"lennart?"

louis räusperte sich, denn irgendwie war es ungewohnt, hier allein an dem grab harrys bruders zu stehen und nun jetzt zu ihm zu sprechen, anstatt harry zu trösten. trotzdem gab er sich einen ruck, indem er einmal tief durchatmete, bevor er erneut sprach:

"ich mach mir sorgen um harry. seit einigen wochen isst er kaum noch etwas und hat schon abgenommen. ich höre ihn nachts, wenn er im bad weinend zusammenbricht, aber irgendwie habe ich jedes mal angst, zu ihm zu gehe, um ihn zu trösten, auch wenn das feige und falsch ist.

schließlich bin ich sein verlobter und sollte für ihn da sein, wenn es ihm schlecht geht, oder? doch ich... ich hab die befürchtung, selbst zusammenzubrechen. weißt du, ich hab harry nie von meinen abgründen erzählt, weil ich ihn nicht belasten wollte. ich wollte eine fröhliche welt für uns schaffen.

er sagt immer, ich sei sein engel. dass ich ihn rette. dabei weiß er glaub ich nicht, wie oft er mich rettet.

in der nacht vor ungefähr sechs jahren war ich mit der bahn nicht auf dem weg nachhause, sondern zur brücke. ich wollte springen. er jedoch hat mich abgelenkt, und als er morgens in meinem schoß eingeschlafen ist, war es um mich geschehen: ich war verliebt.

wahrscheinlich meinte ich es nicht so wirklich ernst mit meinem sprung, denn wenn ich es zu hundert prozent gewollt hätte, hätte auch dieser wunderbare mann mich nicht davon abgehalten, aber so hat er mich gerettet.

lennart, du hast einen wundervollen kleinen bruder, das kannst du mir glauben. er ist unfassbar schön und unglaublich witzig. und wahrscheinlich das größte herz der welt hat. ich vergöttere seine stimme, die mich oft in den schlaf singt. ich liebe seine schlüsselbeine, die sich von seiner brust abheben, und auf die ich immer knutschflecken setze. seine hand zu halten beruhigt mich in jeder noch so aufregenden situation, und ich liebe es, mit seinen ringen zu spielen, oder seine tattoos nachzufahren, ihre bedeutungen genauestens zu kennen."

der blauäugige ging schluchzend in die knie und legte seine hände auf die erde von lennarts grab, als könne er dadurch dessen anwesenheit spüren.

"er ist mein ein und alles. mein mondlicht. mein sonnenschein. wir hatten mal spitznamen füreinander: er war schnee und ich war flocke. zusammen waren wir schneeflocke. füreinander geschaffen.

verdammt, ich will wissen, was in ihm vorgeht, warum er seit neuestem so viel schweigt. ich bin doch sein engel, ich sollte doch in der lage sein, ihn noch einmal zu retten, jetzt, wo er mich wirklich zu brauchen scheint."

und plötzlich machten die wolken am himmel der sonne platz - louis wusste, was zu tun war. mit einem letzten blick zu lennarts grabstein stand er wieder auf, um nun endlich harry in den arm zu nehmen, damit er ihm sagte, was los war.

würde das kapitel jetzt ja lennart widmen, aber der würde es nie lesen. aber ich liebe dich, bruderherz ❤

gute nacht meine lieben. ✨🎀