9. Flower of Love
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Elian pov.
Gelangweilt stand ich an der Wand gelehnt und beobachtete das braunhaarige Mädchen. Sie hatte gerade Englischunterricht, wo sie ein Gedicht analysieren. Zusammen mit ihrer Freundin Sophie sah sie sich aber heimlich Videos auf ihren Schultabletts an. Der ältere Lehrer bekam das aber gar nicht mit, da die zwei Mädchen es ziemlich unauffällig machten. Weder lachten sie noch grinsten sie oder verzogen irgendeine Miene. Konzentriert waren ihre Augen auf Sophies Tablett gerichtet, weil Lucy ihres vergessen hatte.
Aber sie waren auch nicht die Einzigen, die sich nicht nur auf die Aufgabe fokussierten. Der eine Junge schrieb die ganze Zeit Nachrichten an seine Freundin, die am anderen Ende des Raumes saß. Die Blondhaarige kicherte immer verliebt, wenn der Junge fertig mit Schreiben war und lächelte ihn dann immer verknallt an. Vier Chaoten bewarfen sich die ganze Zeit mit goldenem Papier von Schokoladenkugeln während sich zwei Freundinnen schon seit dem ich den Klassenraum betreten hatte, angeregt über einen süßen Typen unterhielten.
Wenn ich ein kurzes Fazit ziehen müsste, würde ich sagen, dass nur zwei Leute sich unermüdlich mit dem Gedicht beschäftigen. Die anderen schenkten dem Auftrag keine Beachtung.
Ich muss zugeben, dass ich schon etwas neugierig war, was das überhaupt für ein Gedicht war, auch wenn ich mich noch nie damit richtig auseinandergesetzt hatte. Vorsichtig, um nichts zu berühren, sie können mich zwar nicht sehen, würden aber mitbekommen wenn ich etwas verschiebe oder sie berühre, schlich ich zu dem blauhaarigen Mädchen, welches sich gerade am Kopf kratzte und angestrengt auf die Zeilen des Gedichts starrte. Wie angewurzelt stellte ich mich hinter sie und lugte ihr über die Schulter. Stirnrunzelnd betrachtete ich den Titel. 'Flower of Love' von Oscar Wilde. Das Gedicht klang wirklich wunderschön nur leider hatte ich keine Möglichkeit mich weiter damit zu beschäftigen.
Es breitete sich urplötzlich eine ungeheure Kälte in dem Zimmer aus, die mich sogar ein wenig zittern ließ. Was war das? Egal was oder wer, ich werde Lucy beschützen. Die Mundies bekamen davon rein gar nichts mit. Schluckend suchte ich das ganze Klassenzimmer ab, um womöglich den Grund für den Temperaturfall zu finden, dabei lief ich langsam wieder näher zu meinem Schützling. Kälte. Was löst Kälte aus? Was lässt das Blut in meinen Adern beinahe gefrieren? Mir wurde schlagartig ganz schlecht. Dämonen machen das... Hier sind Dämonen!
Mein Herzschlag beschleunigte sich, während ich aber versuchte weiterhin ruhig zu wirken. Ich schaffe das. Ich frage mich nur, was die hier wollen? Sind sie nur zufällig hier und haben vielleicht nicht mal vor Lucy etwas anzutun. Vater meinte nämlich das Dämonen sich gerne in der Nähe von Kindern herumtreiben, da diese leicht zu beeinflussen sind.
Kurz ging mein Blick zu der Brünette, die kurz zu ihrem Lehrer sah, nur um ihren Kopf auf ihre Hände abzulegen. Ihre Ellenbogen stützen auf dem Holztisch und sie konzentrierte sich wieder auf das Video. Grundlos, ich hatte einfach so ein Gefühl, wanderten meine Augen weiter nach oben, an die Decke, wo Röhrenlampen befestigt waren. Mein Instinkt war goldrichtig, die kleinen, schwarzen Gestalten wuselten wie Kakerlaken, um den Beleuchtungskörper rum. Ich konnte leises Lachen hören, es war eigentlich fast nicht zu hören aber auf andere Weise, war das Gelächter so laut, als würde es sich in mein Kopf einbrennen wollen.
„Gleich macht es boom" kicherte eine verzehrte Stimme, was mir einen Schauer über den Rücke jagte. Was meint... Oh nein. Lucy! Glücklicherweise stand ich nur wenige Schritte von meinem Schützling entfernt, als ich mitbekam wie die große, schwere Lampe anfing sich von der Decke zu lösen. Mein Herz raste, mein Kopf war wie leer gefegt. Ich hatte nur ein Ziel. Lucy beschützen.
Sophie würde ebenfalls getroffen werden weshalb ich nach beiden Stühlen griff, um diese vom Tisch wegzuziehen. Es war wie in Zeitlupe. Nur Sekunden später, als die Mädchen in sicherer Entfernung waren, landete die Lichtquelle auf ihren Tisch. Es war Haarscharf, ich konnte schon die Lebenssanduhr von Lucy und Sophie sehen, wie die letzten Körner sich einen Weg durch den kleinen Schlund bahnten, um das Ende der zwei Freundinnen anzukündigen, doch durch ein Wunder wurde neuer Sand dazu geschüttet und der leere, obere Abteil der Uhr, war wieder bis zum Rand gefüllt und konnte weiter die Zeit ablaufen lassen.
Meine Augen waren weit aufgerissen und mein Atmen war stockend. Die Mundies hatten erschrocken aufgeschrien, waren sofort aufgesprungen, um das Zimmer zu verlassen. Ich hatte nicht viel getan und doch war ich mit meinen Nerven am Ende. „Da hat die kleine Lucy aber noch mal Glück gehabt" ertönte die selbe Stimme, wie von vorhin. Wütend richtete ich mich auf. Was wollen sie von ihr? „Was wollt ihr?" schrie ich gereizt und sah mich stürmisch im Zimmer um, doch ich konnte die schwarzen Gestalten nicht ausfindig machen. Sie lachten, sie lachten mich aus. „Mal sehen ob der andere Engel es auch schafft den Jungen zu beschützen" gluckste eine weitere Stimme und die Kälte war schlagartig verschwunden.
Hektisch kramte ich mein Handy aus meiner Hosentasche hervor, ließ es dabei fast zweimal fallen und tippte in Windeseile auf den Kontakt meiner Schwester. Bitte geh ran. Bitte geh an. „Was ist Elian" fragte sie leicht lachend aber auch verwirrt. Sie wunderte sich bestimmt warum ich sie anrief.
Lyana pov.
„Du musst auf Nathan aufpassen" schrie er mir durch das Telefon zu, so laut, dass ich es kurz von meinem Ohr weghalten musste. Ich hatte mich in eine Gasse gestellt, um in Ruhe den Anruf abnehmen zu können. Wovon redete er bitte? „Dämonen. Die sind hinter deinen Schützling her" meinte er vollkommen verzweifelt, er weinte fast. Was war denn mit ihm los? Ich wollte etwas sagen, wurde aber durch quietschende Reifen davon abgehalten.
Sofort stolperte ich aus der Sackgasse hervor und musste heftig schlucken. Ein Auto an einer Ampel, Bremsspuren hinter ihm, bestürzte Passanten am Straßenrand. Es folgte ein Schrei, der Schrei einer Frau, sie brüllte einen Namen... Nathan.
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Der Arme Nathan :(
Geht es ihm gut? Ist er verletzt?
Das werden wir wohl erst im nächsten Kapitel erfahren. :)
#lieblingscut
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