Kapitel 4
Kapitel 4: Der Moment der Nähe
Die Nacht war längst hereingebrochen, und die Kälte hatte sich wie ein unsichtbarer Schleier über das Dorm gelegt. Trotz der beiden Decken schien keine Wärme zu mir durchzudringen. Die flackernde Kerze auf dem Tisch war fast heruntergebrannt, und das schwache Licht reichte kaum aus, um Seungmins Gesicht noch klar zu erkennen.
Ich lag auf der Couch, die Beine angewinkelt, während ich versuchte, meinen Atem ruhig zu halten. Es war sinnlos, ich konnte nicht schlafen – nicht bei dieser Kälte und nicht mit ihm im Raum. Seine Präsenz war so überwältigend, dass sie jede noch so kleine Ablenkung aus meinem Kopf fegte.
„Du wirst so nicht schlafen können", sagte er plötzlich, seine Stimme leise, fast murmelnd.
Ich öffnete die Augen und sah, wie er mich mit einem schiefen Lächeln ansah. „Ach ja?" fragte ich, meine Stimme klang kratzig vom Schweigen der letzten Stunden.
„Deine Füße schauen unter der Decke hervor." Er nickte in ihre Richtung, und tatsächlich – meine Füße waren halb entblößt, und die Kälte hatte längst ihren Weg dorthin gefunden.
„Es geht schon", murmelte ich und zog die Decke etwas höher.
Seungmin seufzte und stand auf. „Komm her."
Ich blinzelte ihn an. „Was?"
„Komm her", wiederholte er, diesmal etwas bestimmter. „Es ist zu kalt, und du bist sowieso schlecht darin, dich selbst warmzuhalten."
„Ich komme klar." Mein Protest war schwach, und wir beide wussten es.
Doch bevor ich weitersprechen konnte, kam er näher, zog meine Decke ein Stück zur Seite und setzte sich neben mich auf die Couch. Mein Herzschlag beschleunigte sich sofort. „Was... was machst du da?" stotterte ich.
„Was denkst du?" Seungmin zog die andere Decke über uns beide und lehnte sich dann ganz lässig zurück. „Wir teilen die Wärme. Ganz einfach."
Ich erstarrte. Mein Verstand arbeitete auf Hochtouren, aber nichts davon ergab Sinn. Ich konnte seinen Arm spüren, der meinen leicht berührte, und die Wärme, die plötzlich von ihm ausging, war überwältigend.
„Das ist... ein bisschen eng, findest du nicht?" Ich versuchte, locker zu klingen, aber meine Stimme zitterte leicht.
Er drehte den Kopf zu mir, sein Gesicht näher, als ich erwartet hatte. „Hast du etwa Angst, dass ich dir zu nah komme?" Seine Stimme klang ruhig, aber ich konnte den Hauch von Herausforderung darin hören.
„Nein!" Ich schüttelte hastig den Kopf und spürte, wie meine Wangen heiß wurden. „Natürlich nicht."
„Gut." Er grinste schwach und lehnte sich zurück. „Dann hör auf, dich zu winden, und entspann dich einfach."
Das war leichter gesagt als getan. Ich konnte mich nicht entspannen – nicht mit ihm so nah bei mir. Jede Bewegung von ihm, jeder Atemzug war mir plötzlich viel zu bewusst. Und dann war da dieses Lächeln, dieses kleine, selbstgefällige Grinsen, das er trug, als wüsste er genau, was er mit mir anrichtete.
„Du bist unmöglich, weißt du das?" murmelte ich schließlich und warf ihm einen Seitenblick zu.
„Und du bist schrecklich kompliziert." Seine Stimme war leise, aber warm, fast... weich. „Vielleicht sollten wir daran arbeiten."
Ich wusste nicht, wie ich darauf antworten sollte. Sein Blick war direkt auf mich gerichtet, und die Ruhe darin ließ mich gleichzeitig nervös und... sicher fühlen.
Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Der Raum war still, nur unser Atem füllte die Dunkelheit.
Dann sprach er leise, fast flüsternd: „Chan... manchmal denkst du zu viel. Vielleicht solltest du einfach mal fühlen."
Ich spürte, wie mein Herz einen Satz machte. Er klang so ernst, so ehrlich, dass ich mich nicht einmal traute, meinen Blick von ihm abzuwenden.
„Vielleicht hast du recht", murmelte ich schließlich, die Worte kamen fast automatisch.
Seungmin lächelte schwach, bevor er die Augen schloss und sich ein Stück zurücklehnte. Ich blieb wach, mein Kopf voller Gedanken und Gefühle, die ich nicht in Worte fassen konnte.
Die Kälte im Raum war immer noch da, aber seltsamerweise war sie plötzlich nicht mehr ganz so schlimm.
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