3. Der Plan
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Lyana pov.
Alexander zog uns durch die Gänge aus denen wir schon gekommen waren. Die anwesenden Nephilim warfen uns weiterhin neugierige Blicke zu, während sie den Schwarzhaarigen freundlich grüßten. Elian griff nach meiner Hand, um diese fest zu drücken. Er hatte wohl ebenfalls Panik bekommen.
Wir müssen es unbedingt schaffen, von hier weg zu kommen. "Ist dein Mann denn damit einverstanden, dass du einfach Fremde Leute mit bringst?" fragte mein Bruder zögerlich, er versuchte nicht allzu unfreundlich zu klingen. Der Nephilim lachte kurz vergnügt auf, erwiderte aber nichts weiter darauf. Das hat die Frage aber nicht wirklich beantwortet. Trotzdem gab sich mein Bruder damit zufrieden, sah mich mit unsicheren Blick an und konzentrierte sich dann wieder auf seine Umgebung.
Anscheinend sollte ich jetzt wohl mein Glück versuchen, mir fiel bloß nicht wirklich etwas ein. Die einzigen Dinge die mir in den Sinn kamen, wären einfach abzuhauen, wenn wir alleine sind oder unseren Vater zu kontaktieren, das er uns hier raus holt. Obwohl ich zu gs, dass die zweite Möglichkeit mir wesentlich besser gefällt, es ist einfach nicht mein Art zu gehen. Es ist viel zu unhöflich und ich bin nicht ungehobelt.
Mit einen kleinen Lächeln schaute ich zu meinem Bruder, der nach wenigen Sekunden meinen starren Blick bemerkte und seinen Kopf in meinen Richtung drehte. Verwundert legte er seine Stirn in Falten, um mich fragend anzusehen, zudem drückte er wieder leicht meine Hand. Unauffällig sah ich zu Alexander, der gerade etwas auf seinem Handy tippte. Er hatte uns losgelassen, als wir das Gebäude verlassen hatten und lief nun ein paar Meter vor uns.
Damit er unser Gespräch nicht mitbekam, verlangsamte ich mein Tempo etwas, mein Zwilling tat es mir gleich. "Ich hab eine Idee. Wir sagen Dad das wir Hilfe brauchen. Jemand soll runter kommen und sich als ein Familienmitglied ausgeben" erklärte ich meinen Plan in Kurzfassung, was meinen Bruder nachdenklich schauen ließ. Nach wenigen Momenten, wo man nur unsere Schritte hören konnte, nickte Elian zustimmend. "Ist wohl unsere beste Chance. Wird sicher funktionieren" erwiderte er dann positiv gestimmt, mit einem zufriedenen Lächeln und funkelden Augen.
"Alles in Ordnung mit euch?" fragte der Nephilim, was mich erschrocken zusammen zucken ließ. Zügig nickte ich, als ich einen klaren Gedanken fassen konnte und mein Herz mir nicht mehr komplett aus der Brust springen wollte. "Gut. Wir sind nämlich da" lächelte Alexander nun und deutete auf ein schönes, großes Haus. Es hatte zwei Etagen, viele Fenster und die Außenfassade war in einem hellen Grünton gestrichen.
Der aufforderde Blick von dem Schwarzhaarigen, war auf uns gerichtet, als er die Tür geöffnet hatte und nun davor stand. "Kommt" lächelte er nun wieder höflich, während er mit dem Kopf zum Eingang des Gebäudes nickte. Nach einem kurzen Blickkontakt mit meinen Bruder, lief ich als erstes die paar Stufen nach oben, um das Haus zu betreten.
Ich staunte nicht schlecht. Es war sehr schön und einladend eingerichtet. Vom Flur aus konnte man in das gemütliche Wohnzimmer schauen, was mit hellen Farben eingerichtet wurde.
Eine große, weiße Couch stand mitten im Zimmer auf einem hellgrauen Teppich. An der gegenüberliegenden Wand hing ein großer Fernseher, und daneben zwei gut befüllte Bücherregale. Vor dem Sofa gab es noch einen kleinen Tisch, wo eine Vase mit Blumen Platz gefunden hatte.
Im hinteren Abteil des Raumes gab es einen Esstisch, mit acht Stühlen und einigen Pflanzen drumherum verteilt. An den Wänden hingen noch viele verschiedene Bilder und Gemälde.
Auf der anderen Seite des Flures gab es zwei verschlossene Türen. Wahrscheinlich ist eines das Bad und das andere vielleicht die Küche. Meine Vermutung wurde bestätigt, als der schwarzhaarige Nephilim seine kleine Rundführung begann. "Das Wohnzimmer seht ihr ja. Hier ist eines der Badezimmer und dort drüben ist die Küche. Die Treppe führt zu den Schlafzimmern" erklärte Alexander, während er immer wieder seinen Zeigefinger auf einen anderen Gegenstand richtete.
"Sind das unsere Neulinge?" erklang eine unbekannte Stimme von der Treppe, als der Nephilim gerade wieder anfangen wollte zu erzählen. Meine Aufmerksamkeit legte sich auf den Fremden Mann, der gerade die letzten Stufen erfolgreich hinunter gelaufen war. Es schlug sofort Alarm in meinem Kopf, als ich ihn sah, nur wusste ich nicht weshalb.
Er hatte wie Alexander schwarze Haare und dunkelbraune Augen. Sein Kleidungsstil ist etwas ungewöhnlich. Er trägt ein blaues, mit Blumen verzierte, Hemd und eine und darüber eine einfarbige lilane Weste, dafür war seine Hose aber enganliegend und schwarz.
Ähnlich wie Alexander hatte er einen Bart, seiner war aber weniger dicht. Seine Lippen waren zu einem freundlichen Lächeln verzogen, als er näher auf uns zu kam. Komischerweise konnte ich keine Runen an seinem Körper sehen. Seine Aura fühlte sich anders an, als die von Alexander. Durch mein Engeldasein wurde es mir ermöglicht die Auren von allen Lebewesen zu spüren und sie dadurch einzuordnen.
Ich war in meinen Leben aber erst Engeln, Nephilim und Mundies begegnet. Wenn ein Unterwelter in unserer Nähe war, mussten wir sofort wieder in den Himmel zurück. Eigentlich ziemlich unnötig, da wir ihnen ja jetzt sowieso begegnen würden.
Bei Engeln fühlte ich mich immer total wohl. Ihre Auren sind immer so schön hell, vertraut, warm und ordentlich, als würde sie nie jemanden Schaden wollen. So freundlich und gütig.
Bei Nephilim war es ähnlich, nur fehlten bei ihnen etwas. Ich kann nie genau sagen, was es ist aber es ist ein entscheidender Punkt. Vielleicht das vertraute oder die Ordnung. Es kann sein, dass es sich etwas dunkler anfühlt, auch wenn ich nicht genau weiß woher ich weiß wie hell oder dunkel eine Aura ist. Ich kann sie schließlich nicht sehen, es ist aber so als könnte ich sie sehen.
Wenn ich genau hin schaue hab ich manchmal das Gefühl, als würde die Person strahlen. Bei den Engels mehr als bei den Nephilim, die ich gesehen hatte. Ich hatte es Elian erzählt aber er meinte, bei ihm sei es nicht so.
Bei Mundies ist es immer ganz unterschiedlich. Manche sind hell und ordentlich, andere wiederum dunkel und chaotisch. Die Letzteren sind auch immer böse, so in etwa soll ich mir auch Dämonen vorstellen, nur schlimmer. Meinte jedenfalls Michael einmal zu uns. Ich hab etwas Angst davor einem richtigen Dämon zu begegnen, ich will ihre Auren nicht spüren.
"Ich bin Magnus" stellte sich der Fremde vor, was mich aus meinen Gedanken holte. Meine Aufmerksamkeit galt wieder ihm. Er war definitiv kein Nephilim, es fühlte sich nicht danach an.
Es war wie als würde ich einem bösen Mundies gegenüber stehen aber dann irgendwie auch nicht. Ich mochte seine Aura nicht, sie verunsichert mich etwas, da ich sie nicht zuordnen kann.
Meine Augen waren weiterhin auf den Unbekanntes gerichtet, als sein Körper plötzlich von einem dunklen Schleier umrandet wurde. Zu meinem Überraschen tauchen aber immer wieder kleine helle Stellen auf und so schnell wie mir das offenbart wurde, so schnell war es auch wieder verschwunden. "Du bist kein Nephilim" rutschte es mir raus, was mich dazu brachte sofort meine rechte Hand vor den Mund zu schlagen.
Die zwei Schwsrzhaarigen sahen sich kurz verwirrt an, ehe der Fremde mit einen amüsierten Lachen seine Arme frei machte. Wie schon gesagt, hatte er keine einzige Rune. "Das ist richtig. Ich bin ein Hexenmeister" sagte er gelassen, was mich nach der Hand meines Bruders greifen lässt. Was hatte Raziel nochmal zu Hexenmeistern gesagt.
Sie sind die Kinder von Mundies und Dämonen. Sie sind unsterblich und können Dämonenmagie anwenden. Sie sind also eigentlich das genaue Gegenteil von Nephilim.
Es machte mir etwas Angst den Spross eines Dämonens gegenüberzustehen obwohl er doch ziemlich freundlich erscheint. Die meisten Engel hatten auch gesagt, dass Hexenmeister bis auf ihre Magie meistens nicht viel mit Dämonen gemeinsam haben. Ich brauchte mir also eigentlich keine Sorgen machen, dennoch war mir etwas mulmig zumute.
Der Mann kann Dämonenmagie anwenden, während Elian und ich die Magie der Engel zur Verfügung haben. Zwei Gegensätze, die unterschiedlicher nicht sein können. Ich wusste nicht genau, was ich fühlen soll. Zu einem kleinen Teil, war ich neugierig, zu einem anderen Teil hatte ich Angst und dann... Dann war da noch etwas ganz tief in mir vergraben. Als würde mir eine Stimme zuflüstern, ich könnte dem Hexenmeister vertrauen.
Es war komisch aber ich wollte dem Fremden eine Chance geben. Wie war sein Name noch gleich? Magnus, ja genau.
Ein lächeln erschien auf meinen Lippen. "Ich bin Lyana" stellte ich mich vor. Mein Bruder konnte schon selber seinen Namen sagen. "Schön euch kennenzulernen. Elian. Lyana. Ihr könnt euch erstmal ausruhen" meinte Magnus mit einen freundlichen Unterton. Woher wusste er den Namen von meinem Bruder? Hat Elian sich schon vorgestellt, als ich in meinen Gedanken versunken war?
"Macht es euch etwas aus im selben Bett zu schlafen?" fragte Alexander, als wir hintereinander die Treppe rauf gingen. "Nein" meinten Elian und ich gleichzeitig. "Super. Dann könnt ihr im Gästezimmer schlafen" erklärte Magnus nun mit einen grinsen im Gesicht. In der zweiten Etage angekommen gab es erstmal nicht viel zu sehen.
Der Flur war wie unten schön eingerichtet, mit Pflanzen und Gemälden an den Wänden. "Wer wohnt denn alles hier?" fragte mein Bruder neugierig, als wir an den vielen Türen vorbei liefen. Das Ehepaar sah sich mit einem verliebten lächeln an, ehe einer von beiden antworte. "Unser Schlafzimmer ist dort vorne. Gegenüber ist das Bad. Dann ist dort das Zimmer unseren Sohnes und dort ist das Zimmer unserer Tochter. Dann haben wir noch ein Gästezimmer und... Ja. Das Zimmer von jemand anderem" erzählte Magnus temperamentvoll wirkte am Schluss aber etwas traurig.
Ich wusste nicht was los war, meine Laune sank aber ebenfalls etwas ab. Um das Themazuwechseln fragte ich nach den Kinder der Beiden, was aber anscheinend die Wunde weiter aufreißte. "Die zwei sind Hexenmeister. Unser Sohn heißt Oliver ist sieben Jahre und unsere Tochter ist neun Jahre... Ihr Name ist Keira" murmelte Magnus leise und er schien sich nun ziemlich unwohl zu fühlen.
"Aber das ist erstmal nicht so wichtig. Ihr werdet die zwei heute Abend kennenlernen. Sie sind momentan in der Schule. In der Zwischenzeit könnt ihr euch ausruhen." sprach Alexander und lenkte das Thema auf eine andere Schiene, ehe er die Hand seinen Mannes nimmt und ihn stürmisch die Treppe wieder runterzieht. "Du weißt genau, dass wir nicht darüber reden dürfen. Verdammt" konnte ich den Nephilim noch leise fluchend sagen hören ehe sie aus Hörweite waren.
Verwundert sahen Elian und ich uns an. "Was war denn plötzlich los?" fragte mein Bruder, was ich aber nicht beantworten konnte weshalb die Frage jetzt in Raum schwebte. "Aber egal. Wir müssen Dad jetzt eine Nachricht schreiben" meinte mein Zwilling und öffnete die Tür des Gästezimmer. Es war recht groß. Hatte ein Himmelbett, ein großen Kleiderschrank und einen Fernseher, mehr gab es aber auch nicht.
Zusammen setzten wir uns auf das Bett und ich holte mein Handy hervor. Mir sprang sofort ein Bild von Dad, Elian und mir ins Gesicht als ich es anschaltete. Mein Bruder und ich waren ungefähr zwölf Jahre gewesen, als das Foto gemacht wurde. Seitdem ist es mein Hintergrundbild.
Zuversichtlich öffnete ich Whatsapp und klickte auf den Chat mit unseren Vater. "Was soll ich schreiben?" wollte ich von Elian wissen obwohl es ja eigentlich mein Plan war. Er zuckte mit den Schultern, während er teilnahmslos den Fernseher einschaltete.
Ich verdrehte die Augen ehe ich ihm gegen den Arm schlug. "Sei nicht so desinteressiert oder soll ich gar nichts schreiben und wir warten bis es Nacht ist, schleichen uns davon und bekommen Ärger?" fragte ich lachend, was meinen Bruder aufstöhnen ließ. "Ist ja gut" murrte er und schaltete den Tv wieder ab. Grinsend sah ich wieder auf mein Handy.
"Schreib einfach, dass wir zu einen Nephilim und Hexenmeister Ehepaar nach Hause geschleppt wurden, weil sie denken wir wären ganz alleine und jemand soll kommen und uns hier rausholen" schlug Elian nach kurzen überlegen vor. Skeptisch hob ich eine Augenbraue. "Was denn? Das wird schon klappen" grinste mein Bruder mich an, woraufhin ich lachen musste.
Wortwörtlich tippte ich seine Nachricht ein und schickte sie dann ab.
"Er hat die Nachricht gesehen" sagte ich aufgeregt und mein Zwilling lehnte sich zu mir, um ebenfalls auf mein Handy starren zu können. Ungeduldig schaute ich auf das kleine Wort 'Online' unter dem Namen 'Dad'. "Was dauert denn so lange?" wollte Elian wissen.
Ich zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Warte doch einfach die Zeit ab" grummelte ich.
Es dauert eine ganze Weile bis wir endlich eine Antwort erhielten. "Gabriel kommt und gibt sich als euer Onkel aus. Wir reden wenn ihr wieder da seid" las ich vor. Der zweite Satz bereite mir etwas unbehagen. Ist Dad jetzt sauer auf uns?
"Glaubst du Dad ist sauer auf uns?" gab ich meine Gedanken laut preis, was meinen Bruder dazu veranlasste mich in den Arm zu nehmen. "Nein. Bestimmt nicht" versuchte er mich aufzumuntern.
Elian lächelte mich an. "Woher wissen die eigentlich bei wem wir sind?" überlegte mein Bruder, als wir uns wieder lösten. "Vielleicht gibt es nicht so viele Nephilim und Hexenmeister die verheiratet sind" zuckte ich mit den Schultern, was für meinen Zwilling einleuchtend klingt weshalb er zustimmend nickte.
Also heißt es jetzt warten bis wir die erste Standpauke unseres Leben erhalten werden.
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Und was denkt ihr?
Ist Ithuriel sauer auf seine zwei Kinder?
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