30. Kapitel
Es waren jetzt fünfzehn Minuten vergangen und Angelo war immer noch nicht wieder aufgetaucht.
Warum braucht er denn so lange?
Theoretisch müsste er doch nur kurz ins Bad laufen und den Verbandskasten holen, denn es dort gab.
Nach weiteren fünf Minuten, in denen er immer noch nicht erschien, erhob ich mich schließlich vom Bett und öffnete leise die Tür.
Vorsichtig steckte ich meine Kopf raus, um zu schauen ob jemand auf dem Gang war.
Dieser wirkte jedoch wie ausgestorben.
Schnell öffnete ich die Zimmertür ein Stückchen weiter und schlüpfte anschließend hindurch.
Meine nackten Füße tapsten über den kalten Mamorboden des Flurs in Richtung Treppe.
Vielleicht war er ja runtergegangen.
In die Küche oder so.
Zumindest hätte ich das getan.
Ich wollte gerade die erste Stufe heruntersteigen, als ich auf einmal eine laut donnernde Stimme von untern hören konnte.
Erschrocken blieb ich stehend und hielt die Luft an.
„Ich hab euch doch gesagt, dass ihr nach meiner Pfeife zu tanzen habt. Wenn du und dein bescheuerter Bruder ständig dazwischen funkt, schaffen wir nie die Sache mit deinem Vater"
Wer war das?
Sein Vater konnte es nicht sein. Um den ging ja anscheinend in dem Gespräch.
„Steck dir dein Gelaber irgendwo anders hin und komm erstmal nüchtern hier an, bevor du mir was von Taktik erzählst", hörte man auch schon Angelo knurren.
Dann vernahm man eine Klirren und anschließend ein paar Schritte, die sich in Richtung Treppe bewegten.
„Angelo!", donnerte abermals die tiefe Stimme des Mannes durch den Raum.
„Hier geblieben!"
„Fick dich!", bekam dieser jedoch nur als Antwort zurück und keine Sekunde später durfte ich den schwarzhaarigen Jungen mit den hübschen Augen vor mir auf der Treppe sehen.
Verwundert musterte er mich und stand im nächsten Moment auch schon neben mir.
„Was ist...", wollte ich ansetzten, aber da hielt er mir schon die Hand auf den Mund.
„Sag jetzt lieber nichts. Wenn er merkt, dass ich nicht alleine hier bin haben wir ein noch größeres Problem"
Ich nickte nur langsam und spürte dann wie er meine Hand ergriff.
„Angelo!!!", donnerte die Stimme erneut von unten und man hörte wie sich die schweren Schritte immer mehr in unsere Richtung bewegten.
„Hier rein!" murmelte dieser nur und zog mich in einen kleinen neben Raum.
Es war ziemlich eng und dunkel in dem Zimmer, weswegen ich dicht gedrängt an ihm stand und seinen nackten Oberkörper an meinem Rücken spüren konnte.
„Wo bist du Dreckskerl wieder hin? Ich find dich schon und keine Sorge deinen Bruder kannst du auch gleich mitbringen", hörte man auch schon den Mann von draußen brüllen.
Vorsichtig lauschte ich etwas und vernahm wie seine Schritte sich unmittelbar zur Tür bewegten hinter der wir uns befanden.
Im nächsten Moment legte sich Angelos Hand um mich herum und ich spürte wie er mich hinter sich schob.
Wie automatisch hielt ich die Luft an, als sich die Schritte noch näher kamen.
Dann verstummten sie.
Ich wagte es nicht die Luft aus meinen Lungen entweichen zu lassen und merkte wie Angelo mich weiter nach hinten in den Raum drückte.
Als wollte er vermeiden, dass der Mann mich sah, wenn die Tür aufgehen sollte.
Im nächsten Moment erklangen die Schritte erneut, aber wurden dagegen immer leiser.
Automatisch atmete ich langsam aus und merkte wie sich mein Körper wieder etwas entspannte.
„Wer war das?"
„Mein Onkel", flüsterte Angelo leise und ich hörte wie er sich auf die Tür zu bewegte.
Dann öffnete er diese einen Spalt, sodass das helle Licht des Flures hineinschien.
„Komm! Jetzt ist freie Bahn", richtete er sich anschließend an mich und schlüpfte bereits durch den Türspalt.
Leise folgte ich und schlich hinter ihm über den Gang.
Bald kamen wir bei einer Zimmertür an, die er vorsichtig öffnete.
Nachdem ich eingetreten war, schaute ich mich erstaunt um.
Das war also sein Zimmer.
Irgendwie hatte ich es mir ganz anders vorgestellt.
Mit Bildern von irgendwelchen Sportmannschaften und Klamotten die auf dem Boden verstreut waren.
Stattdessen war es aber das komplette Gegenteil. Es glich eher einem Zimmer, die man immer aus den Werbezeitschriften kannte.
Überall standen teure Designermöbel, die einen glänzenden schwarz Ton hatten und durch den eleganten Marmorboden noch mehr herausstachen.
Mit einem Klicken verschloss Angelo die Tür und schob mich dann etwas zu seinem Bett, sodass ich mich hinsetzten konnte.
„Was war denn bitte gerade mit deinem Onkel los?", plapperte ich auch schon drauf los, nachdem ich mich auf die weiche Bettdecke sinken gelassen hatte
„Er war einfach nur betrunken. Das kommt öfter vor", murmelte Angelo und lief zu den Fenstern, welche er anschließend schloss.
„Wie? Also stand er schon mehrmals um halb zwei in der Nacht im Wohnzimmer und hat herumgebrüllt wie ein Bekloppter?"
„Naja, manchmal. Es ist unterschiedlich", murmelte er und setzte sich dann neben mich aufs Bett.
„Es liegt daran, dass es meinem Vater momentan nicht so gut geht. Das wühlt ihn sehr auf"
„Und deine Mutter? Die hat überhaupt nichts dagegen, wenn er sowas macht?", fragte ich ungläubig.
„Sie hat sich damit abgefunden. Es ist einfach eine sehr komplizierte Geschichte", antwortete er und musterte mich nachdenklich.
Es herrschte eine kurze Pause in der wie uns beide nur in die Augen schauten.
Ich wusste, dass er nicht ganz die Wahrheit gesagt hatte.
Hinter alle dem steckte bestimmt noch mehr als ich dachte.
Ich meine welcher Onkel kam um halb zwei besoffen nach Hause und war kurz davor seine Aggressionen an seinen Neffen auszulassen?
„Das Klirren von vorhin?", murmelte ich schließlich leise.
„Was war das?"
Angelo seufzte einmal auf und wandte seinen Blick dann von mir ab.
„Er hat nur eine Vase genommen und sie durch den Raum gepfeffert"
„Hat er dich getroffen?", hakte ich vorsichtig nach und ließ langsam meinen Blick an seinem Oberkörper lang wandern.
Und tatsächlich auf seiner linken Schulterblatt zeichneten sich deutlich blutende Kratzer ab, die sich immer weiter runterzogen.
„Ja, aber es ist nicht schlimm. Kurz danach ist er mit dem Kopf gegen die Tischkante geknallt. Also haben wir beide Schmerz abbekommen.
Und wenn nicht, hätte ich noch dafür gesorgt"
Ich ignorierte jedoch seine Antwort und kletterte auf dem Bett zu ihm herüber und musterte die Wunde.
„Da sind immer noch kleinen Glassplitter drin. Vielleicht sollten wir sie herausholen"
Doch antworten konnte er mir nicht mehr, denn im nächsten Moment rüttelte es an der Tür. Erschrocken schaute ich auf und sah, dass Angelo bereits schon vom Bett heruntergesprungen war.
„Versteck dich!"
Verwundert schaute ich ihn an und bewegte mich kein Stück.
„Kylie!", knurrte er und funkelte mich an. „Los!"
Doch es war bereits zu spät den die Tür flog mit einem lauten Knall auf.
Das letzte was ich noch merkte, war wie Angelo mich packte und hinter sich zog.
„Treibt ihr es etwa schon wieder miteinander?", könnte ich plötzlich eine bekannte Stimme hören.
Vorsichtig lugte ich etwas hinter Angelos Oberkörper er vor und sah Leonardo im Türrahmen stehen.
Ich hörte wie Angelo die Luft aus seinen Lungen entließ und dann die Sicht auf mich frei gab.
„Was willst du?", fragte dieser seinen Bruder mit einer scharfen Stimme.
Leonardo ließ seinen Blick nur zu mir wandern und anschließend zurück zu Angelo.
Und auf einmal konnte man auf seinem Gesicht Sorge erkennen.
„Ich muss mir die reden!", zischte er und starrte seinem Bruder in die Augen.
Anscheinend wurde seine Stimme aber noch nicht von der Besorgtheit ergriffen.
Es herrschte kurz Stille zwischen den zwei Brüdern, bis Angelo sich an mich wandte und mich aus den schwarzen Augen musterte
„Ich bin gleich wieder da"
Verwirrt nickte ich nur und dann fiel auch schon die Tür ins Schloss und die beiden Jungen waren aus dem Zimmer verschwunden.
Stocksteif stand ich da und starrte auf die Tür, die jetzt wieder geschlossen war.
Es war total ruhig, bis man auf einmal Leonardos Stimme leise aus dem Flur hörte.
Vorsichtig schlich ich auf Zehnspitzen näher an die Zimmertür und legte mein Ohr ran.
Nun wollte ich aber auch wissen über was die beiden redeten.
„Bring sie nach Hause! Du weißt, dass du sie nicht beschützen kannst", vernahm ich Leonardo.
„Es ist mitten in der Nacht. Ich kann sie doch jetzt nicht einfach vor ihrer Haustür aussetzten"
„ANGELO!!!", knurrte nun sein Bruder aggressiv.
„Wenn er merkt, dass sie hier ist, haben wir nicht nur mit ihm ein gewaltiges Problem, sondern wahrscheinlich auch mit ihren Eltern. Also bring sie von hier weg!"
Abermals herrschte Stille in der keiner der Beiden ein Wort sagte.
Zumindest bis man hörte wie Angelo Luft holte und seine Sprache anscheinend wiederfand.
„Das muss aufhören. All das hier! Wir kommen schon irgendwie anders an das Geld und das auch ohne ein Menschenleben aufs Spiel zu setzen"
„Dann erklär, dass mal unserem lieben Onkel. Ich glaube der ist da nämlich anderer Meinung"
Als nächstes hörte man ein lautes Krachen und anschließend war wieder alles still.
„Los! Bring sie von hier weg! Ich lenk ihn in der Zeit ab", ertönte dann abermals Leonardos aggressive Stimme.
Anschließend konnte man bereits ein paar Schritte vernehmen, die sich auf die Tür zu bewegten.
Schnell sprang ich von der dieser weg und setzte mich zurück aufs Bett.
Im nächsten Moment stand auch schon Angelo im Zimmer und musterte mich besorgt.
Ich zog nur eine Augenbraue hoch und hoffte einfach, dass er nichts von meinem Lauschen mitbekommen hatte.
„Ich muss dich jetzt leider von hier wegbringen!", hörte ich ihn auch schon sagen und sah wie er die Tür hinter sich schloss.
„Wie von hier weg?", fragte ich verwirrt.
Zwar hatte ich die Hälfte des Gespräches mitbekommen, aber ich verstand immer noch nicht ganz warum ich sofort das Haus verlassen sollte.
Einerseits musste es irgendwas mit seinem Onkel zu tun haben.
Aber was bitte?
Hatten sie etwas Angst, dass er mir in seinen betrunkenen Zustand etwas an tat?
Angelo seufzte einmal auf und hockte sich dann hin, sodass wir beide auf der gleichen Höhe waren und uns in die Augen schauen konnten.
„Ich weiß, dass es komisch klingen mag, aber es ist sicherer für dich und für uns, wenn du von hier verschwindest"
„Aber wir sind doch erst vor kurzem...", wollte ich ansetzten, aber wurde bereits von ihm unterbrochen.
„Das ist mir auch bewusste, dass wir erst seit ein paar Stunden hier sind....aber vertrau mir einfach. Ich hatte nicht geahnt, dass er hier auftauchen würde. Also lass uns das Risiko nicht eingehen und lieber von hier verschwinden"
Immer noch verwirrt starrte ich ihn an.
„Was ist denn so schlimm daran, dass dein Onkel mich sehen könnte?"
„Vieles. Aber mehr darf und kann ich dir auch nicht erzählen", entgegnete er und stellte sich wieder richtig hin.
Verwundert blieb ich auf dem Bett sitzen und starrte ihn an.
Warum taten die Beiden so als ständen wir kurz vor dem Weltuntergang?
„Kylie!", hörte ich ihn meinen Namen sagen.
„Ich weiß es klingt verrückt, aber komm jetzt. Je schneller wir dich hier raus bekommen desto besser"
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So wieder eine nervige Benachrichtigung von mir erhalten, dass ein neues Kapitel von „Angelo" erschienen ist.😊
Ich hoffe es hat euch gefallen❤️
Jetzt wird es nämlich erst richtig spannend und wir stelle uns alle die große Frage:
Werden sie beim Fluchtversuch erwischt oder nicht?
Und was hat es mit dem Onkel auf sich?
Viel Spaß auf Wattpad euch noch❤️
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