2. Idris
----------------------------------------------------------
Lyana pov.
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn der Wind durch die Federn meiner Flügel sauste und meine Schwingen mich sicher in der Luft trugen. Ich bin wirklich froh, dass ich ein Engel bin und mir dadurch die Möglichkeit offenbart wird zu fliegen. Frei wie ein Vogel.
Mein Blick geht etwas nach rechts, wo mir Elian ins Auge sprang. Er schwebte direkt neben mir aber noch so weit genug entfernt, dass die Spitzen unseren Flügel sich nicht gegenseitig berührten. Unsere Federn waren schneeweiß, genauso wie bei den anderen Engeln, nur hatten sie bei uns ein kleinen goldenen Schimmer. Wenn das Licht richtig fiel sah es so aus als wären sie Gold, das sind sie aber nicht. Mein Bruder ist der Meinung, dass es etwas mit unserer Fähigkeit zu tun hat, ein Element zu beherrschen.
„Also. Wo wollen wir zuerst hin?" wollte Elian von mir wissen, als er meinen Blick auf sich bemerkte. Das ist eine gute Frage. Wir waren schon in vielen Städten gewesen aber immer nur für eine kurze Zeit. Da fällt mir aber etwas ein. „Wir könnten doch mal nach Idris. Da waren wir noch nie" schlug ich vor, was meinem Bruder zu gefallen schien. Er nickte kräftig, grinste breit und drehte sich einmal um die eigene Achse. „Ich bin so aufgeregt. Das ist so aufregend. Wir treffen bestimmt auch richtige Nephilim oder?" fragte der Jüngere energiegeladen, während er seine Arme zur Seite streckte.
Ich musste schmunzeln, als seine vor Freude strahlenden Augen zu mir sahen. „Das ist das Heimatland von denen, also gehe ich davon aus" beantwortete ich ihm grinsend. Ich bin auch ganz gespannt, wie es dort wohl aussieht. Raziel erzählt nicht viel, er will das wir vieles selber herausfinden. Eine Sache hatte er aber gesagt. „Es sollen doch jetzt auch einige Unterwelter da rumlaufen" sprach ich nachdenklich, eher zu mir selbst als zu Elian. Er hat es aber trotzdem verstanden, ich kann seinen stechenden Blick auf mir spüren
„Wirklich? Das ist ja noch cooler" meinte er und klatschte freudestrahlend in die Hände. Seine Lippen sind zu einem breiten Grinsen verzogen, als ich mich kurz zu ihm drehte und sein Gesicht glänzte etwas durch die Sonnenstrahlen, die auf ihn fielen. In diesem Augenblick konnte niemand abstreiten, dass er ein Engel ist. Mein Bruder ist wirklich ein ganz hübscher Junge. Ich hoffe sehr, dass er bald seine Seelenverwandte findet und für mich hoffe ich das auch.
Wir hatten einmal Dad gefragt, wie das ist eine Seelenverwandte zu haben, aber er meinte er hätte seine noch nicht gefunden. Das glaube ich ihm bis heute aber nicht wirklich. Er sieht manchmal so traurig aus, die anderen Engel, die ihren Gefährten noch nicht gefunden haben, tun das nicht. Ganz schlimm ist es immer am Tag nachdem wir Geburtstag haben, da sperrt er sich immer in seinem Zimmer ein und kommt am Abend kurz raus um für einige Minuten auf die erde zu verschwinden, dann geht wieder in sein Zimmer und ist erst am nächsten Tag wieder normal. Vater will aber auch nicht darüber reden, was mich und Elian ziemlich verletzt. Er kann doch mit uns über alles reden.
Plötzlich bekam ich einen Windstoß in das Gesicht und entfloh so meinen Gedanken. „Was?" verwundert sah ich mich um. Mein Bruder grinste mich breit an, als er etwas von dem Wind um seine rechte Hand schlängeln ließ. Für andere war es wirklich schwer zu erkennen aber ich bin mit seinen Spielereien aufgewachsen, ich weiß wenn er sein Element benutzt. Bei mir ist es wesentlich leichter zu bemerken, wenn ich Feuer um meinen Körper rotieren lasse, ist das schon ziemlich auffällig. „Wir sind da" somit bekam Elian wieder meine volle Aufmerksamkeit, als mir seine Worte bewusst wurden.
Sofort blieb ich in der Luft stehen und wurde nur noch, durch meine immer gleichmäßig schlagenden Flügel, davon abgehalten auf den Boden zu krachen. Mein Zwilling tat es mir gleich. Als mein Blick sich nach vorne richtete, staunte ich nicht schlecht.
Wir schwebten über einen riesigen Wald, der meiner Einschätzung nach, den größten Teil der Fläche bedeckte. Die Bäume haben alle eine schöne, grüne Farbe und stehen ziemlich dicht beieinander. Es ist bestimmt schwer sich dort zurecht zu finden. „Hast du das gesehen?" fragte mich Elian, als er mich anstupste und energisch auf eine bestimmte Stelle im Wald deutete. Ich schaute dorthin wo er hinzeigte und konnte einige Geschöpfe erkennen, die geschickt und schnell sich einen Weg durch die Natur bahnten. Sie sahen aus wie große Hunde. „Das waren Werwölfe oder?" hakte mein Zwilling nach worauf ich nur kurz nicken konnte. War zumindest die logistische Erklärung.
Als die Unterwelter aus unserem Blickfeld entkommen waren, sah ich mich weiter um. Etwas von uns entfernt konnte ich einen großen See ausmachen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Raziel ihn schon einmal erwähnt hatte. Überlegend setzte ich meine Stirn in Falten und starrte auf die Wasseroberfläche. „Raziel meinte der See heißt L..","Psst. Nichts sagen" unterbrach ich Elian, als er mir vorsagen wollte. Ich möchte, dass es mir selber wieder einfällt.
„Aber...","Nein" sprach ich ihm wieder dazwischen und hob nun auch meinem Finger, um ihn zu zeigen, wie ernst ich es meine. Jetzt blieb er still. Es war etwas mit L, da bin ich mir sicher. „Lake Lynn" konnte ich das Flüstern meines Bruders hören, was mich dazu brachte ihn böse anzusehen. „Elian" rief ich beleidigt woraufhin er anfing zu lachen. „Das hätte ewig gedauert und möchte noch etwas entdecken, bevor wir wieder nach Hause müssen" grinste der Blonde belustigt und griff nach meiner Hand.
Bockig streckte ich ihm die Zunge raus, was er mir natürlich nachmachte. Zusammen fliegen wir etwas weiter. Am anderen Ende von Idris ist eine Stadt, Alicante. Das fiel mir überraschend schnell ein. Im Hintergrund stehen noch viele Berge, die mit ganz viel Schnee bedeckt sind und wunderschön in der Sonne glitzerten.
Kurz bevor wir die Hauptstadt erreichten, landeten wir um nicht aufzufallen. „Hoffentlich hat uns niemand gesehen" gab ich meine Bedenken preis, die bei meinen Bruder auf Mauern trafen. „Uns hat keiner gesehen" munterte er mich sogleich auf.
Wir mussten noch ein Stück laufen, ehe wir durch die Tore traten und nun in offiziell in Alicante sind. „Wow" kam es leise aus meinem Mund, als ich die hohen Türme betrachtete. Über die Stadt weiß ich ehrlich gesagt überhaupt nichts. Raziel hatte uns immer nur grinsend angesehen, wenn wir nach Informationen gefragt hatten.
Mein Bruder packte meinen Arm und stellte sich etwas zu mir. Fragend sah ich ihn an. „Ich will nicht, dass du verloren gehst" stellte er klar, was mich schmunzel ließ. Damit ich nicht verloren gehe? Er hat wohl eher Angst, dass er mich aus den Augen verliert und dann alleine hier rumlaufen muss.
Uns kamen viele verschiedene Leute entgegen. Nephilim, Hexenmeister, Werwölfe und sogar Elben. Ich mag diese Feenwesen ehrlich gesagt nicht, genauso wie mein Bruder. Es ist zwar nie etwas vorgefallen aber es herrscht eine tiefe Abneigung ihnen gegenüber in mir, was ich nicht erklären kann.
„Ich kenne euch noch gar nicht. Seid ihr neu?" ein hochgewachsener Mann kam auf meinen Bruder und mich zu. Durch die Runen an seinem Arm, konnte ich davon ausgehen, dass er ein Nephilim ist. Er hat kurzes blondes Haar und blaue Augen, wobei es einen kleinen braunen Fleck in seinem rechten Auge gibt. Der Fremde lächelt uns an, was mich auch zum lächeln brachte. „Ja sind wir" bestätigte ich seine Vermutung und nickte dazu noch einmal.
Er mustert uns bis er uns mit einem Kopfnicken andeute ihm zu folgen. „Ich bring euch erst mal zu Inquisitor Lightwood und zeig euch dann alles" grinste er, als er sich kurz zu uns umdrehte. Wir folgten ihm, zögerlich. Wer weiß schon, was er mit uns vorhat. „Wie heißt ihr?" wollte er nach wenigen Metern wissen. Unschlüssig sah ich zu Elian. Sollen wir ihm unseren richtigen Namen verraten? Die Entscheidung wurde mir aber abgenommen.
„Mein Name ist Elian und das ist meine Schwester Lyana" stellte uns mein Zwilling höflich vor und drückte dann aufmunternd meine Hand. „Und wie heißt du?" stellte nun ich die Frage, was den Unbekannten zum Lachen brachte. „Ich bin Jace" erklärte er, drehte sich aber nicht um.
Schweigend laufen wir über eine Steinbrücke. Hier gibt es ziemlich viele Flüsse, das war schon die dritte Brücke über die wir gegangen sind. Wir liefen an vielen Häusern vorbei, an Geschäften und kleineren Grünflächen bis wir an einem großen Platz ankamen. „Das ist der Platz des Erzengels" meinte der Fremde, Jace, und ließ seine Finger umherschweifen.
Überrascht sah ich mich um. Mein Blick ging zu den zwei einzigen Objekten hier. Ein Brunnen steht in der Mitte des leeren Platzes und darüber ist eine bronzene Statue. „Ist das Raziel?" fragte mich Elian flüsternd, als er meinem Blick folgte. Ich zuckte mit den Schultern. Es ist die wahrscheinlichste Möglichkeit, nur sieht der Erzengel in Wirklichkeit besser aus aber ich hätte auch nichts anderes erwartet, schließlich haben die Nephilim ihn noch nie wirklich gesehen.
Gemeinsam mit Jace laufen wir Richtung einer Festung. Was da wohl drin ist? Sehr einladend sieht es jedenfalls nicht aus. Als würden wir jetzt in den Kerker geworfen und am nächsten Tag gehängt werden. Nach einigen Treppenstufen betreten wir das innere. „Wir nennen das Gebäude die Garnision. Hier trifft sich der Rat und hier sind die Sitze des Konsul und des Inquisitor." erklärt Jace weiter, als wir unseren Weg fortsetzten.
Uns wurden einige neugierige Blicke zu geworfen und ich bin mir nicht sicher weshalb. Ich wollte Fragen über den Konsol stellen, als der blonde Nephilim vor einer Tür stehen blieb. Bestimmend klopfte er an bis ein freundliches „Herein" ertönte. Er öffnet die Tür und ließ uns zuerst eintreten. Uns direkt gegenüber stand ein dunkler Schreibtisch. Daneben steht eine steinernde Statue. Es gibt viele Fenster, die den Raum in ein helles Licht tauchten. An jeder Ecke gab es noch eine Gebilde mit Kerzen, die leuchteten aber nicht.
Meine Augen sahen nun zu dem Mann der an dem Schreibtisch saß. Vor ihm lag ein kleines Gerät, welches ein Hologram in die Luft beförderte. Der Nephilim tippte gerade etwas darauf rum ehe er ein paar Mal zur Seite strich und das Bild verschwand. „Was gibt es Jace? Und wer sind die beiden?" wollte der Unbekannte wissen, als er kurz zu meinem Bruder und mir sah.
Der Mann hat kurzes schwarzes Haar, einen Bart und wenn ich es richtig sehe braune Augen. „Ich hab die Zwei am Tor aufgegabelt. Sie sind mir sofort aufgefallen, weil sie unbeholfen ausgesehen haben. Deshalb hab sie hier her gebracht" antwortete Jace mit einem kurzen Lächeln. Der Schwarzhaarige nickte und ließ den Blonden das Zimmer verlassen.
„Also wie heißt ihr? Wie alt seid ihr?" wollte der Fremde von uns wissen als er wieder anfing an dem Hologram zu tippen. „Ich bin Lyana und das ist mein Bruder Elian. Wir sind heute 19 Jahre geworden" stellte ich uns diesmal vor, was dem Nephilim anscheint nicht reicht. „Herzlichen Glückwunsch aber ich brauche noch euren Nachnamen." meinte er plötzlich.
Mein Herz setzte für einen Moment aus, da mich die blanke Panik überkam. Ich bin nicht gut im Lügen, mir fällt schon schwer vorzutäuschen ein Nephilim zu sein, obwohl das nicht mal wirklich eine komplette Lüge ist. Überfordernd trat ich meinem Bruder auf den Fuß damit er etwas sagte, er schaute mich aber hilflos an.
Der Nephilim zieht eine Augenbraue hoch. „Und?" fragte er noch einmal und war bereit etwas in seinem Gerät einzugeben. „Mich...ael...son" kam es irgendwie über meine trockenen Lippen. Mit verwunderten Gesichtsausdruck sieht mein Bruder mich an. Mir ist als erstes der Name Michael im Kopf herumgespukt obwohl ich ihn nicht sonderlich mochte. Der Schwarzhaarige sieht uns zuerst abwechselnd an ehe er auf das Hologram sah.
Nach wenigen Sekunden schaut er wieder zu uns. „Zu euch gibt es nichts" stellte er skeptisch fest. Diesmal war Elian der der etwa sagte. „Unsere Eltern lebten mit uns versteckt" meinte er und ich nickte bestätigend. „Sie sind gestorben und deshalb sind wir hier" log ich weiter, was meinen Bruder da zubrachte noch etwas dazu zu spinnen. „Von einem Dämon getötet" erzählte Elian und sah den Nephilim traurig an, was ich ihm gleich tat.
Die Gesichtszüge des Schwarzhaarigen wurden weicher. „Das tut mir wirklich leid" sagte er mit einem aufmunternden Lächeln. Er stand von seinem Stuhl auf und kam auf uns zu. Der Nephilim ist einige Zentimeter größer als wir. „Ich bin Alexander Lightwood-Bane. Mein Mann, unsere Kinder und ich wohnen hier in Alicante. Ihr könnt gerne für ein paar Tage bei uns wohnen" bot der Fremde uns an. Mann? Ist er schwul? Wahrscheinlich wenn er einen Ehemann hat. Wie können sie dann Kinder haben?
„Wie können zwei Männer Kinder haben?" stellte Elian die Frage, die ich schon stellen wollte. Alexander verzog das Gesicht ehe er anfing zu lachen. „Wir haben zwei Kinder adoptiert" erklärte er, als er merkte das wir die frage ernst meinen. Mein Zwilling und ich sehen uns an.
Das Angebot ist ziemlich nett aber wir dürfen nicht hier bleiben. „Wir wollen keine Umstände machen. Wir fin..." meine Ausrede wurde unterbrochen. „Ihr macht doch keine Umstände. Wir würden uns freuen. Also keine Widerrede. Wir lassen keine Kinder alleine" meinte er mit einem freundlichen Lächeln, griff nach einem jeweiligen Arm und zog uns zur Tür. Unsicher ließ ich mich mitziehen. Ich will nicht unhöflich sein aber die Panik macht sich wieder in mir breit. Was machen wir denn jetzt?
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich von diesem Kapitel halten soll.
----------------------------------------------------------
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro