Jealous
Zu viert machten wir uns auf den Weg zur Golden Gate Bridge, in dessen Nähe die Eröffnung stattfinden würde. Da wir mittlerweile in San Francisco wohnten konnten wir zu Fuß zur Bridge laufen. Da es inzwischen fast Sommer war, strich ein lauer Wind durch die Straßen der Großstadt. Die Techniker des Silicon Valley hatten es glücklicherweise geschafft das Stromnetz wiederherzustellen, weshalb die Straßen beleuchtet waren. Trotzdem war ich durchaus froh darüber, dass wir in Begleitung zweier Kriegerengel waren, immerhin würden die Straßengangs dann nicht auf die Idee kommen uns zu nahe zu kommen.
Natürlich freute ich mich darauf endlich mal wieder auszugehen wie vor der Apokalypse, doch ich fühlte mich unwohl dabei, Paige und meine Mutter allein zu lassen. Immer wenn ich sie während der Invasion allein gelassen hatte, war etwas schlimmes passiert und ich hatte mitten unter einer Horde Engeln nach ihnen suchen müssen. Nur Raffe hatte mich mit dem Einwand überreden können, dass er zwei Kundschafter als Wachen abgestellt hatte um auf sie aufzupassen, was mich immerhin ein wenig beruhigt hatte.
Nach etwa einer halben Stunde zu Fuß waren wir endlich dort und die Party der Zwillinge war schon im vollen Gange. Kaum hatten wir das Schulgebäude betreten, dessen große Sporthalle als Partylokation herhielt, packte mich May am Arm und zog uns weg von den Männern und auf die Tanzfläche.
Ich hatte Probleme mich zu entspannen und erinnerte mich immer wieder an das Hotel in der Area, in dessen Untergeschoss ich beinahe gestorben wäre. Irgendwann schaffte ich es mich von der Musik mitreißen zu lassen. Während ich zu sämtlichen Liedern, die in der alten Welt aktuell waren, tanzte hatte uns May wenige Stunden später schon einige Gläser Whisky besorgt. Obwohl der Whisky wirklich widerlich war tat es gut sich über nichts Sorgen machen zu müssen und mein Körper fühlte sich so wunderbar leicht an.
Ich hatte keine Ahnung wo Raffe und Howler waren, doch ich wusste sie beobachteten uns von Weitem. May schien sich genauso wenig Sorgen um Howler zu machen, immerhin kannte sie ihn genauso gut wie ich Raffe kannte und wenn man eines über die Kriegerengel sagen konnte, dann das sie treu waren.
Wir hatten die Zeit aus den Augen verloren und irgendwann konnte ich auch May nicht mehr sehen. Ich vermutete, dass sie erneut Getränke holen würde, als sich plötzlich von hinten starke Hände auf meine Hüften legten.
Die Hände ignorierend tanzte ich einfach weiter zur Melodie des Liedes. Als die Hände von meinen Hüften auf meinen Bauch wanderten und mich gegen einen männlichen Körper drückten, drang das alles endlich in meinen Kopf. Sofort erkannte ich, dass es nicht Raffe war, denn er war immer wärmer als jeder Mensch. Kaum hatte ich dies bemerkt versuchte ich mich aus dem Griff des Mannes zu winden, bis mir schwindlig wurde vom vielen Alkohol. Plötzlich waren die Hände verschwunden und noch bevor ich herumwirbelte ahnte ich was los war. Ein gewisser Erzengel mit Dämonenschwingen stand mit dem Rücken zu mir und hatten den blonden Typen, der mich angefasst hatte, am Kragen gepackt. "Fass sie noch einmal an und du wirst dir wünschen, dass du nie geboren worden bist." Raffe knurrte bedrohlich, während er den Typen beinahe vom Boden abheben ließ. Ich zweifelte nicht daran, dass Raffe seine Drohung wahr machen würde. Im Moment war mein Kopf jedoch ein wenig umnebelt, trotzdem musste ich Raffe davon abhalten diesen Kerl umzubringen. Mit wackligen Schritten trat ich an Raffes Seite und umklammerte seinen Oberarm. Widerwillig löste er seinen mörderischen Blick von dem blonden Kerl und sah ziemlich sauer auf mich herab. "Lass ihn los. Ich hatte alles im Griff." Dies schien ihn nur noch wütender zu machen, trotzdem ließ er den Typen los, welcher sofort die Flucht ergriff. "Alles im Griff?! Natürlich!" Mit beinahe schwarzen Augen blickte er mich an. "Wir sollten jetzt gehen." Kaum hatte er das gesagt, packte er meinen Arm und zog mich hinter sich her.
War das verdammt nochmal sein Ernst?!
Mit einem kräftigen Ruck entzog ich ihm meinen Arm. Natürlich hätte er mich auch weiterhin festhalten können, doch dann hätte er mir weh getan und das war ihm durchaus bewusst. "Was soll das, Raffe?! Es ist doch alles in Ordnung, wieso machst du so eine Szene?!" Auch wenn ich ein bisschen lallte und mein Kopf sich noch immer anfühlte wie in Watte gepackt, versuchte ich so selbstsicher wie möglich aufzutreten. "Ist das dein Ernst?!" Er versuchte seine Stimme so leise wie möglich zu halten, auch wenn ihm anzusehen war, dass er versuchte seine Wut zu zügeln. "Ja, Raffe! Das ist mein Ernst! Ich kann auf mich selbst aufpassen!"
Dies brachte das Fass wohl zum Überlaufen, denn seine Augen wurden hart und Raffe wich einen Schritt vor mir zurück. "Schön. Ich verschwinde." Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand in der Menschenmenge, während ich ziemlich perplex zurückblieb und ihm ungläubig hinterher sah.
Jemand rempelte mich an und riss mich somit aus meiner Starre. Derjenige der in mich reingelaufen war, war May welche mich nun besorgt ansah. "Alles klar bei dir?" Ich konnte sie kaum verstehen, weil sie so sehr lallte. Noch ein wenig verwirrt nickte ich und sah Howler, welcher nur wenige Schritte entfernt stand und nun auf uns zu trat um mir die schwankende May abzunehmen. "Wir gehen jetzt, kommst du klar?" Immerhin war Howler noch bei klarem Verstand. Auch dieses Mal konnte ich nur geistesabwesend nicken. May umarmte mich noch einmal kurz und Howler warf mir einen mitleidigen Blick zu, bevor mich auch die Beide auf der Party allein ließen.
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