21. Kapitel
„Da bist du ja endlich! Wo warst du den ganzen Tag?", ertönte auch schon Adams Stimme, als ich durch die Tür ins Wohnzimmer gelaufen kam.
„Ich hab doch gesagt, dass ich nach Hause kommen werden. Also warum meckerst du so?", entgegnete ich empört.
„Ja, aber das vor sechs Stunden. Was hast du die ganze Zeit gemacht?"
„Bestimmt hat sie mit Angelo rumgeknutscht", mischte sich Aiden ein, der gerade die Treppe heruntergelaufen kam und sich dann auf die Couch fallen ließ.
Mit einem Augenrollen, was deutlich an ihn gerichtete war, setzte ich mich auf einen Stuhl am Esstisch.
„Das haben habe ich überhaupt nicht!"
„Ach sogar schon mehr? Also wirklich Kylie, dass hätte ich ja überhaupt nicht von dir gedacht. Mit 17 schon einen One Night Stand"
Anstatt auf seinen Kommentar zu antworten, ignorierte ich diesen und wandte mich dann an Adam.
„Hat Dad schon was gesagt wegen gestern?"
„Ohh Dad hat nicht nur was gesagt. Er hat sogar geschrien", unterbrach aber Aiden seinen Bruder, der ihn darauf nur genervt anschaute.
Statt ihn aber anzuschnauzen ignorierte er es einfach.
„Ja, hat er. Insbesondere als er herausgefunden hat, dass wir dich dort liegen gelassen haben"
„Wie herausgefunden, dass ihr mich dort liegen gelassen habt?", fragte ich verwundert nach.
Hatte mein Vater etwa nicht bemerkt, dass die Zwillinge ohne mich zurückgekommen waren?
„Naja, also...Adam hatte die glorreiche Idee Dad von deinem Verschwinden einfach nichts zu erzählen", erklärte Aiden langsam, worauf seine Bruder einmal auf schnaubte.
„Hallo?! Das war genauso deine Idee"
„Nein, du hattest sie und ich habe dir nur zu gestimmt. Somit war es also nicht meine"
Ich konnte die Beiden noch gerade so davon abhalten sich weitere Schimpfwörter an den Kopf zu werfen, als man auf einmal einen lauten Knall hörte.
Verwundert schreckten wir drei hoch und starrten uns an.
Das war die Haustür gewesen.
Wenn diese nämlich mit einem Knall ins Schloss fiel, war mein Dad zu Hause und das nicht gerade mit guter Laune.
Leise lauschten wir Drei weiter, wie er seine Anzugjacke auszog und dann mit schweren Schritten durch den Flur lief.
Mit einem quietschen öffneten sich die Glastüren und dann stand mein Vater auch schon im Wohnzimmer.
Wie ich vorher gesagt hatte, war sein Gesicht nicht von einer glücklichen Miene geziert, sondern von einer stink wütenden.
„Ich bin maßlos enttäuscht von euch Drein!", fing er auch schon an zu schnauzen und kam weiter in den Raum gelaufen.
Dann klatschte er mit einem lauten Knall eine Zeitung auf den Esstisch.
Langsam ließ ich meinen Blick zu dieser wandern und laß mir die Schlagzeile durch.
Tödliche Schüsse im Jugendclub Redblood
Auch Adam und Aiden hatten nun ihren Blick auf das Papier gerichtet und warfen sich danach nur einen zerknirschten Blick zu.
„Wenn das weiter so läuft, werde ich andere Leute für diesen Job einsetzten und nicht mehr euch", knurrte mein Vater nun wütend und musterte uns.
„Aber das war gar nicht unsere Schuld. Mancini wusste bereits, dass wir dort aufschlagen wollten", entgegnete Adam.
„Ihr habt es trotzdem geschafft den kompletten Club mit zu involvieren und dabei sogar eure Schwester verloren"
„Sie lebt doch noch, also ist ja nichts passiert", murmelte Aiden nur, worauf er nicht nur von mir einen empört Blick geschenkt bekam, sondern auch von Adam einen kleinen Schlag in die Seite.
Warum konnte Aiden es einfach nicht schaffen in brenzlichen Situationen seinen Mund zu halten?
Wie schon erwartet wurde das Gesicht meines Vaters nur noch grimmiger.
Es würde bestimmt nicht mehr lange dauern bis die Bombe in die Luft ging.
Jedoch kam nichts.
Verwundert wechselten Adam und ich einen Blick und schauten dann wieder zu unserem Vater.
Dessen Miene hatte sich mittlerweile wieder neutralisiert.
„Haltet euch in Zukunft an die Regeln und provoziert nicht unnötig herum, wenn ihr in solchen Situationen seid. So kann man nämlich schlimmere Sachen vermeiden", entgegnete er auf einmal in einem relativ ruhigen Ton.
Dann wanderte sein Blick zu Aiden und ruhte ein paar Sekunden auf ihm, bevor er sich die Zeitung vom Küchentisch schnappte.
„Mum, kommt heute spät nach Hause, also wäre es nett wenn ihr Drei schon mal das Essen vorbereitet"
Anschließend drehte er sich um und verschwand mit lauten Schritten aus dem Wohnzimmer.
Immer noch verwundert schauten wir unserem Vater hinterher bis die Tür schließlich ins Schloss fiel und es Stille herrschte.
„Was war denn auf einmal mit Dad los?", murmelte ich verwirrt, als ich meine Stimme wieder gefunden hatte.
„Keine Ahnung", ertönte es von Adam, der mindestens genau so verdattert auf die Tür starrte.
„Also meinetwegen kann das gerne so bleiben.", mischte sich nun Aiden ein.
„Ja, für dich wäre es ja auch von Vorteil, wenn er nicht ausrastet sobald du Scheiße baust"
„Genau richtig Schwesterchen!", entgegnete er mit einem Grinsen und lief dann in die Küche.
„Wenn ihr beide weiter so wie zwei Kühe auf die Tür glotzt und denn Mund nicht zu bekommt, habt ihr nachher noch eine Maulsperre", hörte man ihn noch rufen, dann erklang abermals eine Tür und Aiden war ebenfalls aus diesem Raum verschwunden.
„Hast du eigentlich noch die Waffe?", riss Adam mich auf einmal aus der Starre.
„Die was?", fragte ich verdattert und wandte meinen Blick von der Küche ab in der Aiden noch vor ein paar Sekunden gestanden hatte.
„Naja die Waffe, welche du gestern mit hattest?"
„Ähm...", stotterte ich und spürte wie meine Hände automatisch zum Oberschenkel wanderten, wo das Ding gestern befestigt war.
Natürlich war sie dort nicht, dass wäre mir ja sonst schon früher aufgefallen.
Aber wo war sie auf einmal hin?
Den ganzen Tag hatte ich nicht einen Gedanken an sie verschwendet.
Warum fiel es mir erst jetzt auf?
Adam hatte meinen verwirrten Blick bemerkt und hob nun eine Augenbraue.
„Hast du sie verloren?"
„Wahrscheinlich", murmelte ich leise und stand dann von meinem Stuhl auf.
Mein Bruder seufzte einmal und rieb sich dann über das Gesicht.
„Naja hoffen wir mal, dass sie nicht am Tatort gefunden wird und keinen Fingerabdrücke fest gemacht werden können"
„Mhmh...hoffen wir das mal", entgegnete ich und schlurfte langsam auf die Glastreppe zu.
Irgendwie hatte ich die starke Vermutung, dass sie nicht im Club war, sondern ich sie bei Angelo liegen gelassen hatte.
Oder eher gesagt er sie mir abgenommen hatte.
Wenn das mit der Kleidung stimmte, dann war ihm die Waffe an meinem Bein sicherlich nicht entgangen.
Aber warum nahm er sie mir dann weg?
Klar es war nicht gerade normal eine Minderjährige mit einer Waffe zu sehen, aber er hätte mich doch drauf ansprechen können.
Schließlich hatte ich jetzt ein gewaltiges Problem, denn wer weiß wie lange er brauchen würde bis er eins und eins zusammen zählte und unser Geheimnis herausfand.
Genervt schlug ich einmal gegen meine Spind, da das blöde Ding nicht aufging, aber es klemmte weiterhin.
Der darauffolgenden Montag war relativ schnell vergangen, was aber größtenteils daran lag, das unsere Lehrerin krank war und wir Ausfall hatten.
Der Dienstag dagegen zog sich nur so in die Länge.
Er ersetzte quasi den Montag bloß in einer schlimmeren Version.
Meine Laune war deswegen ziemlich im Keller und das lag nicht daran, dass ich heute bereits den Chemie Unterricht überstehen musste, sondern jetzt auch noch vor meinem verklemmten Spind stehen durfte.
Genervt rüttelte ich nochmal an der Tür, aber nichts tat sich.
Langsam wanderte mein Blick zu der großen Uhr, die man in diesem überfüllten Flur noch kaum erkennen konnte.
In fünf Minuten würde die Mittagspause beginnen.
Cara wartete bestimmt schon auf mich, damit wir die Zeit gemeinsam in der stickigen Cafeteria verbringen konnten.
Mit einem leichten Seufzer drehte ich mich schließlich von meinem Spind weg und steuerte durch die Masse an Schülern, die wie wild von einem Flur in den nächsten liefen.
„Hey Kylie!", rief auf einmal eine Stimme worauf ich mich verwundert umdrehte.
Hinter mir stand Hunter und blickte mich neugierig von oben an.
Wir kannten uns von früher, da er mit Cole befreundet war und das auch leider immer noch sein musste.
Dies war schonmal ein Grund mehr warum ich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte.
Zwar gingen Cole und ich jetzt getrennte Wege, aber die Chance dass ich ihm über den Weg laufen würde wenn ich was mit Hunter machte, war trotzdem da.
Und auf die würde ich gerne verzichten.
Zum anderen konnte Hunter auch sehr aufdringlich sein, was manchmal echt nervte.
„Hast du Lust auf eine Party am Wochenende zu kommen? In der alten Fabrik?"
„Ähm...als eigentlich hatte ich schon was vor", entgegnete ich und hob abwehrend die Hände.
„Das kannst du doch bestimmt verschieben"
Ich wollte erneut ansetzten etwas zu erwidern, aber da hatte er mir schon wortwörtlich einen Flyer ins Gesicht geklatscht.
Etwas wütend nahm ich den Zettel und ließ meinen Blick drüber wandern.
Neon Party in der Alten Fabrik. Samstag 23 Uhr
War in Großbuchstaben auf das Stückpapier gedruckt.
„Also was ist nun?", riss Hunter meinen Blick von dem Zettel weg.
„Kommst du?"
Warum wollte er denn nicht verstehen, dass ich keine Lust hatte auf seine nervige Party zu gehen?
Wenn er mir also nicht zuhörte, musste ich ihm das wohl anders klar machen.
Ich legte meinen Kopf leicht schief und lächelte ihn etwas an, worauf sich ebenfalls ein Grinsen auf seinem Gesicht bildete.
Dann zerknüllte ich den Flyer in meiner Hand und warf ihn über meinen Rücken.
„Ich denke mal dir ist jetzt klar, was ich von deiner Party halte", flötete ich und sah wie er nur verwundert auf den Boden schaute, wo der Zettel aufgekommen war.
„Aber keine Sorge, du findest bestimmt noch andere Mädchen, die sich von dir flachlegen lassen. Jedoch werde ich nie ein von diesen sein"
Dann lächelte ich ihn gehässig an und verschwand schließlich mit schnellen Schritte in der Menschenmasse, die sich langsam auf den Weg zur Cafeteria machte.
Wenn er ernsthaft gedacht hatte, dass ich auf eine seiner Partys kommen würde, dann hatte er sich aber ordentlich geschnitten.
Die Saufkonzerte von Coles Freunden mied ich schon seit sechs Monaten, da sollte ihm doch klar sein, dass ich keine Ausnahmen machte.
———
Leider ist das hier das letzte Kapitel der Lesenacht. Aber es hat mir trotzdem verdammt viel Spaß gemacht <3
Und ich hoffe euch natürlich auch.
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