Das zwischen Angi und mir war eine merkwürdige Situation. Irgendwie waren wir zusammen, irgendwie auch nicht. Wir tasteten uns langsam an die Sache heran.
Seufzend saß sie neben mir im Wald auf einer Bank. Carlo tollte zwischen den Büschen herum und steckte schnüffelnd überall seine Nase hin. Wahrscheinlich war er der einzige Kater der Welt, der nur mit Herrchen und Frauchen das Haus verließ.
"Ist was? Du wirkst bedrückt." Der Februar rückte immer näher, endlich wurde es wieder etwas wärmer. Ich hatte genug vom Winter. "Ich hab' nur ständig Angst, dass dir etwas passieren könnte. Nochmal kann ich das nicht durchmachen.", blickte sie in die Leere. Das tat sie immer, wenn sie nachdachte, ins Leere blicken. Die Hände hatte sie in den Tiefen der Taschen ihres Parkers versteckt. "Mir wird schon nichts passieren Gin." So nannte ich sie seit Kurzem. Der Name passte irgendwie.
"Sag sowas nicht. Es kann jeden Tag passieren. Du trinkst ein wenig zu viel, gehst unbedacht über die Straße und bumm, tot. Du wirst krank, musst operiert werden, es geht etwas schief und tot. Du läufst nachts durch die Straßen, siehst etwas, was du nicht sehen solltest und tot. Du streitest dich mit deiner Freundin, steigst wütend in dein Auto, hörst zu laut Musik und... tot." Sie schluckte, bevor sie das letzte Wort aussprach.
"Es ist nicht deine Schuld, dass Vincent gestorben ist. Und ja, es kann jeden Tag aus sein, da hast du recht, doch du darfst dein Leben nicht einfach wegschmeißen, denn es ist viel zu kostbar dafür. Du sagst doch dauernd, dass du nicht mehr traurig sein willst, dann versuch' einfach diese Gedanken zu vergessen, verbann' sie aus deinem Kopf."
Dankend und mit Tränen in den Augen sah sie mich an. "Warum machst du das Kian?"
"Weil ich mich in dich verliebt habe und weil ich will, dass du wieder jeden Tag lachen kannst."