Mantel um ihn legte. Etwas war nicht richtig.

Er hielt das Handy immer noch in der Hand, als er sich ein weiteres Mal auf die Nachricht stürzte. Doch bevor er weiter nachdenken konnte, spürte er eine Hand auf seiner Schulter.
„Hey, du siehst aus, als würdest du jeden Moment davonlaufen", sagte Changbin, ein weiteres Mitglied von 3Racha, der ihm ein Grinsen schenkte. „Komm, lass uns feiern. Du hast es verdient."

Jisung versuchte zu lächeln, nickte, aber der Gedanke an die Nachricht ließ ihn nicht los. Es war, als würde etwas Unausgesprochenes in der Luft liegen, etwas, das er nicht benennen konnte, aber das er mit jeder Faser seines Körpers spürte.

Und tief in seinem Inneren wusste er, dass die Freiheit, die er gerade genoss, bald vorbei sein könnte. Das Spiel hatte noch nicht begonnen, doch die Schatten der dunklen Nachricht waren bereits viel zu nah.

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