10. Eine dunkle Aura
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Lyana pov.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich mit zitternden Händen näher an das Geschehen stolperte. Der Angstschweiß lief mir die Stirn hinab, was mich dazu brachte einmal über mein Gesicht zu streichen. Tränen schossen mir in die Augen, wenn ich daran denke, dass dem kleine Nathan etwas passiert sein könnte.
Ich musste schlucken, den dicken Klos in meiner Kehle irgendwie verschwinden lassen. Ihm ist bestimmt etwas passiert, schließlich war ich nicht da. Ich! Sein Schutzengel war nicht da, um ihn zu retten. Die salzigen Tropfen bahnten sich einen Weg über meine Wange, während ich dem Wagen immer näher kam. Der Fahrer war schon ausgestiegen und schrie die Mutter von Nathan an, dabei schluchzte er aber auch die ganze Zeit. Unbeteiligte hatten sich um den Unfallort gestellt.
Neugierig verfolgten die Menschen das Schauspiel, einige hatten sogar ihre Handys herausgeholt, um zu filmen. Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten. Warum tun sie das? Eine junge Frau, Anfang 20, kicherte und deutete mit den Finger auf Emily, als sie etwas zu ihrem Freund flüsterte.
Mein Blick war wieder auf den Boden gerichtet, ich wollte es nicht sehen. Die Sirenen eines Krankenwagens drangen in mein Trommelfell und übertönten für einen Moment das Gerede der Menschen. „Sie können froh sein, dass dem Kind nichts passiert ist. Passen sie gefälligst besser auf" konnte ich den Fahrer schluchzen hören.
Es dauerte etwas bis ich die Worte realisierte hatte. Dem Kind ist nichts passiert? Sofort hob ich meinen Kopf, um eine weinende Mutter zu erblicken, die ihren tauben Sohn fest an sich drückte. Nathan klammerte sich an den Körper der Schwarzhaarigen und strich ihr über den Rücken. Er weinte nicht, der Junge wirkte komplett ruhig und gelassen. Wie ist das Möglich?
Verwirrt und überfordert sauste ich auf die Straße und somit noch näher an meinen Schützling heran. Mit geweiteten Augen betrachtete ich die Stoßstange des schwarzen BMWs. Sie war eingedrückt, eine große Delle befand sich vorne am Auto. Die Fragezeichen schwebten wahrscheinlich schon über meinem Schädel, während ich mich hinkniete, um das Fahrzeug zu mustern. Vorsichtig strich ich mit meinen Fingerspitzen über den Lack.
„Packen sie sofort die Smartphones weg und verlassen sie die Unfallstelle solange sie keine wichtigen Informationen über den Vorfall haben." die Stimme gehörte einem Polizisten, was ich aus der rasant, schrumpfenden Menschenmenge ableiten konnte. Ich konzentrierte mich wieder auf das Auto. Was verursacht so eine Einbeulung? „Wie es aussieht hatte ihr Sohn einen mächtigen Schutzengel an der Seite" sprach der braunhaarige Polizist direkt neben mir, was mich erschrocken zusammen zucken ließ.
Skeptisch sah sich der Mensch ebenfalls die Beule an der Stoßstange an. Danach ging sein Blick zu Nathan, der gerade von einem Sanitäter untersucht wurde. „Und dem Jungen geht es gut, Sigi?" fragte der Mann neben mir lautstark, worauf er nur einen Daumen nach oben von dem Rettungsassistenten bekam. Der Braunhaarige schien sich nicht erklären zu können, was genau hier passiert war, ich ebenso wenig.
Vorsichtig, um den Mundie nicht zu berühren, stand ich auf. Er kann mich zwar nicht sehen, würde es aber bemerken wenn ich ihn anfassen würde. Nathan sprach gerade mit einer Polizistin, vielleicht konnte ich da ja mehr erfahren. Unscheinbar machte ich mich auf den Weg zu meinem Schützling. Das Gefühl beobachtet zu werden, legte sich über meine Haut. Diskret versuchte ich mich umzuschauen, nur konnte ich nichts auffälliges erkennen bis auf... War es schon die ganze Zeit so kalt?
Eigentlich war es den gesamten Tag angenehm warm gewesen. Die Menschen merkten davon jedoch nichts, was mich ziemlich beunruhigte. Mir kamen wieder das Telefonat mit Elian in den Sinn. Er hatte gesagt, dass Dämonen hinter Nathan her sind. Lösten sie diesen Temperaturabstieg aus?
Als ich bei meinem Schützling ankam, kuschelt er sich gerade wieder an seine Mutter. Die beiden saßen auf der Liege im Krankenwagen und wurden von dem Gesetzeshüter nachdenklich angesehen. „Ich glaube ich kann dir nicht ganz folgen, Nathan. Da waren also zwei schwarze Hunde, die dich auf die Straße gezerrt haben?" fragte die Blondine nochmal nach, während sie ihr Tablett in der Hand hielt, um die Aussage des Kindes aufzuschreiben. Bis Jetzt hatte sie aber noch nichts verfasst.
Ganz kräftig nickte der Neunjährige. Stirnrunzelnd legte Emily ihre Hand auf die Stirn ihres Jungen. „Schätzchen, da waren keine Hunde. Ich denke wir sollten lieber ins Krankenhaus fahren" meinte die schwarzhaarige Frau besorgt. Also hatte nur Nathan die Tiere gesehen? Was passierte hier? Waren es vielleicht die Dämonen gewesen? Es könnte eine Möglichkeit sein. Aber warum sollten sie meinen Schützling in solche Gefahr bringen? Und woher wusste überhaupt mein Bruder von den Dämonen?
„Nein! Mir geht es gut! Die waren da und dann hat mich diese Frau beschützt. Die war so cool. Die hat mich vom Auto weggezogen und das dann einfach mit einer Hand weggedrückt. Mami, das war so toll. Das war bestimmt eine Superheldin" erzählte der Schwarzhaarige ganz aufgeregt, zeigte währenddessen auf das Fahrzeug und nickte immer wieder, als Bestätigung. Seine grünen Augen leuchten dabei ehrlich auf, was mir zeigte, dass das Kind nicht lügt. Es war tatsächlich so geschehen, genau wir er es erzählt hatte. Obwohl ich es nicht wirklich glauben konnte.
Was für eine Frau sollte das sein? Kein Mensch hätte das vollbringen können. Sie musste ein übernatürliches Wesen sein. „Nathan. Da war keine Frau. Schatz, was redest du da?" schluchzte Emily verzweifelt. Sie glaubte ihm nicht. Der kleine Junge bekam ebenfalls Tränen in den Augen. „Doch, Mami" sagte er und fing bitterlich an zu weinen.
Wenn man sie nicht sehen konnte konnte sie kein Unterwelter gewesen sein. Also war sie vielleicht ein Nephilim? Oder ein andrer Engel? Aber kein Engel mischt sich in die Arbeit eines anderen ein. Die größte Wahrscheinlichkeit war also ein Nephilim. Die Frage ist nur. Ich hatte sie auch nicht gesehen. Wie hat sie es geschafft sich vor mir zu verbergen? Durch Zauberglanz kann man sich nur vor den irdischen unsichtbar machen, also hätte ich sie eigentlich sehen müssen.
Meine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den Polizeibeamten, der noch immer mit der Beule im Auto beschäftigt war. „Eine Frau sagst? Eine Frau soll das verursacht haben? Niemals! Das ist nicht möglich" sprach er zu seiner Kollegin, die ihm wahrscheinlich gerade die Äußerungen von Nathan erläuterte. Der Mensch hat Recht. Egal wie ich es drehe oder wende, es kann einfach nicht sein. Ein Vampir, ein Werwolf und ein Hexenmeister kann sich nicht unsichtbar machen. Einen Nephilim hätte ich sehen müssen und Elben sind meines Wissens nach auch nicht in der Lage, sich vor zu verstecken. Engel greifen nicht bei anderen Engel ein. Es kann einfach nicht möglich sein.
„Manchmal muss man das Unmögliche möglich machen, nicht war?" ich kannte diese Stimme nicht aber die Aura, die schlagartig hinter mir aufgetaucht war, ließ mich zittern. So was hatte ich noch nie gespürt. Ich traute mich nicht, mich umzudrehen, was die unbekannte Person amüsiert auflachen ließ.
Mir war so kalt. Wer auch immer das war, alleine ihre Aura machte mir unglaubliche Angst. So dunkel, so Bösartig. Ein Dämon. So war also die Ausstrahlung von ihnen. Ich bin mir nun ziemlich sicher, nie wieder einem Begegnen zu wollen. „Ich kann nicht ganz nachvollziehen, weshalb ich dir so eine Angst bereite, ich habe dir schließlich nichts getan." ertönten die Worte nun direkt neben mir. Meine Augen waren auf den Boden gerichtet. „Bitte. Geh weg" wimmerte ich total verängstigt.
Es war eine Frau, das konnte ich heraushören. Sie lachte leise. „Das werde ich. Eigentlich wollte ich mich dir gar nicht offenbaren aber du und dein Bruder fasziniert mich." kurz schwieg sie ehe sie weiter sprach. Auch wenn sie freundlich klang, fürchtete sich jede Zelle meines Körpers vor ihr. „Trotzdem will ich das du weißt, in wessen Schuld du nun stehst. Ohne mich wäre dein kleiner Schützling nämlich tot" der Unterton ihrer Stimme hatte sich zu einem selbstgefälligen geändert.
Was redete sie da? Mein Kopf war plötzlich wie leer gefegt, als ich ihn in die Richtung der Fremden drehte. Für nur wenige Sekunden starrten strahlend blaue Augen in meine ehe die Frau verschwunden war, mit ihr auch die Kälte und die dunkle Aura. Ein Dämon? Ein Dämon hat Nathan gerettet? Niemals. Das glaube ich nicht. Sie muss gelogen haben!
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Und das war Kapitel Nummer 10.
Ich hoffe das Kap hat euch gefallen. :)
Ob die unbekannte Frau wohl gelogen hat?
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